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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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meister Schl., dem sie dann 1883 die
Hand zu einem glücklichen Ehebunde
reichte. Leider reifte ihr Nervenleiden
mit der Zeit zu schwerer Last und Be-
drückung aus, so daß sie sich mehr und
mehr von der Außenwelt abschloß.
Um aber ihrer Sehnsucht, mit den
Menschen irgendwie in Verbindung
und Fühlung zu bleiben, folgen
zu können, nahm sie die Feder in
die Hand, und so gestaltet sie
denn in lichten Stunden ein Er-
lebnis, einen stärkeren Eindruck zu
einer Skizze oder zur kleinen Erzäh-
lung, eine Arbeit, die ihr neben der
Führung einer riesigen Korrespon-
denz mit einem großen Kreise von
Freunden, eine unvergängliche Freude
gewährt. Außer einer Reihe von
Kinderschriften veröffentlichte sie

S:


Das Waislein (E. für jung und alt),
1889. - Tropfen (Geschn. f. große u.
kleine Kinder), 1890. - Auf Umwegen
zum Ziel (Erlebnisse eines Dienst-
mädchens), 1891. - Zum Sonnabend
(Erlebtes und Erzähltes, f. d. Volk),
1891. 3. A. 1897. - Vom Lebens-
baum (Ein Büchlein fürs Volk), 1893.
- Durchs Fenster (Erlebtes und Er-
zähltes), 1896. 2. A. 1905. - Am Bach
(En.), 1899. 2. A. 1911. - Kampf
überall (E.), 1893. - Jm Dienst des
Nächsten (E.), 1896. - Wegwarten
(Bilder aus dem Leben), 1902. -
Zeitlosen (En. u. Sk. aus dem Leben),
1905.

Schlechta von Wschehrd, Ca-
millo
Karl Adam Franz Freiherr,


ältester Sohn des Geh. Rats und
Sektionschef im Finanzministerium
Franz Xaver Freiherr von Sch.,
der gleichfalls als Dichter sich betätigt
hat, wurde am 24. Dezbr. 1822 in
Wien geboren und studierte daselbst
die Rechte. Bald nach seiner Anstel-
lung trat er wieder aus dem Staats-
dienste, um unter dem Namen Ca-
millo Hell
der Literatur zu leben,
verließ dann Österreich und machte
größere Reisen. Bei der Wiener Ok-
[Spaltenumbruch]

Schl
toberrevolution beteiligt, wurde er
kriegsgerichtlich zum Tode durch den
Strang verurteilt und später zu sechs
Jahren Festung begnadigt, wovon
er vier Jahre in Kufstein, zwei in
Theresienstadt zubrachte. Seit Ende
1854 lebte er schriftstellerisch tätig in
Wien, späterhin in Hamburg und
Berlin, zuletzt wieder in Wien, wo er
am 3. Februar 1880 starb.

S:

Aus
dem Tagebuche eines Kufsteiner
Staatsgefangenen, 1855. - Die bei-
den Wolsey, oder Licht u. Schatten
(Dr. G.), 2. Aufl., 1857. - Neueste
Schule (En.); III, 1856.

*Schlegel, Annette Natalie Emi-
lie,

wurde am 18. Septbr. 1849 zu
St. Petersburg von deutschen Eltern
geboren. Jhr Vater, Theodor Od-
rich,
war Fabrikbesitzer in Rußland.
Jn ihrem 12. Jahre kam die Tochter
zu ihren Großeltern nach Potsdam
und besuchte hier die Schule, in der
ihr die deutsche Sprache besondere
Schwierigkeit bereitete, da sie bis
dahin vorwiegend russisch gesprochen
hatte. Ein Jahr darauf kehrten auch
die Eltern nach Deutschland zurück.
So glücklich die Kindheit der Tochter
dahingefloß, so trübe gestalteten
sich die Jahre der Jungfrau. Das
ganze Glück der Familie erlitt einen
Stoß und ließ ihren Gliedern nichts
übrig als die gegenseitige Liebe. Jn
diesem Unglück griff Emilie zur Feder
und wußte sich in ihr nicht nur eine
vertraute Freundin, sondern auch
eine Hilfe für das äußere Leben zu
schaffen. Seit dem Jahre 1878 hat
sie zahlreiche Novellen, Skizzen, Mär-
chen usw. in den verschiedensten Zeit-
schriften veröffentlicht, die bislang
noch nicht gesammelt sind. Emilie
Sch. lebte, an einen Versicherungs-
beamten verheiratet, in Berlin und
starb daselbst im Jahre 1891.

S:

Die
Heirat auf Befehl (Hist. Lsp.), 1883.
- An rechter Schmiede (Lsp.), 1883.

*Schlegel, Thomas,

wurde am
30. Novbr. 1856 zu Graz in Steier-

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meiſter Schl., dem ſie dann 1883 die
Hand zu einem glücklichen Ehebunde
reichte. Leider reifte ihr Nervenleiden
mit der Zeit zu ſchwerer Laſt und Be-
drückung aus, ſo daß ſie ſich mehr und
mehr von der Außenwelt abſchloß.
Um aber ihrer Sehnſucht, mit den
Menſchen irgendwie in Verbindung
und Fühlung zu bleiben, folgen
zu können, nahm ſie die Feder in
die Hand, und ſo geſtaltet ſie
denn in lichten Stunden ein Er-
lebnis, einen ſtärkeren Eindruck zu
einer Skizze oder zur kleinen Erzäh-
lung, eine Arbeit, die ihr neben der
Führung einer rieſigen Korreſpon-
denz mit einem großen Kreiſe von
Freunden, eine unvergängliche Freude
gewährt. Außer einer Reihe von
Kinderſchriften veröffentlichte ſie

S:


Das Waislein (E. für jung und alt),
1889. – Tropfen (Geſchn. f. große u.
kleine Kinder), 1890. – Auf Umwegen
zum Ziel (Erlebniſſe eines Dienſt-
mädchens), 1891. – Zum Sonnabend
(Erlebtes und Erzähltes, f. d. Volk),
1891. 3. A. 1897. – Vom Lebens-
baum (Ein Büchlein fürs Volk), 1893.
– Durchs Fenſter (Erlebtes und Er-
zähltes), 1896. 2. A. 1905. – Am Bach
(En.), 1899. 2. A. 1911. – Kampf
überall (E.), 1893. – Jm Dienſt des
Nächſten (E.), 1896. – Wegwarten
(Bilder aus dem Leben), 1902. –
Zeitloſen (En. u. Sk. aus dem Leben),
1905.

Schlechta von Wſchehrd, Ca-
millo
Karl Adam Franz Freiherr,


älteſter Sohn des Geh. Rats und
Sektionschef im Finanzminiſterium
Franz Xaver Freiherr von Sch.,
der gleichfalls als Dichter ſich betätigt
hat, wurde am 24. Dezbr. 1822 in
Wien geboren und ſtudierte daſelbſt
die Rechte. Bald nach ſeiner Anſtel-
lung trat er wieder aus dem Staats-
dienſte, um unter dem Namen Ca-
millo Hell
der Literatur zu leben,
verließ dann Öſterreich und machte
größere Reiſen. Bei der Wiener Ok-
[Spaltenumbruch]

Schl
toberrevolution beteiligt, wurde er
kriegsgerichtlich zum Tode durch den
Strang verurteilt und ſpäter zu ſechs
Jahren Feſtung begnadigt, wovon
er vier Jahre in Kufſtein, zwei in
Thereſienſtadt zubrachte. Seit Ende
1854 lebte er ſchriftſtelleriſch tätig in
Wien, ſpäterhin in Hamburg und
Berlin, zuletzt wieder in Wien, wo er
am 3. Februar 1880 ſtarb.

S:

Aus
dem Tagebuche eines Kufſteiner
Staatsgefangenen, 1855. – Die bei-
den Wolſey, oder Licht u. Schatten
(Dr. G.), 2. Aufl., 1857. – Neueſte
Schule (En.); III, 1856.

*Schlegel, Annette Natalie Emi-
lie,

wurde am 18. Septbr. 1849 zu
St. Petersburg von deutſchen Eltern
geboren. Jhr Vater, Theodor Od-
rich,
war Fabrikbeſitzer in Rußland.
Jn ihrem 12. Jahre kam die Tochter
zu ihren Großeltern nach Potsdam
und beſuchte hier die Schule, in der
ihr die deutſche Sprache beſondere
Schwierigkeit bereitete, da ſie bis
dahin vorwiegend ruſſiſch geſprochen
hatte. Ein Jahr darauf kehrten auch
die Eltern nach Deutſchland zurück.
So glücklich die Kindheit der Tochter
dahingefloß, ſo trübe geſtalteten
ſich die Jahre der Jungfrau. Das
ganze Glück der Familie erlitt einen
Stoß und ließ ihren Gliedern nichts
übrig als die gegenſeitige Liebe. Jn
dieſem Unglück griff Emilie zur Feder
und wußte ſich in ihr nicht nur eine
vertraute Freundin, ſondern auch
eine Hilfe für das äußere Leben zu
ſchaffen. Seit dem Jahre 1878 hat
ſie zahlreiche Novellen, Skizzen, Mär-
chen uſw. in den verſchiedenſten Zeit-
ſchriften veröffentlicht, die bislang
noch nicht geſammelt ſind. Emilie
Sch. lebte, an einen Verſicherungs-
beamten verheiratet, in Berlin und
ſtarb daſelbſt im Jahre 1891.

S:

Die
Heirat auf Befehl (Hiſt. Lſp.), 1883.
– An rechter Schmiede (Lſp.), 1883.

*Schlegel, Thomas,

wurde am
30. Novbr. 1856 zu Graz in Steier-

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[192/0196] Schl Schl meiſter Schl., dem ſie dann 1883 die Hand zu einem glücklichen Ehebunde reichte. Leider reifte ihr Nervenleiden mit der Zeit zu ſchwerer Laſt und Be- drückung aus, ſo daß ſie ſich mehr und mehr von der Außenwelt abſchloß. Um aber ihrer Sehnſucht, mit den Menſchen irgendwie in Verbindung und Fühlung zu bleiben, folgen zu können, nahm ſie die Feder in die Hand, und ſo geſtaltet ſie denn in lichten Stunden ein Er- lebnis, einen ſtärkeren Eindruck zu einer Skizze oder zur kleinen Erzäh- lung, eine Arbeit, die ihr neben der Führung einer rieſigen Korreſpon- denz mit einem großen Kreiſe von Freunden, eine unvergängliche Freude gewährt. Außer einer Reihe von Kinderſchriften veröffentlichte ſie S: Das Waislein (E. für jung und alt), 1889. – Tropfen (Geſchn. f. große u. kleine Kinder), 1890. – Auf Umwegen zum Ziel (Erlebniſſe eines Dienſt- mädchens), 1891. – Zum Sonnabend (Erlebtes und Erzähltes, f. d. Volk), 1891. 3. A. 1897. – Vom Lebens- baum (Ein Büchlein fürs Volk), 1893. – Durchs Fenſter (Erlebtes und Er- zähltes), 1896. 2. A. 1905. – Am Bach (En.), 1899. 2. A. 1911. – Kampf überall (E.), 1893. – Jm Dienſt des Nächſten (E.), 1896. – Wegwarten (Bilder aus dem Leben), 1902. – Zeitloſen (En. u. Sk. aus dem Leben), 1905. Schlechta von Wſchehrd, Ca- millo Karl Adam Franz Freiherr, älteſter Sohn des Geh. Rats und Sektionschef im Finanzminiſterium Franz Xaver Freiherr von Sch., der gleichfalls als Dichter ſich betätigt hat, wurde am 24. Dezbr. 1822 in Wien geboren und ſtudierte daſelbſt die Rechte. Bald nach ſeiner Anſtel- lung trat er wieder aus dem Staats- dienſte, um unter dem Namen Ca- millo Hell der Literatur zu leben, verließ dann Öſterreich und machte größere Reiſen. Bei der Wiener Ok- toberrevolution beteiligt, wurde er kriegsgerichtlich zum Tode durch den Strang verurteilt und ſpäter zu ſechs Jahren Feſtung begnadigt, wovon er vier Jahre in Kufſtein, zwei in Thereſienſtadt zubrachte. Seit Ende 1854 lebte er ſchriftſtelleriſch tätig in Wien, ſpäterhin in Hamburg und Berlin, zuletzt wieder in Wien, wo er am 3. Februar 1880 ſtarb. S: Aus dem Tagebuche eines Kufſteiner Staatsgefangenen, 1855. – Die bei- den Wolſey, oder Licht u. Schatten (Dr. G.), 2. Aufl., 1857. – Neueſte Schule (En.); III, 1856. *Schlegel, Annette Natalie Emi- lie, wurde am 18. Septbr. 1849 zu St. Petersburg von deutſchen Eltern geboren. Jhr Vater, Theodor Od- rich, war Fabrikbeſitzer in Rußland. Jn ihrem 12. Jahre kam die Tochter zu ihren Großeltern nach Potsdam und beſuchte hier die Schule, in der ihr die deutſche Sprache beſondere Schwierigkeit bereitete, da ſie bis dahin vorwiegend ruſſiſch geſprochen hatte. Ein Jahr darauf kehrten auch die Eltern nach Deutſchland zurück. So glücklich die Kindheit der Tochter dahingefloß, ſo trübe geſtalteten ſich die Jahre der Jungfrau. Das ganze Glück der Familie erlitt einen Stoß und ließ ihren Gliedern nichts übrig als die gegenſeitige Liebe. Jn dieſem Unglück griff Emilie zur Feder und wußte ſich in ihr nicht nur eine vertraute Freundin, ſondern auch eine Hilfe für das äußere Leben zu ſchaffen. Seit dem Jahre 1878 hat ſie zahlreiche Novellen, Skizzen, Mär- chen uſw. in den verſchiedenſten Zeit- ſchriften veröffentlicht, die bislang noch nicht geſammelt ſind. Emilie Sch. lebte, an einen Verſicherungs- beamten verheiratet, in Berlin und ſtarb daſelbſt im Jahre 1891. S: Die Heirat auf Befehl (Hiſt. Lſp.), 1883. – An rechter Schmiede (Lſp.), 1883. *Schlegel, Thomas, wurde am 30. Novbr. 1856 zu Graz in Steier- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/196>, abgerufen am 30.04.2024.