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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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= 140° zusammen = 160° Drehung beträgt. Jene Versuche
zeigen nämlich, daß in der halben Entfernung die vierfache Kraft
(also = 4.40° Drehung) statt findet, und daß bei ein Viertel der
Entfernung die Kraft auf das Sechzehnfache steigt, also in unserm
Versuche bei 10° Abstand die Drehungskraft = 640° sein oder
die Klemme F um einen Umfang und 270° gedreht werden müsse,
damit 10° unten und 360° + 270 = 630° oben, jene 640°
ausmachen. Ich habe hier immer so gerechnet, als ob die abstoßende
Kraft ganz zur Drehung verwendet würde; genau genommen ist
dies nicht der Fall, sondern, wenn Fig. 51. den Kreis vorstellt,
in welchem das in G aufgehängte Stäbchen sich dreht, so muß die
nach CA wirkende Kraft nach den Richtungen AL, AE, zerlegt
werden, und nur die erstere kömmt hier als Drehungskraft in Be-
trachtung. Bei den Versuchen ist wirklich so gerechnet, für meine
Darstellung mag jene Angabe, die nicht ganz strenge ist, genügen.

Um die anziehende Kraft, welche von einer electrisirten Kugel
auf eine unelectrisirte ausgeübt wird, zu finden, muß man die
bewegliche Kugel A durch einen im Glase PQ (Fig. 45.) ver-
tical ausgespannten Seidenfaden hindern, sich an C anzulegen,
damit sie nicht sogleich mitgetheilte Electricität erhalte. Man
giebt nun der Kugel C eine schwache Ladung und da die Kugel A
sich dann gegen C zu drängt, durch jenen Faden aber aufgehalten
wird, so hat man Zeit, durch Drehung der Klemme F die Kugel
A zu zwingen, daß sie sich weiter von C entfernt. Ich will an-
nehmen, man finde bei einem Versuche, daß man, um A auf 40°
zu entfernen, eine Drehung von 50° hervorbringen müsse, das
heißt, die Klemme so weit fortdrehen muß, daß die unelectrisirte
Nadel AB auf 90° zur Ruhe käme, so wird man eine Drehungs-
kraft von 200° finden für 20° Abstand, oder im letzten Falle
müßte man die Klemme so weit fortdrehen, daß die unelectrisirte
Nadel bei 220° zur Ruhe käme. Ist nämlich (Fig. 51.) der
Bogen CLR = 220° und die Klemme ist so gestellt, daß in ER
die Nadel zur Ruhe käme, so ist für CE = 20° die Nadel durch
die Anziehung in einer Lage erhalten, wobei der Drehungsbogen
ELR = 200° ist.

Könnten diese Versuche zu einer Zeit angestellt werden, wo die
Electricität gar keinen Verlust in der Luft erlitte, so könnte man

D 2

= 140° zuſammen = 160° Drehung betraͤgt. Jene Verſuche
zeigen naͤmlich, daß in der halben Entfernung die vierfache Kraft
(alſo = 4.40° Drehung) ſtatt findet, und daß bei ein Viertel der
Entfernung die Kraft auf das Sechzehnfache ſteigt, alſo in unſerm
Verſuche bei 10° Abſtand die Drehungskraft = 640° ſein oder
die Klemme F um einen Umfang und 270° gedreht werden muͤſſe,
damit 10° unten und 360° + 270 = 630° oben, jene 640°
ausmachen. Ich habe hier immer ſo gerechnet, als ob die abſtoßende
Kraft ganz zur Drehung verwendet wuͤrde; genau genommen iſt
dies nicht der Fall, ſondern, wenn Fig. 51. den Kreis vorſtellt,
in welchem das in G aufgehaͤngte Staͤbchen ſich dreht, ſo muß die
nach CA wirkende Kraft nach den Richtungen AL, AE, zerlegt
werden, und nur die erſtere koͤmmt hier als Drehungskraft in Be-
trachtung. Bei den Verſuchen iſt wirklich ſo gerechnet, fuͤr meine
Darſtellung mag jene Angabe, die nicht ganz ſtrenge iſt, genuͤgen.

Um die anziehende Kraft, welche von einer electriſirten Kugel
auf eine unelectriſirte ausgeuͤbt wird, zu finden, muß man die
bewegliche Kugel A durch einen im Glaſe PQ (Fig. 45.) ver-
tical ausgeſpannten Seidenfaden hindern, ſich an C anzulegen,
damit ſie nicht ſogleich mitgetheilte Electricitaͤt erhalte. Man
giebt nun der Kugel C eine ſchwache Ladung und da die Kugel A
ſich dann gegen C zu draͤngt, durch jenen Faden aber aufgehalten
wird, ſo hat man Zeit, durch Drehung der Klemme F die Kugel
A zu zwingen, daß ſie ſich weiter von C entfernt. Ich will an-
nehmen, man finde bei einem Verſuche, daß man, um A auf 40°
zu entfernen, eine Drehung von 50° hervorbringen muͤſſe, das
heißt, die Klemme ſo weit fortdrehen muß, daß die unelectriſirte
Nadel AB auf 90° zur Ruhe kaͤme, ſo wird man eine Drehungs-
kraft von 200° finden fuͤr 20° Abſtand, oder im letzten Falle
muͤßte man die Klemme ſo weit fortdrehen, daß die unelectriſirte
Nadel bei 220° zur Ruhe kaͤme. Iſt naͤmlich (Fig. 51.) der
Bogen CLR = 220° und die Klemme iſt ſo geſtellt, daß in ER
die Nadel zur Ruhe kaͤme, ſo iſt fuͤr CE = 20° die Nadel durch
die Anziehung in einer Lage erhalten, wobei der Drehungsbogen
ELR = 200° iſt.

Koͤnnten dieſe Verſuche zu einer Zeit angeſtellt werden, wo die
Electricitaͤt gar keinen Verluſt in der Luft erlitte, ſo koͤnnte man

D 2
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[243/0257] = 140° zuſammen = 160° Drehung betraͤgt. Jene Verſuche zeigen naͤmlich, daß in der halben Entfernung die vierfache Kraft (alſo = 4.40° Drehung) ſtatt findet, und daß bei ein Viertel der Entfernung die Kraft auf das Sechzehnfache ſteigt, alſo in unſerm Verſuche bei 10° Abſtand die Drehungskraft = 640° ſein oder die Klemme F um einen Umfang und 270° gedreht werden muͤſſe, damit 10° unten und 360° + 270 = 630° oben, jene 640° ausmachen. Ich habe hier immer ſo gerechnet, als ob die abſtoßende Kraft ganz zur Drehung verwendet wuͤrde; genau genommen iſt dies nicht der Fall, ſondern, wenn Fig. 51. den Kreis vorſtellt, in welchem das in G aufgehaͤngte Staͤbchen ſich dreht, ſo muß die nach CA wirkende Kraft nach den Richtungen AL, AE, zerlegt werden, und nur die erſtere koͤmmt hier als Drehungskraft in Be- trachtung. Bei den Verſuchen iſt wirklich ſo gerechnet, fuͤr meine Darſtellung mag jene Angabe, die nicht ganz ſtrenge iſt, genuͤgen. Um die anziehende Kraft, welche von einer electriſirten Kugel auf eine unelectriſirte ausgeuͤbt wird, zu finden, muß man die bewegliche Kugel A durch einen im Glaſe PQ (Fig. 45.) ver- tical ausgeſpannten Seidenfaden hindern, ſich an C anzulegen, damit ſie nicht ſogleich mitgetheilte Electricitaͤt erhalte. Man giebt nun der Kugel C eine ſchwache Ladung und da die Kugel A ſich dann gegen C zu draͤngt, durch jenen Faden aber aufgehalten wird, ſo hat man Zeit, durch Drehung der Klemme F die Kugel A zu zwingen, daß ſie ſich weiter von C entfernt. Ich will an- nehmen, man finde bei einem Verſuche, daß man, um A auf 40° zu entfernen, eine Drehung von 50° hervorbringen muͤſſe, das heißt, die Klemme ſo weit fortdrehen muß, daß die unelectriſirte Nadel AB auf 90° zur Ruhe kaͤme, ſo wird man eine Drehungs- kraft von 200° finden fuͤr 20° Abſtand, oder im letzten Falle muͤßte man die Klemme ſo weit fortdrehen, daß die unelectriſirte Nadel bei 220° zur Ruhe kaͤme. Iſt naͤmlich (Fig. 51.) der Bogen CLR = 220° und die Klemme iſt ſo geſtellt, daß in ER die Nadel zur Ruhe kaͤme, ſo iſt fuͤr CE = 20° die Nadel durch die Anziehung in einer Lage erhalten, wobei der Drehungsbogen ELR = 200° iſt. Koͤnnten dieſe Verſuche zu einer Zeit angeſtellt werden, wo die Electricitaͤt gar keinen Verluſt in der Luft erlitte, ſo koͤnnte man D 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/257>, abgerufen am 26.04.2024.