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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. 3. Aufl. Göttingen, 1824.

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***), und den
eigentlichen Zoophyten weder das eine
noch das andere zugeschrieben werden
kann, als bey welchen die Ernährung
wohl bloss durch unmittelbare Einsau-
gung des Nahrungssaftes aus ihrer Bauch-
höhle in das gallertartige parenchyma
ihres Körpers vor sich geht*).



***) Auch die Medusen haben kein Herz
und dennoch ein deutliches Circulations-
system von Arterien, und Venen. s.
Mitchill in Albers's amerikanischen
Annalen
. I. Heft. pag. 121.
*) Baker, Fontana, O. Fr. Müller und
mehrere berühmte Naturforscher haben
das dunkle Körperchen im Leibe des
Räderthiers (Vorticella rotatoria) für
ein Herz gehalten, ohngeachtet es will-
kürliche Bewegung hat, die sich nach
der wirbelnden, Bewegung der Sternrä-
derchen richtet. Vielmehr hat man durch
eine sonderbare petitio principii daraus
demonstriren wollen, dass es folglich
Thiere gebe, die ihr Herz ganz nach Will-
kür in Bewegung setzen oder ruhen lassen
könnten u. s. w. - Ich habe aber schon vor
40 Jahren gezeigt, dass dieses merkwürdige
Organ nichts weniger als ein Herz sey,
sondern zum Speisecanal gehöre.

***), und den
eigentlichen Zoophyten weder das eine
noch das andere zugeschrieben werden
kann, als bey welchen die Ernährung
wohl bloss durch unmittelbare Einsau-
gung des Nahrungssaftes aus ihrer Bauch-
höhle in das gallertartige parenchyma
ihres Körpers vor sich geht*).



***) Auch die Medusen haben kein Herz
und dennoch ein deutliches Circulations-
system von Arterien, und Venen. s.
Mitchill in Albers's amerikanischen
Annalen
. I. Heft. pag. 121.
*) Baker, Fontana, O. Fr. Müller und
mehrere berühmte Naturforscher haben
das dunkle Körperchen im Leibe des
Räderthiers (Vorticella rotatoria) für
ein Herz gehalten, ohngeachtet es will-
kürliche Bewegung hat, die sich nach
der wirbelnden, Bewegung der Sternrä-
derchen richtet. Vielmehr hat man durch
eine sonderbare petitio principii daraus
demonstriren wollen, dass es folglich
Thiere gebe, die ihr Herz ganz nach Will-
kür in Bewegung setzen oder ruhen lassen
könnten u. s. w. – Ich habe aber schon vor
40 Jahren gezeigt, dass dieses merkwürdige
Organ nichts weniger als ein Herz sey,
sondern zum Speisecanal gehöre.
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[248/0270] ***), und den eigentlichen Zoophyten weder das eine noch das andere zugeschrieben werden kann, als bey welchen die Ernährung wohl bloss durch unmittelbare Einsau- gung des Nahrungssaftes aus ihrer Bauch- höhle in das gallertartige parenchyma ihres Körpers vor sich geht *). ***) Auch die Medusen haben kein Herz und dennoch ein deutliches Circulations- system von Arterien, und Venen. s. Mitchill in Albers's amerikanischen Annalen. I. Heft. pag. 121. *) Baker, Fontana, O. Fr. Müller und mehrere berühmte Naturforscher haben das dunkle Körperchen im Leibe des Räderthiers (Vorticella rotatoria) für ein Herz gehalten, ohngeachtet es will- kürliche Bewegung hat, die sich nach der wirbelnden, Bewegung der Sternrä- derchen richtet. Vielmehr hat man durch eine sonderbare petitio principii daraus demonstriren wollen, dass es folglich Thiere gebe, die ihr Herz ganz nach Will- kür in Bewegung setzen oder ruhen lassen könnten u. s. w. – Ich habe aber schon vor 40 Jahren gezeigt, dass dieses merkwürdige Organ nichts weniger als ein Herz sey, sondern zum Speisecanal gehöre.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. 3. Aufl. Göttingen, 1824, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie_1824/270>, abgerufen am 29.04.2024.