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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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wird, so hat man die einfache, zweifache, dreifache Kraft mit den
Angaben der Magnetnadel zusammengestellt. Mit Anwendung
dieser Kenntniß von den wahren Werthen der Kraft des Stromes
findet man, daß bei einer Verbindung von an einander gelöthetem
Kupfer- und Eisendrath die Kraft gleichmäßig wächst, wenn man
die Temperatur-Unterschiede der Löthungen von 0° bis 140°
Cent. zunehmen läßt; von 140° an ist, bei gleicher Zunahme der
Temperaturdifferenzen, die Zunahme der Kraft geringer und bei
300° ist sie beinahe unveränderlich geworden, ja bei noch höhern
Temperaturen schien eine entgegengesetzte Wirkung einzutreten.
Andre Dräthe zu einem Umlaufe verbunden zeigten bis zu andern
Temperaturen hin eine mit den Wärme-Differenzen gleichmäßig
steigende Kraft, und zwar bis zu desto höhern Temperaturen, je
schwerer schmelzbar sie waren. Platindrath mit Eisendrath gab
selbst bis zu 300° Erwärmung, wenn der andre Löthungspunct
auf 0° erhalten wurde, gleichmäßig mit der Wärme steigende
Kraft und Becquerel gründet darauf ein Verfahren, sehr hohe
Temperaturen zu bestimmen, dessen nicht vollkommene Sicherheit
indeß auch leicht erhellt. Da die oben erwähnten Maaßbestim-
mungen gezeigt hatten, daß eine Ablenkung der Nadel = 221/2°
einer mal so großen Kraft als die Ablenkung = 8° zugehöre,
da ferner die Erhitzung in der Weingeistflamme, an der Stelle, wo
das Blau in Gelb übergeht, für eine Verbindung von Platin- und
Eisendrath eine Ablenkung = 221/2° unter eben den Umständen
hervorbrachte, wo eine Erhitzung von 300° eine Ablenkung = 8°
bewirkte, so müßte 300 = 1400° die Hitze der Weingeist-
flamme sein, wenn die proportionale Wirkung bis so hoch hinauf
statt fände.

Von Christie's Versuchen, wodurch er die in den ver-
schiedenen Tagesstunden eintretenden Veränderungen des Erdma-
gnetismus mit den thermo-electrischen Erscheinungen in Verbin-
dung zu setzen sucht, sage ich nichts, da seine Folgerungen mir
nicht genug Ueberzeugung gewähren.

Auch in Hinsicht auf die Theorie dieser Erscheinungen habe
ich wenig zu sagen. Seebeck glaubt, sie ständen den electro-
magnetischen Theorien, welche den electrischen Strom als Ursache
der Einwirkungen auf die Magnetnadel ansehen, sehr entgegen,

wird, ſo hat man die einfache, zweifache, dreifache Kraft mit den
Angaben der Magnetnadel zuſammengeſtellt. Mit Anwendung
dieſer Kenntniß von den wahren Werthen der Kraft des Stromes
findet man, daß bei einer Verbindung von an einander geloͤthetem
Kupfer- und Eiſendrath die Kraft gleichmaͤßig waͤchſt, wenn man
die Temperatur-Unterſchiede der Loͤthungen von 0° bis 140°
Cent. zunehmen laͤßt; von 140° an iſt, bei gleicher Zunahme der
Temperaturdifferenzen, die Zunahme der Kraft geringer und bei
300° iſt ſie beinahe unveraͤnderlich geworden, ja bei noch hoͤhern
Temperaturen ſchien eine entgegengeſetzte Wirkung einzutreten.
Andre Draͤthe zu einem Umlaufe verbunden zeigten bis zu andern
Temperaturen hin eine mit den Waͤrme-Differenzen gleichmaͤßig
ſteigende Kraft, und zwar bis zu deſto hoͤhern Temperaturen, je
ſchwerer ſchmelzbar ſie waren. Platindrath mit Eiſendrath gab
ſelbſt bis zu 300° Erwaͤrmung, wenn der andre Loͤthungspunct
auf 0° erhalten wurde, gleichmaͤßig mit der Waͤrme ſteigende
Kraft und Becquerel gruͤndet darauf ein Verfahren, ſehr hohe
Temperaturen zu beſtimmen, deſſen nicht vollkommene Sicherheit
indeß auch leicht erhellt. Da die oben erwaͤhnten Maaßbeſtim-
mungen gezeigt hatten, daß eine Ablenkung der Nadel = 22½°
einer mal ſo großen Kraft als die Ablenkung = 8° zugehoͤre,
da ferner die Erhitzung in der Weingeiſtflamme, an der Stelle, wo
das Blau in Gelb uͤbergeht, fuͤr eine Verbindung von Platin- und
Eiſendrath eine Ablenkung = 22½° unter eben den Umſtaͤnden
hervorbrachte, wo eine Erhitzung von 300° eine Ablenkung = 8°
bewirkte, ſo muͤßte 300 ⋅ = 1400° die Hitze der Weingeiſt-
flamme ſein, wenn die proportionale Wirkung bis ſo hoch hinauf
ſtatt faͤnde.

Von Chriſtie's Verſuchen, wodurch er die in den ver-
ſchiedenen Tagesſtunden eintretenden Veraͤnderungen des Erdma-
gnetismus mit den thermo-electriſchen Erſcheinungen in Verbin-
dung zu ſetzen ſucht, ſage ich nichts, da ſeine Folgerungen mir
nicht genug Ueberzeugung gewaͤhren.

Auch in Hinſicht auf die Theorie dieſer Erſcheinungen habe
ich wenig zu ſagen. Seebeck glaubt, ſie ſtaͤnden den electro-
magnetiſchen Theorien, welche den electriſchen Strom als Urſache
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[524/0538] wird, ſo hat man die einfache, zweifache, dreifache Kraft mit den Angaben der Magnetnadel zuſammengeſtellt. Mit Anwendung dieſer Kenntniß von den wahren Werthen der Kraft des Stromes findet man, daß bei einer Verbindung von an einander geloͤthetem Kupfer- und Eiſendrath die Kraft gleichmaͤßig waͤchſt, wenn man die Temperatur-Unterſchiede der Loͤthungen von 0° bis 140° Cent. zunehmen laͤßt; von 140° an iſt, bei gleicher Zunahme der Temperaturdifferenzen, die Zunahme der Kraft geringer und bei 300° iſt ſie beinahe unveraͤnderlich geworden, ja bei noch hoͤhern Temperaturen ſchien eine entgegengeſetzte Wirkung einzutreten. Andre Draͤthe zu einem Umlaufe verbunden zeigten bis zu andern Temperaturen hin eine mit den Waͤrme-Differenzen gleichmaͤßig ſteigende Kraft, und zwar bis zu deſto hoͤhern Temperaturen, je ſchwerer ſchmelzbar ſie waren. Platindrath mit Eiſendrath gab ſelbſt bis zu 300° Erwaͤrmung, wenn der andre Loͤthungspunct auf 0° erhalten wurde, gleichmaͤßig mit der Waͤrme ſteigende Kraft und Becquerel gruͤndet darauf ein Verfahren, ſehr hohe Temperaturen zu beſtimmen, deſſen nicht vollkommene Sicherheit indeß auch leicht erhellt. Da die oben erwaͤhnten Maaßbeſtim- mungen gezeigt hatten, daß eine Ablenkung der Nadel = 22½° einer [FORMEL] mal ſo großen Kraft als die Ablenkung = 8° zugehoͤre, da ferner die Erhitzung in der Weingeiſtflamme, an der Stelle, wo das Blau in Gelb uͤbergeht, fuͤr eine Verbindung von Platin- und Eiſendrath eine Ablenkung = 22½° unter eben den Umſtaͤnden hervorbrachte, wo eine Erhitzung von 300° eine Ablenkung = 8° bewirkte, ſo muͤßte 300 ⋅ [FORMEL] = 1400° die Hitze der Weingeiſt- flamme ſein, wenn die proportionale Wirkung bis ſo hoch hinauf ſtatt faͤnde. Von Chriſtie's Verſuchen, wodurch er die in den ver- ſchiedenen Tagesſtunden eintretenden Veraͤnderungen des Erdma- gnetismus mit den thermo-electriſchen Erſcheinungen in Verbin- dung zu ſetzen ſucht, ſage ich nichts, da ſeine Folgerungen mir nicht genug Ueberzeugung gewaͤhren. Auch in Hinſicht auf die Theorie dieſer Erſcheinungen habe ich wenig zu ſagen. Seebeck glaubt, ſie ſtaͤnden den electro- magnetiſchen Theorien, welche den electriſchen Strom als Urſache der Einwirkungen auf die Magnetnadel anſehen, ſehr entgegen,

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/538>, abgerufen am 26.04.2024.