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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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völlig befreite Kohle weißglühend erhalten in dieser Luft-Art den-
noch unverändert blieb, so sehr sie sonst in dieser Hitze den Sauer-
stoff aufzunehmen geneigt ist. Dieser Versuch (der allein stehend
freilich allenfalls eine andre Auslegung erlaubte) mit vielen andern
verbunden, lehrte die Einfachheit jener Luft-Art, die nun Chlor,
Chlorgas genannt wurde, kennen. Die Beobachtung, daß man
Sauerstoff aus der oxygenirten Salzsäure da erhalte, wo Salz-
säure hervorgeht, war ganz richtig; aber man hatte mit Unrecht
dies für eine Zerlegung jener elastischen Flüssigkeit gehalten, und
nicht darauf geachtet, daß die Erscheinung nur statt findet, wenn
Wasser mit dabei zugegen ist; mit Rücksicht hierauf aber lautet
die Erklärung des aus dem Chlorgas und dem Wasser Hervorge-
hens der Salzsäure und des Oxygen ganz anders, nämlich daß
das zersetzte Wasser uns sein frei gewordenes Oxygen darbietet, die
Salzsäure aber aus Chlor und Hydrogen, dem andern Bestand-
theile des Wassers, entstanden ist. -- Ich sehe wohl, daß in dieser
Darstellung der Vorzug dieser Erklärung vor der frühern nicht hin-
reichend kenntlich wird, aber darauf kann ich bei der hier erforder-
lichen Kürze nicht Anspruch machen, und meine Absicht ist nur,
die wichtige Bemerkung, daß es Hydrogensäuren giebt, wenigstens
an diesem merkwürdigen Beispiele zu zeigen.

Metalle.

Ich übergehe die übrigen als einfach anerkannten oder ange-
nommenen Körper, die sich an die bisher betrachteten anschließen,
und bemerke von der zweiten großen Reihe von Körpern, den Me-
tallen, nur, daß sie immer als diejenigen Bestandtheile bei Verbin-
dungen sich zeigen, welche diesen Verbindungen als Basis, als
Substrat, dienen; ihre bestimmte Form, als Oxyde, als Salze,
als Schwefelmetalle u. s. w. aber jenen Stoffen verdanken. Alle
Metalle sind in ihrem einfachen Zustande undurchsichtig, und be-
sitzen den bekannten Metallglanz; sie sind gute Leiter der Electrici-
tät, übrigens zu den mannigfaltigsten Verbindungen mit jenen
eben vorhin betrachteten einfachen Körpern und den aus ihnen schon
hervorgegangenen Verbindungen geeignet. Von diesen höchst man-
nigfaltigen Verbindungen will ich nur zwei erwähnen, die Oxyde
als Verbindungen eines Metalles mit Sauerstoff, und die Salze

II. D

voͤllig befreite Kohle weißgluͤhend erhalten in dieſer Luft-Art den-
noch unveraͤndert blieb, ſo ſehr ſie ſonſt in dieſer Hitze den Sauer-
ſtoff aufzunehmen geneigt iſt. Dieſer Verſuch (der allein ſtehend
freilich allenfalls eine andre Auslegung erlaubte) mit vielen andern
verbunden, lehrte die Einfachheit jener Luft-Art, die nun Chlor,
Chlorgas genannt wurde, kennen. Die Beobachtung, daß man
Sauerſtoff aus der oxygenirten Salzſaͤure da erhalte, wo Salz-
ſaͤure hervorgeht, war ganz richtig; aber man hatte mit Unrecht
dies fuͤr eine Zerlegung jener elaſtiſchen Fluͤſſigkeit gehalten, und
nicht darauf geachtet, daß die Erſcheinung nur ſtatt findet, wenn
Waſſer mit dabei zugegen iſt; mit Ruͤckſicht hierauf aber lautet
die Erklaͤrung des aus dem Chlorgas und dem Waſſer Hervorge-
hens der Salzſaͤure und des Oxygen ganz anders, naͤmlich daß
das zerſetzte Waſſer uns ſein frei gewordenes Oxygen darbietet, die
Salzſaͤure aber aus Chlor und Hydrogen, dem andern Beſtand-
theile des Waſſers, entſtanden iſt. — Ich ſehe wohl, daß in dieſer
Darſtellung der Vorzug dieſer Erklaͤrung vor der fruͤhern nicht hin-
reichend kenntlich wird, aber darauf kann ich bei der hier erforder-
lichen Kuͤrze nicht Anſpruch machen, und meine Abſicht iſt nur,
die wichtige Bemerkung, daß es Hydrogenſaͤuren giebt, wenigſtens
an dieſem merkwuͤrdigen Beiſpiele zu zeigen.

Metalle.

Ich uͤbergehe die uͤbrigen als einfach anerkannten oder ange-
nommenen Koͤrper, die ſich an die bisher betrachteten anſchließen,
und bemerke von der zweiten großen Reihe von Koͤrpern, den Me-
tallen, nur, daß ſie immer als diejenigen Beſtandtheile bei Verbin-
dungen ſich zeigen, welche dieſen Verbindungen als Baſis, als
Subſtrat, dienen; ihre beſtimmte Form, als Oxyde, als Salze,
als Schwefelmetalle u. ſ. w. aber jenen Stoffen verdanken. Alle
Metalle ſind in ihrem einfachen Zuſtande undurchſichtig, und be-
ſitzen den bekannten Metallglanz; ſie ſind gute Leiter der Electrici-
taͤt, uͤbrigens zu den mannigfaltigſten Verbindungen mit jenen
eben vorhin betrachteten einfachen Koͤrpern und den aus ihnen ſchon
hervorgegangenen Verbindungen geeignet. Von dieſen hoͤchſt man-
nigfaltigen Verbindungen will ich nur zwei erwaͤhnen, die Oxyde
als Verbindungen eines Metalles mit Sauerſtoff, und die Salze

II. D
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[49/0063] voͤllig befreite Kohle weißgluͤhend erhalten in dieſer Luft-Art den- noch unveraͤndert blieb, ſo ſehr ſie ſonſt in dieſer Hitze den Sauer- ſtoff aufzunehmen geneigt iſt. Dieſer Verſuch (der allein ſtehend freilich allenfalls eine andre Auslegung erlaubte) mit vielen andern verbunden, lehrte die Einfachheit jener Luft-Art, die nun Chlor, Chlorgas genannt wurde, kennen. Die Beobachtung, daß man Sauerſtoff aus der oxygenirten Salzſaͤure da erhalte, wo Salz- ſaͤure hervorgeht, war ganz richtig; aber man hatte mit Unrecht dies fuͤr eine Zerlegung jener elaſtiſchen Fluͤſſigkeit gehalten, und nicht darauf geachtet, daß die Erſcheinung nur ſtatt findet, wenn Waſſer mit dabei zugegen iſt; mit Ruͤckſicht hierauf aber lautet die Erklaͤrung des aus dem Chlorgas und dem Waſſer Hervorge- hens der Salzſaͤure und des Oxygen ganz anders, naͤmlich daß das zerſetzte Waſſer uns ſein frei gewordenes Oxygen darbietet, die Salzſaͤure aber aus Chlor und Hydrogen, dem andern Beſtand- theile des Waſſers, entſtanden iſt. — Ich ſehe wohl, daß in dieſer Darſtellung der Vorzug dieſer Erklaͤrung vor der fruͤhern nicht hin- reichend kenntlich wird, aber darauf kann ich bei der hier erforder- lichen Kuͤrze nicht Anſpruch machen, und meine Abſicht iſt nur, die wichtige Bemerkung, daß es Hydrogenſaͤuren giebt, wenigſtens an dieſem merkwuͤrdigen Beiſpiele zu zeigen. Metalle. Ich uͤbergehe die uͤbrigen als einfach anerkannten oder ange- nommenen Koͤrper, die ſich an die bisher betrachteten anſchließen, und bemerke von der zweiten großen Reihe von Koͤrpern, den Me- tallen, nur, daß ſie immer als diejenigen Beſtandtheile bei Verbin- dungen ſich zeigen, welche dieſen Verbindungen als Baſis, als Subſtrat, dienen; ihre beſtimmte Form, als Oxyde, als Salze, als Schwefelmetalle u. ſ. w. aber jenen Stoffen verdanken. Alle Metalle ſind in ihrem einfachen Zuſtande undurchſichtig, und be- ſitzen den bekannten Metallglanz; ſie ſind gute Leiter der Electrici- taͤt, uͤbrigens zu den mannigfaltigſten Verbindungen mit jenen eben vorhin betrachteten einfachen Koͤrpern und den aus ihnen ſchon hervorgegangenen Verbindungen geeignet. Von dieſen hoͤchſt man- nigfaltigen Verbindungen will ich nur zwei erwaͤhnen, die Oxyde als Verbindungen eines Metalles mit Sauerſtoff, und die Salze II. D

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/63>, abgerufen am 26.04.2024.