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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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am 7.) Mai 1846 zu Wien geb., trat
frühe in das österreich. Heer ein und
machte den Feldzug von 1866 als
Offizier mit. Jm Jahre 1871 nahm
er seinen Abschied, um nun als freier
Mann seine längst geplanten For-
schungsreisen unternehmen zu kön-
nen. Diese führten ihn nach Klein-
asien, Griechenland, Syrien, Süd-
rußland, Palästina, Arabien etc., und
seine daselbst gesammelten Erfah-
rungen und Kenntnisse legte er in
einer Reihe von Schriften nieder, die
mehr als 30 Bände umfassen. Er hatte
seinen Wohnsitz in Wien u. redigierte
hier zuletzt den "Stein der Weisen".
Er starb im Spital der barmherzigen
Brüder in Wien am 24. August 1910.

S:

Veldes (Eine Jdylle aus dem
Julischen Alpen), 1889. - Tauern-
Gold (E. a. d. Knappenleben in den
Hochalpen), 1891. - Unterwegs
Reisebilder); X, 1891-94. - Die
Frauen des Orients in der Geschichte,
in der Dichtung und im Leben, 1904.
- Frauenreiz (Licht- und Schatten-
bilder a. d. modernen Frauenleben),
1900. - Kulturgeschichte (Werden u.
Vergehen im Völkerleben); II, 1906
bis 1907.

Schweitzer, Jean Baptista von,


wurde am 12. Juli 1833 als der
Sprößling eines alten Patrizierge-
schlechts in Frankfurt a. M. geboren.
Schon frühe kam er auf das väter-
liche Gut bei Fulda, wo er seine
Kindheit verlebte, wurde dann, etwa
acht Jahre alt, auf das Lyzeum zu
Aschaffenburg gebracht, das von den
Jesuiten geleitet wurde, u. blieb in
dieser Anstalt fünf Jahre. Diese
Zeit rechnete Schw. stets zu der un-
glücklichsten seines Lebens, u. von den
in dieser Anstalt gehabten Eindrücken
und der daselbst herrschenden Erzie-
hungsmethode sprach er stets mit
dem größten Abscheu. Später be-
suchte er das Gymnasium in Aschaf-
fenburg u. studierte dann in Berlin,
Heidelberg und abermals in Berlin
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die Rechte, worauf er sich als Advo-
kat in seiner Vaterstadt niederließ.
Eine große Praxis hatte er als sol-
cher nicht, suchte sie auch nicht, da
ihn schon damals die politischen Be-
strebungen des deutschen National-
vereins und anderseits der Verkehr
mit Schauspielern u. Literaten mehr
anzogen. Jm Jahre 1858 veröffent-
lichte er sein erstes Drama "Alkibia-
des", dem schnell einige andere folg-
ten; aber ebenso schnell verließ er
auch die schriftstellerische Tätigkeit
wieder, um sich gänzlich der politischen
zu widmen. Zu Anfang der sechziger
Jahre wendete er sich der sozial-de-
mokratischen Arbeiterbewegung zu
und wurde nach seines Meisters, Las-
salle, Tode 1864 Präsident des All-
gemeinen deutschen Arbeitervereins
u. des Verbandes deutscher Gewerk-
und Arbeiterschaften in Berlin, als
welcher er den "Sozialdemokrat"
herausgab, aber häufig in Konflikt
mit der preußischen Regierung kam,
obgleich er, abweichend von seinem
Vorgänger, die soziale Bewegung von
der politischen getrennt hielt. Er
wurde durch seine Partei 1867 im
Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den
Norddeutschen Reichstag gewählt, fiel
aber bei der Wahl zum Deutschen
Reichstag 1871 durch u. legte wegen
dieses Mißtrauensvotums seiner
Partei das Präsidium des Arbeiter-
vereins nieder, zog sich von dem poli-
tischen Leben gänzlich zurück u. wid-
mete sich hinfort wieder der schrift-
stellerischen Beschäftigung. Um Hei-
lung von einem alten Brustleiden zu
suchen, ging er 1875 nach der Schweiz,
wo er am 28. Juli 1875 in der Villa
Gießbach am Brienzer See einem
Nervensieber erlag.

S:

Alkibiades,
oder: Bilder aus Hellas (Lsp.), 1858.
- Friedrich Barbarossa (Dr. G.),
1858. - Lucinde, oder: Kapital und
Arbeit (Sozial-politisches Zeitge-
mälde); III, 1864. - Alkibiades. Ca-
nossa (Dr. Dn.), 1871. - Die Darwi-

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am 7.) Mai 1846 zu Wien geb., trat
frühe in das öſterreich. Heer ein und
machte den Feldzug von 1866 als
Offizier mit. Jm Jahre 1871 nahm
er ſeinen Abſchied, um nun als freier
Mann ſeine längſt geplanten For-
ſchungsreiſen unternehmen zu kön-
nen. Dieſe führten ihn nach Klein-
aſien, Griechenland, Syrien, Süd-
rußland, Paläſtina, Arabien ꝛc., und
ſeine daſelbſt geſammelten Erfah-
rungen und Kenntniſſe legte er in
einer Reihe von Schriften nieder, die
mehr als 30 Bände umfaſſen. Er hatte
ſeinen Wohnſitz in Wien u. redigierte
hier zuletzt den „Stein der Weiſen“.
Er ſtarb im Spital der barmherzigen
Brüder in Wien am 24. Auguſt 1910.

S:

Veldes (Eine Jdylle aus dem
Juliſchen Alpen), 1889. – Tauern-
Gold (E. a. d. Knappenleben in den
Hochalpen), 1891. – Unterwegs
Reiſebilder); X, 1891–94. – Die
Frauen des Orients in der Geſchichte,
in der Dichtung und im Leben, 1904.
– Frauenreiz (Licht- und Schatten-
bilder a. d. modernen Frauenleben),
1900. – Kulturgeſchichte (Werden u.
Vergehen im Völkerleben); II, 1906
bis 1907.

Schweitzer, Jean Baptiſta von,


wurde am 12. Juli 1833 als der
Sprößling eines alten Patrizierge-
ſchlechts in Frankfurt a. M. geboren.
Schon frühe kam er auf das väter-
liche Gut bei Fulda, wo er ſeine
Kindheit verlebte, wurde dann, etwa
acht Jahre alt, auf das Lyzeum zu
Aſchaffenburg gebracht, das von den
Jeſuiten geleitet wurde, u. blieb in
dieſer Anſtalt fünf Jahre. Dieſe
Zeit rechnete Schw. ſtets zu der un-
glücklichſten ſeines Lebens, u. von den
in dieſer Anſtalt gehabten Eindrücken
und der daſelbſt herrſchenden Erzie-
hungsmethode ſprach er ſtets mit
dem größten Abſcheu. Später be-
ſuchte er das Gymnaſium in Aſchaf-
fenburg u. ſtudierte dann in Berlin,
Heidelberg und abermals in Berlin
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die Rechte, worauf er ſich als Advo-
kat in ſeiner Vaterſtadt niederließ.
Eine große Praxis hatte er als ſol-
cher nicht, ſuchte ſie auch nicht, da
ihn ſchon damals die politiſchen Be-
ſtrebungen des deutſchen National-
vereins und anderſeits der Verkehr
mit Schauſpielern u. Literaten mehr
anzogen. Jm Jahre 1858 veröffent-
lichte er ſein erſtes Drama „Alkibia-
des“, dem ſchnell einige andere folg-
ten; aber ebenſo ſchnell verließ er
auch die ſchriftſtelleriſche Tätigkeit
wieder, um ſich gänzlich der politiſchen
zu widmen. Zu Anfang der ſechziger
Jahre wendete er ſich der ſozial-de-
mokratiſchen Arbeiterbewegung zu
und wurde nach ſeines Meiſters, Laſ-
ſalle, Tode 1864 Präſident des All-
gemeinen deutſchen Arbeitervereins
u. des Verbandes deutſcher Gewerk-
und Arbeiterſchaften in Berlin, als
welcher er den „Sozialdemokrat“
herausgab, aber häufig in Konflikt
mit der preußiſchen Regierung kam,
obgleich er, abweichend von ſeinem
Vorgänger, die ſoziale Bewegung von
der politiſchen getrennt hielt. Er
wurde durch ſeine Partei 1867 im
Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den
Norddeutſchen Reichstag gewählt, fiel
aber bei der Wahl zum Deutſchen
Reichstag 1871 durch u. legte wegen
dieſes Mißtrauensvotums ſeiner
Partei das Präſidium des Arbeiter-
vereins nieder, zog ſich von dem poli-
tiſchen Leben gänzlich zurück u. wid-
mete ſich hinfort wieder der ſchrift-
ſtelleriſchen Beſchäftigung. Um Hei-
lung von einem alten Bruſtleiden zu
ſuchen, ging er 1875 nach der Schweiz,
wo er am 28. Juli 1875 in der Villa
Gießbach am Brienzer See einem
Nervenſieber erlag.

S:

Alkibiades,
oder: Bilder aus Hellas (Lſp.), 1858.
– Friedrich Barbaroſſa (Dr. G.),
1858. – Lucinde, oder: Kapital und
Arbeit (Sozial-politiſches Zeitge-
mälde); III, 1864. – Alkibiades. Ca-
noſſa (Dr. Dn.), 1871. – Die Darwi-

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[379/0383] Schw Schw am 7.) Mai 1846 zu Wien geb., trat frühe in das öſterreich. Heer ein und machte den Feldzug von 1866 als Offizier mit. Jm Jahre 1871 nahm er ſeinen Abſchied, um nun als freier Mann ſeine längſt geplanten For- ſchungsreiſen unternehmen zu kön- nen. Dieſe führten ihn nach Klein- aſien, Griechenland, Syrien, Süd- rußland, Paläſtina, Arabien ꝛc., und ſeine daſelbſt geſammelten Erfah- rungen und Kenntniſſe legte er in einer Reihe von Schriften nieder, die mehr als 30 Bände umfaſſen. Er hatte ſeinen Wohnſitz in Wien u. redigierte hier zuletzt den „Stein der Weiſen“. Er ſtarb im Spital der barmherzigen Brüder in Wien am 24. Auguſt 1910. S: Veldes (Eine Jdylle aus dem Juliſchen Alpen), 1889. – Tauern- Gold (E. a. d. Knappenleben in den Hochalpen), 1891. – Unterwegs Reiſebilder); X, 1891–94. – Die Frauen des Orients in der Geſchichte, in der Dichtung und im Leben, 1904. – Frauenreiz (Licht- und Schatten- bilder a. d. modernen Frauenleben), 1900. – Kulturgeſchichte (Werden u. Vergehen im Völkerleben); II, 1906 bis 1907. Schweitzer, Jean Baptiſta von, wurde am 12. Juli 1833 als der Sprößling eines alten Patrizierge- ſchlechts in Frankfurt a. M. geboren. Schon frühe kam er auf das väter- liche Gut bei Fulda, wo er ſeine Kindheit verlebte, wurde dann, etwa acht Jahre alt, auf das Lyzeum zu Aſchaffenburg gebracht, das von den Jeſuiten geleitet wurde, u. blieb in dieſer Anſtalt fünf Jahre. Dieſe Zeit rechnete Schw. ſtets zu der un- glücklichſten ſeines Lebens, u. von den in dieſer Anſtalt gehabten Eindrücken und der daſelbſt herrſchenden Erzie- hungsmethode ſprach er ſtets mit dem größten Abſcheu. Später be- ſuchte er das Gymnaſium in Aſchaf- fenburg u. ſtudierte dann in Berlin, Heidelberg und abermals in Berlin die Rechte, worauf er ſich als Advo- kat in ſeiner Vaterſtadt niederließ. Eine große Praxis hatte er als ſol- cher nicht, ſuchte ſie auch nicht, da ihn ſchon damals die politiſchen Be- ſtrebungen des deutſchen National- vereins und anderſeits der Verkehr mit Schauſpielern u. Literaten mehr anzogen. Jm Jahre 1858 veröffent- lichte er ſein erſtes Drama „Alkibia- des“, dem ſchnell einige andere folg- ten; aber ebenſo ſchnell verließ er auch die ſchriftſtelleriſche Tätigkeit wieder, um ſich gänzlich der politiſchen zu widmen. Zu Anfang der ſechziger Jahre wendete er ſich der ſozial-de- mokratiſchen Arbeiterbewegung zu und wurde nach ſeines Meiſters, Laſ- ſalle, Tode 1864 Präſident des All- gemeinen deutſchen Arbeitervereins u. des Verbandes deutſcher Gewerk- und Arbeiterſchaften in Berlin, als welcher er den „Sozialdemokrat“ herausgab, aber häufig in Konflikt mit der preußiſchen Regierung kam, obgleich er, abweichend von ſeinem Vorgänger, die ſoziale Bewegung von der politiſchen getrennt hielt. Er wurde durch ſeine Partei 1867 im Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den Norddeutſchen Reichstag gewählt, fiel aber bei der Wahl zum Deutſchen Reichstag 1871 durch u. legte wegen dieſes Mißtrauensvotums ſeiner Partei das Präſidium des Arbeiter- vereins nieder, zog ſich von dem poli- tiſchen Leben gänzlich zurück u. wid- mete ſich hinfort wieder der ſchrift- ſtelleriſchen Beſchäftigung. Um Hei- lung von einem alten Bruſtleiden zu ſuchen, ging er 1875 nach der Schweiz, wo er am 28. Juli 1875 in der Villa Gießbach am Brienzer See einem Nervenſieber erlag. S: Alkibiades, oder: Bilder aus Hellas (Lſp.), 1858. – Friedrich Barbaroſſa (Dr. G.), 1858. – Lucinde, oder: Kapital und Arbeit (Sozial-politiſches Zeitge- mälde); III, 1864. – Alkibiades. Ca- noſſa (Dr. Dn.), 1871. – Die Darwi- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/383>, abgerufen am 30.04.2024.