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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Noch einige Gedanken über die Rose.
Noch einige Gedanken
über die Rose.
Unmöglich kann ich mich entbrechen,
O wunderschöne Ros, in dir
Von deiner holden Blätter Zier,
Noch etwas mit Bedacht zu sprechen;
Ob gleich von dir, als Gottes Gabe,
Jch vieles schon gelallet habe.
Man heißt die Rose roth; allein
Betrachtet man der Blätter Bau:
So scheint ein blaulicht weisser Schein
Der schönen Mischung Grund zu seyn,
Und daß der Röthe zarte Gluht,
Als wie ein junges schönes Blut,
Mit einer zarten Haut bedecket,
Allein in feinen Adern stecket.
Hierdurch nun scheint allein das Roth erzielet,
Das in den holden Schatten spielet,
Wenn das dadurch gefärbte Licht
Durch eines Blatts Gewebe bricht.
Doch ist, mit solchem rothen Schatten,
Die Höhle, worinn sie sich gatten,
Und wo ein Bach von Balsam quillt,
Jn größerm Ueberfluß erfüllt.
Es hat die bildende Natur
Fast keine lieblicher und nettere Figur,
Die, nebst der holden Farben Pracht,
Den Augen solchen Eindruck macht,
Und
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Noch einige Gedanken uͤber die Roſe.
Noch einige Gedanken
uͤber die Roſe.
Unmoͤglich kann ich mich entbrechen,
O wunderſchoͤne Roſ, in dir
Von deiner holden Blaͤtter Zier,
Noch etwas mit Bedacht zu ſprechen;
Ob gleich von dir, als Gottes Gabe,
Jch vieles ſchon gelallet habe.
Man heißt die Roſe roth; allein
Betrachtet man der Blaͤtter Bau:
So ſcheint ein blaulicht weiſſer Schein
Der ſchoͤnen Miſchung Grund zu ſeyn,
Und daß der Roͤthe zarte Gluht,
Als wie ein junges ſchoͤnes Blut,
Mit einer zarten Haut bedecket,
Allein in feinen Adern ſtecket.
Hierdurch nun ſcheint allein das Roth erzielet,
Das in den holden Schatten ſpielet,
Wenn das dadurch gefaͤrbte Licht
Durch eines Blatts Gewebe bricht.
Doch iſt, mit ſolchem rothen Schatten,
Die Hoͤhle, worinn ſie ſich gatten,
Und wo ein Bach von Balſam quillt,
Jn groͤßerm Ueberfluß erfuͤllt.
Es hat die bildende Natur
Faſt keine lieblicher und nettere Figur,
Die, nebſt der holden Farben Pracht,
Den Augen ſolchen Eindruck macht,
Und
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[41/0065] Noch einige Gedanken uͤber die Roſe. Noch einige Gedanken uͤber die Roſe. Unmoͤglich kann ich mich entbrechen, O wunderſchoͤne Roſ, in dir Von deiner holden Blaͤtter Zier, Noch etwas mit Bedacht zu ſprechen; Ob gleich von dir, als Gottes Gabe, Jch vieles ſchon gelallet habe. Man heißt die Roſe roth; allein Betrachtet man der Blaͤtter Bau: So ſcheint ein blaulicht weiſſer Schein Der ſchoͤnen Miſchung Grund zu ſeyn, Und daß der Roͤthe zarte Gluht, Als wie ein junges ſchoͤnes Blut, Mit einer zarten Haut bedecket, Allein in feinen Adern ſtecket. Hierdurch nun ſcheint allein das Roth erzielet, Das in den holden Schatten ſpielet, Wenn das dadurch gefaͤrbte Licht Durch eines Blatts Gewebe bricht. Doch iſt, mit ſolchem rothen Schatten, Die Hoͤhle, worinn ſie ſich gatten, Und wo ein Bach von Balſam quillt, Jn groͤßerm Ueberfluß erfuͤllt. Es hat die bildende Natur Faſt keine lieblicher und nettere Figur, Die, nebſt der holden Farben Pracht, Den Augen ſolchen Eindruck macht, Und C 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/65>, abgerufen am 26.04.2024.