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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Betrachtung
und Reichtum samlen; daß wir/ nach
dieses Lebens eitler Ehre und schnöden
Wollüsten/ streben; daß wir unser Ge-
dächtnis mit eitlem Wissen anfüllen. Diß
ist/ in der Jugend unsere Hoffnung/ und
im Alter unsere Arbeit. Und wer ist so
redseelig/ daß er uns diese Torheit aus
dem Sinn rede?

3 Wir sind/ Gott zu ehren und ihm zu
dienen/ erschaffen. Können wir nicht/
wie wir billig solten/ das ganze Leben/ so
sollen wir doch/ wie wir wol können/ ein
Theil desselben/ dieser Schuldigkeit wid-
men. Jst es nicht die ganze Woche: so sei
es doch ein Tag in der Woche. Wir sollen ja
von der Zeit/ die uns Gott gibet/ ihm etwas
wiedergeben. Wir müßen/ von unsern
Wochen Tagen/ auch der Seele und unsrer
Seeligkeit einen zueignen. Wann wir Sechs
Tage arbeiten/ und den Siebenden mit
irdischen und sündlichen Belustigungen
verbringen: was bleibt uns dann zur Be-
ehrung Gottes und zur Seel-Sorge
übrig? Wann diß Gute am Sonntag nicht
geschihet/ so bleibt es/ das ganze Jahr
durch/ ungeschehen.

4 Unsre Wochen-Arbeit/ und die ge-
wönliche Sonntags-Ergetzungen/ dienen
nur zu des Leibes Notturft und Belüsten.

Nun

Betrachtung
und Reichtum ſamlen; daß wir/ nach
dieſes Lebens eitler Ehre und ſchnoͤden
Wolluͤſten/ ſtreben; daß wir unſer Ge-
daͤchtnis mit eitlem Wiſſen anfuͤllen. Diß
iſt/ in der Jugend unſere Hoffnung/ und
im Alter unſere Arbeit. Und wer iſt ſo
redſeelig/ daß er uns dieſe Torheit aus
dem Siñ rede?

3 Wir ſind/ Gott zu ehren und ihm zu
dienen/ erſchaffen. Koͤnnen wir nicht/
wie wir billig ſolten/ das ganze Leben/ ſo
ſollen wir doch/ wie wir wol koͤnnen/ ein
Theil deſſelben/ dieſer Schuldigkeit wid-
men. Jſt es nicht die ganze Woche: ſo ſei
es doch ein Tag in der Woche. Wir ſollen ja
von der Zeit/ die uns Gott gibet/ ihm etwas
wiedergeben. Wir muͤßen/ von unſern
Wochen Tagen/ auch der Seele und unſrer
Seeligkeit einen zueignen. Wañ wir Sechs
Tage arbeiten/ und den Siebenden mit
irdiſchen und ſuͤndlichen Beluſtigungen
verbringen: was bleibt uns dañ zur Be-
ehrung Gottes und zur Seel-Sorge
uͤbrig? Wañ diß Gute am Sonntag nicht
geſchihet/ ſo bleibt es/ das ganze Jahr
durch/ ungeſchehen.

4 Unſre Wochen-Arbeit/ und die ge-
woͤnliche Sonntags-Ergetzungen/ dienen
nur zu des Leibes Notturft und Beluͤſten.

Nun
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[16/0042] Betrachtung und Reichtum ſamlen; daß wir/ nach dieſes Lebens eitler Ehre und ſchnoͤden Wolluͤſten/ ſtreben; daß wir unſer Ge- daͤchtnis mit eitlem Wiſſen anfuͤllen. Diß iſt/ in der Jugend unſere Hoffnung/ und im Alter unſere Arbeit. Und wer iſt ſo redſeelig/ daß er uns dieſe Torheit aus dem Siñ rede? 3 Wir ſind/ Gott zu ehren und ihm zu dienen/ erſchaffen. Koͤnnen wir nicht/ wie wir billig ſolten/ das ganze Leben/ ſo ſollen wir doch/ wie wir wol koͤnnen/ ein Theil deſſelben/ dieſer Schuldigkeit wid- men. Jſt es nicht die ganze Woche: ſo ſei es doch ein Tag in der Woche. Wir ſollen ja von der Zeit/ die uns Gott gibet/ ihm etwas wiedergeben. Wir muͤßen/ von unſern Wochen Tagen/ auch der Seele und unſrer Seeligkeit einen zueignen. Wañ wir Sechs Tage arbeiten/ und den Siebenden mit irdiſchen und ſuͤndlichen Beluſtigungen verbringen: was bleibt uns dañ zur Be- ehrung Gottes und zur Seel-Sorge uͤbrig? Wañ diß Gute am Sonntag nicht geſchihet/ ſo bleibt es/ das ganze Jahr durch/ ungeſchehen. 4 Unſre Wochen-Arbeit/ und die ge- woͤnliche Sonntags-Ergetzungen/ dienen nur zu des Leibes Notturft und Beluͤſten. Nun

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/42>, abgerufen am 26.04.2024.