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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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wird die Lampenflamme angewandt, um kleine Körper zu schmelzen,
Glas in andre Formen zu bringen, indem man bei den Glasbläser-
Arbeiten durch Schmelzen und Blasen bald an die Röhre eine
Kugel anbläst, bald Aenderungen der Form bewirkt u. s. w. Um
diese Anwendungen der Flamme zu machen, bedient man sich der
Gebläse, deren Zweck ein doppelter ist, erstlich die Hitze der Flamme
auf einen Punct zu vereinigen, zweitens diese Hitze auch wirklich
zu verstärken. Daß schon das erstere beitrage, die Wirkung der
Flamme zu verstärken, hat Rumford dadurch gezeigt, daß er
eine Flamme vermittelst eines Stromes kohlensaurer Luft anblies,
und auch da das Glühen und Schmelzen des Glases bewirkte;
indeß hat er gewiß Unrecht, wenn er bloß in dieser Gewalt des
Antreffens der Flamme und in dieser Richtung auf einen bestimm-
ten Punct, und gar nicht in einer Vermehrung der Wärme-
Entwickelung selbst, den Grund der vor dem Löthrohre oder vor
dem Gebläse verstärkten Wirkung der Flamme sucht. Daß viel-
mehr die Wirkung der Flamme durch die Zuführung von Sauer-
stoffgas noch mehr verstärkt wird, zeigt die Anwendung der Sauer-
stoffgebläse, aus denen nämlich Sauerstoff gegen die Weingeist-
flamme getrieben wird, welche dann eine sehr viel größere Wirkung
leistet.

Um diesen Gebläsen eine, längere Zeit dauernde, gleiche Stärke
zu geben, gerieth Newmann auf den Gedanken, eine compri-
mirte Luft anzuwenden und diese in einem sehr dünnen Strahle
auf die Weingeistflamme zu richten, welche dadurch gleichmäßiger
als bei andern Gebläsen ihre Dienste leistete. Aber dieses Com-
pressionsgebläse führte Newmann noch zu einer zweiten, wich-
tigern Verbesserung, indem er Wasserstoffgas und Sauerstoffgas,
in dem Verhältniß gemischt, welches zur Bildung des Wassers
nöthig ist, anwandte. Früher schon hatte Hare eine große Ver-
stärkung der Hitze der Weingeistflamme dadurch erhalten, daß er
aus zwei getrennten Gefäßen, durch zwei Röhren zugleich, die sich
in einem Mündungsstücke vereinigten, beide Gas-Arten zuströ-
men ließ; er hatte mit dieser Vorrichtung schwer schmelzbare Kör-
per geschmolzen und andre große Wirkungen hervorgebracht. Daß
eine in dem zur Wasserbildung angemessenen, genau richtigen Ver-
hältnisse gemischte Verbindung beider Luft-Arten diesen Zweck

wird die Lampenflamme angewandt, um kleine Koͤrper zu ſchmelzen,
Glas in andre Formen zu bringen, indem man bei den Glasblaͤſer-
Arbeiten durch Schmelzen und Blaſen bald an die Roͤhre eine
Kugel anblaͤſt, bald Aenderungen der Form bewirkt u. ſ. w. Um
dieſe Anwendungen der Flamme zu machen, bedient man ſich der
Geblaͤſe, deren Zweck ein doppelter iſt, erſtlich die Hitze der Flamme
auf einen Punct zu vereinigen, zweitens dieſe Hitze auch wirklich
zu verſtaͤrken. Daß ſchon das erſtere beitrage, die Wirkung der
Flamme zu verſtaͤrken, hat Rumford dadurch gezeigt, daß er
eine Flamme vermittelſt eines Stromes kohlenſaurer Luft anblies,
und auch da das Gluͤhen und Schmelzen des Glaſes bewirkte;
indeß hat er gewiß Unrecht, wenn er bloß in dieſer Gewalt des
Antreffens der Flamme und in dieſer Richtung auf einen beſtimm-
ten Punct, und gar nicht in einer Vermehrung der Waͤrme-
Entwickelung ſelbſt, den Grund der vor dem Loͤthrohre oder vor
dem Geblaͤſe verſtaͤrkten Wirkung der Flamme ſucht. Daß viel-
mehr die Wirkung der Flamme durch die Zufuͤhrung von Sauer-
ſtoffgas noch mehr verſtaͤrkt wird, zeigt die Anwendung der Sauer-
ſtoffgeblaͤſe, aus denen naͤmlich Sauerſtoff gegen die Weingeiſt-
flamme getrieben wird, welche dann eine ſehr viel groͤßere Wirkung
leiſtet.

Um dieſen Geblaͤſen eine, laͤngere Zeit dauernde, gleiche Staͤrke
zu geben, gerieth Newmann auf den Gedanken, eine compri-
mirte Luft anzuwenden und dieſe in einem ſehr duͤnnen Strahle
auf die Weingeiſtflamme zu richten, welche dadurch gleichmaͤßiger
als bei andern Geblaͤſen ihre Dienſte leiſtete. Aber dieſes Com-
preſſionsgeblaͤſe fuͤhrte Newmann noch zu einer zweiten, wich-
tigern Verbeſſerung, indem er Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas,
in dem Verhaͤltniß gemiſcht, welches zur Bildung des Waſſers
noͤthig iſt, anwandte. Fruͤher ſchon hatte Hare eine große Ver-
ſtaͤrkung der Hitze der Weingeiſtflamme dadurch erhalten, daß er
aus zwei getrennten Gefaͤßen, durch zwei Roͤhren zugleich, die ſich
in einem Muͤndungsſtuͤcke vereinigten, beide Gas-Arten zuſtroͤ-
men ließ; er hatte mit dieſer Vorrichtung ſchwer ſchmelzbare Koͤr-
per geſchmolzen und andre große Wirkungen hervorgebracht. Daß
eine in dem zur Waſſerbildung angemeſſenen, genau richtigen Ver-
haͤltniſſe gemiſchte Verbindung beider Luft-Arten dieſen Zweck

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[197/0211] wird die Lampenflamme angewandt, um kleine Koͤrper zu ſchmelzen, Glas in andre Formen zu bringen, indem man bei den Glasblaͤſer- Arbeiten durch Schmelzen und Blaſen bald an die Roͤhre eine Kugel anblaͤſt, bald Aenderungen der Form bewirkt u. ſ. w. Um dieſe Anwendungen der Flamme zu machen, bedient man ſich der Geblaͤſe, deren Zweck ein doppelter iſt, erſtlich die Hitze der Flamme auf einen Punct zu vereinigen, zweitens dieſe Hitze auch wirklich zu verſtaͤrken. Daß ſchon das erſtere beitrage, die Wirkung der Flamme zu verſtaͤrken, hat Rumford dadurch gezeigt, daß er eine Flamme vermittelſt eines Stromes kohlenſaurer Luft anblies, und auch da das Gluͤhen und Schmelzen des Glaſes bewirkte; indeß hat er gewiß Unrecht, wenn er bloß in dieſer Gewalt des Antreffens der Flamme und in dieſer Richtung auf einen beſtimm- ten Punct, und gar nicht in einer Vermehrung der Waͤrme- Entwickelung ſelbſt, den Grund der vor dem Loͤthrohre oder vor dem Geblaͤſe verſtaͤrkten Wirkung der Flamme ſucht. Daß viel- mehr die Wirkung der Flamme durch die Zufuͤhrung von Sauer- ſtoffgas noch mehr verſtaͤrkt wird, zeigt die Anwendung der Sauer- ſtoffgeblaͤſe, aus denen naͤmlich Sauerſtoff gegen die Weingeiſt- flamme getrieben wird, welche dann eine ſehr viel groͤßere Wirkung leiſtet. Um dieſen Geblaͤſen eine, laͤngere Zeit dauernde, gleiche Staͤrke zu geben, gerieth Newmann auf den Gedanken, eine compri- mirte Luft anzuwenden und dieſe in einem ſehr duͤnnen Strahle auf die Weingeiſtflamme zu richten, welche dadurch gleichmaͤßiger als bei andern Geblaͤſen ihre Dienſte leiſtete. Aber dieſes Com- preſſionsgeblaͤſe fuͤhrte Newmann noch zu einer zweiten, wich- tigern Verbeſſerung, indem er Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas, in dem Verhaͤltniß gemiſcht, welches zur Bildung des Waſſers noͤthig iſt, anwandte. Fruͤher ſchon hatte Hare eine große Ver- ſtaͤrkung der Hitze der Weingeiſtflamme dadurch erhalten, daß er aus zwei getrennten Gefaͤßen, durch zwei Roͤhren zugleich, die ſich in einem Muͤndungsſtuͤcke vereinigten, beide Gas-Arten zuſtroͤ- men ließ; er hatte mit dieſer Vorrichtung ſchwer ſchmelzbare Koͤr- per geſchmolzen und andre große Wirkungen hervorgebracht. Daß eine in dem zur Waſſerbildung angemeſſenen, genau richtigen Ver- haͤltniſſe gemiſchte Verbindung beider Luft-Arten dieſen Zweck

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/211>, abgerufen am 26.04.2024.