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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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bei einer andern Gelegenheit hätte ich das Nordlicht erwähnen
können, nämlich bei dem mit so mildem, farbigem Lichte sich dar-
stellenden Uebergange der Electricität durch den luftleeren Raum,
indem man die Erscheinungen dieses Lichtes nicht mit Unrecht den
Erscheinungen des Nordlichts ähnlich gefunden hat.

Das Nordlicht, das sich in den Polargegenden häufiger als
bei uns zeigt, ist eine bald mit weißem, bald mit rothem, zuweilen
auch mit violettem und grünem Lichte den Himmel erhellende Er-
scheinung. In den nördlichen Gegenden hat man zuweilen es
mit einem Geräusche verbunden beobachtet; in unsern Gegenden
ist es dagegen ganz ohne Laut. Die Licht-Erscheinungen, welche es
darbietet, sind sehr verschieden, indem zuweilen der nördliche
Himmel sich bloß wie von einer Dämmerung erhellt zeigt, zuweilen
ganze Theile des Himmels mit einem weißen oder farbigen Lichte
plötzlich bedeckt sind, ohne daß man ein strahlenartiges Fortschießen
dieses Lichtes wahrnimmt, zuweilen dagegen Lichtsäulen, wie in
Strahlenschüssen, sich schnell fortzubewegen scheinen. Jene ruhig und
oft plötzlich entstehenden Lichtflecke, die oft ganze Sternbilder über-
decken, ohne ihre Sterne unsichtbar zu machen, dauern zuweilen eine
geraume Zeit, werden allmählig dunkler und verschwinden, ohne
ihren Ort zu verändern; zuweilen entstehen sie ohne kenntliche
Ordnung bald in einer, bald in einer andern Gegend, zuweilen
treten zwischen ihnen schmale Lichtsäulen hervor, zuweilen aber
bilden sie auch einen unterbrochenen, und zu andern Zeiten auch
einen vollständigen Bogen. Die Strahlenschüsse dagegen, wenn
sie recht vollständig sind, gehen als zahlreiche, sich oft erneuernde
feurige Säulen hervor, die sich in einem nicht weit vom Zenith
liegenden Puncte zu vereinigen scheinen, und dort, was man eine
Krone genannt hat, einen Vereinigungspunct aller dieser leuch-
tenden Bogen, bilden. Oefter als diese letzte Erscheinung hat
man einen oder mehrere vollständige Lichtbogen gesehn, die sich
von Norden gegen das Zenith herauf bewegen, so daß sie ihrer
ganzen Ausdehnung nach parallel fortzurücken scheinen; gewöhnlich
ist dann das unter diesen Bogen liegende Segment des Himmels
von dunkler Färbung, so daß man es für bedeckt halten würde,
wenn nicht doch die Sterne in diesem Dunkel sichtbar blieben.


bei einer andern Gelegenheit haͤtte ich das Nordlicht erwaͤhnen
koͤnnen, naͤmlich bei dem mit ſo mildem, farbigem Lichte ſich dar-
ſtellenden Uebergange der Electricitaͤt durch den luftleeren Raum,
indem man die Erſcheinungen dieſes Lichtes nicht mit Unrecht den
Erſcheinungen des Nordlichts aͤhnlich gefunden hat.

Das Nordlicht, das ſich in den Polargegenden haͤufiger als
bei uns zeigt, iſt eine bald mit weißem, bald mit rothem, zuweilen
auch mit violettem und gruͤnem Lichte den Himmel erhellende Er-
ſcheinung. In den noͤrdlichen Gegenden hat man zuweilen es
mit einem Geraͤuſche verbunden beobachtet; in unſern Gegenden
iſt es dagegen ganz ohne Laut. Die Licht-Erſcheinungen, welche es
darbietet, ſind ſehr verſchieden, indem zuweilen der noͤrdliche
Himmel ſich bloß wie von einer Daͤmmerung erhellt zeigt, zuweilen
ganze Theile des Himmels mit einem weißen oder farbigen Lichte
ploͤtzlich bedeckt ſind, ohne daß man ein ſtrahlenartiges Fortſchießen
dieſes Lichtes wahrnimmt, zuweilen dagegen Lichtſaͤulen, wie in
Strahlenſchuͤſſen, ſich ſchnell fortzubewegen ſcheinen. Jene ruhig und
oft ploͤtzlich entſtehenden Lichtflecke, die oft ganze Sternbilder uͤber-
decken, ohne ihre Sterne unſichtbar zu machen, dauern zuweilen eine
geraume Zeit, werden allmaͤhlig dunkler und verſchwinden, ohne
ihren Ort zu veraͤndern; zuweilen entſtehen ſie ohne kenntliche
Ordnung bald in einer, bald in einer andern Gegend, zuweilen
treten zwiſchen ihnen ſchmale Lichtſaͤulen hervor, zuweilen aber
bilden ſie auch einen unterbrochenen, und zu andern Zeiten auch
einen vollſtaͤndigen Bogen. Die Strahlenſchuͤſſe dagegen, wenn
ſie recht vollſtaͤndig ſind, gehen als zahlreiche, ſich oft erneuernde
feurige Saͤulen hervor, die ſich in einem nicht weit vom Zenith
liegenden Puncte zu vereinigen ſcheinen, und dort, was man eine
Krone genannt hat, einen Vereinigungspunct aller dieſer leuch-
tenden Bogen, bilden. Oefter als dieſe letzte Erſcheinung hat
man einen oder mehrere vollſtaͤndige Lichtbogen geſehn, die ſich
von Norden gegen das Zenith herauf bewegen, ſo daß ſie ihrer
ganzen Ausdehnung nach parallel fortzuruͤcken ſcheinen; gewoͤhnlich
iſt dann das unter dieſen Bogen liegende Segment des Himmels
von dunkler Faͤrbung, ſo daß man es fuͤr bedeckt halten wuͤrde,
wenn nicht doch die Sterne in dieſem Dunkel ſichtbar blieben.


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[459/0473] bei einer andern Gelegenheit haͤtte ich das Nordlicht erwaͤhnen koͤnnen, naͤmlich bei dem mit ſo mildem, farbigem Lichte ſich dar- ſtellenden Uebergange der Electricitaͤt durch den luftleeren Raum, indem man die Erſcheinungen dieſes Lichtes nicht mit Unrecht den Erſcheinungen des Nordlichts aͤhnlich gefunden hat. Das Nordlicht, das ſich in den Polargegenden haͤufiger als bei uns zeigt, iſt eine bald mit weißem, bald mit rothem, zuweilen auch mit violettem und gruͤnem Lichte den Himmel erhellende Er- ſcheinung. In den noͤrdlichen Gegenden hat man zuweilen es mit einem Geraͤuſche verbunden beobachtet; in unſern Gegenden iſt es dagegen ganz ohne Laut. Die Licht-Erſcheinungen, welche es darbietet, ſind ſehr verſchieden, indem zuweilen der noͤrdliche Himmel ſich bloß wie von einer Daͤmmerung erhellt zeigt, zuweilen ganze Theile des Himmels mit einem weißen oder farbigen Lichte ploͤtzlich bedeckt ſind, ohne daß man ein ſtrahlenartiges Fortſchießen dieſes Lichtes wahrnimmt, zuweilen dagegen Lichtſaͤulen, wie in Strahlenſchuͤſſen, ſich ſchnell fortzubewegen ſcheinen. Jene ruhig und oft ploͤtzlich entſtehenden Lichtflecke, die oft ganze Sternbilder uͤber- decken, ohne ihre Sterne unſichtbar zu machen, dauern zuweilen eine geraume Zeit, werden allmaͤhlig dunkler und verſchwinden, ohne ihren Ort zu veraͤndern; zuweilen entſtehen ſie ohne kenntliche Ordnung bald in einer, bald in einer andern Gegend, zuweilen treten zwiſchen ihnen ſchmale Lichtſaͤulen hervor, zuweilen aber bilden ſie auch einen unterbrochenen, und zu andern Zeiten auch einen vollſtaͤndigen Bogen. Die Strahlenſchuͤſſe dagegen, wenn ſie recht vollſtaͤndig ſind, gehen als zahlreiche, ſich oft erneuernde feurige Saͤulen hervor, die ſich in einem nicht weit vom Zenith liegenden Puncte zu vereinigen ſcheinen, und dort, was man eine Krone genannt hat, einen Vereinigungspunct aller dieſer leuch- tenden Bogen, bilden. Oefter als dieſe letzte Erſcheinung hat man einen oder mehrere vollſtaͤndige Lichtbogen geſehn, die ſich von Norden gegen das Zenith herauf bewegen, ſo daß ſie ihrer ganzen Ausdehnung nach parallel fortzuruͤcken ſcheinen; gewoͤhnlich iſt dann das unter dieſen Bogen liegende Segment des Himmels von dunkler Faͤrbung, ſo daß man es fuͤr bedeckt halten wuͤrde, wenn nicht doch die Sterne in dieſem Dunkel ſichtbar blieben.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/473>, abgerufen am 26.04.2024.