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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Und des Satans Betrug.
verbotnen Baum/ anzuschauen/ was lieb-
lich anzusehen und gut zu essen
ist. Die
Lustbegier muß uns einnehmen/ daß wir
den verbotnen für einen lustigen Baum
ansehen.

51 Also führte und verführte der Teu-
fel den Schlemmer/ der nun bei ihm in
der Hölle sitzet. Dieser suchete allein die
Sinnen-Weide und Bauchfülle/ die Sauf-
nnd Sau-gelage und Prachthülle. Augen
und Ohren ergezten sich/ mit üppiger Ge-
sellschaft und ihren Gesprächen. Er klei-
dete sich köstlich/ und lebte Tag für Tag her-
lich und in Freuden. Da wurde/ die edle
Zeit und das Gut/ die man zur Ehre Got-
tes verwenden/ und das man unter arme
Nächsten verspenden sollen/ verfressen/ ver-
saffen/ verspielet und verbuhlet. Er nah-
me das Linsengericht wie Esau/ und ver-
schlunge mit Huren/ sein Theil in diesem
Leben/ sein Mütterliches Erd-Erbe. Er
ließe sich durch eitle Schönheiten/ die nur
schöne Häute und Sodomäpfel sind/ voll
Stank und Staub/ daran man den Tod
naschet/ zur Wollust reitzen/ und zur Hölle
reissen. Und daselbst muste er den harten
Spruch hören: Du hast dein Gutes em-
pfangen in jenem Leben/ nun wirst du
gepeinigt.

52 Hie-

Und des Satans Betrug.
verbotnen Baum/ anzuſchauen/ was lieb-
lich anzuſehen und gut zu eſſen
iſt. Die
Luſtbegier muß uns einnehmen/ daß wir
den verbotnen fuͤr einen luſtigen Baum
anſehen.

51 Alſo fuͤhrte und verfuͤhrte der Teu-
fel den Schlemmer/ der nun bei ihm in
der Hoͤlle ſitzet. Dieſer ſuchete allein die
Sinnen-Weide und Bauchfuͤlle/ die Sauf-
nnd Sau-gelage und Prachthuͤlle. Augen
und Ohren ergezten ſich/ mit uͤppiger Ge-
ſellſchaft und ihren Geſpraͤchen. Er klei-
dete ſich koͤſtlich/ und lebte Tag fuͤr Tag her-
lich und in Freuden. Da wurde/ die edle
Zeit und das Gut/ die man zur Ehre Got-
tes verwenden/ und das man unter arme
Naͤchſten verſpenden ſollen/ verfreſſen/ ver-
ſaffen/ verſpielet und verbuhlet. Er nah-
me das Linſengericht wie Eſau/ und ver-
ſchlunge mit Huren/ ſein Theil in dieſem
Leben/ ſein Muͤtterliches Erd-Erbe. Er
ließe ſich durch eitle Schoͤnheiten/ die nur
ſchoͤne Haͤute und Sodomaͤpfel ſind/ voll
Stank und Staub/ daran man den Tod
naſchet/ zur Wolluſt reitzen/ und zur Hoͤlle
reiſſen. Und daſelbſt muſte er den harten
Spruch hoͤren: Du haſt dein Gutes em-
pfangen in jenem Leben/ nun wirſt du
gepeinigt.

52 Hie-
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[155/0183] Und des Satans Betrug. verbotnen Baum/ anzuſchauen/ was lieb- lich anzuſehen und gut zu eſſen iſt. Die Luſtbegier muß uns einnehmen/ daß wir den verbotnen fuͤr einen luſtigen Baum anſehen. 51 Alſo fuͤhrte und verfuͤhrte der Teu- fel den Schlemmer/ der nun bei ihm in der Hoͤlle ſitzet. Dieſer ſuchete allein die Sinnen-Weide und Bauchfuͤlle/ die Sauf- nnd Sau-gelage und Prachthuͤlle. Augen und Ohren ergezten ſich/ mit uͤppiger Ge- ſellſchaft und ihren Geſpraͤchen. Er klei- dete ſich koͤſtlich/ und lebte Tag fuͤr Tag her- lich und in Freuden. Da wurde/ die edle Zeit und das Gut/ die man zur Ehre Got- tes verwenden/ und das man unter arme Naͤchſten verſpenden ſollen/ verfreſſen/ ver- ſaffen/ verſpielet und verbuhlet. Er nah- me das Linſengericht wie Eſau/ und ver- ſchlunge mit Huren/ ſein Theil in dieſem Leben/ ſein Muͤtterliches Erd-Erbe. Er ließe ſich durch eitle Schoͤnheiten/ die nur ſchoͤne Haͤute und Sodomaͤpfel ſind/ voll Stank und Staub/ daran man den Tod naſchet/ zur Wolluſt reitzen/ und zur Hoͤlle reiſſen. Und daſelbſt muſte er den harten Spruch hoͤren: Du haſt dein Gutes em- pfangen in jenem Leben/ nun wirſt du gepeinigt. 52 Hie-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/183>, abgerufen am 26.04.2024.