sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ihnen, angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern ehr mit Schnecken-Schaalen vergleichen: nur daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird, und sich daher beym schnellen Wachstham und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*) die ungeheure Grösse und Menge derselben er- klären läßt.
*) Ich weis von Augenzeugen, daß man oft in West- indien etc. Schiffwrek auffischt, das binnen 3/4 Jah- ren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der Süd- See sind ganz mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner- meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor- rankende Corallen- Bäume den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat der würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren.
sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ihnen, angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern ehr mit Schnecken-Schaalen vergleichen: nur daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird, und sich daher beym schnellen Wachstham und Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*) die ungeheure Grösse und Menge derselben er- klären läßt.
*) Ich weis von Augenzeugen, daß man oft in West- indien ꝛc. Schiffwrek auffischt, das binnen 3/4 Jah- ren über und über mit Madreporen u. a. Corallen dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der Süd- See sind ganz mit einer Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner- meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor- rankende Corallen- Bäume den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat der würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren.
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sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren
Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine
ihnen, angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher
nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern ehr mit
Schnecken-Schaalen vergleichen: nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein
Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird,
und sich daher beym schnellen Wachstham und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe *)
die ungeheure Grösse und Menge derselben er-
klären läßt.
65. tvbipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.
1. Musica. Das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus. *
solander tab. XXVII.
66. madrepora. Stern-Corall. Corallium
cauitatibus lamelloso-stellatis.
*) Ich weis von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien ꝛc. Schiffwrek auffischt, das binnen 3/4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u. a. Corallen
dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man
Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der
Süd- See sind ganz mit einer Corallen-Rinde
überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner-
meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor-
rankende Corallen- Bäume den Seefahrenden in
unkundigen Gegenden werden können, hat der
würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um
die Welt an der Ost-Küste von Neu-Holland
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/525>, abgerufen am 26.04.2024.
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