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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
auff uns gekommen/ vor allen menschlichen Getichten behütet/ und in der ganz vollen Ab-
handelung der Heilgen Schrifft verfasset ist/ kan durchaus nicht leiden/ daß man etwz hin-
zu tuhe oder davon nehme. Woraus dann dieses folget/ daß alles/ was ein Stük des wah-
ren Christlichen Glaubens seyn sol/ müsse richtig und klar erwiesen werden/ daß es von des
HErrn Jüngern gelehret sey. Welchem nach die reinen Lehrer aller ihrer Lehre Beweiß-
tuhm aus der H. Schrifft Altes und Neuen Bundes nehmen/ und dasselbe alles verwerf-
fen/ was darinnen nicht zufinden ist. Und zwar nicht allein dieses halten wir vor falsch/ was
gerade wider das Wort Gottes streitet/ sondern auch/ was ausser demselben Worte Gottes
wil vorgebracht und ertichtet werden/ als zur Seligkeit nöhtig. Nun findet sich aber ins-
gemein dieses beydes bey den Ketzern und falschen Lehrern/ daß sie neue Glaubens Stücke
schmieden/ und daß sie der uhralten Lehre widersprechen. Wiewol sie dieses lezten nicht ger-
ne sich wollen lassen beschuldigen/ weil dadurch ihres Vorbringens Nichtigkeit auffgedec-
ket wird. Aber gleich wie der Wolff sich nicht verbergen kan/ ob er gleich einen Schafspeltz
anleget; noch die Schlange/ ob sie gleich den Kopff unterm Steine verstecket; also verräht
sich ein jeder Ketzer und falscher Lehrer durch sein Vorbringen/ wie scheinbar er gleich sei-
nen Irtuhm vorbringen mag; welches wir bald finden/ wann wir ihn nur nach und aus
dem Worte Gottes richten. Weil aber einem einfältigen Christen es nicht gegeben ist/ daß
er die Geister allemahl solte prüfen können/ ob sie aus Gott sind; so haben zu deren Unter-
weisung ein und ander Lehrer/ des Christlichen Glaubens nöhtige Stücke in kurze Auszü-
ge verfasset/ welche die Einfältigen mit leichter Mühe begreiffen/ und sich deren als einer
Richtschnuhr der Lehre gebrauchen/ daß wann ihnen etwas neues vorgetragen wird/ sie
alsbald zumutmassen haben/ es müsse solches zuvor wol überlegt werden/ ehe mans annimt.
Und dieses ist das beste Mittel/ wodurch die Unwissenden vor Ketzereyen und falsche Lehren
können bewahret werden. Ladisla fragete weiter; ob dann die Ketzereyen und falschen Leh-
ren unter den Christen so mannigfaltig währen. Welches der Lehrer beantwortete: Es
wehren schon unterschiedliche Arten der Ketzereyen/ und liesse sich ansehen/ der listige Men-
schenfeind würde nicht ruhen/ deren je länger je mehr auszuhecken. Der erste Ketzer zeit des
Neuen Bundes/ sagte er/ von welchem die andern alle als aus der allergifftigsten Wurzel
scheinen entsprungen seyn/ wahr Simon der Erz Zäuberer/ seines Herkommens ein Sa-
mariter/ dessen in den Geschichten der Apostel/ von Lucas auffgezeichnet/ Meldung getahn
wird/ welcher auch endlich den Lohn der Boßheit empfing/ als die beyden teuren Knechte
Gottes/ der Heilige Peter und Paul ihn zu Rom vor aller Welt zuschanden macheten;
massen als derselbe vorgab/ er wolte sichtbarer weise gen Himmel fahren/ da behteten diese
zu ihrem Gott und Heylande/ welcher diesen Erz Ketzer aus der Lufft herunter stürzete/ daß
er an seinen Gliedmassen zerschmettert ward. Dieser verwägene Bube durffte sich selbst
vor den wahren Gott/ ja vor Vater/ Sohn/ und Heiligen Geist zugleich ausgeben/ und sein
unzüchtiges Weib die Selenen oder Helenen vor eine Mutter aller Geschöpffe/ von wel-
cher auch die Engel gemacht währen/ von denen nachgehends diese Welt erschaffen wor-
den. Er versprach allen das ewige Leben/ die an ihn und sein Weib würden gläuben/ und gab
ihnen Freyheit/ nach allem Muhtwillen zuleben/ welches ihnen an der Seligkeit durchaus
nicht solte schädlich/ sondern vielmehr befoderlich seyn. Nach seinem erschreklichen Tode

warff

Fuͤnftes Buch.
auff uns gekommen/ vor allen menſchlichen Getichten behuͤtet/ und in der ganz vollen Ab-
handelung der Heilgen Schrifft verfaſſet iſt/ kan durchaus nicht leiden/ daß man etwz hin-
zu tuhe oder davon nehme. Woraus dann dieſes folget/ daß alles/ was ein Stuͤk des wah-
ren Chriſtlichen Glaubens ſeyn ſol/ müſſe richtig und klar erwieſen werden/ daß es von des
HErrn Juͤngern gelehret ſey. Welchem nach die reinen Lehrer aller ihrer Lehre Beweiß-
tuhm aus der H. Schrifft Altes und Neuen Bundes nehmen/ und daſſelbe alles verwerf-
fen/ was darinnen nicht zufinden iſt. Und zwar nicht allein dieſes halten wir vor falſch/ was
gerade wider das Wort Gottes ſtreitet/ ſondern auch/ was auſſer demſelben Worte Gottes
wil vorgebracht und ertichtet werden/ als zur Seligkeit noͤhtig. Nun findet ſich aber ins-
gemein dieſes beydes bey den Ketzern und falſchen Lehrern/ daß ſie neue Glaubens Stuͤcke
ſchmieden/ und daß ſie der uhralten Lehre widerſprechen. Wiewol ſie dieſes lezten nicht ger-
ne ſich wollen laſſen beſchuldigen/ weil dadurch ihres Vorbringens Nichtigkeit auffgedec-
ket wird. Aber gleich wie der Wolff ſich nicht verbergen kan/ ob er gleich einen Schafspeltz
anleget; noch die Schlange/ ob ſie gleich den Kopff unterm Steine verſtecket; alſo verraͤht
ſich ein jeder Ketzer und falſcher Lehrer durch ſein Vorbringen/ wie ſcheinbar er gleich ſei-
nen Irtuhm vorbringen mag; welches wir bald finden/ wann wir ihn nur nach und aus
dem Worte Gottes richten. Weil aber einem einfaͤltigen Chriſten es nicht gegeben iſt/ daß
er die Geiſter allemahl ſolte prüfen koͤnnen/ ob ſie aus Gott ſind; ſo haben zu deren Unter-
weiſung ein und ander Lehrer/ des Chriſtlichen Glaubens noͤhtige Stuͤcke in kurze Auszuͤ-
ge verfaſſet/ welche die Einfaͤltigen mit leichter Muͤhe begreiffen/ und ſich deren als einer
Richtſchnuhr der Lehre gebrauchen/ daß wann ihnen etwas neues vorgetragen wird/ ſie
alsbald zumutmaſſen haben/ es muͤſſe ſolches zuvor wol uͤberlegt werden/ ehe mans añimt.
Und dieſes iſt das beſte Mittel/ wodurch die Unwiſſenden vor Ketzereyen und falſche Lehren
koͤnnen bewahret werden. Ladiſla fragete weiter; ob dann die Ketzereyen und falſchen Leh-
ren unter den Chriſten ſo mannigfaltig waͤhren. Welches der Lehrer beantwortete: Es
wehren ſchon unterſchiedliche Arten der Ketzereyen/ und lieſſe ſich anſehen/ der liſtige Men-
ſchenfeind würde nicht ruhen/ deren je laͤnger je mehr auszuhecken. Der erſte Ketzer zeit des
Neuen Bundes/ ſagte er/ von welchem die andern alle als aus der allergifftigſten Wurzel
ſcheinen entſprungen ſeyn/ wahr Simon der Erz Zaͤuberer/ ſeines Herkommens ein Sa-
mariter/ deſſen in den Geſchichten der Apoſtel/ von Lucas auffgezeichnet/ Meldung getahn
wird/ welcher auch endlich den Lohn der Boßheit empfing/ als die beyden teuren Knechte
Gottes/ der Heilige Peter und Paul ihn zu Rom vor aller Welt zuſchanden macheten;
maſſen als derſelbe vorgab/ er wolte ſichtbarer weiſe gen Himmel fahren/ da behteten dieſe
zu ihrem Gott und Heylande/ welcher dieſen Erz Ketzer aus der Lufft herunter ſtuͤrzete/ daß
er an ſeinen Gliedmaſſen zerſchmettert ward. Dieſer verwaͤgene Bube durffte ſich ſelbſt
vor den wahren Gott/ ja vor Vater/ Sohn/ und Heiligen Geiſt zugleich ausgeben/ und ſein
unzuͤchtiges Weib die Selenen oder Helenen vor eine Mutter aller Geſchoͤpffe/ von wel-
cher auch die Engel gemacht waͤhren/ von denen nachgehends dieſe Welt erſchaffen wor-
den. Er verſprach allen das ewige Leben/ die an ihn und ſein Weib wuͤrden glaͤuben/ uñ gab
ihnen Freyheit/ nach allem Muhtwillen zuleben/ welches ihnen an der Seligkeit durchaus
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[226/0232] Fuͤnftes Buch. auff uns gekommen/ vor allen menſchlichen Getichten behuͤtet/ und in der ganz vollen Ab- handelung der Heilgen Schrifft verfaſſet iſt/ kan durchaus nicht leiden/ daß man etwz hin- zu tuhe oder davon nehme. Woraus dann dieſes folget/ daß alles/ was ein Stuͤk des wah- ren Chriſtlichen Glaubens ſeyn ſol/ müſſe richtig und klar erwieſen werden/ daß es von des HErrn Juͤngern gelehret ſey. Welchem nach die reinen Lehrer aller ihrer Lehre Beweiß- tuhm aus der H. Schrifft Altes und Neuen Bundes nehmen/ und daſſelbe alles verwerf- fen/ was darinnen nicht zufinden iſt. Und zwar nicht allein dieſes halten wir vor falſch/ was gerade wider das Wort Gottes ſtreitet/ ſondern auch/ was auſſer demſelben Worte Gottes wil vorgebracht und ertichtet werden/ als zur Seligkeit noͤhtig. Nun findet ſich aber ins- gemein dieſes beydes bey den Ketzern und falſchen Lehrern/ daß ſie neue Glaubens Stuͤcke ſchmieden/ und daß ſie der uhralten Lehre widerſprechen. Wiewol ſie dieſes lezten nicht ger- ne ſich wollen laſſen beſchuldigen/ weil dadurch ihres Vorbringens Nichtigkeit auffgedec- ket wird. Aber gleich wie der Wolff ſich nicht verbergen kan/ ob er gleich einen Schafspeltz anleget; noch die Schlange/ ob ſie gleich den Kopff unterm Steine verſtecket; alſo verraͤht ſich ein jeder Ketzer und falſcher Lehrer durch ſein Vorbringen/ wie ſcheinbar er gleich ſei- nen Irtuhm vorbringen mag; welches wir bald finden/ wann wir ihn nur nach und aus dem Worte Gottes richten. Weil aber einem einfaͤltigen Chriſten es nicht gegeben iſt/ daß er die Geiſter allemahl ſolte prüfen koͤnnen/ ob ſie aus Gott ſind; ſo haben zu deren Unter- weiſung ein und ander Lehrer/ des Chriſtlichen Glaubens noͤhtige Stuͤcke in kurze Auszuͤ- ge verfaſſet/ welche die Einfaͤltigen mit leichter Muͤhe begreiffen/ und ſich deren als einer Richtſchnuhr der Lehre gebrauchen/ daß wann ihnen etwas neues vorgetragen wird/ ſie alsbald zumutmaſſen haben/ es muͤſſe ſolches zuvor wol uͤberlegt werden/ ehe mans añimt. Und dieſes iſt das beſte Mittel/ wodurch die Unwiſſenden vor Ketzereyen und falſche Lehren koͤnnen bewahret werden. Ladiſla fragete weiter; ob dann die Ketzereyen und falſchen Leh- ren unter den Chriſten ſo mannigfaltig waͤhren. Welches der Lehrer beantwortete: Es wehren ſchon unterſchiedliche Arten der Ketzereyen/ und lieſſe ſich anſehen/ der liſtige Men- ſchenfeind würde nicht ruhen/ deren je laͤnger je mehr auszuhecken. Der erſte Ketzer zeit des Neuen Bundes/ ſagte er/ von welchem die andern alle als aus der allergifftigſten Wurzel ſcheinen entſprungen ſeyn/ wahr Simon der Erz Zaͤuberer/ ſeines Herkommens ein Sa- mariter/ deſſen in den Geſchichten der Apoſtel/ von Lucas auffgezeichnet/ Meldung getahn wird/ welcher auch endlich den Lohn der Boßheit empfing/ als die beyden teuren Knechte Gottes/ der Heilige Peter und Paul ihn zu Rom vor aller Welt zuſchanden macheten; maſſen als derſelbe vorgab/ er wolte ſichtbarer weiſe gen Himmel fahren/ da behteten dieſe zu ihrem Gott und Heylande/ welcher dieſen Erz Ketzer aus der Lufft herunter ſtuͤrzete/ daß er an ſeinen Gliedmaſſen zerſchmettert ward. Dieſer verwaͤgene Bube durffte ſich ſelbſt vor den wahren Gott/ ja vor Vater/ Sohn/ und Heiligen Geiſt zugleich ausgeben/ und ſein unzuͤchtiges Weib die Selenen oder Helenen vor eine Mutter aller Geſchoͤpffe/ von wel- cher auch die Engel gemacht waͤhren/ von denen nachgehends dieſe Welt erſchaffen wor- den. Er verſprach allen das ewige Leben/ die an ihn und ſein Weib wuͤrden glaͤuben/ uñ gab ihnen Freyheit/ nach allem Muhtwillen zuleben/ welches ihnen an der Seligkeit durchaus nicht ſolte ſchaͤdlich/ ſondern vielmehr befoderlich ſeyn. Nach ſeinem erſchreklichen Tode warff

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/232>, abgerufen am 26.04.2024.