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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Gedanken bey den Krieges-
Trublen.
Mein GOtt! welch eine Donner-Wolke,
Von Unglück schwehr und fürchterlich,
Bedroht, sammt allem meinen Volke,
Und allen Meinigen, auch mich,
Mit Strahl und Schutt uns zu bedecken!
So rief ich, starr von schnellem Schrecken,
Als neulich ich, aus Hamburg her,
Durch Dich, getreuer - - -
Ein unvermuhtet Blatt empfing,
Und, ohn' auf meiner Kinder Fragen:
Was gutes Neues? was zu sagen,
Jn mein geheimes Thürmchen ging,
Voll Schwermuht mich ins Fenster legte,
Mit auf dem Arm gestütztem Haupt,
Und die so grause Folg' erwegte
Der Nachricht, die mir alles raubt'.
Jch las' das treue Warnungs-Schreiben
Noch einmahl über, und ich fand,
Daß dieß darinn geschrieben stand:
"Wir haben, was sonst kaum zu gläuben,
"Die sichre Nachricht eingenommen:
"Daß dorten, leider! eh' ihrs meynt,
"Mit Schiff und Völkern, unser Feind,
"Euch anzufallen, werde kommen.
Wie, wenn ein Messer umgeglitten,
Und man sich tief ins Fleisch geschnitten,
Das
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Gedanken bey den Krieges-
Trublen.
Mein GOtt! welch eine Donner-Wolke,
Von Ungluͤck ſchwehr und fuͤrchterlich,
Bedroht, ſammt allem meinen Volke,
Und allen Meinigen, auch mich,
Mit Strahl und Schutt uns zu bedecken!
So rief ich, ſtarr von ſchnellem Schrecken,
Als neulich ich, aus Hamburg her,
Durch Dich, getreuer ‒ ‒ ‒
Ein unvermuhtet Blatt empfing,
Und, ohn’ auf meiner Kinder Fragen:
Was gutes Neues? was zu ſagen,
Jn mein geheimes Thuͤrmchen ging,
Voll Schwermuht mich ins Fenſter legte,
Mit auf dem Arm geſtuͤtztem Haupt,
Und die ſo grauſe Folg’ erwegte
Der Nachricht, die mir alles raubt’.
Jch laſ’ das treue Warnungs-Schreiben
Noch einmahl uͤber, und ich fand,
Daß dieß darinn geſchrieben ſtand:
“Wir haben, was ſonſt kaum zu glaͤuben,
„Die ſichre Nachricht eingenommen:
„Daß dorten, leider! eh’ ihrs meynt,
„Mit Schiff und Voͤlkern, unſer Feind,
„Euch anzufallen, werde kommen.
Wie, wenn ein Meſſer umgeglitten,
Und man ſich tief ins Fleiſch geſchnitten,
Das
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[233/0251] Gedanken bey den Krieges- Trublen. Mein GOtt! welch eine Donner-Wolke, Von Ungluͤck ſchwehr und fuͤrchterlich, Bedroht, ſammt allem meinen Volke, Und allen Meinigen, auch mich, Mit Strahl und Schutt uns zu bedecken! So rief ich, ſtarr von ſchnellem Schrecken, Als neulich ich, aus Hamburg her, Durch Dich, getreuer ‒ ‒ ‒ Ein unvermuhtet Blatt empfing, Und, ohn’ auf meiner Kinder Fragen: Was gutes Neues? was zu ſagen, Jn mein geheimes Thuͤrmchen ging, Voll Schwermuht mich ins Fenſter legte, Mit auf dem Arm geſtuͤtztem Haupt, Und die ſo grauſe Folg’ erwegte Der Nachricht, die mir alles raubt’. Jch laſ’ das treue Warnungs-Schreiben Noch einmahl uͤber, und ich fand, Daß dieß darinn geſchrieben ſtand: “Wir haben, was ſonſt kaum zu glaͤuben, „Die ſichre Nachricht eingenommen: „Daß dorten, leider! eh’ ihrs meynt, „Mit Schiff und Voͤlkern, unſer Feind, „Euch anzufallen, werde kommen. Wie, wenn ein Meſſer umgeglitten, Und man ſich tief ins Fleiſch geſchnitten, Das P 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/251>, abgerufen am 27.04.2024.