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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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gewölbe ist 72 Fuß lang, 14 Fuß breit und 13 Fuß hoch, so daß
es 13000 Cubicfuß enthält; die Luft wird in demselben vermit-
telst einer Luftpumpe comprimirt, deren Kolben 61/2 Fuß Durch-
messer hat und bei jedem Zuge 155 Cubicfuß Luft in das Wind-
gewölbe treibt. Die Luftpumpe wird von einer Dampfmaschine
getrieben und dadurch die Luft im Windgewölbe so verdichtet,
daß ihre Elasticität ungefehr 4 bis 6 Zoll größer als die der na-
türlichen Luft ist. Selbst diese mäßige Verdichtung aber reicht
schon hin, um, wie Roebuck erzählt, den Personen, die sich ei-
nes Versuches wegen in das Windgewölbe begaben, die unange-
nehme Empfindung, als ob man die Ohren mit dem Finger zu-
drücke, zu verursachen.

Wenn man Gebläse zu beschränkteren Zwecken gebraucht, so
kann man einen mit dem Rande in Wasser getauchten Gasbe-
hälter AB (Fig. 141.) anwenden, in welchem
sich das eine Ende
der Röhre CD endigt, welche am andern Ende den Luftstrom
hergeben soll. Indem dann der Gasbehälter durch ein mäßiges
Gewicht hinabgedrückt wird, nöthiget dieser Druck die Luft durch
jene Röhre zu entweichen. Will man bei Schmelzungen oder zu
andern Zwecken eine künstlich bereitete Luft-Art anwenden, so
muß der Gasbehälter diese Luft-Art durch irgend eine Gas-Ent-
wickelung zugeführt erhalten.

Auffallende Phänomene beim Ausströmen verdichteter Luft.

Der Ausfluß zusammengepreßter Luft aus kleinen Oeffnungen
giebt unter gewissen Umständen die seltsame Erscheinung einer An-
ziehung der vor der Oeffnung liegenden Körper, statt daß man diese
durch den Luftstrom fortgestoßen zu sehen erwarten konnte. Läßt
man die Luft durch eine freistehende Röhre ausfließen, und bringt
dieser gegenüber eine bewegliche dünne Platte an, so wird diese
Platte fortgestoßen, wie wir es von der Gewalt des Luftstroms er-
warten; ist aber die Oeffnung, wie A (Fig.
144.
) in einer breitern
Wand des Gefäßes und liegt auf ihr eine Platte FG von beträcht-
lich größerem Durchmesser, leicht genug, um von dem Luftstrome
fortgestoßen zu werden, so hebt diese sich zwar, um die Luft auszu-
lassen, sie entfernt sich aber nicht von der Oeffnung, sondern scheint

gewoͤlbe iſt 72 Fuß lang, 14 Fuß breit und 13 Fuß hoch, ſo daß
es 13000 Cubicfuß enthaͤlt; die Luft wird in demſelben vermit-
telſt einer Luftpumpe comprimirt, deren Kolben 6½ Fuß Durch-
meſſer hat und bei jedem Zuge 155 Cubicfuß Luft in das Wind-
gewoͤlbe treibt. Die Luftpumpe wird von einer Dampfmaſchine
getrieben und dadurch die Luft im Windgewoͤlbe ſo verdichtet,
daß ihre Elaſticitaͤt ungefehr 4 bis 6 Zoll groͤßer als die der na-
tuͤrlichen Luft iſt. Selbſt dieſe maͤßige Verdichtung aber reicht
ſchon hin, um, wie Roebuck erzaͤhlt, den Perſonen, die ſich ei-
nes Verſuches wegen in das Windgewoͤlbe begaben, die unange-
nehme Empfindung, als ob man die Ohren mit dem Finger zu-
druͤcke, zu verurſachen.

Wenn man Geblaͤſe zu beſchraͤnkteren Zwecken gebraucht, ſo
kann man einen mit dem Rande in Waſſer getauchten Gasbe-
haͤlter AB (Fig. 141.) anwenden, in welchem
ſich das eine Ende
der Roͤhre CD endigt, welche am andern Ende den Luftſtrom
hergeben ſoll. Indem dann der Gasbehaͤlter durch ein maͤßiges
Gewicht hinabgedruͤckt wird, noͤthiget dieſer Druck die Luft durch
jene Roͤhre zu entweichen. Will man bei Schmelzungen oder zu
andern Zwecken eine kuͤnſtlich bereitete Luft-Art anwenden, ſo
muß der Gasbehaͤlter dieſe Luft-Art durch irgend eine Gas-Ent-
wickelung zugefuͤhrt erhalten.

Auffallende Phaͤnomene beim Ausſtroͤmen verdichteter Luft.

Der Ausfluß zuſammengepreßter Luft aus kleinen Oeffnungen
giebt unter gewiſſen Umſtaͤnden die ſeltſame Erſcheinung einer An-
ziehung der vor der Oeffnung liegenden Koͤrper, ſtatt daß man dieſe
durch den Luftſtrom fortgeſtoßen zu ſehen erwarten konnte. Laͤßt
man die Luft durch eine freiſtehende Roͤhre ausfließen, und bringt
dieſer gegenuͤber eine bewegliche duͤnne Platte an, ſo wird dieſe
Platte fortgeſtoßen, wie wir es von der Gewalt des Luftſtroms er-
warten; iſt aber die Oeffnung, wie A (Fig.
144.
) in einer breitern
Wand des Gefaͤßes und liegt auf ihr eine Platte FG von betraͤcht-
lich groͤßerem Durchmeſſer, leicht genug, um von dem Luftſtrome
fortgeſtoßen zu werden, ſo hebt dieſe ſich zwar, um die Luft auszu-
laſſen, ſie entfernt ſich aber nicht von der Oeffnung, ſondern ſcheint

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[269/0291] gewoͤlbe iſt 72 Fuß lang, 14 Fuß breit und 13 Fuß hoch, ſo daß es 13000 Cubicfuß enthaͤlt; die Luft wird in demſelben vermit- telſt einer Luftpumpe comprimirt, deren Kolben 6½ Fuß Durch- meſſer hat und bei jedem Zuge 155 Cubicfuß Luft in das Wind- gewoͤlbe treibt. Die Luftpumpe wird von einer Dampfmaſchine getrieben und dadurch die Luft im Windgewoͤlbe ſo verdichtet, daß ihre Elaſticitaͤt ungefehr 4 bis 6 Zoll groͤßer als die der na- tuͤrlichen Luft iſt. Selbſt dieſe maͤßige Verdichtung aber reicht ſchon hin, um, wie Roebuck erzaͤhlt, den Perſonen, die ſich ei- nes Verſuches wegen in das Windgewoͤlbe begaben, die unange- nehme Empfindung, als ob man die Ohren mit dem Finger zu- druͤcke, zu verurſachen. Wenn man Geblaͤſe zu beſchraͤnkteren Zwecken gebraucht, ſo kann man einen mit dem Rande in Waſſer getauchten Gasbe- haͤlter AB (Fig. 141.) anwenden, in welchem ſich das eine Ende der Roͤhre CD endigt, welche am andern Ende den Luftſtrom hergeben ſoll. Indem dann der Gasbehaͤlter durch ein maͤßiges Gewicht hinabgedruͤckt wird, noͤthiget dieſer Druck die Luft durch jene Roͤhre zu entweichen. Will man bei Schmelzungen oder zu andern Zwecken eine kuͤnſtlich bereitete Luft-Art anwenden, ſo muß der Gasbehaͤlter dieſe Luft-Art durch irgend eine Gas-Ent- wickelung zugefuͤhrt erhalten. Auffallende Phaͤnomene beim Ausſtroͤmen verdichteter Luft. Der Ausfluß zuſammengepreßter Luft aus kleinen Oeffnungen giebt unter gewiſſen Umſtaͤnden die ſeltſame Erſcheinung einer An- ziehung der vor der Oeffnung liegenden Koͤrper, ſtatt daß man dieſe durch den Luftſtrom fortgeſtoßen zu ſehen erwarten konnte. Laͤßt man die Luft durch eine freiſtehende Roͤhre ausfließen, und bringt dieſer gegenuͤber eine bewegliche duͤnne Platte an, ſo wird dieſe Platte fortgeſtoßen, wie wir es von der Gewalt des Luftſtroms er- warten; iſt aber die Oeffnung, wie A (Fig. 144.) in einer breitern Wand des Gefaͤßes und liegt auf ihr eine Platte FG von betraͤcht- lich groͤßerem Durchmeſſer, leicht genug, um von dem Luftſtrome fortgeſtoßen zu werden, ſo hebt dieſe ſich zwar, um die Luft auszu- laſſen, ſie entfernt ſich aber nicht von der Oeffnung, ſondern ſcheint

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/291>, abgerufen am 26.04.2024.