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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beiderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist*). Da aber von der bestimmten Bildung
der organisirten Körper, besonders der Thiere,
die behörige und für den Gang der Schöpfung
so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-
Zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gattun-
gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde
überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur
sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei-
ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder
die Bastarde von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde

*) Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba-
stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver-
mischung von zweyerley specifisch verschiedenen
Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen
Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die
Mulatten etc. (§. 15.)
§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beiderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist*). Da aber von der bestimmten Bildung
der organisirten Körper, besonders der Thiere,
die behörige und für den Gang der Schöpfung
so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-
Zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gattun-
gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde
überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur
sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei-
ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder
die Bastarde von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde

*) Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba-
stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver-
mischung von zweyerley specifisch verschiedenen
Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen
Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die
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[24/0046] §. 14. Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist *). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur- Zustande meines Wissens niemahls eine Paa- rung und Vermischung unter zweyerley Gattun- gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei- ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarien- vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan- zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde *) Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba- stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver- mischung von zweyerley specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.)

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/46>, abgerufen am 27.04.2024.