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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
sich gefangen geben musten/ da sie alsbald in Persischen äid genommen/ und von 2000 Reu-
tern nach Persepolis begleitet wurden. Sysimithres wahr mit angepacket neben 50 Wer-
bern/ welche 20 Tonnen Schaz bey sich führeten/ 12000 Reuter damit im Römischen Ge-
biete zubestellen. Diese nam Herkules alle vor Leibeigene an/ und wurden von den Geldern
jedem Reuter durch die Bank 115 Kronen gegeben/ auch 33000 Kronen unter die Fuhr-
leute und Pferdeleiter/ sie lustig zumachen/ ausgeteilet/ und Sysimithres 1000 Kronen
zum Zehrgelde; die übrige Halbscheid/ als 10 Tonnen Goldes nam Valiska zu sich/ vor ar-
me Christen/ da sie welche antreffen würden. Sie foderte auch Sysimithres vor sich/ rede-
te freundlich mit ihm/ und erteilete ihm einen Scheinbrief biß nach Parthen; befahl ihm
auch/ König Artabanus ihretwegen zugrüssen/ und dz sie numehr ihren Zug nach Teutsch-
land vorgenommen hätte. Ich bin eurem Könige/ sagte sie/ allemahl in Ehren gewogen ge-
wesen/ aber nachdem er sich unredlicher Stücke unterwunden/ und Gifftmischer ausge-
schicket hat/ habe ich nichts von ihm halten können/ und möget euch wol versichern/ daß er
sich hiedurch bey seinen Feinden verhasseter/ als durch keine andere Beleidigung/ gemacht
hat; jedoch/ wil ich noch nicht unterlassen/ ihm das beste zurahten/ nehmlich/ daß er in sich
gehe/ seine geschwächete Macht erkenne/ von der vielfältigen Unkeuscheit abstehe/ und in glei-
chem Stande mit andern Morgenländischen Fürsten sich halte/ sonst wird er nicht lange
mehr König seyn. Könte er nun seine Begierden einzwingen/ und umb Heyraht mit dem
Baktrianischen Fräulein anhalten/ würde er schier heut oder morgen erfahren/ wie träu-
lich mein Raht gemeynet sey. Sysimithres bedankete sich untertähnigst/ aller erzeigeten
Gnade/ und hielt inständig an/ die Werbung an seinen König/ schrifftlich aufzusetzen; wel-
ches sie ihr gefallen ließ/ doch daß er bey Ritterlichen Ehren versprechen muste/ nicht allein
dem Könige solches geträulich einzuhändigen/ sondern den Inhalt auch den beyden Für-
sten/ Vologeses und Pakorus wissen zulassen/ denen Herkules sehr freundlich schrieb/ und
ihnen kostbahre Demant Ketten zum Gedächtniß seiner Freundschafst übersendete; ließ
alle Völker mit Sysimithres zurük nach Persepolis gehen/ und behielt nur die obgedachten
400 Teutschen/ Böhmen/ Römer und Meden/ neben den 300 Böhmischen ädelknaben
bey sich. Es unterstunden sich zu unterschiedlichen mahlen etliche Parthische Fuhrleute
und Pferdeleiter auszureissen/ welche aber alle wieder ertappet/ erschreklich geprügelt/ und
an die Bäume aufgeknüpffet wurden/ an der Zahl 29/ deren Stelle von den gefangenen
Parthischen Werbern wieder ersetzet ward. Weil sich aber Herkules wegen seiner gerin-
gen Manschaft eines algemeinen Aufstandes von ihnen befahrete/ taht er ihnen die Ver-
heissung/ daß wann sie sich beständig und träu bezeigeten/ wolte er ihnen eine viel grössere
Gnade beweisen/ als sie ihnen nicht einbilden möchten; würde aber einer oder ander sich
gelüsten lassen auszureissen/ solte derselbe/ da er ertappet würde/ lebendig gespiesset/ und sei-
ne sechs näheste Gefärten/ darumb/ daß sie seine Flucht nicht gehindert hätten/ ohn Gnade
aufgeknüpfet werden. Die lezte Dräuung währe gnug gewesen/ sie inne zuhalten/ aber die
angebohtene Gnade machte sie so freudig/ daß sie bey geleistetem Fußfalle sich erkläreten/
der Gnade abzuwarten/ und bey ihm zuleben und zusterben. Sie setzeten ihre Reise stränge
fort/ biß sie über den Eufrat kamen/ und Damaskus in Syrien erreicheten/ dahin wir sie in
guter Sicherheit und aller ehrliebenden Ergetzung wollen zihen lassen/ und uns nach Teutsch-

land

Fuͤnftes Buch.
ſich gefangen geben muſten/ da ſie alsbald in Perſiſchen aͤid genom̃en/ und von 2000 Reu-
tern nach Perſepolis begleitet wurden. Syſimithres wahr mit angepacket neben 50 Wer-
bern/ welche 20 Tonnen Schaz bey ſich fuͤhreten/ 12000 Reuter damit im Roͤmiſchen Ge-
biete zubeſtellen. Dieſe nam Herkules alle vor Leibeigene an/ und wurden von den Geldern
jedem Reuter durch die Bank 115 Kronen gegeben/ auch 33000 Kronen unter die Fuhr-
leute und Pferdeleiter/ ſie luſtig zumachen/ ausgeteilet/ und Syſimithres 1000 Kronen
zum Zehrgelde; die uͤbrige Halbſcheid/ als 10 Tonnen Goldes nam Valiſka zu ſich/ vor aꝛ-
me Chriſten/ da ſie welche antreffen wuͤrden. Sie foderte auch Syſimithres vor ſich/ rede-
te freundlich mit ihm/ und erteilete ihm einen Scheinbrief biß nach Parthen; befahl ihm
auch/ Koͤnig Artabanus ihretwegen zugruͤſſen/ und dz ſie numehr ihren Zug nach Teutſch-
land vorgenommen haͤtte. Ich bin eurem Koͤnige/ ſagte ſie/ allemahl in Ehren gewogen ge-
weſen/ aber nachdem er ſich unredlicher Stücke unterwunden/ und Gifftmiſcher ausge-
ſchicket hat/ habe ich nichts von ihm halten koͤnnen/ und moͤget euch wol verſichern/ daß er
ſich hiedurch bey ſeinen Feinden verhaſſeter/ als durch keine andere Beleidigung/ gemacht
hat; jedoch/ wil ich noch nicht unterlaſſen/ ihm das beſte zurahten/ nehmlich/ daß er in ſich
gehe/ ſeine geſchwaͤchete Macht erkenne/ von der vielfaͤltigen Unkeuſcheit abſtehe/ uñ in glei-
chem Stande mit andern Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten ſich halte/ ſonſt wird er nicht lange
mehr Koͤnig ſeyn. Koͤnte er nun ſeine Begierden einzwingen/ und umb Heyraht mit dem
Baktrianiſchen Fraͤulein anhalten/ wuͤrde er ſchier heut oder morgen erfahren/ wie traͤu-
lich mein Raht gemeynet ſey. Syſimithres bedankete ſich untertaͤhnigſt/ aller erzeigeten
Gnade/ und hielt inſtaͤndig an/ die Werbung an ſeinen Koͤnig/ ſchrifftlich aufzuſetzen; wel-
ches ſie ihr gefallen ließ/ doch daß er bey Ritterlichen Ehren verſprechen muſte/ nicht allein
dem Koͤnige ſolches getraͤulich einzuhaͤndigen/ ſondern den Inhalt auch den beyden Fuͤr-
ſten/ Vologeſes und Pakorus wiſſen zulaſſen/ denen Herkules ſehr freundlich ſchrieb/ und
ihnen koſtbahre Demant Ketten zum Gedaͤchtniß ſeiner Freundſchafſt uͤberſendete; ließ
alle Voͤlker mit Syſimithres zuruͤk nach Perſepolis gehen/ und behielt nur die obgedachten
400 Teutſchen/ Boͤhmen/ Roͤmer und Meden/ neben den 300 Boͤhmiſchen aͤdelknaben
bey ſich. Es unterſtunden ſich zu unterſchiedlichen mahlen etliche Parthiſche Fuhrleute
und Pferdeleiter auszureiſſen/ welche aber alle wieder ertappet/ erſchreklich gepruͤgelt/ und
an die Baͤume aufgeknuͤpffet wurden/ an der Zahl 29/ deren Stelle von den gefangenen
Parthiſchen Werbern wieder erſetzet ward. Weil ſich aber Herkules wegen ſeiner gerin-
gen Manſchaft eines algemeinen Aufſtandes von ihnen befahrete/ taht er ihnen die Ver-
heiſſung/ daß wann ſie ſich beſtaͤndig und traͤu bezeigeten/ wolte er ihnen eine viel groͤſſere
Gnade beweiſen/ als ſie ihnen nicht einbilden moͤchten; wuͤrde aber einer oder ander ſich
geluͤſten laſſen auszureiſſen/ ſolte derſelbe/ da er ertappet wuͤrde/ lebendig geſpieſſet/ und ſei-
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aufgeknuͤpfet werden. Die lezte Draͤuung waͤhre gnug geweſen/ ſie inne zuhalten/ aber die
angebohtene Gnade machte ſie ſo freudig/ daß ſie bey geleiſtetem Fußfalle ſich erklaͤreten/
der Gnade abzuwarten/ und bey ihm zuleben und zuſterben. Sie ſetzeten ihre Reiſe ſtraͤnge
fort/ biß ſie uͤber den Eufrat kamen/ und Damaſkus in Syrien erreicheten/ dahin wir ſie in
guter Sicherheit und aller ehrliebendẽ Ergetzung wollen zihen laſſen/ uñ uns nach Teutſch-

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[210/0216] Fuͤnftes Buch. ſich gefangen geben muſten/ da ſie alsbald in Perſiſchen aͤid genom̃en/ und von 2000 Reu- tern nach Perſepolis begleitet wurden. Syſimithres wahr mit angepacket neben 50 Wer- bern/ welche 20 Tonnen Schaz bey ſich fuͤhreten/ 12000 Reuter damit im Roͤmiſchen Ge- biete zubeſtellen. Dieſe nam Herkules alle vor Leibeigene an/ und wurden von den Geldern jedem Reuter durch die Bank 115 Kronen gegeben/ auch 33000 Kronen unter die Fuhr- leute und Pferdeleiter/ ſie luſtig zumachen/ ausgeteilet/ und Syſimithres 1000 Kronen zum Zehrgelde; die uͤbrige Halbſcheid/ als 10 Tonnen Goldes nam Valiſka zu ſich/ vor aꝛ- me Chriſten/ da ſie welche antreffen wuͤrden. Sie foderte auch Syſimithres vor ſich/ rede- te freundlich mit ihm/ und erteilete ihm einen Scheinbrief biß nach Parthen; befahl ihm auch/ Koͤnig Artabanus ihretwegen zugruͤſſen/ und dz ſie numehr ihren Zug nach Teutſch- land vorgenommen haͤtte. Ich bin eurem Koͤnige/ ſagte ſie/ allemahl in Ehren gewogen ge- weſen/ aber nachdem er ſich unredlicher Stücke unterwunden/ und Gifftmiſcher ausge- ſchicket hat/ habe ich nichts von ihm halten koͤnnen/ und moͤget euch wol verſichern/ daß er ſich hiedurch bey ſeinen Feinden verhaſſeter/ als durch keine andere Beleidigung/ gemacht hat; jedoch/ wil ich noch nicht unterlaſſen/ ihm das beſte zurahten/ nehmlich/ daß er in ſich gehe/ ſeine geſchwaͤchete Macht erkenne/ von der vielfaͤltigen Unkeuſcheit abſtehe/ uñ in glei- chem Stande mit andern Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten ſich halte/ ſonſt wird er nicht lange mehr Koͤnig ſeyn. Koͤnte er nun ſeine Begierden einzwingen/ und umb Heyraht mit dem Baktrianiſchen Fraͤulein anhalten/ wuͤrde er ſchier heut oder morgen erfahren/ wie traͤu- lich mein Raht gemeynet ſey. Syſimithres bedankete ſich untertaͤhnigſt/ aller erzeigeten Gnade/ und hielt inſtaͤndig an/ die Werbung an ſeinen Koͤnig/ ſchrifftlich aufzuſetzen; wel- ches ſie ihr gefallen ließ/ doch daß er bey Ritterlichen Ehren verſprechen muſte/ nicht allein dem Koͤnige ſolches getraͤulich einzuhaͤndigen/ ſondern den Inhalt auch den beyden Fuͤr- ſten/ Vologeſes und Pakorus wiſſen zulaſſen/ denen Herkules ſehr freundlich ſchrieb/ und ihnen koſtbahre Demant Ketten zum Gedaͤchtniß ſeiner Freundſchafſt uͤberſendete; ließ alle Voͤlker mit Syſimithres zuruͤk nach Perſepolis gehen/ und behielt nur die obgedachten 400 Teutſchen/ Boͤhmen/ Roͤmer und Meden/ neben den 300 Boͤhmiſchen aͤdelknaben bey ſich. Es unterſtunden ſich zu unterſchiedlichen mahlen etliche Parthiſche Fuhrleute und Pferdeleiter auszureiſſen/ welche aber alle wieder ertappet/ erſchreklich gepruͤgelt/ und an die Baͤume aufgeknuͤpffet wurden/ an der Zahl 29/ deren Stelle von den gefangenen Parthiſchen Werbern wieder erſetzet ward. Weil ſich aber Herkules wegen ſeiner gerin- gen Manſchaft eines algemeinen Aufſtandes von ihnen befahrete/ taht er ihnen die Ver- heiſſung/ daß wann ſie ſich beſtaͤndig und traͤu bezeigeten/ wolte er ihnen eine viel groͤſſere Gnade beweiſen/ als ſie ihnen nicht einbilden moͤchten; wuͤrde aber einer oder ander ſich geluͤſten laſſen auszureiſſen/ ſolte derſelbe/ da er ertappet wuͤrde/ lebendig geſpieſſet/ und ſei- ne ſechs naͤheſte Gefaͤrten/ darumb/ daß ſie ſeine Flucht nicht gehindert haͤtten/ ohn Gnade aufgeknuͤpfet werden. Die lezte Draͤuung waͤhre gnug geweſen/ ſie inne zuhalten/ aber die angebohtene Gnade machte ſie ſo freudig/ daß ſie bey geleiſtetem Fußfalle ſich erklaͤreten/ der Gnade abzuwarten/ und bey ihm zuleben und zuſterben. Sie ſetzeten ihre Reiſe ſtraͤnge fort/ biß ſie uͤber den Eufrat kamen/ und Damaſkus in Syrien erreicheten/ dahin wir ſie in guter Sicherheit und aller ehrliebendẽ Ergetzung wollen zihen laſſen/ uñ uns nach Teutſch- land

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/216>, abgerufen am 26.04.2024.