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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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6. August 1865 in Danzig als Toch-
ter des Kaufmanns Richard Sch.,
zeigt in ihrem Wesen und in ihrer
Laufbahn das Streben der Frauen
der Neuzeit, die Kräfte allseitig zu
entfalten, nach freier Selbstbestim-
mung zu handeln und fest auf ein
vorgesetztes Ziel loszusteuern. Nach-
dem sie die höhere Töchterschule und
das Lehrerinnenseminar in Danzig
absolviert hatte, ging sie 1885 nach
Paris, wo sie bis 1887 an der Sor-
bonne studierte und das Staatsexa-
men für Deutsch und Französisch ab-
legte, infolgedessen zur Agregee de
l'Universite
ernannt wurde, einer
Würde, die dem deutschen "Professor"
entspricht. Von Paris ging sie nach
England, wo sie am Univers. College
in Liverpool studierte und gleichzeitig
als Oberlehrerin wirkte, kehrte da-
rauf 1890 nach Danzig zurück, wo sie
bis 1893 sich schriftstellerisch betätigte
und Unterricht an den dortigen Real-
kursen für Frauen erteilte. Mit dem
Frühling 1893 begann dann wieder
ihr Wanderleben. Zunächst wohnte
sie dem Frauenkongreß in Chicago
bei, begab sich im Herbst d. J. nach
Zürich, wo sie romanische Sprachen,
deutsche Literatur und Philosophie
studierte und 1895 zum Dr. phil. pro-
moviert ward, kehrte nach einer kur-
zen Erholungsreise nach Ägypten
nach Paris zurück und weilte hier
bis zum Jahre 1910. Während dieser
Zeit unternahm sie nicht nur ausge-
dehnte Studien- und Vortragsreisen
(letztere hauptsächlich für Frauenbe-
wegung, Abolitionismus, französische
Literatur und Politik), die sie durch
fast alle Staaten Europas und in die
Vereinigten Staaten Nordamerikas
führten, sondern sie war auch als
Mitarbeiterin der bedeutendsten deut-
schen und österreichischen Zeitungen
und Zeitschriften tätig und schrieb
zahlreiche Broschüren und Werke über
Frauenbewegung, Nationalökono-
mie, Sozialpolitik etc., wie "Die
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Frauenbewegung, ihre Ursachen,
Mittel und Ziele" (1904. 2. A. 1909),
"Die moderne Frauenbewegung"
(1905. 2. A. 1909), "Deutschland
u. Frankreich seit 25 Jahren" (1906),
"Moderne Jugend. Ein Wegweiser
für den Daseinskampf" (1910), "Die
Verteidigung der Ostmark" (1910),
"Das Rätsel Weib" (1911), "Der
Kampf der Suffragettes" (1912) u. a.
Seit 1910 lebt Käte Sch. in Marlow
in Mecklenburg.

S:

Die Libertad
(N.), 1891. - Halb (R.), 1893. -
Reisebilder, 1896. - Literarische Stu-
dien und Kritiken, 1896. - Aus aller
Herren Länder (Gesamm. Studien
und Aufsätze), 1896. - Voltaire (Bio-
graphie), 1898. - Danziger Bilder
(ein Kinderbuch), 1907. - Voltaires
Briefwechsel; (hrsg.), 1908.

*Schirmer, Adolf,

wurde am 7.
Mai 1821 in Hamburg als der Sohn
eines wohlhabenden Geschäftsman-
nes geboren und für den Handels-
stand bestimmt. Dieser Beruf war
dem Knaben, den die Natur mit den
verschiedenartigsten Anlagen, doch
mit wenig Ausdauer ausgestattet
hatte, überaus verhaßt. Schon früh-
zeitig entwickelte sich seine Begabung
für Sprachen, Malerei, Poesie und
vor allem für Musik. Man ließ ihn
auf diesen Gebieten treiben, was er
wollte, sobald er nur nicht versäumte,
seine kaufmännischen Pflichten zu er-
füllen. Da dies aber nicht geschah,
so wurden alle seine Liebhabereien
mit strengem Jnterdikt belegt. Doch
half das nicht viel; was Sch. nicht
offen betreiben durfte, betrieb er um
so eifriger des Nachts und brachte
dadurch einmal sich und die Seinen
in Feuersgefahr. Endlich, nachdem
er bis zum 17. Jahre im Kontor
gearbeitet, wurde ihm gestattet, den
wissenschaftlichen Studien nachgehen
zu können, und nach erlangter Vor-
bildung studierte er an den Universi-
täten Berlin, Göttingen u. Leipzig.
Als Fachstudium wählte er anfäng-

*


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Schi
6. Auguſt 1865 in Danzig als Toch-
ter des Kaufmanns Richard Sch.,
zeigt in ihrem Weſen und in ihrer
Laufbahn das Streben der Frauen
der Neuzeit, die Kräfte allſeitig zu
entfalten, nach freier Selbſtbeſtim-
mung zu handeln und feſt auf ein
vorgeſetztes Ziel loszuſteuern. Nach-
dem ſie die höhere Töchterſchule und
das Lehrerinnenſeminar in Danzig
abſolviert hatte, ging ſie 1885 nach
Paris, wo ſie bis 1887 an der Sor-
bonne ſtudierte und das Staatsexa-
men für Deutſch und Franzöſiſch ab-
legte, infolgedeſſen zur Agrégée de
l’Université
ernannt wurde, einer
Würde, die dem deutſchen „Profeſſor“
entſpricht. Von Paris ging ſie nach
England, wo ſie am Univers. College
in Liverpool ſtudierte und gleichzeitig
als Oberlehrerin wirkte, kehrte da-
rauf 1890 nach Danzig zurück, wo ſie
bis 1893 ſich ſchriftſtelleriſch betätigte
und Unterricht an den dortigen Real-
kurſen für Frauen erteilte. Mit dem
Frühling 1893 begann dann wieder
ihr Wanderleben. Zunächſt wohnte
ſie dem Frauenkongreß in Chicago
bei, begab ſich im Herbſt d. J. nach
Zürich, wo ſie romaniſche Sprachen,
deutſche Literatur und Philoſophie
ſtudierte und 1895 zum Dr. phil. pro-
moviert ward, kehrte nach einer kur-
zen Erholungsreiſe nach Ägypten
nach Paris zurück und weilte hier
bis zum Jahre 1910. Während dieſer
Zeit unternahm ſie nicht nur ausge-
dehnte Studien- und Vortragsreiſen
(letztere hauptſächlich für Frauenbe-
wegung, Abolitionismus, franzöſiſche
Literatur und Politik), die ſie durch
faſt alle Staaten Europas und in die
Vereinigten Staaten Nordamerikas
führten, ſondern ſie war auch als
Mitarbeiterin der bedeutendſten deut-
ſchen und öſterreichiſchen Zeitungen
und Zeitſchriften tätig und ſchrieb
zahlreiche Broſchüren und Werke über
Frauenbewegung, Nationalökono-
mie, Sozialpolitik ꝛc., wie „Die
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Schi
Frauenbewegung, ihre Urſachen,
Mittel und Ziele“ (1904. 2. A. 1909),
„Die moderne Frauenbewegung“
(1905. 2. A. 1909), „Deutſchland
u. Frankreich ſeit 25 Jahren“ (1906),
„Moderne Jugend. Ein Wegweiſer
für den Daſeinskampf“ (1910), „Die
Verteidigung der Oſtmark“ (1910),
„Das Rätſel Weib“ (1911), „Der
Kampf der Suffragettes“ (1912) u. a.
Seit 1910 lebt Käte Sch. in Marlow
in Mecklenburg.

S:

Die Libertàd
(N.), 1891. – Halb (R.), 1893. –
Reiſebilder, 1896. – Literariſche Stu-
dien und Kritiken, 1896. – Aus aller
Herren Länder (Geſamm. Studien
und Aufſätze), 1896. – Voltaire (Bio-
graphie), 1898. – Danziger Bilder
(ein Kinderbuch), 1907. – Voltaires
Briefwechſel; (hrsg.), 1908.

*Schirmer, Adolf,

wurde am 7.
Mai 1821 in Hamburg als der Sohn
eines wohlhabenden Geſchäftsman-
nes geboren und für den Handels-
ſtand beſtimmt. Dieſer Beruf war
dem Knaben, den die Natur mit den
verſchiedenartigſten Anlagen, doch
mit wenig Ausdauer ausgeſtattet
hatte, überaus verhaßt. Schon früh-
zeitig entwickelte ſich ſeine Begabung
für Sprachen, Malerei, Poeſie und
vor allem für Muſik. Man ließ ihn
auf dieſen Gebieten treiben, was er
wollte, ſobald er nur nicht verſäumte,
ſeine kaufmänniſchen Pflichten zu er-
füllen. Da dies aber nicht geſchah,
ſo wurden alle ſeine Liebhabereien
mit ſtrengem Jnterdikt belegt. Doch
half das nicht viel; was Sch. nicht
offen betreiben durfte, betrieb er um
ſo eifriger des Nachts und brachte
dadurch einmal ſich und die Seinen
in Feuersgefahr. Endlich, nachdem
er bis zum 17. Jahre im Kontor
gearbeitet, wurde ihm geſtattet, den
wiſſenſchaftlichen Studien nachgehen
zu können, und nach erlangter Vor-
bildung ſtudierte er an den Univerſi-
täten Berlin, Göttingen u. Leipzig.
Als Fachſtudium wählte er anfäng-

*
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[184/0188] Schi Schi 6. Auguſt 1865 in Danzig als Toch- ter des Kaufmanns Richard Sch., zeigt in ihrem Weſen und in ihrer Laufbahn das Streben der Frauen der Neuzeit, die Kräfte allſeitig zu entfalten, nach freier Selbſtbeſtim- mung zu handeln und feſt auf ein vorgeſetztes Ziel loszuſteuern. Nach- dem ſie die höhere Töchterſchule und das Lehrerinnenſeminar in Danzig abſolviert hatte, ging ſie 1885 nach Paris, wo ſie bis 1887 an der Sor- bonne ſtudierte und das Staatsexa- men für Deutſch und Franzöſiſch ab- legte, infolgedeſſen zur Agrégée de l’Université ernannt wurde, einer Würde, die dem deutſchen „Profeſſor“ entſpricht. Von Paris ging ſie nach England, wo ſie am Univers. College in Liverpool ſtudierte und gleichzeitig als Oberlehrerin wirkte, kehrte da- rauf 1890 nach Danzig zurück, wo ſie bis 1893 ſich ſchriftſtelleriſch betätigte und Unterricht an den dortigen Real- kurſen für Frauen erteilte. Mit dem Frühling 1893 begann dann wieder ihr Wanderleben. Zunächſt wohnte ſie dem Frauenkongreß in Chicago bei, begab ſich im Herbſt d. J. nach Zürich, wo ſie romaniſche Sprachen, deutſche Literatur und Philoſophie ſtudierte und 1895 zum Dr. phil. pro- moviert ward, kehrte nach einer kur- zen Erholungsreiſe nach Ägypten nach Paris zurück und weilte hier bis zum Jahre 1910. Während dieſer Zeit unternahm ſie nicht nur ausge- dehnte Studien- und Vortragsreiſen (letztere hauptſächlich für Frauenbe- wegung, Abolitionismus, franzöſiſche Literatur und Politik), die ſie durch faſt alle Staaten Europas und in die Vereinigten Staaten Nordamerikas führten, ſondern ſie war auch als Mitarbeiterin der bedeutendſten deut- ſchen und öſterreichiſchen Zeitungen und Zeitſchriften tätig und ſchrieb zahlreiche Broſchüren und Werke über Frauenbewegung, Nationalökono- mie, Sozialpolitik ꝛc., wie „Die Frauenbewegung, ihre Urſachen, Mittel und Ziele“ (1904. 2. A. 1909), „Die moderne Frauenbewegung“ (1905. 2. A. 1909), „Deutſchland u. Frankreich ſeit 25 Jahren“ (1906), „Moderne Jugend. Ein Wegweiſer für den Daſeinskampf“ (1910), „Die Verteidigung der Oſtmark“ (1910), „Das Rätſel Weib“ (1911), „Der Kampf der Suffragettes“ (1912) u. a. Seit 1910 lebt Käte Sch. in Marlow in Mecklenburg. S: Die Libertàd (N.), 1891. – Halb (R.), 1893. – Reiſebilder, 1896. – Literariſche Stu- dien und Kritiken, 1896. – Aus aller Herren Länder (Geſamm. Studien und Aufſätze), 1896. – Voltaire (Bio- graphie), 1898. – Danziger Bilder (ein Kinderbuch), 1907. – Voltaires Briefwechſel; (hrsg.), 1908. *Schirmer, Adolf, wurde am 7. Mai 1821 in Hamburg als der Sohn eines wohlhabenden Geſchäftsman- nes geboren und für den Handels- ſtand beſtimmt. Dieſer Beruf war dem Knaben, den die Natur mit den verſchiedenartigſten Anlagen, doch mit wenig Ausdauer ausgeſtattet hatte, überaus verhaßt. Schon früh- zeitig entwickelte ſich ſeine Begabung für Sprachen, Malerei, Poeſie und vor allem für Muſik. Man ließ ihn auf dieſen Gebieten treiben, was er wollte, ſobald er nur nicht verſäumte, ſeine kaufmänniſchen Pflichten zu er- füllen. Da dies aber nicht geſchah, ſo wurden alle ſeine Liebhabereien mit ſtrengem Jnterdikt belegt. Doch half das nicht viel; was Sch. nicht offen betreiben durfte, betrieb er um ſo eifriger des Nachts und brachte dadurch einmal ſich und die Seinen in Feuersgefahr. Endlich, nachdem er bis zum 17. Jahre im Kontor gearbeitet, wurde ihm geſtattet, den wiſſenſchaftlichen Studien nachgehen zu können, und nach erlangter Vor- bildung ſtudierte er an den Univerſi- täten Berlin, Göttingen u. Leipzig. Als Fachſtudium wählte er anfäng- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/188>, abgerufen am 30.04.2024.