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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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Vergolderwassers eines kleines Schwämmchens bedient, somit
das zeitraubende Anpinseln wegfällt.



Verbessertes Verfahren der Herstellung von
Goldschnitten.

Die zu vergoldenden Schnitte werden, die Vorder-
schnitte zwischen zwei geraden, platten Spalten, die Ober-
und Unterschnitte zwischen ebensolchen Brettern in die Presse
gebracht und so fest wie möglich eingepreßt, worauf dann
der Schnitt mit einer guten Ziehklinge geschabt und von
allen Unebenheiten befreit wird. Beim Schaben der Schnitte
werden die schärfsten Ziehklingen immer zuerst, die weniger
scharfen nur dann angewendet, wenn der Schnitt an Glätte
zunimmt. Nach dem Schaben des Schnittes wird derselbe
mit dem Glättezahn geglättet und dann mit dem Grund-
wasser überfahren, um mögliche Unreinigkeiten und Fettig-
keiten zu beseitigen, welche dem Haften des Goldes nach-
theilig sein könnten. Das Grundwasser besteht aus einer
Mischung von reinem Wasser und Salpetersäure oder
Scheidewasser, ungefähr auf eine Kaffeetasse voll Wasser
20 bis 30 Tropfen Scheidewasser, oder aus ebenso ver-
dünntem Schwefeläther oder aus nicht verdünntem Meer-
zwiebelsaft. Wenn das Grundwasser gehörig eingedrungen
und ziemlich trocken ist, wird der Schnitt mit feinen, reinen
Papierspänen recht stark abgerieben, bis er einen gleich-
mäßigen Glanz erhält und, um den Glanz zu vermehren,
nochmals geglättet. Das nun folgende Ueberfahren mit
Eiweiß muß gleichmäßig und ohne daß eine Stelle zweimal
berührt werde, geschehen, damit der Schwamm nicht schäume
und dadurch Blasen entstehen.

Das sogenannte Schnitteiweiß wird verschieden be-
reitet. Einige nehmen 2 Theile Wasser und 1 Theil Eiweiß,
mischen eine Messerspitze Salz oder 2 bis 3 Tropfen
Scheidewasser hinzu, quirlen es gut und lassen es so lange

Vergolderwassers eines kleines Schwaͤmmchens bedient, somit
das zeitraubende Anpinseln wegfaͤllt.



Verbessertes Verfahren der Herstellung von
Goldschnitten.

Die zu vergoldenden Schnitte werden, die Vorder-
schnitte zwischen zwei geraden, platten Spalten, die Ober-
und Unterschnitte zwischen ebensolchen Brettern in die Presse
gebracht und so fest wie moͤglich eingepreßt, worauf dann
der Schnitt mit einer guten Ziehklinge geschabt und von
allen Unebenheiten befreit wird. Beim Schaben der Schnitte
werden die schaͤrfsten Ziehklingen immer zuerst, die weniger
scharfen nur dann angewendet, wenn der Schnitt an Glaͤtte
zunimmt. Nach dem Schaben des Schnittes wird derselbe
mit dem Glaͤttezahn geglaͤttet und dann mit dem Grund-
wasser uͤberfahren, um moͤgliche Unreinigkeiten und Fettig-
keiten zu beseitigen, welche dem Haften des Goldes nach-
theilig sein koͤnnten. Das Grundwasser besteht aus einer
Mischung von reinem Wasser und Salpetersaͤure oder
Scheidewasser, ungefaͤhr auf eine Kaffeetasse voll Wasser
20 bis 30 Tropfen Scheidewasser, oder aus ebenso ver-
duͤnntem Schwefelaͤther oder aus nicht verduͤnntem Meer-
zwiebelsaft. Wenn das Grundwasser gehoͤrig eingedrungen
und ziemlich trocken ist, wird der Schnitt mit feinen, reinen
Papierspaͤnen recht stark abgerieben, bis er einen gleich-
maͤßigen Glanz erhaͤlt und, um den Glanz zu vermehren,
nochmals geglaͤttet. Das nun folgende Ueberfahren mit
Eiweiß muß gleichmaͤßig und ohne daß eine Stelle zweimal
beruͤhrt werde, geschehen, damit der Schwamm nicht schaͤume
und dadurch Blasen entstehen.

Das sogenannte Schnitteiweiß wird verschieden be-
reitet. Einige nehmen 2 Theile Wasser und 1 Theil Eiweiß,
mischen eine Messerspitze Salz oder 2 bis 3 Tropfen
Scheidewasser hinzu, quirlen es gut und lassen es so lange

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[69/0079] Vergolderwassers eines kleines Schwaͤmmchens bedient, somit das zeitraubende Anpinseln wegfaͤllt. Verbessertes Verfahren der Herstellung von Goldschnitten. Die zu vergoldenden Schnitte werden, die Vorder- schnitte zwischen zwei geraden, platten Spalten, die Ober- und Unterschnitte zwischen ebensolchen Brettern in die Presse gebracht und so fest wie moͤglich eingepreßt, worauf dann der Schnitt mit einer guten Ziehklinge geschabt und von allen Unebenheiten befreit wird. Beim Schaben der Schnitte werden die schaͤrfsten Ziehklingen immer zuerst, die weniger scharfen nur dann angewendet, wenn der Schnitt an Glaͤtte zunimmt. Nach dem Schaben des Schnittes wird derselbe mit dem Glaͤttezahn geglaͤttet und dann mit dem Grund- wasser uͤberfahren, um moͤgliche Unreinigkeiten und Fettig- keiten zu beseitigen, welche dem Haften des Goldes nach- theilig sein koͤnnten. Das Grundwasser besteht aus einer Mischung von reinem Wasser und Salpetersaͤure oder Scheidewasser, ungefaͤhr auf eine Kaffeetasse voll Wasser 20 bis 30 Tropfen Scheidewasser, oder aus ebenso ver- duͤnntem Schwefelaͤther oder aus nicht verduͤnntem Meer- zwiebelsaft. Wenn das Grundwasser gehoͤrig eingedrungen und ziemlich trocken ist, wird der Schnitt mit feinen, reinen Papierspaͤnen recht stark abgerieben, bis er einen gleich- maͤßigen Glanz erhaͤlt und, um den Glanz zu vermehren, nochmals geglaͤttet. Das nun folgende Ueberfahren mit Eiweiß muß gleichmaͤßig und ohne daß eine Stelle zweimal beruͤhrt werde, geschehen, damit der Schwamm nicht schaͤume und dadurch Blasen entstehen. Das sogenannte Schnitteiweiß wird verschieden be- reitet. Einige nehmen 2 Theile Wasser und 1 Theil Eiweiß, mischen eine Messerspitze Salz oder 2 bis 3 Tropfen Scheidewasser hinzu, quirlen es gut und lassen es so lange

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/79>, abgerufen am 26.04.2024.