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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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che scheint sich, wie mich dünkt, auf folgende
Weise zu verhalten. Es gibt zwischen den Blut-
gefäßen der Gebährmutter und den Blutgefäßen
des Nabelstranges keine Anmündungen; sondern
das Blut, welches durch die Arterien der Gebähr-
mutter in denjenigen Theil des Kuchens fließt, aus
dem die zottigte Haut entspringt, wird von den
äußersten in der netzartigen Oberfläche der Leder-
haut vertheilten Nabelgefäßen eingesogen, und in
die Nabelvene zurückgeführt. Auf eine ähnliche
Weise wird das aus dem Foetus zurückkommende
Blut durch die Nabelarterien in das Parenchyma
des Mutterkuchens entleert, von den kleinen Ve-
nen des mütterlichen Antheils desselben aufgenom-
men, und in die Gebährmutter gebracht.

Denn alle Versuche der Anatomiker die Mut-
tergefäße durch die Nabelgefäße, oder jene durch
diese einzuspritzen, waren umsonst. Zwischen den
Pulsschlägen einer Gebährenden, und den Puls-
schlägen des Kindes, das noch an der Nabelschnu-
re hängt, ist kein Verhältniß; hiemit stimmt auch
die verschiedene Beschaffenheit des Blutes überein,
die man zwischen dem Blute der Mutter und des un-
gebohrnen Kindes wahrnimmt (§. 146. und a).

Ueberdieß ist es sehr wahrscheinlich, daß
auch ein Theil des mütterlichen Milchsaftes in dem
Mutterkuchen mit dem Blute zugleich abgesetzt,
und dem Kinde zugeführt wird; denn außerdem,
daß das Blut der Mutter nicht immer von glei-
cher Beschaffenheit ist, sondern einige Stunden
nach der Mahlzeit einen noch unverarbeiteten
Speisesaft mit sich führt; so steht die Gebähr-
mutter mit der Milch und dem Speisesafte in ei-
ner besondern Verwandtschaft (§. 550-553.)

che scheint sich, wie mich dünkt, auf folgende
Weise zu verhalten. Es gibt zwischen den Blut-
gefäßen der Gebährmutter und den Blutgefäßen
des Nabelstranges keine Anmündungen; sondern
das Blut, welches durch die Arterien der Gebähr-
mutter in denjenigen Theil des Kuchens fließt, aus
dem die zottigte Haut entspringt, wird von den
äußersten in der netzartigen Oberfläche der Leder-
haut vertheilten Nabelgefäßen eingesogen, und in
die Nabelvene zurückgeführt. Auf eine ähnliche
Weise wird das aus dem Foetus zurückkommende
Blut durch die Nabelarterien in das Parenchyma
des Mutterkuchens entleert, von den kleinen Ve-
nen des mütterlichen Antheils desselben aufgenom-
men, und in die Gebährmutter gebracht.

Denn alle Versuche der Anatomiker die Mut-
tergefäße durch die Nabelgefäße, oder jene durch
diese einzuspritzen, waren umsonst. Zwischen den
Pulsschlägen einer Gebährenden, und den Puls-
schlägen des Kindes, das noch an der Nabelschnu-
re hängt, ist kein Verhältniß; hiemit stimmt auch
die verschiedene Beschaffenheit des Blutes überein,
die man zwischen dem Blute der Mutter und des un-
gebohrnen Kindes wahrnimmt (§. 146. und a).

Ueberdieß ist es sehr wahrscheinlich, daß
auch ein Theil des mütterlichen Milchsaftes in dem
Mutterkuchen mit dem Blute zugleich abgesetzt,
und dem Kinde zugeführt wird; denn außerdem,
daß das Blut der Mutter nicht immer von glei-
cher Beschaffenheit ist, sondern einige Stunden
nach der Mahlzeit einen noch unverarbeiteten
Speisesaft mit sich führt; so steht die Gebähr-
mutter mit der Milch und dem Speisesafte in ei-
ner besondern Verwandtschaft (§. 550–553.)

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[351/0367] che scheint sich, wie mich dünkt, auf folgende Weise zu verhalten. Es gibt zwischen den Blut- gefäßen der Gebährmutter und den Blutgefäßen des Nabelstranges keine Anmündungen; sondern das Blut, welches durch die Arterien der Gebähr- mutter in denjenigen Theil des Kuchens fließt, aus dem die zottigte Haut entspringt, wird von den äußersten in der netzartigen Oberfläche der Leder- haut vertheilten Nabelgefäßen eingesogen, und in die Nabelvene zurückgeführt. Auf eine ähnliche Weise wird das aus dem Foetus zurückkommende Blut durch die Nabelarterien in das Parenchyma des Mutterkuchens entleert, von den kleinen Ve- nen des mütterlichen Antheils desselben aufgenom- men, und in die Gebährmutter gebracht. Denn alle Versuche der Anatomiker die Mut- tergefäße durch die Nabelgefäße, oder jene durch diese einzuspritzen, waren umsonst. Zwischen den Pulsschlägen einer Gebährenden, und den Puls- schlägen des Kindes, das noch an der Nabelschnu- re hängt, ist kein Verhältniß; hiemit stimmt auch die verschiedene Beschaffenheit des Blutes überein, die man zwischen dem Blute der Mutter und des un- gebohrnen Kindes wahrnimmt (§. 146. und a). Ueberdieß ist es sehr wahrscheinlich, daß auch ein Theil des mütterlichen Milchsaftes in dem Mutterkuchen mit dem Blute zugleich abgesetzt, und dem Kinde zugeführt wird; denn außerdem, daß das Blut der Mutter nicht immer von glei- cher Beschaffenheit ist, sondern einige Stunden nach der Mahlzeit einen noch unverarbeiteten Speisesaft mit sich führt; so steht die Gebähr- mutter mit der Milch und dem Speisesafte in ei- ner besondern Verwandtschaft (§. 550–553.)

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/367>, abgerufen am 26.04.2024.