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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des Frauenvolcks.
in ein ewiges Vergessen begraben hat/ wird unter
dem Vorwand/ seine Ehre zu behaupten/ wieder auf-
gewecket: Um die Warheit/ so ein solches Frauen-
bild vorgiebet/ Glauben zu machen/ dichtet man tau-
send Lügen. Die Zeit wird nicht gerechnet/ die Sorg-
falt wird nicht verabsäumet/ das Geld wird nicht ge-
schonet/ die Gesundheit nicht wahrgenommen/ und
man dencket an die Seele selbsten nicht.

Was die im Gericht streitenden Weibes-Perso-
nen vornehmen/ soll alles nach ihren Affecten ent-
schieden seyn; sie wollen von keinem Vergleich wis-
sen noch hören. Doch das Ende ihres Lebens über-
raschet sie eher/ als sie die Endschafft des Proceßes er-
leben.

Wann eine Christliche Frauens-Person die trau-
rige Beschäfftigung recht betrachtete/ worein sie sich
durch solchen Streit steckete; so würde sie von sol-
chem Zancken bald abstehen. Der Verlust der Zeit/
die Entfernung von GOTT/ die Vergessung ihrer
selbst/ und tausend andere Bewegungen würde sie
wohl von solcher interessirten Begierde zurückhalten.

Wo die Liebe zun Proceßen herrschet/ verlöschet
die Tugend/ die Ehre/ der Wohlstand/ die Erbar-
keit/ und alle gute Qvalitäten gehen zu Grunde.

Eine Frauens-Person/ welche in Streit-Sachen
beschäfftiget/ dencket an nichts/ als an sich; sie über-
häuffet mit ihrer Erzehlung von ihrem Handel alle
Leute/ die ihr nur begegnen; sie höret niemand/ und
indem sie alles gantz deutlich andere überreden und
unterrichten will/ so befestiget sie sich je länger je
mehr in ihrer Halsstarrigkeit. Dahero muß man sich
nicht über den Schaden und das Uble verwundern/

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des Frauenvolcks.
in ein ewiges Vergeſſen begraben hat/ wird unter
dem Vorwand/ ſeine Ehre zu behaupten/ wieder auf-
gewecket: Um die Warheit/ ſo ein ſolches Frauen-
bild vorgiebet/ Glauben zu machen/ dichtet man tau-
ſend Luͤgen. Die Zeit wird nicht gerechnet/ die Sorg-
falt wird nicht verabſaͤumet/ das Geld wird nicht ge-
ſchonet/ die Geſundheit nicht wahrgenommen/ und
man dencket an die Seele ſelbſten nicht.

Was die im Gericht ſtreitenden Weibes-Perſo-
nen vornehmen/ ſoll alles nach ihren Affecten ent-
ſchieden ſeyn; ſie wollen von keinem Vergleich wiſ-
ſen noch hoͤren. Doch das Ende ihres Lebens uͤber-
raſchet ſie eher/ als ſie die Endſchafft des Proceßes er-
leben.

Wann eine Chriſtliche Frauens-Perſon die trau-
rige Beſchaͤfftigung recht betrachtete/ worein ſie ſich
durch ſolchen Streit ſteckete; ſo wuͤrde ſie von ſol-
chem Zancken bald abſtehen. Der Verluſt der Zeit/
die Entfernung von GOTT/ die Vergeſſung ihrer
ſelbſt/ und tauſend andere Bewegungen wuͤrde ſie
wohl von ſolcher intereſſirten Begierde zuruͤckhaltẽ.

Wo die Liebe zun Proceßen herꝛſchet/ verloͤſchet
die Tugend/ die Ehre/ der Wohlſtand/ die Erbar-
keit/ und alle gute Qvalitaͤten gehen zu Grunde.

Eine Frauens-Perſon/ welche in Streit-Sachen
beſchaͤfftiget/ dencket an nichts/ als an ſich; ſie uͤber-
haͤuffet mit ihrer Erzehlung von ihrem Handel alle
Leute/ die ihr nur begegnen; ſie hoͤret niemand/ und
indem ſie alles gantz deutlich andere uͤberreden und
unterrichten will/ ſo befeſtiget ſie ſich je laͤnger je
mehr in ihrer Halsſtarrigkeit. Dahero muß man ſich
nicht uͤber den Schaden und das Uble verwundern/

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[299/0331] des Frauenvolcks. in ein ewiges Vergeſſen begraben hat/ wird unter dem Vorwand/ ſeine Ehre zu behaupten/ wieder auf- gewecket: Um die Warheit/ ſo ein ſolches Frauen- bild vorgiebet/ Glauben zu machen/ dichtet man tau- ſend Luͤgen. Die Zeit wird nicht gerechnet/ die Sorg- falt wird nicht verabſaͤumet/ das Geld wird nicht ge- ſchonet/ die Geſundheit nicht wahrgenommen/ und man dencket an die Seele ſelbſten nicht. Was die im Gericht ſtreitenden Weibes-Perſo- nen vornehmen/ ſoll alles nach ihren Affecten ent- ſchieden ſeyn; ſie wollen von keinem Vergleich wiſ- ſen noch hoͤren. Doch das Ende ihres Lebens uͤber- raſchet ſie eher/ als ſie die Endſchafft des Proceßes er- leben. Wann eine Chriſtliche Frauens-Perſon die trau- rige Beſchaͤfftigung recht betrachtete/ worein ſie ſich durch ſolchen Streit ſteckete; ſo wuͤrde ſie von ſol- chem Zancken bald abſtehen. Der Verluſt der Zeit/ die Entfernung von GOTT/ die Vergeſſung ihrer ſelbſt/ und tauſend andere Bewegungen wuͤrde ſie wohl von ſolcher intereſſirten Begierde zuruͤckhaltẽ. Wo die Liebe zun Proceßen herꝛſchet/ verloͤſchet die Tugend/ die Ehre/ der Wohlſtand/ die Erbar- keit/ und alle gute Qvalitaͤten gehen zu Grunde. Eine Frauens-Perſon/ welche in Streit-Sachen beſchaͤfftiget/ dencket an nichts/ als an ſich; ſie uͤber- haͤuffet mit ihrer Erzehlung von ihrem Handel alle Leute/ die ihr nur begegnen; ſie hoͤret niemand/ und indem ſie alles gantz deutlich andere uͤberreden und unterrichten will/ ſo befeſtiget ſie ſich je laͤnger je mehr in ihrer Halsſtarrigkeit. Dahero muß man ſich nicht uͤber den Schaden und das Uble verwundern/ wel- X 4

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/331>, abgerufen am 26.04.2024.