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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Prüfung des Gewissens.
Ob man den Kampf wider die Feinde des
Göttlichen Reichs und Willens mit glaubi-
ger Grosmut angetreten/ und mlt Bestän-
digkeit fortgesetzet? Ob man den Göttli-
chen Segen mit Danksagung empfangen/
zur eigenen Notdurft/ und Erleichterung
des dürftigen Nächsten angewendet: oder
mit Pracht und Füllerey verschwendet?
Ob man die Sonne nicht habe über seinen
Zorn untergehen lassen/ und einen Mörder
zum Schlaff-Gesellen aufbehalten? Ob
man die Welt-Eitelkeit und ihre Schein-
Güter den ewigen Seelen-Schätzen nicht
vorgezogen? Kürtzlich: ob man den Tag
mit dem Lobe Gottes angefangen/ in dessen
Dienste/ zu Nutz des Nächstens/ fortge-
gestellet/ und darinnen geendet habe?

6 So fleissige Haus-Vätter ihre Tag-
Bücher halten/ Einnam und Ausgab/ Schul-
den und Gegen-Schulden einzeichnen/ und
täglich Abends berechnen/ ob ihnen Gewinn
oder Verlust bleibe: Warum durchsuchen
wir nicht vielmehr unser Gewissen-Regi-
ster/ und sorschen unser Wesen; ob wir an
Seelen-Reichthum ab- oder zugenommen
haben? Warum berechnen wir nicht zeit-
lich unsere Sünden-Schulden? Lange
Rechnungen sind die verworrenste. Dem
Aufschieben folget Weitläufftigkeit/ der

Weit-

Pruͤfung des Gewiſſens.
Ob man den Kampf wider die Feinde des
Goͤttlichen Reichs und Willens mit glaubi-
ger Grosmut angetreten/ und mlt Beſtaͤn-
digkeit fortgeſetzet? Ob man den Goͤttli-
chen Segen mit Dankſagung empfangen/
zur eigenen Notdurft/ und Erleichterung
des duͤrftigen Naͤchſten angewendet: oder
mit Pracht und Fuͤllerey verſchwendet?
Ob man die Sonne nicht habe uͤber ſeinen
Zorn untergehen laſſen/ und einen Moͤrder
zum Schlaff-Geſellen aufbehalten? Ob
man die Welt-Eitelkeit und ihre Schein-
Guͤter den ewigen Seelen-Schaͤtzen nicht
vorgezogen? Kuͤrtzlich: ob man den Tag
mit dem Lobe Gottes angefangen/ in deſſen
Dienſte/ zu Nutz des Naͤchſtens/ fortge-
geſtellet/ und darinnen geendet habe?

6 So fleiſſige Haus-Vaͤtter ihre Tag-
Buͤcher halten/ Eiñam und Ausgab/ Schul-
den und Gegen-Schulden einzeichnen/ und
taͤglich Abends berechnen/ ob ihnen Gewiñ
oder Verluſt bleibe: Warum durchſuchen
wir nicht vielmehr unſer Gewiſſen-Regi-
ſter/ und ſorſchen unſer Weſen; ob wir an
Seelen-Reichthum ab- oder zugenommen
haben? Warum berechnen wir nicht zeit-
lich unſere Suͤnden-Schulden? Lange
Rechnungen ſind die verworrenſte. Dem
Aufſchieben folget Weitlaͤufftigkeit/ der

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[396/0424] Pruͤfung des Gewiſſens. Ob man den Kampf wider die Feinde des Goͤttlichen Reichs und Willens mit glaubi- ger Grosmut angetreten/ und mlt Beſtaͤn- digkeit fortgeſetzet? Ob man den Goͤttli- chen Segen mit Dankſagung empfangen/ zur eigenen Notdurft/ und Erleichterung des duͤrftigen Naͤchſten angewendet: oder mit Pracht und Fuͤllerey verſchwendet? Ob man die Sonne nicht habe uͤber ſeinen Zorn untergehen laſſen/ und einen Moͤrder zum Schlaff-Geſellen aufbehalten? Ob man die Welt-Eitelkeit und ihre Schein- Guͤter den ewigen Seelen-Schaͤtzen nicht vorgezogen? Kuͤrtzlich: ob man den Tag mit dem Lobe Gottes angefangen/ in deſſen Dienſte/ zu Nutz des Naͤchſtens/ fortge- geſtellet/ und darinnen geendet habe? 6 So fleiſſige Haus-Vaͤtter ihre Tag- Buͤcher halten/ Eiñam und Ausgab/ Schul- den und Gegen-Schulden einzeichnen/ und taͤglich Abends berechnen/ ob ihnen Gewiñ oder Verluſt bleibe: Warum durchſuchen wir nicht vielmehr unſer Gewiſſen-Regi- ſter/ und ſorſchen unſer Weſen; ob wir an Seelen-Reichthum ab- oder zugenommen haben? Warum berechnen wir nicht zeit- lich unſere Suͤnden-Schulden? Lange Rechnungen ſind die verworrenſte. Dem Aufſchieben folget Weitlaͤufftigkeit/ der Weit-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/424>, abgerufen am 26.04.2024.