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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Rit
seiner besondern Neigung für das
Studium der Naturwissenschaften
gefolgt; allein er mußte auf die Er-
füllung seines Lieblingswunsches ver-
zichten. Größere Reisen, die er seit
1853 für das väterliche Geschäft un-
ternahm, machten ihm schließlich sei-
nen Beruf angenehmer, u. die Poesie,
mit der er sich beschäftigte, führte ihn
tröstend über manche Jugendhoff-
nung hinweg. Denn schon damals
veröffentlichte er in Lokalblättern
eine Reihe von Gedichten, die Beifall
fanden. Mit dem Buchhändler Hugo
Ölbermann, der in Barmen lebte, u.
später mit den Kaufleuten K. Siebel,
A. Schults, Fr. Röber und G. Neu-
haus, die alle dichterisch tätig waren,
trat er in die engsten Verbindungen
und das "Sonntags-Kränzchen", das
diese Männer im Röberschen Haus
in Elberfeld vereinigte, wurde von
großem Einfluß auf ihre Entwicke-
lung. Nach seiner Verheiratung grün-
dete R. 1856 in Elberfeld ein Agen-
tur- u. Kommissionsgeschäft u. unter-
nahm nun größere Reisen durch
Deutschland, England, Holland, Bel-
gien und die Schweiz, wobei es ihm
vergönnt war, die bedeutendsten lite-
rarischen und politischen Persönlich-
keiten kennen zu lernen. Jm Jahre
1862 siedelte er mit seiner Familie
dauernd nach Barmen über und be-
teiligte sich bei einem Fabrikgeschäft
in Barmen, geriet aber bald ohne
sein Verschulden in eine große ge-
schäftliche Bedrängnis, aus der er
sich jedoch mit Hilfe treuer Freunde
herausriß. Dann übernahm er die
General-Agentur verschiedener Asse-
kuranz-Gesellschaften, die ihm und
seiner Familie die Existenz sicherte,
obgleich ihm dabei wenig Zeit für
poetische Beschäftigung verblieb. Bei
aller geschäftlichen und poetischen
Arbeit blieb er sich doch auch der
Pflichten des Bürgers bewußt. Unter
anderem rief er den "Verein für wis-
senschaftliche Vorlesungen" und den
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Rit
"Allgemeinen Bürgerverein" zu Bar-
men ins Leben und war in letzterem
bis an sein Ende Vorsitzender; 1888
half er den Frühstücksverein für
arme Kinder gründen und stellte seine
Muse in dessen Dienst. Dabei war
er ein tätiges Mitglied der Loge "Les-
sing" in Barmen, in der er viele Jahre
den ersten Hammer führte. Jm Dienste
der Kunst und Wissenschaft unter-
nahm er manche Reise, um hier und
dort Vorträge oder poetische Anspra-
chen zu halten. Jm Jahre 1895 ver-
lor er seine geliebte Gattin durch den
Tod; bald darauf stellte sich ein
schmerzliches Herzleiden bei ihm ein,
dem der Tod am 8. März 1897 ein
Ende machte. Jn den Anlagen von
Barmen hat man ihm ein Denkmal
errichtet, das von seinem Schwieger-
sohn, dem Prof. Schaper in Berlin
ausgeführt worden ist.

S:

Gedichte,
1856; 10. A. 1898. - Freimaurerische
Dichtungen, 1870. 6. A. 1899. -
Neue Gedichte, 1872. 6. A. 1899. -
Zur Sedanfeier, 1875. - Für Ober-
schlesien, 1880. - Am Rhein u. beim
Wein (Ge.), 1884. 3. A. 1885. - Buch
der Leidenschaft (Ge.), 1886. 4. A.
1889. - Aus den Sommertagen (Ge.),
1886. 4. A. 1889. - Dem Bruder
Heil, dem Kaiser! (Ge.), 1887. - Zur
Trauerloge für Kaiser Wilhelm I.
(G.), 1888. - An Kaiser Wilhelm II.
(G.), 1888. - Jn Bruderliebe und
Brudertreue (Ge.), 1893. 3. A. 1897.
- Spruchperlen heiterer Lebenskunst,
(Anthol.), 1893. - Den Frauen und
Jungfrauen in der Kriegszeit (3 Lr.),
1870. - Vorwärts! Nach Paris!
(3 Kriegslieder), 1870. - Für die Not-
leidenden am Rhein (G.), 1882.

Rittig, Johann,

geb. um 1826 in
Prag, widmete sich an der dortigen
Universität den Studien und betei-
ligte sich 1848 als Präsident der Stu-
dentenverbindung "Markomannia"
lebhaft an der revolutionären Be-
wegung. Nach Niederwerfung der-
selben mußte er flüchten. Er verließ

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Rit
ſeiner beſondern Neigung für das
Studium der Naturwiſſenſchaften
gefolgt; allein er mußte auf die Er-
füllung ſeines Lieblingswunſches ver-
zichten. Größere Reiſen, die er ſeit
1853 für das väterliche Geſchäft un-
ternahm, machten ihm ſchließlich ſei-
nen Beruf angenehmer, u. die Poeſie,
mit der er ſich beſchäftigte, führte ihn
tröſtend über manche Jugendhoff-
nung hinweg. Denn ſchon damals
veröffentlichte er in Lokalblättern
eine Reihe von Gedichten, die Beifall
fanden. Mit dem Buchhändler Hugo
Ölbermann, der in Barmen lebte, u.
ſpäter mit den Kaufleuten K. Siebel,
A. Schults, Fr. Röber und G. Neu-
haus, die alle dichteriſch tätig waren,
trat er in die engſten Verbindungen
und das „Sonntags-Kränzchen“, das
dieſe Männer im Röberſchen Haus
in Elberfeld vereinigte, wurde von
großem Einfluß auf ihre Entwicke-
lung. Nach ſeiner Verheiratung grün-
dete R. 1856 in Elberfeld ein Agen-
tur- u. Kommiſſionsgeſchäft u. unter-
nahm nun größere Reiſen durch
Deutſchland, England, Holland, Bel-
gien und die Schweiz, wobei es ihm
vergönnt war, die bedeutendſten lite-
rariſchen und politiſchen Perſönlich-
keiten kennen zu lernen. Jm Jahre
1862 ſiedelte er mit ſeiner Familie
dauernd nach Barmen über und be-
teiligte ſich bei einem Fabrikgeſchäft
in Barmen, geriet aber bald ohne
ſein Verſchulden in eine große ge-
ſchäftliche Bedrängnis, aus der er
ſich jedoch mit Hilfe treuer Freunde
herausriß. Dann übernahm er die
General-Agentur verſchiedener Aſſe-
kuranz-Geſellſchaften, die ihm und
ſeiner Familie die Exiſtenz ſicherte,
obgleich ihm dabei wenig Zeit für
poetiſche Beſchäftigung verblieb. Bei
aller geſchäftlichen und poetiſchen
Arbeit blieb er ſich doch auch der
Pflichten des Bürgers bewußt. Unter
anderem rief er den „Verein für wiſ-
ſenſchaftliche Vorleſungen“ und den
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Rit
„Allgemeinen Bürgerverein“ zu Bar-
men ins Leben und war in letzterem
bis an ſein Ende Vorſitzender; 1888
half er den Frühſtücksverein für
arme Kinder gründen und ſtellte ſeine
Muſe in deſſen Dienſt. Dabei war
er ein tätiges Mitglied der Loge „Leſ-
ſing“ in Barmen, in der er viele Jahre
den erſten Hammer führte. Jm Dienſte
der Kunſt und Wiſſenſchaft unter-
nahm er manche Reiſe, um hier und
dort Vorträge oder poetiſche Anſpra-
chen zu halten. Jm Jahre 1895 ver-
lor er ſeine geliebte Gattin durch den
Tod; bald darauf ſtellte ſich ein
ſchmerzliches Herzleiden bei ihm ein,
dem der Tod am 8. März 1897 ein
Ende machte. Jn den Anlagen von
Barmen hat man ihm ein Denkmal
errichtet, das von ſeinem Schwieger-
ſohn, dem Prof. Schaper in Berlin
ausgeführt worden iſt.

S:

Gedichte,
1856; 10. A. 1898. – Freimaureriſche
Dichtungen, 1870. 6. A. 1899. –
Neue Gedichte, 1872. 6. A. 1899. –
Zur Sedanfeier, 1875. – Für Ober-
ſchleſien, 1880. – Am Rhein u. beim
Wein (Ge.), 1884. 3. A. 1885. – Buch
der Leidenſchaft (Ge.), 1886. 4. A.
1889. – Aus den Sommertagen (Ge.),
1886. 4. A. 1889. – Dem Bruder
Heil, dem Kaiſer! (Ge.), 1887. – Zur
Trauerloge für Kaiſer Wilhelm I.
(G.), 1888. – An Kaiſer Wilhelm II.
(G.), 1888. – Jn Bruderliebe und
Brudertreue (Ge.), 1893. 3. A. 1897.
– Spruchperlen heiterer Lebenskunſt,
(Anthol.), 1893. – Den Frauen und
Jungfrauen in der Kriegszeit (3 Lr.),
1870. – Vorwärts! Nach Paris!
(3 Kriegslieder), 1870. – Für die Not-
leidenden am Rhein (G.), 1882.

Rittig, Johann,

geb. um 1826 in
Prag, widmete ſich an der dortigen
Univerſität den Studien und betei-
ligte ſich 1848 als Präſident der Stu-
dentenverbindung „Markomannia“
lebhaft an der revolutionären Be-
wegung. Nach Niederwerfung der-
ſelben mußte er flüchten. Er verließ

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[7/0011] Rit Rit ſeiner beſondern Neigung für das Studium der Naturwiſſenſchaften gefolgt; allein er mußte auf die Er- füllung ſeines Lieblingswunſches ver- zichten. Größere Reiſen, die er ſeit 1853 für das väterliche Geſchäft un- ternahm, machten ihm ſchließlich ſei- nen Beruf angenehmer, u. die Poeſie, mit der er ſich beſchäftigte, führte ihn tröſtend über manche Jugendhoff- nung hinweg. Denn ſchon damals veröffentlichte er in Lokalblättern eine Reihe von Gedichten, die Beifall fanden. Mit dem Buchhändler Hugo Ölbermann, der in Barmen lebte, u. ſpäter mit den Kaufleuten K. Siebel, A. Schults, Fr. Röber und G. Neu- haus, die alle dichteriſch tätig waren, trat er in die engſten Verbindungen und das „Sonntags-Kränzchen“, das dieſe Männer im Röberſchen Haus in Elberfeld vereinigte, wurde von großem Einfluß auf ihre Entwicke- lung. Nach ſeiner Verheiratung grün- dete R. 1856 in Elberfeld ein Agen- tur- u. Kommiſſionsgeſchäft u. unter- nahm nun größere Reiſen durch Deutſchland, England, Holland, Bel- gien und die Schweiz, wobei es ihm vergönnt war, die bedeutendſten lite- rariſchen und politiſchen Perſönlich- keiten kennen zu lernen. Jm Jahre 1862 ſiedelte er mit ſeiner Familie dauernd nach Barmen über und be- teiligte ſich bei einem Fabrikgeſchäft in Barmen, geriet aber bald ohne ſein Verſchulden in eine große ge- ſchäftliche Bedrängnis, aus der er ſich jedoch mit Hilfe treuer Freunde herausriß. Dann übernahm er die General-Agentur verſchiedener Aſſe- kuranz-Geſellſchaften, die ihm und ſeiner Familie die Exiſtenz ſicherte, obgleich ihm dabei wenig Zeit für poetiſche Beſchäftigung verblieb. Bei aller geſchäftlichen und poetiſchen Arbeit blieb er ſich doch auch der Pflichten des Bürgers bewußt. Unter anderem rief er den „Verein für wiſ- ſenſchaftliche Vorleſungen“ und den „Allgemeinen Bürgerverein“ zu Bar- men ins Leben und war in letzterem bis an ſein Ende Vorſitzender; 1888 half er den Frühſtücksverein für arme Kinder gründen und ſtellte ſeine Muſe in deſſen Dienſt. Dabei war er ein tätiges Mitglied der Loge „Leſ- ſing“ in Barmen, in der er viele Jahre den erſten Hammer führte. Jm Dienſte der Kunſt und Wiſſenſchaft unter- nahm er manche Reiſe, um hier und dort Vorträge oder poetiſche Anſpra- chen zu halten. Jm Jahre 1895 ver- lor er ſeine geliebte Gattin durch den Tod; bald darauf ſtellte ſich ein ſchmerzliches Herzleiden bei ihm ein, dem der Tod am 8. März 1897 ein Ende machte. Jn den Anlagen von Barmen hat man ihm ein Denkmal errichtet, das von ſeinem Schwieger- ſohn, dem Prof. Schaper in Berlin ausgeführt worden iſt. S: Gedichte, 1856; 10. A. 1898. – Freimaureriſche Dichtungen, 1870. 6. A. 1899. – Neue Gedichte, 1872. 6. A. 1899. – Zur Sedanfeier, 1875. – Für Ober- ſchleſien, 1880. – Am Rhein u. beim Wein (Ge.), 1884. 3. A. 1885. – Buch der Leidenſchaft (Ge.), 1886. 4. A. 1889. – Aus den Sommertagen (Ge.), 1886. 4. A. 1889. – Dem Bruder Heil, dem Kaiſer! (Ge.), 1887. – Zur Trauerloge für Kaiſer Wilhelm I. (G.), 1888. – An Kaiſer Wilhelm II. (G.), 1888. – Jn Bruderliebe und Brudertreue (Ge.), 1893. 3. A. 1897. – Spruchperlen heiterer Lebenskunſt, (Anthol.), 1893. – Den Frauen und Jungfrauen in der Kriegszeit (3 Lr.), 1870. – Vorwärts! Nach Paris! (3 Kriegslieder), 1870. – Für die Not- leidenden am Rhein (G.), 1882. Rittig, Johann, geb. um 1826 in Prag, widmete ſich an der dortigen Univerſität den Studien und betei- ligte ſich 1848 als Präſident der Stu- dentenverbindung „Markomannia“ lebhaft an der revolutionären Be- wegung. Nach Niederwerfung der- ſelben mußte er flüchten. Er verließ *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/11>, abgerufen am 30.04.2024.