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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Sel
Selten, Fritz,

geb. am 4. Septbr.
1875 in Schweidnitz, Jurist, lebt
(1902) als Assessor in Breslau, (1905)
als Rechtsanwalt in Berlin.

S:

Der
Fiedler-Bauer (Eine Bauerntrag.),
1902. - Der Lieblose (Schsp.), 1907.
- Die Luxuskabine (Ostender Bade-
gesch.), 1908.

*Semmig, Friedrich Hermann,


wurde am 23. Juni 1820 zu Döbeln
im Königreich Sachsen als der Sohn
eines gewerbetreibenden Bürgers ge-
boren, besuchte die dortige Stadt-
schule, seit 1833 die Fürstenschule in
Grimma und studierte seit Ostern
1839 in Leipzig drei Jahre lang Theo-
logie, dann Geschichte u. Philosophie,
für welche Fächer er sich später habi-
litieren wollte, und trat deshalb auch
in das historische Seminar des Prof.
Wachsmuth ein. Als Mitglied der
Burschenschaft wurde er 1843 in die
letzte sogenannte Demagogenverfol-
gung verwickelt und mußte eine drei-
monatige strenge Haft erdulden. An
der deutschkathol. Bewegung beteiligte
er sich durch die Broschüre "Schlesiens
Reformierung und Katholisterung"
(1845). Nach seiner Promotion zum
Dr. phil. warf er sich auf das Studium
der sozialen Frage; er war der erste in
Sachsen, der die dortigen Verhält-
nisse vom sozialistischen Standpunkte
aus besprach und in seiner Broschüre
"Sächsische Zustände nebst Rand-
glossen und Leuchtkugeln" (1846) seine
sozialistischen Anschauungen auf den
Humanismus begründete. Jn diesem
Sinne war er auch als Redakteur
politischer Zeitungen in Döbeln, Leip-
zig, Rochlitz tätig. Jn Leipzig grün-
dete er 1848 den "Demokratischen
Verein" und vertrat denselben als
Deputierter auf dem Kongreß der
demokratischen Vereine in Frankfurt
a. M. 1849 beteiligte er sich an dem
Maiaufstande in Dresden und begab
sich nach dessen Unterdrückung nach
Frankreich. Hier lebte er erst in
Straßburg, wurde im Frühjahr 1850
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Sem
von der Regierung des Prinzregen-
ten nach Nancy, Ende d. J. nach
Nantes gewiesen, war im Sommer
Studienlehrer am Gymnasium zu
Quimper, bereiste 1855 die Bretagne,
lebte dann als Hauslehrer in der
Vendee, seit 1856 als Privatlehrer
in Nantes und erhielt auf Verwen-
dung des Historikers Michelet im
Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers
der deutschen Sprache am Staats-
gymnasium zu Le Puy in den Seven-
nen. Nachdem er 1860 in Paris sein
Examen absolviert, wurde er als
Oberlehrer für lebende Sprachen am
Gymnasium in Chambery angestellt
und 1862 an das Lyzeum zu Orleans
berufen, wo er sich 1866 den glück-
lichsten Familienherd gründete. Jm
Jahre 1870 wie alle Deutschen aus
Frankreich vertrieben, reiste er über
die Bretagne, England und Belgien
nach Leipzig zurück, wohin er später
seine Familie nachholte, und erhielt
hier bald darauf eine Lehrerstelle an
der neu begründeten höheren Bür-
gerschule für Mädchen, die er bis
1882 versah. Seitdem widmete er
seine Muße literarischen Arbeiten.
Er starb am 22. Juni 1897.

S:

Ro-
bert Blum (Ep. G.), 1848. - Hand-
werk bringt keinen goldenen Boden
(Erlebnisse eines Handwerkers), 1849.
- Das Lied an die Freude (Dr. von
Fr. Schmidt [pseud.]), 1850. -
Freitag (Dramatisierte Anekdote v.
Fr. Schmidt), 1850. - Geschichte der
französischen Literatur im Mittel-
alter, 1862. - Das Kind (Tagebuch
eines Vaters), 1876. - Das Frauen-
herz (Lebensbilder u. Dn.), 1879. -
Kultur- und Literaturgeschichte der
französischen Schweiz und Savoyens,
1882. - Französ. Frauenleben (Mo-
saikgemälde), 1883. - Evas Töchter
bis auf Luthers Käthe, 1883. - Fern
von Paris (En. u. Nn.), 1884. 2. A.
1885. - Ein Genzianenstrauß (Nn. u.
Reisebilder), 1885. - Die Jungfrau
von Orleans und ihre Zeitgenossen,

*

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Sel
Selten, Fritz,

geb. am 4. Septbr.
1875 in Schweidnitz, Juriſt, lebt
(1902) als Aſſeſſor in Breslau, (1905)
als Rechtsanwalt in Berlin.

S:

Der
Fiedler-Bauer (Eine Bauerntrag.),
1902. – Der Liebloſe (Schſp.), 1907.
– Die Luxuskabine (Oſtender Bade-
geſch.), 1908.

*Semmig, Friedrich Hermann,


wurde am 23. Juni 1820 zu Döbeln
im Königreich Sachſen als der Sohn
eines gewerbetreibenden Bürgers ge-
boren, beſuchte die dortige Stadt-
ſchule, ſeit 1833 die Fürſtenſchule in
Grimma und ſtudierte ſeit Oſtern
1839 in Leipzig drei Jahre lang Theo-
logie, dann Geſchichte u. Philoſophie,
für welche Fächer er ſich ſpäter habi-
litieren wollte, und trat deshalb auch
in das hiſtoriſche Seminar des Prof.
Wachsmuth ein. Als Mitglied der
Burſchenſchaft wurde er 1843 in die
letzte ſogenannte Demagogenverfol-
gung verwickelt und mußte eine drei-
monatige ſtrenge Haft erdulden. An
der deutſchkathol. Bewegung beteiligte
er ſich durch die Broſchüre „Schleſiens
Reformierung und Katholiſterung“
(1845). Nach ſeiner Promotion zum
Dr. phil. warf er ſich auf das Studium
der ſozialen Frage; er war der erſte in
Sachſen, der die dortigen Verhält-
niſſe vom ſozialiſtiſchen Standpunkte
aus beſprach und in ſeiner Broſchüre
„Sächſiſche Zuſtände nebſt Rand-
gloſſen und Leuchtkugeln“ (1846) ſeine
ſozialiſtiſchen Anſchauungen auf den
Humanismus begründete. Jn dieſem
Sinne war er auch als Redakteur
politiſcher Zeitungen in Döbeln, Leip-
zig, Rochlitz tätig. Jn Leipzig grün-
dete er 1848 den „Demokratiſchen
Verein“ und vertrat denſelben als
Deputierter auf dem Kongreß der
demokratiſchen Vereine in Frankfurt
a. M. 1849 beteiligte er ſich an dem
Maiaufſtande in Dresden und begab
ſich nach deſſen Unterdrückung nach
Frankreich. Hier lebte er erſt in
Straßburg, wurde im Frühjahr 1850
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Sem
von der Regierung des Prinzregen-
ten nach Nancy, Ende d. J. nach
Nantes gewieſen, war im Sommer
Studienlehrer am Gymnaſium zu
Quimper, bereiſte 1855 die Bretagne,
lebte dann als Hauslehrer in der
Vendée, ſeit 1856 als Privatlehrer
in Nantes und erhielt auf Verwen-
dung des Hiſtorikers Michelet im
Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers
der deutſchen Sprache am Staats-
gymnaſium zu Le Puy in den Seven-
nen. Nachdem er 1860 in Paris ſein
Examen abſolviert, wurde er als
Oberlehrer für lebende Sprachen am
Gymnaſium in Chambéry angeſtellt
und 1862 an das Lyzeum zu Orleans
berufen, wo er ſich 1866 den glück-
lichſten Familienherd gründete. Jm
Jahre 1870 wie alle Deutſchen aus
Frankreich vertrieben, reiſte er über
die Bretagne, England und Belgien
nach Leipzig zurück, wohin er ſpäter
ſeine Familie nachholte, und erhielt
hier bald darauf eine Lehrerſtelle an
der neu begründeten höheren Bür-
gerſchule für Mädchen, die er bis
1882 verſah. Seitdem widmete er
ſeine Muße literariſchen Arbeiten.
Er ſtarb am 22. Juni 1897.

S:

Ro-
bert Blum (Ep. G.), 1848. – Hand-
werk bringt keinen goldenen Boden
(Erlebniſſe eines Handwerkers), 1849.
– Das Lied an die Freude (Dr. von
Fr. Schmidt [pſeud.]), 1850. –
Freitag (Dramatiſierte Anekdote v.
Fr. Schmidt), 1850. – Geſchichte der
franzöſiſchen Literatur im Mittel-
alter, 1862. – Das Kind (Tagebuch
eines Vaters), 1876. – Das Frauen-
herz (Lebensbilder u. Dn.), 1879. –
Kultur- und Literaturgeſchichte der
franzöſiſchen Schweiz und Savoyens,
1882. – Franzöſ. Frauenleben (Mo-
ſaikgemälde), 1883. – Evas Töchter
bis auf Luthers Käthe, 1883. – Fern
von Paris (En. u. Nn.), 1884. 2. A.
1885. – Ein Genzianenſtrauß (Nn. u.
Reiſebilder), 1885. – Die Jungfrau
von Orleans und ihre Zeitgenoſſen,

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[410/0414] Sel Sem Selten, Fritz, geb. am 4. Septbr. 1875 in Schweidnitz, Juriſt, lebt (1902) als Aſſeſſor in Breslau, (1905) als Rechtsanwalt in Berlin. S: Der Fiedler-Bauer (Eine Bauerntrag.), 1902. – Der Liebloſe (Schſp.), 1907. – Die Luxuskabine (Oſtender Bade- geſch.), 1908. *Semmig, Friedrich Hermann, wurde am 23. Juni 1820 zu Döbeln im Königreich Sachſen als der Sohn eines gewerbetreibenden Bürgers ge- boren, beſuchte die dortige Stadt- ſchule, ſeit 1833 die Fürſtenſchule in Grimma und ſtudierte ſeit Oſtern 1839 in Leipzig drei Jahre lang Theo- logie, dann Geſchichte u. Philoſophie, für welche Fächer er ſich ſpäter habi- litieren wollte, und trat deshalb auch in das hiſtoriſche Seminar des Prof. Wachsmuth ein. Als Mitglied der Burſchenſchaft wurde er 1843 in die letzte ſogenannte Demagogenverfol- gung verwickelt und mußte eine drei- monatige ſtrenge Haft erdulden. An der deutſchkathol. Bewegung beteiligte er ſich durch die Broſchüre „Schleſiens Reformierung und Katholiſterung“ (1845). Nach ſeiner Promotion zum Dr. phil. warf er ſich auf das Studium der ſozialen Frage; er war der erſte in Sachſen, der die dortigen Verhält- niſſe vom ſozialiſtiſchen Standpunkte aus beſprach und in ſeiner Broſchüre „Sächſiſche Zuſtände nebſt Rand- gloſſen und Leuchtkugeln“ (1846) ſeine ſozialiſtiſchen Anſchauungen auf den Humanismus begründete. Jn dieſem Sinne war er auch als Redakteur politiſcher Zeitungen in Döbeln, Leip- zig, Rochlitz tätig. Jn Leipzig grün- dete er 1848 den „Demokratiſchen Verein“ und vertrat denſelben als Deputierter auf dem Kongreß der demokratiſchen Vereine in Frankfurt a. M. 1849 beteiligte er ſich an dem Maiaufſtande in Dresden und begab ſich nach deſſen Unterdrückung nach Frankreich. Hier lebte er erſt in Straßburg, wurde im Frühjahr 1850 von der Regierung des Prinzregen- ten nach Nancy, Ende d. J. nach Nantes gewieſen, war im Sommer Studienlehrer am Gymnaſium zu Quimper, bereiſte 1855 die Bretagne, lebte dann als Hauslehrer in der Vendée, ſeit 1856 als Privatlehrer in Nantes und erhielt auf Verwen- dung des Hiſtorikers Michelet im Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers der deutſchen Sprache am Staats- gymnaſium zu Le Puy in den Seven- nen. Nachdem er 1860 in Paris ſein Examen abſolviert, wurde er als Oberlehrer für lebende Sprachen am Gymnaſium in Chambéry angeſtellt und 1862 an das Lyzeum zu Orleans berufen, wo er ſich 1866 den glück- lichſten Familienherd gründete. Jm Jahre 1870 wie alle Deutſchen aus Frankreich vertrieben, reiſte er über die Bretagne, England und Belgien nach Leipzig zurück, wohin er ſpäter ſeine Familie nachholte, und erhielt hier bald darauf eine Lehrerſtelle an der neu begründeten höheren Bür- gerſchule für Mädchen, die er bis 1882 verſah. Seitdem widmete er ſeine Muße literariſchen Arbeiten. Er ſtarb am 22. Juni 1897. S: Ro- bert Blum (Ep. G.), 1848. – Hand- werk bringt keinen goldenen Boden (Erlebniſſe eines Handwerkers), 1849. – Das Lied an die Freude (Dr. von Fr. Schmidt [pſeud.]), 1850. – Freitag (Dramatiſierte Anekdote v. Fr. Schmidt), 1850. – Geſchichte der franzöſiſchen Literatur im Mittel- alter, 1862. – Das Kind (Tagebuch eines Vaters), 1876. – Das Frauen- herz (Lebensbilder u. Dn.), 1879. – Kultur- und Literaturgeſchichte der franzöſiſchen Schweiz und Savoyens, 1882. – Franzöſ. Frauenleben (Mo- ſaikgemälde), 1883. – Evas Töchter bis auf Luthers Käthe, 1883. – Fern von Paris (En. u. Nn.), 1884. 2. A. 1885. – Ein Genzianenſtrauß (Nn. u. Reiſebilder), 1885. – Die Jungfrau von Orleans und ihre Zeitgenoſſen, *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/414>, abgerufen am 30.04.2024.