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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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an Abenteuern u. am Kriege in das
deutsche Fremdenkorps, um Rosas
stürzen zu helfen. Nach einem Feld-
zuge voll entsetzlicher Strapazen kehrte
R. als Offizier nach Porto Alegre
zurück, hielt sich hier noch zwei Jahre
auf und erteilte an höheren Lehr-
anstalten Unterricht u. betrat dann
1854 wieder europäischen Boden.
Nach einem längeren Aufenthalt in
Paris trat er 1855 in das österrei-
chische Heer ein, wurde Offizier, nach
dem Frieden von Villafranca Pro-
fessor an der Genieakademie in Klo-
sterbruck u. ging zu Ende des Jahres
1859 als Militärvertreter in das spa-
nische Hauptquartier nach Marokko.
Über Gibraltar und Madrid kehrte
er im Juni 1860 heim, wurde nach
Vollendung seiner Berichte dem Ge-
neralstabe zugeteilt, in dessen Auf-
trage er zwei größere Reisen ins Aus-
land unternahm, nahm dann aber,
da man ihn stets verwendete, aber
nicht beförderte, seinen Abschied und
verheiratete sich mit einer italieni-
schen Sängerin, die er nach Lissabon,
Paris, Jtalien und Spanien beglei-
tete. Seitdem beschäftigte er sich auch
vielfach schriftstellerisch. So ließ er
1862 in Frankfurt a. M. seine Bro-
schüre "Die deutsche Volksbewaff-
nung" erscheinen, in welcher er seine
Gedanken über eine schnelle Bewaff-
nung des Volkes im Aufstande mit-
teilte, von dem er die deutsche Eini-
gung erwartete. Von 1866-70 hielt
er sich in Paris auf, um hier eine
Erfindung ins Werk zu setzen, deren
Gegenstand er auch in einer beson-
deren Schrift "La force des forces"
(1869) behandelte. Jm Jahre 1870
als Deutscher gefangen gehalten, dann
unter Zurücklassung seiner Effekten
und seiner neuen Maschine ausgewie-
sen, begab er sich über Brüssel nach
Mainz, wo er sich dauernd niederließ
und die Redaktion erst des "Wochen-
blatts", später "Tageblatts", dann
des "Anzeigers" führte. Wegen sei-
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Rou
ner selbständigen Haltung in politi-
scher Hinsicht aus diesen Stellungen
verdrängt, beschäftigte er sich mit der
Wetterkunde und Beobachtung des
Erdmagnetismus und veröffentlichte
auf diesem Gebiete verschiedene wis-
senschaftliche Werke. 1885 in den
Landesverratsprozeß Sarauw ver-
wickelt, saß er neun Monate in Un-
tersuchungshaft, wurde aber im Fe-
bruar 1886 vom Reichsgericht in
Leipzig freigesprochen. Er vergiftete
sich aus Lebensüberdruß Ende Juli
1896 in Mainz.

S:

Der Jottatore
(R.), 1879. - Das verschwundene
Dokument (R.), 1879. - Deutscher
Schwerspath (Satire), 1877. - Ein
Stück modernen Jammers, 1886. -
Blancos u. Colerados (E. a. Argen-
tinien), 1891. Neue Ausg. 1897.

Roauland, August Ernst,

geboren
am 17, Juli 1872 in Korneuburg bei
Wien als Sohn eines Offiziers, ab-
solvierte das Gymnasien in Wien,
um sich dann dem Militärdienst zu
widmen. Nach Besuch der Theresia-
nischen Militärakademie in Wiener-
Neustadt trat er als Offizier in die
Armee ein und dient gegenwärtig
(1911) als Hauptmann im Jnf.-Reg.
Nr. 99 in Wien.

S:

Mars auf Lie-
beswegen (Nn.), 1911.

Rousseau, Johann Baptist,

wurde
am 31. Dezbr. 1802 in Bonn geboren,
wohin sein Großvater, ein Franzose,
als Hofmaler berufen worden war,
studierte daselbst Philosophie, Ge-
schichte und Philologie, war dann eine
Zeitlang Erzieher und lebte später in
Hamm, wo er den "Westdeutschen
Musenalmanach auf d. J. 1823-24"
herausgab, und in Aachen, wo er die
Zeitschrift "Agrippina" (1824) und
die "Aachener Modezeitung" (1825 ff.)
edierte, bis er 1828 nach Frankfurt
a. M. übersiedelte, wo er 1831 die
Redaktion d. "Oberpostamtszeitung"
übernahm. Jm Jahre 1833 redigierte
er die "Münchener politische Zei-
tung", ging dann nach Wien, wo er

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an Abenteuern u. am Kriege in das
deutſche Fremdenkorps, um Roſas
ſtürzen zu helfen. Nach einem Feld-
zuge voll entſetzlicher Strapazen kehrte
R. als Offizier nach Porto Alegre
zurück, hielt ſich hier noch zwei Jahre
auf und erteilte an höheren Lehr-
anſtalten Unterricht u. betrat dann
1854 wieder europäiſchen Boden.
Nach einem längeren Aufenthalt in
Paris trat er 1855 in das öſterrei-
chiſche Heer ein, wurde Offizier, nach
dem Frieden von Villafranca Pro-
feſſor an der Genieakademie in Klo-
ſterbruck u. ging zu Ende des Jahres
1859 als Militärvertreter in das ſpa-
niſche Hauptquartier nach Marokko.
Über Gibraltar und Madrid kehrte
er im Juni 1860 heim, wurde nach
Vollendung ſeiner Berichte dem Ge-
neralſtabe zugeteilt, in deſſen Auf-
trage er zwei größere Reiſen ins Aus-
land unternahm, nahm dann aber,
da man ihn ſtets verwendete, aber
nicht beförderte, ſeinen Abſchied und
verheiratete ſich mit einer italieni-
ſchen Sängerin, die er nach Liſſabon,
Paris, Jtalien und Spanien beglei-
tete. Seitdem beſchäftigte er ſich auch
vielfach ſchriftſtelleriſch. So ließ er
1862 in Frankfurt a. M. ſeine Bro-
ſchüre „Die deutſche Volksbewaff-
nung“ erſcheinen, in welcher er ſeine
Gedanken über eine ſchnelle Bewaff-
nung des Volkes im Aufſtande mit-
teilte, von dem er die deutſche Eini-
gung erwartete. Von 1866–70 hielt
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Erfindung ins Werk zu ſetzen, deren
Gegenſtand er auch in einer beſon-
deren Schrift „La force des forces“
(1869) behandelte. Jm Jahre 1870
als Deutſcher gefangen gehalten, dann
unter Zurücklaſſung ſeiner Effekten
und ſeiner neuen Maſchine ausgewie-
ſen, begab er ſich über Brüſſel nach
Mainz, wo er ſich dauernd niederließ
und die Redaktion erſt des „Wochen-
blatts“, ſpäter „Tageblatts“, dann
des „Anzeigers“ führte. Wegen ſei-
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Rou
ner ſelbſtändigen Haltung in politi-
ſcher Hinſicht aus dieſen Stellungen
verdrängt, beſchäftigte er ſich mit der
Wetterkunde und Beobachtung des
Erdmagnetismus und veröffentlichte
auf dieſem Gebiete verſchiedene wiſ-
ſenſchaftliche Werke. 1885 in den
Landesverratsprozeß Sarauw ver-
wickelt, ſaß er neun Monate in Un-
terſuchungshaft, wurde aber im Fe-
bruar 1886 vom Reichsgericht in
Leipzig freigeſprochen. Er vergiftete
ſich aus Lebensüberdruß Ende Juli
1896 in Mainz.

S:

Der Jottatore
(R.), 1879. – Das verſchwundene
Dokument (R.), 1879. – Deutſcher
Schwerſpath (Satire), 1877. – Ein
Stück modernen Jammers, 1886. –
Blancos u. Colerados (E. a. Argen-
tinien), 1891. Neue Ausg. 1897.

Roûland, Auguſt Ernſt,

geboren
am 17, Juli 1872 in Korneuburg bei
Wien als Sohn eines Offiziers, ab-
ſolvierte das Gymnaſien in Wien,
um ſich dann dem Militärdienſt zu
widmen. Nach Beſuch der Thereſia-
niſchen Militärakademie in Wiener-
Neuſtadt trat er als Offizier in die
Armee ein und dient gegenwärtig
(1911) als Hauptmann im Jnf.-Reg.
Nr. 99 in Wien.

S:

Mars auf Lie-
beswegen (Nn.), 1911.

Rouſſeau, Johann Baptiſt,

wurde
am 31. Dezbr. 1802 in Bonn geboren,
wohin ſein Großvater, ein Franzoſe,
als Hofmaler berufen worden war,
ſtudierte daſelbſt Philoſophie, Ge-
ſchichte und Philologie, war dann eine
Zeitlang Erzieher und lebte ſpäter in
Hamm, wo er den „Weſtdeutſchen
Muſenalmanach auf d. J. 1823–24“
herausgab, und in Aachen, wo er die
Zeitſchrift „Agrippina“ (1824) und
die „Aachener Modezeitung“ (1825 ff.)
edierte, bis er 1828 nach Frankfurt
a. M. überſiedelte, wo er 1831 die
Redaktion d. „Oberpoſtamtszeitung“
übernahm. Jm Jahre 1833 redigierte
er die „Münchener politiſche Zei-
tung“, ging dann nach Wien, wo er

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[70/0074] Röt Rou an Abenteuern u. am Kriege in das deutſche Fremdenkorps, um Roſas ſtürzen zu helfen. Nach einem Feld- zuge voll entſetzlicher Strapazen kehrte R. als Offizier nach Porto Alegre zurück, hielt ſich hier noch zwei Jahre auf und erteilte an höheren Lehr- anſtalten Unterricht u. betrat dann 1854 wieder europäiſchen Boden. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris trat er 1855 in das öſterrei- chiſche Heer ein, wurde Offizier, nach dem Frieden von Villafranca Pro- feſſor an der Genieakademie in Klo- ſterbruck u. ging zu Ende des Jahres 1859 als Militärvertreter in das ſpa- niſche Hauptquartier nach Marokko. Über Gibraltar und Madrid kehrte er im Juni 1860 heim, wurde nach Vollendung ſeiner Berichte dem Ge- neralſtabe zugeteilt, in deſſen Auf- trage er zwei größere Reiſen ins Aus- land unternahm, nahm dann aber, da man ihn ſtets verwendete, aber nicht beförderte, ſeinen Abſchied und verheiratete ſich mit einer italieni- ſchen Sängerin, die er nach Liſſabon, Paris, Jtalien und Spanien beglei- tete. Seitdem beſchäftigte er ſich auch vielfach ſchriftſtelleriſch. So ließ er 1862 in Frankfurt a. M. ſeine Bro- ſchüre „Die deutſche Volksbewaff- nung“ erſcheinen, in welcher er ſeine Gedanken über eine ſchnelle Bewaff- nung des Volkes im Aufſtande mit- teilte, von dem er die deutſche Eini- gung erwartete. Von 1866–70 hielt er ſich in Paris auf, um hier eine Erfindung ins Werk zu ſetzen, deren Gegenſtand er auch in einer beſon- deren Schrift „La force des forces“ (1869) behandelte. Jm Jahre 1870 als Deutſcher gefangen gehalten, dann unter Zurücklaſſung ſeiner Effekten und ſeiner neuen Maſchine ausgewie- ſen, begab er ſich über Brüſſel nach Mainz, wo er ſich dauernd niederließ und die Redaktion erſt des „Wochen- blatts“, ſpäter „Tageblatts“, dann des „Anzeigers“ führte. Wegen ſei- ner ſelbſtändigen Haltung in politi- ſcher Hinſicht aus dieſen Stellungen verdrängt, beſchäftigte er ſich mit der Wetterkunde und Beobachtung des Erdmagnetismus und veröffentlichte auf dieſem Gebiete verſchiedene wiſ- ſenſchaftliche Werke. 1885 in den Landesverratsprozeß Sarauw ver- wickelt, ſaß er neun Monate in Un- terſuchungshaft, wurde aber im Fe- bruar 1886 vom Reichsgericht in Leipzig freigeſprochen. Er vergiftete ſich aus Lebensüberdruß Ende Juli 1896 in Mainz. S: Der Jottatore (R.), 1879. – Das verſchwundene Dokument (R.), 1879. – Deutſcher Schwerſpath (Satire), 1877. – Ein Stück modernen Jammers, 1886. – Blancos u. Colerados (E. a. Argen- tinien), 1891. Neue Ausg. 1897. Roûland, Auguſt Ernſt, geboren am 17, Juli 1872 in Korneuburg bei Wien als Sohn eines Offiziers, ab- ſolvierte das Gymnaſien in Wien, um ſich dann dem Militärdienſt zu widmen. Nach Beſuch der Thereſia- niſchen Militärakademie in Wiener- Neuſtadt trat er als Offizier in die Armee ein und dient gegenwärtig (1911) als Hauptmann im Jnf.-Reg. Nr. 99 in Wien. S: Mars auf Lie- beswegen (Nn.), 1911. Rouſſeau, Johann Baptiſt, wurde am 31. Dezbr. 1802 in Bonn geboren, wohin ſein Großvater, ein Franzoſe, als Hofmaler berufen worden war, ſtudierte daſelbſt Philoſophie, Ge- ſchichte und Philologie, war dann eine Zeitlang Erzieher und lebte ſpäter in Hamm, wo er den „Weſtdeutſchen Muſenalmanach auf d. J. 1823–24“ herausgab, und in Aachen, wo er die Zeitſchrift „Agrippina“ (1824) und die „Aachener Modezeitung“ (1825 ff.) edierte, bis er 1828 nach Frankfurt a. M. überſiedelte, wo er 1831 die Redaktion d. „Oberpoſtamtszeitung“ übernahm. Jm Jahre 1833 redigierte er die „Münchener politiſche Zei- tung“, ging dann nach Wien, wo er *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/74>, abgerufen am 30.04.2024.