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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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für das Erkennen der kleinsten Theile in ihren zarten Umrissen
reicht dieses Bild nicht hin.

Die bekannte Zauberlaterne beruht auf ganz ähnlichen
Gründen, nur ist hier das nach der Richtung des Rohres einfallende
Licht das Licht einer Lampe, noch durch einen dahinter stehenden
Spiegel verstärkt; bei M befindet sich ein mit halbdurchsichtigen
Farben auf Glas gezeichneter Gegenstand, dessen vergrößertes far-
biges Bild an der Wand bekanntlich das ist, was uns die Zauber-
laterne darstellen soll. Je entfernter es aufgefangen wird, desto
größer erscheint es an der Wand.



Achte Vorlesung.


Die Anwendungen der Linsengläser, von welchen ich Sie
neulich unterhalten habe, waren alle bestimmt, sehr kleine Gegen-
stände uns größer zu zeigen, und so uns mit dem, was unermeßlich
klein für den gewöhnlichen Anblick erscheint, genau bekannt zu
machen, uns die Anordnung der feinsten Theile der organischen
Körper, die Gesetze, nach welchen die Natur in ihnen sich thätig
zeigt, kennen zu lehren, uns eine neue Welt in dem kleinsten
Wassertropfen zu eröffnen, der den darin lebenden Geschöpfen einen
für ihre Kleinheit schon sehr ausgedehnten Schauplatz ihrer Wirk-
samkeit darbietet. Mit Bewunderung vertieft sich unser Blick und
unsre Betrachtung in der Wahrnehmung dieser Unendlichkeit in dem
beschränktesten Raume, dieser kunstvollen Bildung, die immer noch
etwas Neues in immer zarteren Geädern und Gefäßen zeigt, je
mehr sich unsre Instrumente verbessern, und uns Ordnung und
Zweckmäßigkeit über alle Grenzen der Kleinheit hinaus bis ins
Unendlich kleine ahnden läßt. Aber zu noch wichtigeren und eben
so erstaunenswürdigen Entdeckungen hat die zweite Anwendung der
Linsengläser in den Fernröhren geführt. Schon die erste Entdeckung
der Fernröhre zog schnell die Aufmerksamkeit der Welt auf sich,

fuͤr das Erkennen der kleinſten Theile in ihren zarten Umriſſen
reicht dieſes Bild nicht hin.

Die bekannte Zauberlaterne beruht auf ganz aͤhnlichen
Gruͤnden, nur iſt hier das nach der Richtung des Rohres einfallende
Licht das Licht einer Lampe, noch durch einen dahinter ſtehenden
Spiegel verſtaͤrkt; bei M befindet ſich ein mit halbdurchſichtigen
Farben auf Glas gezeichneter Gegenſtand, deſſen vergroͤßertes far-
biges Bild an der Wand bekanntlich das iſt, was uns die Zauber-
laterne darſtellen ſoll. Je entfernter es aufgefangen wird, deſto
groͤßer erſcheint es an der Wand.



Achte Vorleſung.


Die Anwendungen der Linſenglaͤſer, von welchen ich Sie
neulich unterhalten habe, waren alle beſtimmt, ſehr kleine Gegen-
ſtaͤnde uns groͤßer zu zeigen, und ſo uns mit dem, was unermeßlich
klein fuͤr den gewoͤhnlichen Anblick erſcheint, genau bekannt zu
machen, uns die Anordnung der feinſten Theile der organiſchen
Koͤrper, die Geſetze, nach welchen die Natur in ihnen ſich thaͤtig
zeigt, kennen zu lehren, uns eine neue Welt in dem kleinſten
Waſſertropfen zu eroͤffnen, der den darin lebenden Geſchoͤpfen einen
fuͤr ihre Kleinheit ſchon ſehr ausgedehnten Schauplatz ihrer Wirk-
ſamkeit darbietet. Mit Bewunderung vertieft ſich unſer Blick und
unſre Betrachtung in der Wahrnehmung dieſer Unendlichkeit in dem
beſchraͤnkteſten Raume, dieſer kunſtvollen Bildung, die immer noch
etwas Neues in immer zarteren Geaͤdern und Gefaͤßen zeigt, je
mehr ſich unſre Inſtrumente verbeſſern, und uns Ordnung und
Zweckmaͤßigkeit uͤber alle Grenzen der Kleinheit hinaus bis ins
Unendlich kleine ahnden laͤßt. Aber zu noch wichtigeren und eben
ſo erſtaunenswuͤrdigen Entdeckungen hat die zweite Anwendung der
Linſenglaͤſer in den Fernroͤhren gefuͤhrt. Schon die erſte Entdeckung
der Fernroͤhre zog ſchnell die Aufmerkſamkeit der Welt auf ſich,

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[144/0158] fuͤr das Erkennen der kleinſten Theile in ihren zarten Umriſſen reicht dieſes Bild nicht hin. Die bekannte Zauberlaterne beruht auf ganz aͤhnlichen Gruͤnden, nur iſt hier das nach der Richtung des Rohres einfallende Licht das Licht einer Lampe, noch durch einen dahinter ſtehenden Spiegel verſtaͤrkt; bei M befindet ſich ein mit halbdurchſichtigen Farben auf Glas gezeichneter Gegenſtand, deſſen vergroͤßertes far- biges Bild an der Wand bekanntlich das iſt, was uns die Zauber- laterne darſtellen ſoll. Je entfernter es aufgefangen wird, deſto groͤßer erſcheint es an der Wand. Achte Vorleſung. Die Anwendungen der Linſenglaͤſer, von welchen ich Sie neulich unterhalten habe, waren alle beſtimmt, ſehr kleine Gegen- ſtaͤnde uns groͤßer zu zeigen, und ſo uns mit dem, was unermeßlich klein fuͤr den gewoͤhnlichen Anblick erſcheint, genau bekannt zu machen, uns die Anordnung der feinſten Theile der organiſchen Koͤrper, die Geſetze, nach welchen die Natur in ihnen ſich thaͤtig zeigt, kennen zu lehren, uns eine neue Welt in dem kleinſten Waſſertropfen zu eroͤffnen, der den darin lebenden Geſchoͤpfen einen fuͤr ihre Kleinheit ſchon ſehr ausgedehnten Schauplatz ihrer Wirk- ſamkeit darbietet. Mit Bewunderung vertieft ſich unſer Blick und unſre Betrachtung in der Wahrnehmung dieſer Unendlichkeit in dem beſchraͤnkteſten Raume, dieſer kunſtvollen Bildung, die immer noch etwas Neues in immer zarteren Geaͤdern und Gefaͤßen zeigt, je mehr ſich unſre Inſtrumente verbeſſern, und uns Ordnung und Zweckmaͤßigkeit uͤber alle Grenzen der Kleinheit hinaus bis ins Unendlich kleine ahnden laͤßt. Aber zu noch wichtigeren und eben ſo erſtaunenswuͤrdigen Entdeckungen hat die zweite Anwendung der Linſenglaͤſer in den Fernroͤhren gefuͤhrt. Schon die erſte Entdeckung der Fernroͤhre zog ſchnell die Aufmerkſamkeit der Welt auf ſich,

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/158>, abgerufen am 26.04.2024.