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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Will die Vocation
nicht genöthiget hätte, an andere Dinge zu ge-
dencken.

Anno 1711.
§. 111.

Diese äußerliche Versuchung war die Vo-
cation
zu dem Rectorat nach Hirschberg in
Schlesien, welche ich im Advent bekam, gleich
da es an dem war, daß man mir die Voca-
tion
in die Peters-Kirche ehestens einhändigen
solte. Damahls war unter den Candidatis
Ministerii
ein Leipziger: Bürgermeister Gräve
war sein Pathe, und bey D. Günthern gieng
er an Tisch. Seine Mutter, so eine Witt-
we, und die Frau D. Güntherin, waren Her-
tzens-Freundinne zusammen. Diese seine
Gönner und Gönnerinnen fasten einen An-
schlag, und sannen auf Mittel, wie sie densel-
ben in Leipzig behalten, und bey der Peters-
Kirche, mit deren Bau man schon ziemlich weit
gekommen war, anbringen möchten. Jch
stund ihnen im Wege, und also musten sie vor
allen Dingen wünschen, daß ich anderwärts
möchte befördert werden. D. Plaz war mein
gröster Patron, und schon vor zwey Jahren eine
der Haupt-Ursachen von meiner Erwehlung
gewesen. Diesen muste man suchen zu ge-
winnen, worzu sich auch gar gute Gelegenheit

ereig-

Will die Vocation
nicht genoͤthiget haͤtte, an andere Dinge zu ge-
dencken.

Anno 1711.
§. 111.

Dieſe aͤußerliche Verſuchung war die Vo-
cation
zu dem Rectorat nach Hirſchberg in
Schleſien, welche ich im Advent bekam, gleich
da es an dem war, daß man mir die Voca-
tion
in die Peters-Kirche eheſtens einhaͤndigen
ſolte. Damahls war unter den Candidatis
Miniſterii
ein Leipziger: Buͤrgermeiſter Graͤve
war ſein Pathe, und bey D. Guͤnthern gieng
er an Tiſch. Seine Mutter, ſo eine Witt-
we, und die Frau D. Guͤntherin, waren Her-
tzens-Freundinne zuſammen. Dieſe ſeine
Goͤnner und Goͤnnerinnen faſten einen An-
ſchlag, und ſannen auf Mittel, wie ſie denſel-
ben in Leipzig behalten, und bey der Peters-
Kirche, mit deren Bau man ſchon ziemlich weit
gekommen war, anbringen moͤchten. Jch
ſtund ihnen im Wege, und alſo muſten ſie vor
allen Dingen wuͤnſchen, daß ich anderwaͤrts
moͤchte befoͤrdert werden. D. Plaz war mein
groͤſter Patron, und ſchon vor zwey Jahren eine
der Haupt-Urſachen von meiner Erwehlung
geweſen. Dieſen muſte man ſuchen zu ge-
winnen, worzu ſich auch gar gute Gelegenheit

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[496/0542] Will die Vocation nicht genoͤthiget haͤtte, an andere Dinge zu ge- dencken. Anno 1711. §. 111. Dieſe aͤußerliche Verſuchung war die Vo- cation zu dem Rectorat nach Hirſchberg in Schleſien, welche ich im Advent bekam, gleich da es an dem war, daß man mir die Voca- tion in die Peters-Kirche eheſtens einhaͤndigen ſolte. Damahls war unter den Candidatis Miniſterii ein Leipziger: Buͤrgermeiſter Graͤve war ſein Pathe, und bey D. Guͤnthern gieng er an Tiſch. Seine Mutter, ſo eine Witt- we, und die Frau D. Guͤntherin, waren Her- tzens-Freundinne zuſammen. Dieſe ſeine Goͤnner und Goͤnnerinnen faſten einen An- ſchlag, und ſannen auf Mittel, wie ſie denſel- ben in Leipzig behalten, und bey der Peters- Kirche, mit deren Bau man ſchon ziemlich weit gekommen war, anbringen moͤchten. Jch ſtund ihnen im Wege, und alſo muſten ſie vor allen Dingen wuͤnſchen, daß ich anderwaͤrts moͤchte befoͤrdert werden. D. Plaz war mein groͤſter Patron, und ſchon vor zwey Jahren eine der Haupt-Urſachen von meiner Erwehlung geweſen. Dieſen muſte man ſuchen zu ge- winnen, worzu ſich auch gar gute Gelegenheit ereig-

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/542>, abgerufen am 26.04.2024.