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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und, nachdem er allda
Es geschah auch in kurtzem, daß der Bürgermei-
ster los gelassen wurde; und, wie er mir gesaget,
so war es bey seiner Ranzionirung ergangen.
Es hatte die Stadt noch einmal so viel gekostet,
als sonsten, wenn er nicht gegenwärtig gewesen.
Er kam kurtz darauf, und nach den Weyh-
nachts-Feyertagen nach Breßlau, und alß ich
ihm aufwartete, und mich vor die Predigt be-
danckte, so war er so genereux, und zahlte mir
von seinem eigenen, 15. harte Thaler aus, damit
ich wieder nach Leipzig ziehen könte.

Anno 1707.
§. 89.

Jch machte auch gleich dazu Anstalt, doch
wolte ich gerne erst einmahl in der Stadt predi-
gen, um die übele Nach-Rede zu widerlegen, als
ob mir die Cantzel wäre verboten worden. Aber
siehe, Herr Inspector Neumann war noch un-
versöhnt; und ob er gleich durch den Brief war
von meiner Unschuld überführet worden, und
daß das keinen Grund hätte, wessen er mich be-
zichtiget; so verfiel er doch auf eine neue Inven-
tion,
wo nicht meine Predigt in Breßlau, doch
einst meine Promotion zum Predigt-Amte zu
hindern, und schwer zu machen. Er wuste
wohl, was das in unserer Kirche bey einem
Candidato Ministerii zu sagen hat, wenn er

wegen
D d 4

und, nachdem er allda
Es geſchah auch in kurtzem, daß der Buͤrgermei-
ſter los gelaſſen wurde; und, wie er mir geſaget,
ſo war es bey ſeiner Ranzionirung ergangen.
Es hatte die Stadt noch einmal ſo viel gekoſtet,
als ſonſten, wenn er nicht gegenwaͤrtig geweſen.
Er kam kurtz darauf, und nach den Weyh-
nachts-Feyertagen nach Breßlau, und alß ich
ihm aufwartete, und mich vor die Predigt be-
danckte, ſo war er ſo genereux, und zahlte mir
von ſeinem eigenen, 15. harte Thaler aus, damit
ich wieder nach Leipzig ziehen koͤnte.

Anno 1707.
§. 89.

Jch machte auch gleich dazu Anſtalt, doch
wolte ich gerne erſt einmahl in der Stadt predi-
gen, um die uͤbele Nach-Rede zu widerlegen, als
ob mir die Cantzel waͤre verboten worden. Aber
ſiehe, Herr Inſpector Neumann war noch un-
verſoͤhnt; und ob er gleich durch den Brief war
von meiner Unſchuld uͤberfuͤhret worden, und
daß das keinen Grund haͤtte, weſſen er mich be-
zichtiget; ſo verfiel er doch auf eine neue Inven-
tion,
wo nicht meine Predigt in Breßlau, doch
einſt meine Promotion zum Predigt-Amte zu
hindern, und ſchwer zu machen. Er wuſte
wohl, was das in unſerer Kirche bey einem
Candidato Miniſterii zu ſagen hat, wenn er

wegen
D d 4
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[423/0469] und, nachdem er allda Es geſchah auch in kurtzem, daß der Buͤrgermei- ſter los gelaſſen wurde; und, wie er mir geſaget, ſo war es bey ſeiner Ranzionirung ergangen. Es hatte die Stadt noch einmal ſo viel gekoſtet, als ſonſten, wenn er nicht gegenwaͤrtig geweſen. Er kam kurtz darauf, und nach den Weyh- nachts-Feyertagen nach Breßlau, und alß ich ihm aufwartete, und mich vor die Predigt be- danckte, ſo war er ſo genereux, und zahlte mir von ſeinem eigenen, 15. harte Thaler aus, damit ich wieder nach Leipzig ziehen koͤnte. Anno 1707. §. 89. Jch machte auch gleich dazu Anſtalt, doch wolte ich gerne erſt einmahl in der Stadt predi- gen, um die uͤbele Nach-Rede zu widerlegen, als ob mir die Cantzel waͤre verboten worden. Aber ſiehe, Herr Inſpector Neumann war noch un- verſoͤhnt; und ob er gleich durch den Brief war von meiner Unſchuld uͤberfuͤhret worden, und daß das keinen Grund haͤtte, weſſen er mich be- zichtiget; ſo verfiel er doch auf eine neue Inven- tion, wo nicht meine Predigt in Breßlau, doch einſt meine Promotion zum Predigt-Amte zu hindern, und ſchwer zu machen. Er wuſte wohl, was das in unſerer Kirche bey einem Candidato Miniſterii zu ſagen hat, wenn er wegen D d 4

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/469>, abgerufen am 27.04.2024.