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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich
geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z.
B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher
nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat-
tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch-
fang
, abrichten etc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett etc.
dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei-
dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet-
ten
, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren
Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den
Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel
ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz-
lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge-
wächse
zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u. a.
Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der Fischadler
und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so
wie die Habichte, Sperber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden
der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen etc. Und endlich
werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch
eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt.
Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem-
lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah-
rung etc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus
bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas-
sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von
den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bil-
dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des
Schnabels etc. Linne nimmt in dem Plan seines Systems
der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und
so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er
sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we-
nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä-
hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben
und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und

verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich
geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z.
B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher
nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat-
tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch-
fang
, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc.
dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei-
dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet-
ten
, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren
Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den
Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel
ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz-
lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge-
wächse
zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u. a.
Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler
und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so
wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden
der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich
werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch
eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt.
Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem-
lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah-
rung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus
bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas-
sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von
den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bil-
dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des
Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems
der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und
so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er
sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we-
nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä-
hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben
und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und

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[99/0109] verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat- tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch- fang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei- dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet- ten, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel ausmachen. §. 78. Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz- lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge- wächse zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u. a. Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel ge- fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen ꝛc. Und endlich werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe eben so wenig, als in der vorigen. §. 79. Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem- lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah- rung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas- sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bil- dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels ꝛc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we- nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä- hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/109>, abgerufen am 26.04.2024.