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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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übt sich im Hebräischen,
geneigte Seele war; welches Studium Polemicum
auch mein liebstes, und gröstes Privat-Studium in
meinem gantzen Leben gewesen. Das, was ich
von diesem Manne in Theologicis gelernet, kam
mir nach der Zeit auch trefflich zu statten, wenn
ich als ein Primaner mit andern von unsern Gy-
mnasiast
en in die Bier-Häuser gieng, und mich,
wie es damals unter uns Schul-Purschen gar
gewöhnlich war, mit den Catholischen Studen-
ten herum disputirte; da denn die anwesenden
Bürger, und Gäste von unserer Religion uns
manche Ehre anthaten, so offt wir uns tapffer
hielten, und die Päbstischen Studenten eintrie-
ben, und zum stillschweigen brachten. Jm
Hebräischen hatte ich nun schon fertig analysiren
gelernet, mehr als die Studiosi hier in einem Col-
legio hebraico fundamentali
insgemein zu lernen
pflegen; so daß, da ich zu dem Herrn Acoluth
ins Haus kam, ich vor mich selbst die Historicos
ohne die teutsche Version dabey zu haben, lesen
und übersetzen kunte. Ja, da der Herr Magister
das andere Jahr drauf An. 1692. seinen Prima-
n
ern, (denn er war Professor Linguae Ebraeae,)
ein Collegium Accentuatorium zu Hause hielt,
so faßte ich die Accentuation, obwol nur noch als
ein Secundaner, und sein Famulus, so wohl, daß
ich auch hernach auf der Universität An. 1706.
da die Schweden nach Sachsen kamen, ein

Golle-
E 3

uͤbt ſich im Hebraͤiſchen,
geneigte Seele war; welches Studium Polemicum
auch mein liebſtes, und groͤſtes Privat-Studium in
meinem gantzen Leben geweſen. Das, was ich
von dieſem Manne in Theologicis gelernet, kam
mir nach der Zeit auch trefflich zu ſtatten, wenn
ich als ein Primaner mit andern von unſern Gy-
mnaſiaſt
en in die Bier-Haͤuſer gieng, und mich,
wie es damals unter uns Schul-Purſchen gar
gewoͤhnlich war, mit den Catholiſchen Studen-
ten herum diſputirte; da denn die anweſenden
Buͤrger, und Gaͤſte von unſerer Religion uns
manche Ehre anthaten, ſo offt wir uns tapffer
hielten, und die Paͤbſtiſchen Studenten eintrie-
ben, und zum ſtillſchweigen brachten. Jm
Hebraͤiſchen hatte ich nun ſchon fertig analyſiren
gelernet, mehr als die Studioſi hier in einem Col-
legio hebraico fundamentali
insgemein zu lernen
pflegen; ſo daß, da ich zu dem Herrn Acoluth
ins Haus kam, ich vor mich ſelbſt die Hiſtoricos
ohne die teutſche Verſion dabey zu haben, leſen
und uͤberſetzen kunte. Ja, da der Herr Magiſter
das andere Jahr drauf An. 1692. ſeinen Prima-
n
ern, (denn er war Profeſſor Linguæ Ebrææ,)
ein Collegium Accentuatorium zu Hauſe hielt,
ſo faßte ich die Accentuation, obwol nur noch als
ein Secundaner, und ſein Famulus, ſo wohl, daß
ich auch hernach auf der Univerſitaͤt An. 1706.
da die Schweden nach Sachſen kamen, ein

Golle-
E 3
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[69/0115] uͤbt ſich im Hebraͤiſchen, geneigte Seele war; welches Studium Polemicum auch mein liebſtes, und groͤſtes Privat-Studium in meinem gantzen Leben geweſen. Das, was ich von dieſem Manne in Theologicis gelernet, kam mir nach der Zeit auch trefflich zu ſtatten, wenn ich als ein Primaner mit andern von unſern Gy- mnaſiaſten in die Bier-Haͤuſer gieng, und mich, wie es damals unter uns Schul-Purſchen gar gewoͤhnlich war, mit den Catholiſchen Studen- ten herum diſputirte; da denn die anweſenden Buͤrger, und Gaͤſte von unſerer Religion uns manche Ehre anthaten, ſo offt wir uns tapffer hielten, und die Paͤbſtiſchen Studenten eintrie- ben, und zum ſtillſchweigen brachten. Jm Hebraͤiſchen hatte ich nun ſchon fertig analyſiren gelernet, mehr als die Studioſi hier in einem Col- legio hebraico fundamentali insgemein zu lernen pflegen; ſo daß, da ich zu dem Herrn Acoluth ins Haus kam, ich vor mich ſelbſt die Hiſtoricos ohne die teutſche Verſion dabey zu haben, leſen und uͤberſetzen kunte. Ja, da der Herr Magiſter das andere Jahr drauf An. 1692. ſeinen Prima- nern, (denn er war Profeſſor Linguæ Ebrææ,) ein Collegium Accentuatorium zu Hauſe hielt, ſo faßte ich die Accentuation, obwol nur noch als ein Secundaner, und ſein Famulus, ſo wohl, daß ich auch hernach auf der Univerſitaͤt An. 1706. da die Schweden nach Sachſen kamen, ein Golle- E 3

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/115>, abgerufen am 27.04.2024.