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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Allgemeines.
behälter, welche auch niemals Harn, sondern eine, geklärtem Wasser an Reinheit gleichkommende
Flüssigkeit ohne wahrnehmbaren Geschmack enthalten und unzweifelhaft dazu dienen, bei größerer
Trockenheit, die allen Lurchen so nöthige Feuchtigkeit zu gewähren. Fast alle haben sehr große, sack-
förmige Lungen und eine wohlgebildete, weite Stimmlade, welche oft noch durch besondere Kehlblasen
und Schallhöhlen unterstützt wird, und sie zum Hervorbringen ihrer lauten, klangvollen Stimme
befähigt. Das Hirn ist im Verhältniß zur geringen Leibesgröße ziemlich bedeutend.

Hinsichtlich der Verbreitung der Froschlurche gilt das vorstehend bereits Gesagte; sie sind jedoch
weniger als andere Lurche an eine bestimmte Oertlichkeit gebunden, da ihre Ausrüstung ihnen eine
freiere Beweglichkeit gestattet. Wohl die wenigsten Arten bewohnen beständig das Wasser, in
welchem sie ihre Jugendzeit verbrachten: die meisten schweifen in einem, wenn auch beschränkten Wohn-
kreise umher, vorausgesetzt, daß sie hier die ihnen so unumgänglich nothwendige Feuchtigkeit finden.
Mit Ausnahme weniger darf man sie insofern als gesellige Thiere bezeichnen, als sich an einer und
derselben Oertlichkeit viele von ihnen zusammenscharen; doch bilden sie niemals einen Verband unter
sich, wie Dies bei höheren Wirbelthieren der Fall: jeder einzelne lebt in seiner Weise, ohne sich um
den anderen zu kümmern. Wirbelthiere, Würmer, Schnecken sind ihre bevorzugte Nahrung, Fisch-
laich und kleine Fischchen dienen ebenfalls zur Speise; die größten Arten der Ordnung wagen sich
sogar an kleine Säugethiere und Vögel. Als vollendete Räuber nehmen sie nur lebende und selbst-
erworbene Beute zu sich.

Mehr als jede andere Lebensthätigkeit verdient die Fortpflanzung dieser Thiere unsere
Beobachtung. Jene Fürsorge der Alten für die Brut, von welcher ich oben sprach, bezieht sich vor-
zugsweise auf die Mitglieder unserer Ordnung. Bei allen Froschlurchen nimmt das Männchen einen
außergewöhnlichen Antheil an der Fortpflanzung, nicht blos als Befruchter der Eier, sondern auch als
Geburtshelfer und selbst als Pfleger. Die Anzahl der Eier, welche ein Weibchen legt, ist außer-
ordentlich bedeutend, das trächtige Thier dementsprechend vor dem Legen sehr dick, weil die Eier,
noch ehe sie den Mutterleib verlassen, ihre vollständige Reife erreicht haben und die Eileiter gänzlich
anfüllen. Während des Legens nun wird das Männchen im eigentlichen Sinne des Wortes zum
Geburtshelfer. Es steigt auf den Rücken des Weibchens, umfaßt es unter den Achseln mit seinen
Vorderfüßen und preßt den Leib so zusammen, daß durch den Druck die Eileiter sich ihres Jnhaltes
entleeren. Beim Durchgange der Eier werden sie im Leiter mit der schleimigen Hülle umgeben
und unmittelbar nach dem Heraustreten von dem Männchen befruchtet. Doch hiermit endet die
Theilnahme des letzteren noch nicht bei allen Arten; es gibt im Gegentheile einzelne, bei denen jenes
noch eine besondere Rolle übernehmen muß. Die Weibchen gewisser Froschlurche nämlich besitzen
auf dem Rücken eine Tasche oder eine zellige Haut, welche wie jene dazu dient, die befruchteten Eier
aufzunehmen und ihnen in der ersten Zeit zum Schutzorte zu dienen. Tasche oder Hautzellen nun
werden von dem Weibchen mit Eiern angefüllt, oder aber das Männchen selbst wickelt sich die durch
die Gallerte zu Schnüren verbundenen Eier um den Hintertheil seines Leibes und übernimmt so selbst
Mutterpflege. Bei jenen Froschlurchen verbringen die Jungen ihren Larvenzustand in der Tasche
oder in den Zellen; bei diesen werden die Eier wahrscheinlich nur bis zum Durchbrechen der Larven
vom Männchen umhergeschleppt und dann im Wasser abgesetzt, um hier als Kaulquappen sich weiter
auszubilden. Die Verwandlung der Larven in erwachsene Thiere geschieht in der oben angegebenen
Weise, wobei jedoch festzuhalten, daß zuerst die hinteren Beine erscheinen und der bei den Molchen
bleibende Schwanz bei ihnen nach und nach einschrumpft und endlich gänzlich sich verliert. Diese
Verwandlung währt drei, vier, fünf Monate und mehr, worauf dann die nunmehr ihren Eltern an
Gestalt gleichenden Jungen das Wasser verlassen und die Lebensweise ihrer Erzeuger beginnen.

Die Froschlurche sind, obgleich sich unter ihnen einzelne finden, welche das Gegentheil zu
bekunden scheinen, lebhafte, muntere Geschöpfe, welche zwar ebensogut wie die anderen zu den nächtlich
lebenden Thieren gezählt werden müssen: theilweise aber auch bei Tage eine Thätigkeit entfalten,
wie sie sonst in der Klasse nicht wieder beobachtet wird. Sie übertreffen an Bewegungsfähigkeit alle

Allgemeines.
behälter, welche auch niemals Harn, ſondern eine, geklärtem Waſſer an Reinheit gleichkommende
Flüſſigkeit ohne wahrnehmbaren Geſchmack enthalten und unzweifelhaft dazu dienen, bei größerer
Trockenheit, die allen Lurchen ſo nöthige Feuchtigkeit zu gewähren. Faſt alle haben ſehr große, ſack-
förmige Lungen und eine wohlgebildete, weite Stimmlade, welche oft noch durch beſondere Kehlblaſen
und Schallhöhlen unterſtützt wird, und ſie zum Hervorbringen ihrer lauten, klangvollen Stimme
befähigt. Das Hirn iſt im Verhältniß zur geringen Leibesgröße ziemlich bedeutend.

Hinſichtlich der Verbreitung der Froſchlurche gilt das vorſtehend bereits Geſagte; ſie ſind jedoch
weniger als andere Lurche an eine beſtimmte Oertlichkeit gebunden, da ihre Ausrüſtung ihnen eine
freiere Beweglichkeit geſtattet. Wohl die wenigſten Arten bewohnen beſtändig das Waſſer, in
welchem ſie ihre Jugendzeit verbrachten: die meiſten ſchweifen in einem, wenn auch beſchränkten Wohn-
kreiſe umher, vorausgeſetzt, daß ſie hier die ihnen ſo unumgänglich nothwendige Feuchtigkeit finden.
Mit Ausnahme weniger darf man ſie inſofern als geſellige Thiere bezeichnen, als ſich an einer und
derſelben Oertlichkeit viele von ihnen zuſammenſcharen; doch bilden ſie niemals einen Verband unter
ſich, wie Dies bei höheren Wirbelthieren der Fall: jeder einzelne lebt in ſeiner Weiſe, ohne ſich um
den anderen zu kümmern. Wirbelthiere, Würmer, Schnecken ſind ihre bevorzugte Nahrung, Fiſch-
laich und kleine Fiſchchen dienen ebenfalls zur Speiſe; die größten Arten der Ordnung wagen ſich
ſogar an kleine Säugethiere und Vögel. Als vollendete Räuber nehmen ſie nur lebende und ſelbſt-
erworbene Beute zu ſich.

Mehr als jede andere Lebensthätigkeit verdient die Fortpflanzung dieſer Thiere unſere
Beobachtung. Jene Fürſorge der Alten für die Brut, von welcher ich oben ſprach, bezieht ſich vor-
zugsweiſe auf die Mitglieder unſerer Ordnung. Bei allen Froſchlurchen nimmt das Männchen einen
außergewöhnlichen Antheil an der Fortpflanzung, nicht blos als Befruchter der Eier, ſondern auch als
Geburtshelfer und ſelbſt als Pfleger. Die Anzahl der Eier, welche ein Weibchen legt, iſt außer-
ordentlich bedeutend, das trächtige Thier dementſprechend vor dem Legen ſehr dick, weil die Eier,
noch ehe ſie den Mutterleib verlaſſen, ihre vollſtändige Reife erreicht haben und die Eileiter gänzlich
anfüllen. Während des Legens nun wird das Männchen im eigentlichen Sinne des Wortes zum
Geburtshelfer. Es ſteigt auf den Rücken des Weibchens, umfaßt es unter den Achſeln mit ſeinen
Vorderfüßen und preßt den Leib ſo zuſammen, daß durch den Druck die Eileiter ſich ihres Jnhaltes
entleeren. Beim Durchgange der Eier werden ſie im Leiter mit der ſchleimigen Hülle umgeben
und unmittelbar nach dem Heraustreten von dem Männchen befruchtet. Doch hiermit endet die
Theilnahme des letzteren noch nicht bei allen Arten; es gibt im Gegentheile einzelne, bei denen jenes
noch eine beſondere Rolle übernehmen muß. Die Weibchen gewiſſer Froſchlurche nämlich beſitzen
auf dem Rücken eine Taſche oder eine zellige Haut, welche wie jene dazu dient, die befruchteten Eier
aufzunehmen und ihnen in der erſten Zeit zum Schutzorte zu dienen. Taſche oder Hautzellen nun
werden von dem Weibchen mit Eiern angefüllt, oder aber das Männchen ſelbſt wickelt ſich die durch
die Gallerte zu Schnüren verbundenen Eier um den Hintertheil ſeines Leibes und übernimmt ſo ſelbſt
Mutterpflege. Bei jenen Froſchlurchen verbringen die Jungen ihren Larvenzuſtand in der Taſche
oder in den Zellen; bei dieſen werden die Eier wahrſcheinlich nur bis zum Durchbrechen der Larven
vom Männchen umhergeſchleppt und dann im Waſſer abgeſetzt, um hier als Kaulquappen ſich weiter
auszubilden. Die Verwandlung der Larven in erwachſene Thiere geſchieht in der oben angegebenen
Weiſe, wobei jedoch feſtzuhalten, daß zuerſt die hinteren Beine erſcheinen und der bei den Molchen
bleibende Schwanz bei ihnen nach und nach einſchrumpft und endlich gänzlich ſich verliert. Dieſe
Verwandlung währt drei, vier, fünf Monate und mehr, worauf dann die nunmehr ihren Eltern an
Geſtalt gleichenden Jungen das Waſſer verlaſſen und die Lebensweiſe ihrer Erzeuger beginnen.

Die Froſchlurche ſind, obgleich ſich unter ihnen einzelne finden, welche das Gegentheil zu
bekunden ſcheinen, lebhafte, muntere Geſchöpfe, welche zwar ebenſogut wie die anderen zu den nächtlich
lebenden Thieren gezählt werden müſſen: theilweiſe aber auch bei Tage eine Thätigkeit entfalten,
wie ſie ſonſt in der Klaſſe nicht wieder beobachtet wird. Sie übertreffen an Bewegungsfähigkeit alle

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[365/0391] Allgemeines. behälter, welche auch niemals Harn, ſondern eine, geklärtem Waſſer an Reinheit gleichkommende Flüſſigkeit ohne wahrnehmbaren Geſchmack enthalten und unzweifelhaft dazu dienen, bei größerer Trockenheit, die allen Lurchen ſo nöthige Feuchtigkeit zu gewähren. Faſt alle haben ſehr große, ſack- förmige Lungen und eine wohlgebildete, weite Stimmlade, welche oft noch durch beſondere Kehlblaſen und Schallhöhlen unterſtützt wird, und ſie zum Hervorbringen ihrer lauten, klangvollen Stimme befähigt. Das Hirn iſt im Verhältniß zur geringen Leibesgröße ziemlich bedeutend. Hinſichtlich der Verbreitung der Froſchlurche gilt das vorſtehend bereits Geſagte; ſie ſind jedoch weniger als andere Lurche an eine beſtimmte Oertlichkeit gebunden, da ihre Ausrüſtung ihnen eine freiere Beweglichkeit geſtattet. Wohl die wenigſten Arten bewohnen beſtändig das Waſſer, in welchem ſie ihre Jugendzeit verbrachten: die meiſten ſchweifen in einem, wenn auch beſchränkten Wohn- kreiſe umher, vorausgeſetzt, daß ſie hier die ihnen ſo unumgänglich nothwendige Feuchtigkeit finden. Mit Ausnahme weniger darf man ſie inſofern als geſellige Thiere bezeichnen, als ſich an einer und derſelben Oertlichkeit viele von ihnen zuſammenſcharen; doch bilden ſie niemals einen Verband unter ſich, wie Dies bei höheren Wirbelthieren der Fall: jeder einzelne lebt in ſeiner Weiſe, ohne ſich um den anderen zu kümmern. Wirbelthiere, Würmer, Schnecken ſind ihre bevorzugte Nahrung, Fiſch- laich und kleine Fiſchchen dienen ebenfalls zur Speiſe; die größten Arten der Ordnung wagen ſich ſogar an kleine Säugethiere und Vögel. Als vollendete Räuber nehmen ſie nur lebende und ſelbſt- erworbene Beute zu ſich. Mehr als jede andere Lebensthätigkeit verdient die Fortpflanzung dieſer Thiere unſere Beobachtung. Jene Fürſorge der Alten für die Brut, von welcher ich oben ſprach, bezieht ſich vor- zugsweiſe auf die Mitglieder unſerer Ordnung. Bei allen Froſchlurchen nimmt das Männchen einen außergewöhnlichen Antheil an der Fortpflanzung, nicht blos als Befruchter der Eier, ſondern auch als Geburtshelfer und ſelbſt als Pfleger. Die Anzahl der Eier, welche ein Weibchen legt, iſt außer- ordentlich bedeutend, das trächtige Thier dementſprechend vor dem Legen ſehr dick, weil die Eier, noch ehe ſie den Mutterleib verlaſſen, ihre vollſtändige Reife erreicht haben und die Eileiter gänzlich anfüllen. Während des Legens nun wird das Männchen im eigentlichen Sinne des Wortes zum Geburtshelfer. Es ſteigt auf den Rücken des Weibchens, umfaßt es unter den Achſeln mit ſeinen Vorderfüßen und preßt den Leib ſo zuſammen, daß durch den Druck die Eileiter ſich ihres Jnhaltes entleeren. Beim Durchgange der Eier werden ſie im Leiter mit der ſchleimigen Hülle umgeben und unmittelbar nach dem Heraustreten von dem Männchen befruchtet. Doch hiermit endet die Theilnahme des letzteren noch nicht bei allen Arten; es gibt im Gegentheile einzelne, bei denen jenes noch eine beſondere Rolle übernehmen muß. Die Weibchen gewiſſer Froſchlurche nämlich beſitzen auf dem Rücken eine Taſche oder eine zellige Haut, welche wie jene dazu dient, die befruchteten Eier aufzunehmen und ihnen in der erſten Zeit zum Schutzorte zu dienen. Taſche oder Hautzellen nun werden von dem Weibchen mit Eiern angefüllt, oder aber das Männchen ſelbſt wickelt ſich die durch die Gallerte zu Schnüren verbundenen Eier um den Hintertheil ſeines Leibes und übernimmt ſo ſelbſt Mutterpflege. Bei jenen Froſchlurchen verbringen die Jungen ihren Larvenzuſtand in der Taſche oder in den Zellen; bei dieſen werden die Eier wahrſcheinlich nur bis zum Durchbrechen der Larven vom Männchen umhergeſchleppt und dann im Waſſer abgeſetzt, um hier als Kaulquappen ſich weiter auszubilden. Die Verwandlung der Larven in erwachſene Thiere geſchieht in der oben angegebenen Weiſe, wobei jedoch feſtzuhalten, daß zuerſt die hinteren Beine erſcheinen und der bei den Molchen bleibende Schwanz bei ihnen nach und nach einſchrumpft und endlich gänzlich ſich verliert. Dieſe Verwandlung währt drei, vier, fünf Monate und mehr, worauf dann die nunmehr ihren Eltern an Geſtalt gleichenden Jungen das Waſſer verlaſſen und die Lebensweiſe ihrer Erzeuger beginnen. Die Froſchlurche ſind, obgleich ſich unter ihnen einzelne finden, welche das Gegentheil zu bekunden ſcheinen, lebhafte, muntere Geſchöpfe, welche zwar ebenſogut wie die anderen zu den nächtlich lebenden Thieren gezählt werden müſſen: theilweiſe aber auch bei Tage eine Thätigkeit entfalten, wie ſie ſonſt in der Klaſſe nicht wieder beobachtet wird. Sie übertreffen an Bewegungsfähigkeit alle

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/391>, abgerufen am 26.04.2024.