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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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kehrte nach Auflösung des Reichs-
tages nach Wien zurück und nahm
seine literarischen Arbeiten wieder
auf. Von einer längeren Reise durch
Deutschland nach Wien zurückgekehrt,
wurde er 1850 aus Wien auf sein
Landgut in Gainfarm (unweit Wien)
verwiesen, wo er zwei Jahre in Zu-
rückgezogenheit lebte und zur prote-
stantischen Kirche übertrat. Später
lebte er in Dresden. Jm Jahre 1861
wurde er zu Wien in das Abgeord-
netenhaus des österreichischen Reichs-
tages gewählt, 1864 zwar wegen
eines Preßprozesses dieser Stelle für
verlustig erklärt, aber vom Kaiser
rehabilitiert und darauf in Wien
wiedergewählt. Anfänglich in der
Opposition zur Regierung stehend,
trieb ihn später seine schwankende
Haltung immer weiter in Jsolierung,
bis er endlich sich von allem öffent-
lichen Treiben zurückzog. Als Pen-
sionär der "Concordia", deren erster
Präsident er war, betätigte er sich,
soweit es sein Gesundheitszustand zu-
ließ, noch schriftstellerisch und starb
am 1. Septbr. 1886 zu Heiligenkreuz
bei Wien. Er war seit 1849 mit der
berühmten Sängerin und Schauspie-
lerin Jda Brüning, geb. Wohlbrück,
verheiratet, die am 15. Novbr. 1903
in Schottwien am Semmering starb.
Außer einer großen Anzahl politischer
Schriften veröffentlichte er

S:

Karl
Gutherz (Eine Gesch. a. d. Wiener
Volksleben), 1841. 2. A. 1844. - Lu-
stiges u. Lehrreiches für Kinder aller
Stände, 1842. - Erzählungen; II,
1844. - Geschichtsbilder aus Schles-
wig-Holstein, 1847.

Schussen, Wilhelm,

Pseudon. für
Wilhelm Frick; s. d.!

*Schuster, Friedrich Wilhelm,

geb.
am 29. Januar (nicht 2. Febr.) 1824
zu Mühlbach (Siebenbürgen) als der
Sohn des dortigen Stadtkantors
Georg Sch., verlor seinen Vater schon
im Jahre 1836, doch war seine Mutter
redlich bemüht, ihren drei Söhnen
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Schu
eine möglichst erfolgreiche Erziehung
zuteil werden zu lassen. Jm Jahre
1838 kam Sch. auf das Gymnasium
in Hermannstadt, 1842 auf das zu
Schäßburg, das er 1843 absolvierte
u. kehrte nun zunächst in seine Vater-
stadt zurück. Da er bei der Armut
seiner Mutter nicht sogleich in der
Lage war, die Universität zu beziehen,
verließ er erst gegen Ostern 1844
Mühlbach, um nach Berlin zu gehen;
doch ließ er sich durch seine Freunde
in Leipzig bestimmen, hier seine Stu-
dien der Theologie u. Philologie zu be-
treiben. Mit besonderem Eifer wandte
er sich hier auch dem Turnen zu, und
als er 1846 in seine Vaterstadt zurück-
kehrte, richtete er dort sogleich eine
Turnanstalt ein -- die zweite im
Siebenbürger Lande. Noch in dem-
selben Jahre erhielt er eine Anstellung
als Lehrer an der Schule in Mühlbach;
aber schon 1848 wurde er durch
die ungarische Revolution und deren
Kämpfe seinem Amte für mehrere
Monate entzogen. Als Mühlbacher
Nationalgardist tat er in Karlsburg
während der sechsmonatigen Belage-
rung dieser Stadt so ersprießliche
Dienste, daß er dafür mit der großen
goldenen Verdienstmedaille ausge-
zeichnet wurde. Nach dem Frieden
wirkte er im Schuldienst in Mühl-
bach weiter, wurde 1855 Rektor des
dortigen Untergymnasiums und im
Dezbr. 1869 Pfarrer der evangeli-
schen Gemeinde in Broos. Hier wirkte
er bis zum Schluß des J. 1905 und
lebt er als Pensionär noch jetzt (1912)
in Hermannstadt.

S

Gedichte, 1858.
2. verm. A. 1896. - Siebenbürgisch-
sächsische Volkslieder, Sprichwörter,
Rätsel etc., 1866. - Alboin und Rosi-
mund (Tr.), 1884.

Schuster, Heinrich,

geb. am 29.
Juli 1857 in Alzen (Siebenbürgen),
absolvierte 1877 das Gymnasium in
Hermannstadt und studierte darauf
an der theologischen Fakultät und an
der Universität in Wien bis 1881

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Schu
kehrte nach Auflöſung des Reichs-
tages nach Wien zurück und nahm
ſeine literariſchen Arbeiten wieder
auf. Von einer längeren Reiſe durch
Deutſchland nach Wien zurückgekehrt,
wurde er 1850 aus Wien auf ſein
Landgut in Gainfarm (unweit Wien)
verwieſen, wo er zwei Jahre in Zu-
rückgezogenheit lebte und zur prote-
ſtantiſchen Kirche übertrat. Später
lebte er in Dresden. Jm Jahre 1861
wurde er zu Wien in das Abgeord-
netenhaus des öſterreichiſchen Reichs-
tages gewählt, 1864 zwar wegen
eines Preßprozeſſes dieſer Stelle für
verluſtig erklärt, aber vom Kaiſer
rehabilitiert und darauf in Wien
wiedergewählt. Anfänglich in der
Oppoſition zur Regierung ſtehend,
trieb ihn ſpäter ſeine ſchwankende
Haltung immer weiter in Jſolierung,
bis er endlich ſich von allem öffent-
lichen Treiben zurückzog. Als Pen-
ſionär der „Concordia“, deren erſter
Präſident er war, betätigte er ſich,
ſoweit es ſein Geſundheitszuſtand zu-
ließ, noch ſchriftſtelleriſch und ſtarb
am 1. Septbr. 1886 zu Heiligenkreuz
bei Wien. Er war ſeit 1849 mit der
berühmten Sängerin und Schauſpie-
lerin Jda Brüning, geb. Wohlbrück,
verheiratet, die am 15. Novbr. 1903
in Schottwien am Semmering ſtarb.
Außer einer großen Anzahl politiſcher
Schriften veröffentlichte er

S:

Karl
Gutherz (Eine Geſch. a. d. Wiener
Volksleben), 1841. 2. A. 1844. – Lu-
ſtiges u. Lehrreiches für Kinder aller
Stände, 1842. – Erzählungen; II,
1844. – Geſchichtsbilder aus Schles-
wig-Holſtein, 1847.

Schuſſen, Wilhelm,

Pſeudon. für
Wilhelm Frick; ſ. d.!

*Schuſter, Friedrich Wilhelm,

geb.
am 29. Januar (nicht 2. Febr.) 1824
zu Mühlbach (Siebenbürgen) als der
Sohn des dortigen Stadtkantors
Georg Sch., verlor ſeinen Vater ſchon
im Jahre 1836, doch war ſeine Mutter
redlich bemüht, ihren drei Söhnen
[Spaltenumbruch]

Schu
eine möglichſt erfolgreiche Erziehung
zuteil werden zu laſſen. Jm Jahre
1838 kam Sch. auf das Gymnaſium
in Hermannſtadt, 1842 auf das zu
Schäßburg, das er 1843 abſolvierte
u. kehrte nun zunächſt in ſeine Vater-
ſtadt zurück. Da er bei der Armut
ſeiner Mutter nicht ſogleich in der
Lage war, die Univerſität zu beziehen,
verließ er erſt gegen Oſtern 1844
Mühlbach, um nach Berlin zu gehen;
doch ließ er ſich durch ſeine Freunde
in Leipzig beſtimmen, hier ſeine Stu-
dien der Theologie u. Philologie zu be-
treiben. Mit beſonderem Eifer wandte
er ſich hier auch dem Turnen zu, und
als er 1846 in ſeine Vaterſtadt zurück-
kehrte, richtete er dort ſogleich eine
Turnanſtalt ein — die zweite im
Siebenbürger Lande. Noch in dem-
ſelben Jahre erhielt er eine Anſtellung
als Lehrer an der Schule in Mühlbach;
aber ſchon 1848 wurde er durch
die ungariſche Revolution und deren
Kämpfe ſeinem Amte für mehrere
Monate entzogen. Als Mühlbacher
Nationalgardiſt tat er in Karlsburg
während der ſechsmonatigen Belage-
rung dieſer Stadt ſo erſprießliche
Dienſte, daß er dafür mit der großen
goldenen Verdienſtmedaille ausge-
zeichnet wurde. Nach dem Frieden
wirkte er im Schuldienſt in Mühl-
bach weiter, wurde 1855 Rektor des
dortigen Untergymnaſiums und im
Dezbr. 1869 Pfarrer der evangeli-
ſchen Gemeinde in Broos. Hier wirkte
er bis zum Schluß des J. 1905 und
lebt er als Penſionär noch jetzt (1912)
in Hermannſtadt.

S

Gedichte, 1858.
2. verm. A. 1896. – Siebenbürgiſch-
ſächſiſche Volkslieder, Sprichwörter,
Rätſel ꝛc., 1866. – Alboin und Roſi-
mund (Tr.), 1884.

Schuſter, Heinrich,

geb. am 29.
Juli 1857 in Alzen (Siebenbürgen),
abſolvierte 1877 das Gymnaſium in
Hermannſtadt und ſtudierte darauf
an der theologiſchen Fakultät und an
der Univerſität in Wien bis 1881

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[360/0364] Schu Schu kehrte nach Auflöſung des Reichs- tages nach Wien zurück und nahm ſeine literariſchen Arbeiten wieder auf. Von einer längeren Reiſe durch Deutſchland nach Wien zurückgekehrt, wurde er 1850 aus Wien auf ſein Landgut in Gainfarm (unweit Wien) verwieſen, wo er zwei Jahre in Zu- rückgezogenheit lebte und zur prote- ſtantiſchen Kirche übertrat. Später lebte er in Dresden. Jm Jahre 1861 wurde er zu Wien in das Abgeord- netenhaus des öſterreichiſchen Reichs- tages gewählt, 1864 zwar wegen eines Preßprozeſſes dieſer Stelle für verluſtig erklärt, aber vom Kaiſer rehabilitiert und darauf in Wien wiedergewählt. Anfänglich in der Oppoſition zur Regierung ſtehend, trieb ihn ſpäter ſeine ſchwankende Haltung immer weiter in Jſolierung, bis er endlich ſich von allem öffent- lichen Treiben zurückzog. Als Pen- ſionär der „Concordia“, deren erſter Präſident er war, betätigte er ſich, ſoweit es ſein Geſundheitszuſtand zu- ließ, noch ſchriftſtelleriſch und ſtarb am 1. Septbr. 1886 zu Heiligenkreuz bei Wien. Er war ſeit 1849 mit der berühmten Sängerin und Schauſpie- lerin Jda Brüning, geb. Wohlbrück, verheiratet, die am 15. Novbr. 1903 in Schottwien am Semmering ſtarb. Außer einer großen Anzahl politiſcher Schriften veröffentlichte er S: Karl Gutherz (Eine Geſch. a. d. Wiener Volksleben), 1841. 2. A. 1844. – Lu- ſtiges u. Lehrreiches für Kinder aller Stände, 1842. – Erzählungen; II, 1844. – Geſchichtsbilder aus Schles- wig-Holſtein, 1847. Schuſſen, Wilhelm, Pſeudon. für Wilhelm Frick; ſ. d.! *Schuſter, Friedrich Wilhelm, geb. am 29. Januar (nicht 2. Febr.) 1824 zu Mühlbach (Siebenbürgen) als der Sohn des dortigen Stadtkantors Georg Sch., verlor ſeinen Vater ſchon im Jahre 1836, doch war ſeine Mutter redlich bemüht, ihren drei Söhnen eine möglichſt erfolgreiche Erziehung zuteil werden zu laſſen. Jm Jahre 1838 kam Sch. auf das Gymnaſium in Hermannſtadt, 1842 auf das zu Schäßburg, das er 1843 abſolvierte u. kehrte nun zunächſt in ſeine Vater- ſtadt zurück. Da er bei der Armut ſeiner Mutter nicht ſogleich in der Lage war, die Univerſität zu beziehen, verließ er erſt gegen Oſtern 1844 Mühlbach, um nach Berlin zu gehen; doch ließ er ſich durch ſeine Freunde in Leipzig beſtimmen, hier ſeine Stu- dien der Theologie u. Philologie zu be- treiben. Mit beſonderem Eifer wandte er ſich hier auch dem Turnen zu, und als er 1846 in ſeine Vaterſtadt zurück- kehrte, richtete er dort ſogleich eine Turnanſtalt ein — die zweite im Siebenbürger Lande. Noch in dem- ſelben Jahre erhielt er eine Anſtellung als Lehrer an der Schule in Mühlbach; aber ſchon 1848 wurde er durch die ungariſche Revolution und deren Kämpfe ſeinem Amte für mehrere Monate entzogen. Als Mühlbacher Nationalgardiſt tat er in Karlsburg während der ſechsmonatigen Belage- rung dieſer Stadt ſo erſprießliche Dienſte, daß er dafür mit der großen goldenen Verdienſtmedaille ausge- zeichnet wurde. Nach dem Frieden wirkte er im Schuldienſt in Mühl- bach weiter, wurde 1855 Rektor des dortigen Untergymnaſiums und im Dezbr. 1869 Pfarrer der evangeli- ſchen Gemeinde in Broos. Hier wirkte er bis zum Schluß des J. 1905 und lebt er als Penſionär noch jetzt (1912) in Hermannſtadt. S Gedichte, 1858. 2. verm. A. 1896. – Siebenbürgiſch- ſächſiſche Volkslieder, Sprichwörter, Rätſel ꝛc., 1866. – Alboin und Roſi- mund (Tr.), 1884. Schuſter, Heinrich, geb. am 29. Juli 1857 in Alzen (Siebenbürgen), abſolvierte 1877 das Gymnaſium in Hermannſtadt und ſtudierte darauf an der theologiſchen Fakultät und an der Univerſität in Wien bis 1881 *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/364>, abgerufen am 30.04.2024.