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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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Dieses kleine Bild kann nach Wollastons Vorschlag dienen,
um das Licht der Sterne unter einander, ja selbst um das Licht der
Sonne mit dem Lichte eines Sternes, zu vergleichen, und da wir
noch kein recht passendes anderes Mittel zu dieser Vergleichung be-
sitzen, so verdient dieser Vorschlag wohl einige Berücksichtigung,
wenn gleich auch hier der genauen Vergleichung manche Schwierig-
keiten im Wege stehen. Die Anordnung des Versuches würde fol-
gende sein. Man läßt auf zwei gleiche Kugelspiegel auf den einen
das Sonnenlicht, auf den andern das Licht einer hell brennenden
Lampe fallen und entfernt die letztere so weit, bis diese Bilder, die
man, in gehöriger Entfernung entstehend, mit dem Fernrohr be-
trachten kann, gleich erscheinen; so erhält man zunächst eine Ver-
gleichung des gesammten Sonnenlichtes mit dem Lampenlichte.
Eben die Vergleichung stellt man nun Abends mit dem im Kugel-
spiegel gesehenen Lampenlichte und einem gradezu, ohne Spiegel,
gesehenen Sterne an, um die zweite Vergleichung zwischen dem
Lampenlichte und dem Sterne zu erhalten; und diese doppelte Ver-
gleichung kann zu einer Kenntniß, das Wievielfache des Sternen-
lichtes wir im Sonnenlichte beobachten, führen. Allerdings er-
hellt, daß diese Vergleichung wegen der ungemein großen Verschie-
denheit der Lichtstärke keine strenge Genauigkeit gestattet, daß
überdies dabei die gelbe Farbe selbst des besten Lampenlichtes, ver-
glichen mit dem reinen Weiß des Sonnenlichtes, störend einwirkt;
indeß könnte doch selbst für diesen Zweck eine solche Vergleichung
belehrend sein, noch mehr aber scheint sie angemessen, um die Licht-
stärke zweier Sterne zu vergleichen, da diese mit derselben, nur in
verschiedenen Entfernungen von dem Kugelspiegel aufgestellten
Lampe verglichen werden könnten, und es also da nur darauf an-
käme zu berechnen, welcher gesammte Licht-Eindruck bei den ver-
schiedenen Entfernungen der Lampe von diesem Bilde bewirkt
würde.

Cylinderspiegel. Kegelspiegel.

Diejenigen Spiegel, deren polirte Oberfläche eine Cylinder-
fläche oder eine Kegelfläche ist, würde ich, ihrer geringen Anwend-
barkeit halber, gar nicht erwähnen, wenn nicht die verzerrten Zeich-
nungen, die man zu Darstellung eines kenntlichen Bildes in diesen

Dieſes kleine Bild kann nach Wollaſtons Vorſchlag dienen,
um das Licht der Sterne unter einander, ja ſelbſt um das Licht der
Sonne mit dem Lichte eines Sternes, zu vergleichen, und da wir
noch kein recht paſſendes anderes Mittel zu dieſer Vergleichung be-
ſitzen, ſo verdient dieſer Vorſchlag wohl einige Beruͤckſichtigung,
wenn gleich auch hier der genauen Vergleichung manche Schwierig-
keiten im Wege ſtehen. Die Anordnung des Verſuches wuͤrde fol-
gende ſein. Man laͤßt auf zwei gleiche Kugelſpiegel auf den einen
das Sonnenlicht, auf den andern das Licht einer hell brennenden
Lampe fallen und entfernt die letztere ſo weit, bis dieſe Bilder, die
man, in gehoͤriger Entfernung entſtehend, mit dem Fernrohr be-
trachten kann, gleich erſcheinen; ſo erhaͤlt man zunaͤchſt eine Ver-
gleichung des geſammten Sonnenlichtes mit dem Lampenlichte.
Eben die Vergleichung ſtellt man nun Abends mit dem im Kugel-
ſpiegel geſehenen Lampenlichte und einem gradezu, ohne Spiegel,
geſehenen Sterne an, um die zweite Vergleichung zwiſchen dem
Lampenlichte und dem Sterne zu erhalten; und dieſe doppelte Ver-
gleichung kann zu einer Kenntniß, das Wievielfache des Sternen-
lichtes wir im Sonnenlichte beobachten, fuͤhren. Allerdings er-
hellt, daß dieſe Vergleichung wegen der ungemein großen Verſchie-
denheit der Lichtſtaͤrke keine ſtrenge Genauigkeit geſtattet, daß
uͤberdies dabei die gelbe Farbe ſelbſt des beſten Lampenlichtes, ver-
glichen mit dem reinen Weiß des Sonnenlichtes, ſtoͤrend einwirkt;
indeß koͤnnte doch ſelbſt fuͤr dieſen Zweck eine ſolche Vergleichung
belehrend ſein, noch mehr aber ſcheint ſie angemeſſen, um die Licht-
ſtaͤrke zweier Sterne zu vergleichen, da dieſe mit derſelben, nur in
verſchiedenen Entfernungen von dem Kugelſpiegel aufgeſtellten
Lampe verglichen werden koͤnnten, und es alſo da nur darauf an-
kaͤme zu berechnen, welcher geſammte Licht-Eindruck bei den ver-
ſchiedenen Entfernungen der Lampe von dieſem Bilde bewirkt
wuͤrde.

Cylinderſpiegel. Kegelſpiegel.

Diejenigen Spiegel, deren polirte Oberflaͤche eine Cylinder-
flaͤche oder eine Kegelflaͤche iſt, wuͤrde ich, ihrer geringen Anwend-
barkeit halber, gar nicht erwaͤhnen, wenn nicht die verzerrten Zeich-
nungen, die man zu Darſtellung eines kenntlichen Bildes in dieſen

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[96/0110] Dieſes kleine Bild kann nach Wollaſtons Vorſchlag dienen, um das Licht der Sterne unter einander, ja ſelbſt um das Licht der Sonne mit dem Lichte eines Sternes, zu vergleichen, und da wir noch kein recht paſſendes anderes Mittel zu dieſer Vergleichung be- ſitzen, ſo verdient dieſer Vorſchlag wohl einige Beruͤckſichtigung, wenn gleich auch hier der genauen Vergleichung manche Schwierig- keiten im Wege ſtehen. Die Anordnung des Verſuches wuͤrde fol- gende ſein. Man laͤßt auf zwei gleiche Kugelſpiegel auf den einen das Sonnenlicht, auf den andern das Licht einer hell brennenden Lampe fallen und entfernt die letztere ſo weit, bis dieſe Bilder, die man, in gehoͤriger Entfernung entſtehend, mit dem Fernrohr be- trachten kann, gleich erſcheinen; ſo erhaͤlt man zunaͤchſt eine Ver- gleichung des geſammten Sonnenlichtes mit dem Lampenlichte. Eben die Vergleichung ſtellt man nun Abends mit dem im Kugel- ſpiegel geſehenen Lampenlichte und einem gradezu, ohne Spiegel, geſehenen Sterne an, um die zweite Vergleichung zwiſchen dem Lampenlichte und dem Sterne zu erhalten; und dieſe doppelte Ver- gleichung kann zu einer Kenntniß, das Wievielfache des Sternen- lichtes wir im Sonnenlichte beobachten, fuͤhren. Allerdings er- hellt, daß dieſe Vergleichung wegen der ungemein großen Verſchie- denheit der Lichtſtaͤrke keine ſtrenge Genauigkeit geſtattet, daß uͤberdies dabei die gelbe Farbe ſelbſt des beſten Lampenlichtes, ver- glichen mit dem reinen Weiß des Sonnenlichtes, ſtoͤrend einwirkt; indeß koͤnnte doch ſelbſt fuͤr dieſen Zweck eine ſolche Vergleichung belehrend ſein, noch mehr aber ſcheint ſie angemeſſen, um die Licht- ſtaͤrke zweier Sterne zu vergleichen, da dieſe mit derſelben, nur in verſchiedenen Entfernungen von dem Kugelſpiegel aufgeſtellten Lampe verglichen werden koͤnnten, und es alſo da nur darauf an- kaͤme zu berechnen, welcher geſammte Licht-Eindruck bei den ver- ſchiedenen Entfernungen der Lampe von dieſem Bilde bewirkt wuͤrde. Cylinderſpiegel. Kegelſpiegel. Diejenigen Spiegel, deren polirte Oberflaͤche eine Cylinder- flaͤche oder eine Kegelflaͤche iſt, wuͤrde ich, ihrer geringen Anwend- barkeit halber, gar nicht erwaͤhnen, wenn nicht die verzerrten Zeich- nungen, die man zu Darſtellung eines kenntlichen Bildes in dieſen

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/110>, abgerufen am 26.04.2024.