Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre-
spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen
und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel-
ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln
der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun-
gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert
wird*).

§. 208.

Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wur-
zeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich-
tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen
nämlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse
für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel-
ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als
andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn-
thier etc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumal für
die malayische Menschen-Rasse (- S. 41. -) und gewisser
Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau-
casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo-
lischen (- S. 40. -).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Men-
schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be-
reitung genießbaren mancherlei Früchte. Zumal in den hei-
ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dacty-
lifera
); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die
Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder
Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Men-
schen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa**)], die

*) s. J. R. Forster's Stoff zur künftigen Entwerfung einer
Theorie der Erde S. 14. - vergl. mit dem voyage de la Perou-
se autour du monde vol. II. p. 81.
**) Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den be-
rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen
Inseln verpflanzt worden. - Von seinem trefflichen Gedeihen da-
selbst habe ich in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110.
u. f. einige Nachricht gegeben.

ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre-
spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen
und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel-
ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln
der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun-
gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert
wird*).

§. 208.

Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wur-
zeln, Früchte ꝛc.) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich-
tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen
nämlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse
für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel-
ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als
andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn-
thier ꝛc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumal für
die malayische Menschen-Rasse (– S. 41. –) und gewisser
Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau-
casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo-
lischen (– S. 40. –).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Men-
schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be-
reitung genießbaren mancherlei Früchte. Zumal in den hei-
ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dacty-
lifera
); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die
Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder
Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Men-
schen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa**)], die

*) s. J. R. Forster's Stoff zur künftigen Entwerfung einer
Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pérou-
se autour du monde vol. II. p. 81.
**) Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den be-
rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen
Inseln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen da-
selbst habe ich in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110.
u. f. einige Nachricht gegeben.
<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0359" xml:id="pb349_0001" n="349"/>
ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre-<lb/>
spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen<lb/>
und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel-<lb/>
ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 207.</head><lb/>
          <p>Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln<lb/>
der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun-<lb/>
gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-<lb/>
selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert<lb/>
wird<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. J. R. <hi rendition="#g">Forster's</hi> Stoff zur künftigen Entwerfung einer<lb/>
Theorie der Erde S. 14. &#x2013; vergl. mit dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">voyage de</hi></hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">la Pérou-</hi></hi><lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">se</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">autour du monde</hi></hi> <hi rendition="#aq">vol</hi>. II. <hi rendition="#aq">p</hi>. 81.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 208.</head><lb/>
          <p>Die mancherlei <hi rendition="#g">Futterkräuter</hi> (und theils auch Wur-<lb/>
zeln, Früchte &#xA75B;c.) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich-<lb/>
tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden<lb/>
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen<lb/>
nämlich und der Seidenwürmer.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 209.</head><lb/>
          <p>Was aber die <hi rendition="#g">unmittelbare</hi> Benutzung der Gewächse<lb/>
für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel-<lb/>
ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-<lb/>
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als<lb/>
andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn-<lb/>
thier &#xA75B;c.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumal für<lb/>
die malayische Menschen-Rasse (&#x2013; S. 41. &#x2013;) und gewisser<lb/>
Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau-<lb/>
casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo-<lb/>
lischen (&#x2013; S. 40. &#x2013;).</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 210.</head><lb/>
          <p>Zu den vegetabilischen <hi rendition="#g">Nahrungsmitteln</hi> des Men-<lb/>
schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be-<lb/>
reitung genießbaren mancherlei <hi rendition="#g">Früchte</hi>. Zumal in den hei-<lb/>
ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von <hi rendition="#aq">phoenix</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">dacty-<lb/>
lifera</hi></hi>); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die<lb/>
Plantanen von <hi rendition="#aq">musa</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">paradisiaca</hi></hi> und die Bananes oder<lb/>
Bacoves von der <hi rendition="#aq">musa</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">sapientum</hi></hi>). Für die malayische Men-<lb/>
schen-Rasse die Brotfrucht [von <hi rendition="#aq">artocarpus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">incisa</hi></hi><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Dieser so wichtige Baum ist seit <hi rendition="#aq">a</hi>. 1792. durch den be-<lb/>
rühmten Seefahrer, Cptn. <hi rendition="#g">Bligh</hi>, glücklich nach den westindischen<lb/>
Inseln verpflanzt worden. &#x2013; Von seinem trefflichen Gedeihen da-<lb/>
selbst habe ich in <hi rendition="#g">Voigt's</hi> neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110.<lb/>
u. f. einige Nachricht gegeben.</p></note>], die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[349/0359] ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre- spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel- ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern. §. 207. Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun- gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die- selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert wird *). §. 208. Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wur- zeln, Früchte ꝛc.) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich- tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen nämlich und der Seidenwürmer. §. 209. Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel- ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf- nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn- thier ꝛc.). Von der Art ist z. B. die Cocospalme, zumal für die malayische Menschen-Rasse (– S. 41. –) und gewisser Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau- casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo- lischen (– S. 40. –). §. 210. Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Men- schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be- reitung genießbaren mancherlei Früchte. Zumal in den hei- ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dacty- lifera); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Men- schen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa **)], die *) s. J. R. Forster's Stoff zur künftigen Entwerfung einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pérou- se autour du monde vol. II. p. 81. **) Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den be- rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen Inseln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen da- selbst habe ich in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/359
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/359>, abgerufen am 26.04.2024.