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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
se Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fräulein so köstliche Sachen überschie-
kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürst Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß-
Fürstin Valiska befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kühn er in dieser Jugend wäh-
re/ daß er schon ein fliegendes Heer führete/ und Leches zum Feldmarschalk hätte; seine Län-
der währen so groß/ und mit Städten erfüllet/ daß drey Fürsten sich damit zum grossen ü-
berfluß behelffen könten; und machete des rühmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht
sparete/ so viel/ daß das Fräulein grosse Lust bekam/ ihn schier zusehen/ redete aber doch kein
Wort darzu/ sondern wuste sich zustellen/ als ob sie die Sache nicht anginge; woraus die
Mutter ihre Verschlagenheit wahrnam/ deren sie sich zu ihr nicht versehen. Nach diesem
fragete die Groß Fürstin/ ob ihr Sohn in den Ländern wegen seines neuen Glaubens ange-
fochten würde/ weil man vor gewiß sagete/ es währe derselbe also beschaffen/ daß er keine an-
dere Götter neben sich leiden könte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fürstliche
Durchl. möchte wol versichert gläuben/ daß der teure Fürst Herkules wegen seiner Gottes-
furcht und Frömmigkeit dermassen von hohen und nidrigen gerühmet und geliebet würde/
als einiger Mensch in der Welt. Von seinem Glauben wüste er keinen Bericht zugeben/
aber einmahl währe gewiß/ daß seine Glaubensgenossen anjezt hin und wieder geduldet
würden/ da man sie vorhin auffs äusserste verfolget hätte. Es fünde sich ein ansehnlicher
alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Christen sich von
ihm täglich unterrichten liesse; und hätte er mit Augen angesehen/ daß derselbe Groß Für-
sten Herkules und das Königliche Fräulein (die man billich das Weltwunder nennete)
nach Christlicher Art zusammen gegeben und vertrauet hätte. Es währe unleugbar/ daß
Groß Fürst Herkules dieser Lehre festiglich anhinge/ und ob gleich König Ladisla lange nit
hätte können darzu gebracht werden/ währe er doch anjezt fast eiferiger als Herkules selbst;
die Groß Fürstin Valiska aber freuete sich über nichts in der ganzen Welt so hoch/ als daß
sie zu dieses Glaubens Erkäntniß kommen; und hätte er angehöret/ daß sie mit sonderlichen
Eifer gesprochen: Sie wolte sich ehe tausendmahl schinden/ und hundert tausendmahl bra-
ten lassen/ als diesen ihren jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denselben einen andern Gott
ehren/ weil in höchster Warheit kein ander wahrer Gott währe/ als bloß dieser nur allein/
welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen ist/ durch seine Almacht erschaffen
habe/ und es in seinem Wesen erhalte; Was man aber von andern Göttern vorbringe/ sey
nichts als Menschengeticht und teuflische Lügen/ dadurch die Menschen von der Seligkeit
abgeführet/ und in das ewige Verderben gestürzet werden. Ihr singen/ damit sie Gott lo-
ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhöret/ und wann sie
behten/ sehen sie als Engel Gottes aus/ dann es scheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver-
gessen/ und steige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein
Häupt schreibe ihnen alle ihre Glükseligkeit wegen dieses Glaubens zu/ dann es däucht mich
unmöglich seyn/ daß andere Leute ihnen im unsträflichen Wandel es nachtuhn können.
Kein unnützes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Fressen/ Sauf-
fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laster darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr
Diener seyn wil/ muß der Mißhandelungen sich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß
ich bald wieder bey ihnen anlangen möge/ damit ich diesen köstlichen Glauben/ welchen sie

den
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Fuͤnftes Buch.
ſe Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fraͤulein ſo koͤſtliche Sachen uͤberſchie-
kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürſt Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß-
Fuͤrſtin Valiſka befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kuͤhn er in dieſer Jugend waͤh-
re/ daß er ſchon ein fliegendes Heeꝛ fuͤhrete/ und Leches zum Feldmarſchalk haͤtte; ſeine Laͤn-
der waͤhren ſo groß/ und mit Staͤdten erfuͤllet/ daß drey Fuͤrſten ſich damit zum groſſen uͤ-
berfluß behelffen koͤnten; und machete des ruͤhmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht
ſparete/ ſo viel/ daß das Fraͤulein groſſe Luſt bekam/ ihn ſchier zuſehen/ redete aber doch kein
Wort darzu/ ſondern wuſte ſich zuſtellen/ als ob ſie die Sache nicht anginge; woraus die
Mutter ihre Verſchlagenheit wahrnam/ deren ſie ſich zu ihr nicht verſehen. Nach dieſem
fragete die Groß Fuͤrſtin/ ob ihr Sohn in den Laͤndern wegen ſeines neuen Glaubens ange-
fochten wuͤrde/ weil man vor gewiß ſagete/ es waͤhre derſelbe alſo beſchaffen/ daß eꝛ keine an-
dere Goͤtter neben ſich leiden koͤnte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fuͤrſtliche
Durchl. moͤchte wol verſichert glaͤuben/ daß der teure Fuͤrſt Herkules wegen ſeiner Gottes-
furcht und Froͤmmigkeit dermaſſen von hohen und nidrigen geruͤhmet und geliebet wuͤrde/
als einiger Menſch in der Welt. Von ſeinem Glauben wüſte er keinen Bericht zugeben/
aber einmahl waͤhre gewiß/ daß ſeine Glaubensgenoſſen anjezt hin und wieder geduldet
wuͤrden/ da man ſie vorhin auffs aͤuſſerſte verfolget haͤtte. Es fuͤnde ſich ein anſehnlicher
alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Chriſten ſich von
ihm taͤglich unterrichten lieſſe; und haͤtte er mit Augen angeſehen/ daß derſelbe Groß Fuͤr-
ſten Herkules und das Koͤnigliche Fraͤulein (die man billich das Weltwunder nennete)
nach Chriſtlicher Art zuſammen gegeben und vertrauet haͤtte. Es waͤhre unleugbar/ daß
Groß Fuͤrſt Herkules dieſer Lehre feſtiglich anhinge/ und ob gleich Koͤnig Ladiſla lange nit
haͤtte koͤnnen darzu gebracht werden/ waͤhre er doch anjezt faſt eiferiger als Herkules ſelbſt;
die Groß Fuͤrſtin Valiſka aber freuete ſich uͤber nichts in der ganzen Welt ſo hoch/ als daß
ſie zu dieſes Glaubens Erkaͤntniß kommen; und haͤtte er angehoͤret/ daß ſie mit ſonderlichẽ
Eifer geſprochen: Sie wolte ſich ehe tauſendmahl ſchinden/ und hundert tauſendmahl bra-
ten laſſen/ als dieſen ihꝛen jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denſelben einen andern Gott
ehren/ weil in hoͤchſter Warheit kein ander wahrer Gott waͤhre/ als bloß dieſer nur allein/
welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen iſt/ durch ſeine Almacht erſchaffen
habe/ und es in ſeinem Weſen erhalte; Was man aber von andern Goͤttern vorbringe/ ſey
nichts als Menſchengeticht und teufliſche Luͤgen/ dadurch die Menſchen von der Seligkeit
abgefuͤhret/ und in das ewige Verderben geſtuͤrzet werden. Ihr ſingen/ damit ſie Gott lo-
ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhoͤret/ und wann ſie
behten/ ſehen ſie als Engel Gottes aus/ dann es ſcheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver-
geſſen/ und ſteige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein
Haͤupt ſchreibe ihnen alle ihꝛe Gluͤkſeligkeit wegen dieſes Glaubens zu/ dañ es daͤucht mich
unmoͤglich ſeyn/ daß andere Leute ihnen im unſtraͤflichen Wandel es nachtuhn koͤnnen.
Kein unnuͤtzes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Freſſen/ Sauf-
fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laſter darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr
Diener ſeyn wil/ muß der Mißhandelungen ſich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß
ich bald wieder bey ihnen anlangen moͤge/ damit ich dieſen koͤſtlichen Glauben/ welchen ſie

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[219/0225] Fuͤnftes Buch. ſe Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fraͤulein ſo koͤſtliche Sachen uͤberſchie- kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürſt Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß- Fuͤrſtin Valiſka befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kuͤhn er in dieſer Jugend waͤh- re/ daß er ſchon ein fliegendes Heeꝛ fuͤhrete/ und Leches zum Feldmarſchalk haͤtte; ſeine Laͤn- der waͤhren ſo groß/ und mit Staͤdten erfuͤllet/ daß drey Fuͤrſten ſich damit zum groſſen uͤ- berfluß behelffen koͤnten; und machete des ruͤhmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht ſparete/ ſo viel/ daß das Fraͤulein groſſe Luſt bekam/ ihn ſchier zuſehen/ redete aber doch kein Wort darzu/ ſondern wuſte ſich zuſtellen/ als ob ſie die Sache nicht anginge; woraus die Mutter ihre Verſchlagenheit wahrnam/ deren ſie ſich zu ihr nicht verſehen. Nach dieſem fragete die Groß Fuͤrſtin/ ob ihr Sohn in den Laͤndern wegen ſeines neuen Glaubens ange- fochten wuͤrde/ weil man vor gewiß ſagete/ es waͤhre derſelbe alſo beſchaffen/ daß eꝛ keine an- dere Goͤtter neben ſich leiden koͤnte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fuͤrſtliche Durchl. moͤchte wol verſichert glaͤuben/ daß der teure Fuͤrſt Herkules wegen ſeiner Gottes- furcht und Froͤmmigkeit dermaſſen von hohen und nidrigen geruͤhmet und geliebet wuͤrde/ als einiger Menſch in der Welt. Von ſeinem Glauben wüſte er keinen Bericht zugeben/ aber einmahl waͤhre gewiß/ daß ſeine Glaubensgenoſſen anjezt hin und wieder geduldet wuͤrden/ da man ſie vorhin auffs aͤuſſerſte verfolget haͤtte. Es fuͤnde ſich ein anſehnlicher alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Chriſten ſich von ihm taͤglich unterrichten lieſſe; und haͤtte er mit Augen angeſehen/ daß derſelbe Groß Fuͤr- ſten Herkules und das Koͤnigliche Fraͤulein (die man billich das Weltwunder nennete) nach Chriſtlicher Art zuſammen gegeben und vertrauet haͤtte. Es waͤhre unleugbar/ daß Groß Fuͤrſt Herkules dieſer Lehre feſtiglich anhinge/ und ob gleich Koͤnig Ladiſla lange nit haͤtte koͤnnen darzu gebracht werden/ waͤhre er doch anjezt faſt eiferiger als Herkules ſelbſt; die Groß Fuͤrſtin Valiſka aber freuete ſich uͤber nichts in der ganzen Welt ſo hoch/ als daß ſie zu dieſes Glaubens Erkaͤntniß kommen; und haͤtte er angehoͤret/ daß ſie mit ſonderlichẽ Eifer geſprochen: Sie wolte ſich ehe tauſendmahl ſchinden/ und hundert tauſendmahl bra- ten laſſen/ als dieſen ihꝛen jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denſelben einen andern Gott ehren/ weil in hoͤchſter Warheit kein ander wahrer Gott waͤhre/ als bloß dieſer nur allein/ welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen iſt/ durch ſeine Almacht erſchaffen habe/ und es in ſeinem Weſen erhalte; Was man aber von andern Goͤttern vorbringe/ ſey nichts als Menſchengeticht und teufliſche Luͤgen/ dadurch die Menſchen von der Seligkeit abgefuͤhret/ und in das ewige Verderben geſtuͤrzet werden. Ihr ſingen/ damit ſie Gott lo- ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhoͤret/ und wann ſie behten/ ſehen ſie als Engel Gottes aus/ dann es ſcheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver- geſſen/ und ſteige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein Haͤupt ſchreibe ihnen alle ihꝛe Gluͤkſeligkeit wegen dieſes Glaubens zu/ dañ es daͤucht mich unmoͤglich ſeyn/ daß andere Leute ihnen im unſtraͤflichen Wandel es nachtuhn koͤnnen. Kein unnuͤtzes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Freſſen/ Sauf- fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laſter darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr Diener ſeyn wil/ muß der Mißhandelungen ſich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß ich bald wieder bey ihnen anlangen moͤge/ damit ich dieſen koͤſtlichen Glauben/ welchen ſie den e e ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/225>, abgerufen am 26.04.2024.