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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 110. Die aussergerichtliche Pfandnahme.
lich wohl in allen Fällen, in welchen die Fehde zulässig gewesen
wäre, muss der Kläger und müssen die übrigen Vertreter der aus-
gesöhnten Sippe nach Empfang des Sühngeldes feierliche Urfehde
schwören 20.

§ 110. Die aussergerichtliche Pfandnahme.

Siegel, Gerichtsverfahren S. 35 ff. Sohm, Prozess der Lex Salica S. 18 ff.
v. Bethmann-Hollweg, Civilprozess IV 366, 473 ff. V 90. Schröder, RG
S. 365 ff. v. Amira, Recht S. 163. Stobbe, Deutsches Privatrecht I 588.
Heusler, Institutionen II 205. 241. Wilda, Das Pfändungsrecht Z. f. DR
I 172 ff. v. Meibom, Das deutsche Pfandrecht 1867, S. 190 ff. Richard
Loening
, Der Vertragsbruch im deutschen Recht 1876, S. 1 ff. 26 ff. Cohn,
Die Justizverweigerung im altdeutschen Recht 1876, S. 61 ff. Nägeli, Das ger-
manische Selbstpfändungsrecht in seiner historischen Entwickelung mit besonderer
Rücksicht auf die Schweiz 1876. Samuelsohn, Wirkungen der Privatpfändung
nach deutschem Rechte 1878. Esmein, Etudes sur les contrats dans le tres an-
cien droit francais 1883, S. 90 ff. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden
1863, S. 132. 142. Wach, Der italienische Arrestprozess 1868. Pertile, Storia
del diritto italiano IV 498 ff. Nani, Studii di diritto longobardo II (1878), S. 72
(il pignoramento privato). v. Amira, Nordgermanisches Obligationenrecht I 109.
161. 234 ff. Karl Lehmann, Königsfriede S. 18. 113. Matzen, Den danske
panterets historie 1869. V. A. Secher, Om vitterlighed og vidnebewis i den
aeldre danske proces I (1885) S. 168 ff.

Wenn die sachfällige Partei die Befriedigung verweigerte oder
versäumte, so gebrach es, wie bereits oben I 183 bemerkt wurde,
dem älteren Rechte an einer gerichtlichen Zwangsvollstreckung.
Gegen den Ungehorsam stand nur entweder die Acht oder die ausser-
gerichtliche Pfandnahme zur Verfügung. Diese war ein Akt er-
laubter und rechtlich geregelter Selbsthilfe, der sich zur vermögens-
rechtlichen Vollstreckung der Acht ebenso verhielt, wie die Fehde
gegen den Missethäter zur personenrechtlichen Wirkung der Fried-
losigkeit. Wie bei der Fehde nur dem Verletzten und nicht jeder-
mann der Angriff gegen die Person des faidosus freistand, so war bei
der Pfandnahme nur dem Gläubiger (bezw. dem Bürgen) der Zugriff
gegen das Vermögen des Schuldners gestattet.

Pfand, ahd. phant, fant, ist ein Wort von dunkler Herkunft; zu-
erst erscheint es für das genommene Pfand als pant in der Lex
Frisionum 1. Ein anderer Ausdruck, der nachmals gelegentlich in

zertreten die weggeworfene festuca). Über Verzichte per pilum, filum pallii siehe
die von Zeumer, NA XIV 602 angeführten Stellen.
20 Siehe oben I 161.
1 Lex Fris. Add. 8, 2. Graff, Sprachsch. III 341. Diez, WB II c s. v. pan.

§ 110. Die auſsergerichtliche Pfandnahme.
lich wohl in allen Fällen, in welchen die Fehde zulässig gewesen
wäre, muſs der Kläger und müssen die übrigen Vertreter der aus-
gesöhnten Sippe nach Empfang des Sühngeldes feierliche Urfehde
schwören 20.

§ 110. Die auſsergerichtliche Pfandnahme.

Siegel, Gerichtsverfahren S. 35 ff. Sohm, Prozeſs der Lex Salica S. 18 ff.
v. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 366, 473 ff. V 90. Schröder, RG
S. 365 ff. v. Amira, Recht S. 163. Stobbe, Deutsches Privatrecht I 588.
Heusler, Institutionen II 205. 241. Wilda, Das Pfändungsrecht Z. f. DR
I 172 ff. v. Meibom, Das deutsche Pfandrecht 1867, S. 190 ff. Richard
Loening
, Der Vertragsbruch im deutschen Recht 1876, S. 1 ff. 26 ff. Cohn,
Die Justizverweigerung im altdeutschen Recht 1876, S. 61 ff. Nägeli, Das ger-
manische Selbstpfändungsrecht in seiner historischen Entwickelung mit besonderer
Rücksicht auf die Schweiz 1876. Samuelsohn, Wirkungen der Privatpfändung
nach deutschem Rechte 1878. Esmein, Études sur les contrats dans le très an-
cien droit français 1883, S. 90 ff. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden
1863, S. 132. 142. Wach, Der italienische Arrestprozeſs 1868. Pertile, Storia
del diritto italiano IV 498 ff. Nani, Studii di diritto longobardo II (1878), S. 72
(il pignoramento privato). v. Amira, Nordgermanisches Obligationenrecht I 109.
161. 234 ff. Karl Lehmann, Königsfriede S. 18. 113. Matzen, Den danske
panterets historie 1869. V. A. Secher, Om vitterlighed og vidnebewis i den
ældre danske proces I (1885) S. 168 ff.

Wenn die sachfällige Partei die Befriedigung verweigerte oder
versäumte, so gebrach es, wie bereits oben I 183 bemerkt wurde,
dem älteren Rechte an einer gerichtlichen Zwangsvollstreckung.
Gegen den Ungehorsam stand nur entweder die Acht oder die auſser-
gerichtliche Pfandnahme zur Verfügung. Diese war ein Akt er-
laubter und rechtlich geregelter Selbsthilfe, der sich zur vermögens-
rechtlichen Vollstreckung der Acht ebenso verhielt, wie die Fehde
gegen den Missethäter zur personenrechtlichen Wirkung der Fried-
losigkeit. Wie bei der Fehde nur dem Verletzten und nicht jeder-
mann der Angriff gegen die Person des faidosus freistand, so war bei
der Pfandnahme nur dem Gläubiger (bezw. dem Bürgen) der Zugriff
gegen das Vermögen des Schuldners gestattet.

Pfand, ahd. phant, fant, ist ein Wort von dunkler Herkunft; zu-
erst erscheint es für das genommene Pfand als pant in der Lex
Frisionum 1. Ein anderer Ausdruck, der nachmals gelegentlich in

zertreten die weggeworfene festuca). Über Verzichte per pilum, filum pallii siehe
die von Zeumer, NA XIV 602 angeführten Stellen.
20 Siehe oben I 161.
1 Lex Fris. Add. 8, 2. Graff, Sprachsch. III 341. Diez, WB II c s. v. pan.
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[445/0463] § 110. Die auſsergerichtliche Pfandnahme. lich wohl in allen Fällen, in welchen die Fehde zulässig gewesen wäre, muſs der Kläger und müssen die übrigen Vertreter der aus- gesöhnten Sippe nach Empfang des Sühngeldes feierliche Urfehde schwören 20. § 110. Die auſsergerichtliche Pfandnahme. Siegel, Gerichtsverfahren S. 35 ff. Sohm, Prozeſs der Lex Salica S. 18 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 366, 473 ff. V 90. Schröder, RG S. 365 ff. v. Amira, Recht S. 163. Stobbe, Deutsches Privatrecht I 588. Heusler, Institutionen II 205. 241. Wilda, Das Pfändungsrecht Z. f. DR I 172 ff. v. Meibom, Das deutsche Pfandrecht 1867, S. 190 ff. Richard Loening, Der Vertragsbruch im deutschen Recht 1876, S. 1 ff. 26 ff. Cohn, Die Justizverweigerung im altdeutschen Recht 1876, S. 61 ff. Nägeli, Das ger- manische Selbstpfändungsrecht in seiner historischen Entwickelung mit besonderer Rücksicht auf die Schweiz 1876. Samuelsohn, Wirkungen der Privatpfändung nach deutschem Rechte 1878. Esmein, Études sur les contrats dans le très an- cien droit français 1883, S. 90 ff. Osenbrüggen, Strafrecht der Langobarden 1863, S. 132. 142. Wach, Der italienische Arrestprozeſs 1868. Pertile, Storia del diritto italiano IV 498 ff. Nani, Studii di diritto longobardo II (1878), S. 72 (il pignoramento privato). v. Amira, Nordgermanisches Obligationenrecht I 109. 161. 234 ff. Karl Lehmann, Königsfriede S. 18. 113. Matzen, Den danske panterets historie 1869. V. A. Secher, Om vitterlighed og vidnebewis i den ældre danske proces I (1885) S. 168 ff. Wenn die sachfällige Partei die Befriedigung verweigerte oder versäumte, so gebrach es, wie bereits oben I 183 bemerkt wurde, dem älteren Rechte an einer gerichtlichen Zwangsvollstreckung. Gegen den Ungehorsam stand nur entweder die Acht oder die auſser- gerichtliche Pfandnahme zur Verfügung. Diese war ein Akt er- laubter und rechtlich geregelter Selbsthilfe, der sich zur vermögens- rechtlichen Vollstreckung der Acht ebenso verhielt, wie die Fehde gegen den Missethäter zur personenrechtlichen Wirkung der Fried- losigkeit. Wie bei der Fehde nur dem Verletzten und nicht jeder- mann der Angriff gegen die Person des faidosus freistand, so war bei der Pfandnahme nur dem Gläubiger (bezw. dem Bürgen) der Zugriff gegen das Vermögen des Schuldners gestattet. Pfand, ahd. phant, fant, ist ein Wort von dunkler Herkunft; zu- erst erscheint es für das genommene Pfand als pant in der Lex Frisionum 1. Ein anderer Ausdruck, der nachmals gelegentlich in 19 20 Siehe oben I 161. 1 Lex Fris. Add. 8, 2. Graff, Sprachsch. III 341. Diez, WB II c s. v. pan. 19 zertreten die weggeworfene festuca). Über Verzichte per pilum, filum pallii siehe die von Zeumer, NA XIV 602 angeführten Stellen.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/463>, abgerufen am 26.04.2024.