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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ser bey vielen unbe dachtsamen Menschen Beyfall gefunden. Endlich hat vor etwa dreyssig
Jahren sich ein neuer Schwärmer auffgeworffen/ nahmens Praxeas/ welcher getichtet/
Gott der Vater selbst währe JEsus Christ/ welcher gestorben/ gen Himmel gefahren/ und
zu seiner selbst eigenen Rechten sich gesetzet habe; Seine Glaubensgenossen werden Patro-
passiani
genennet/ weil sie/ wie gesagt/ vorgeben dürffen/ GOtt der Vater selbst habe am
Kreuz gelitten. Diese angeführete sind die vornehmsten Ketzer/ welche inwendig diesen
193 Jahren nach unsers Heylandes Himmelfahrt entstanden sind; und ob deren zwar mehr
erzählet werden/ so sind doch die übrigen der jeztgemeldeten ihre Schüler/ und haben nach
belieben einen Irtuhm von diesem/ einen andern von jenem entlehnet und angenommen/
und also vermischte Ketzereyen angerichtet. Daß ich aber nach dieser Erzählung zur Sa-
che schreite/ und die mir auffgetragene Frage aus dem Grunde beantworte/ nehmlich/ wo-
her es zuerweisen sey/ daß alle dieselben genanten Christen/ falsche und nicht-recht-gläubi-
ge Christen sind/ welche mit uns/ die wir die algemeine oder Catholische Kirche sind und
genennet werden/ nicht übereinstimmen; so ist dieses der klare und grundfeste Beweiß-
tuhm; weil solche Menschen/ teils neue Lehre vorbringen/ welche wir von den Jüngern o-
der Bohten des HErrn nicht empfangen haben; teils auch sich unterstehen dürffen/ das
Heilige uhr alte Wort Gottes/ in des Mose und der Propheten Schrifften verfasset/ zu
leugnen/ auffzuheben/ und eine ganz widerwertige Lehre vorzuiragen/ durch welche jenes
Wort Gottes Lügen gestraffet und verworffen wird. Da wird nun kein verständiger/ und
aus Gottes Wort unterrichteter Mensch so unbedachtsam verfahren/ daß er solchem blos-
sen vorbringen der falschen Lehrer alsbald wolte Glauben beymässen/ sondern da wird er
nachfragen/ woher er sein Vorbringen zubehaupten bedacht sey. Berufst er sich auf gött-
liche Offenbahrungen/ so hat man ihm entgegen zustellen/ daß der warhaffte Gott/ welcher
beständig ist in seinen Worten und Tahten/ sich ja selbst nicht werde zum Lügner machen/
noch seine eigene Warheit auffheben. Und wolte dann gleich ein solcher Schwärmer sich
erbieten/ sein Vorgeben durch Zeichen und Wunder zubestetigen/ so müssen wir ihm doch
nicht gläuben/ sondern solche Wunder vor des Sataus Werke halten/ weil nicht allein
unser Gott Zeit des Alten Bundes uns schon gewarschauet hat/ daß wir auch den Wun-
dertähtern nicht sollen gläuben/ die wider Gottes Wort etwas vorbringen/ sondern unser
Heyland hat solche Warnung wiederhohlet/ und uns angezeiget/ daß viel falsche Prophe-
ten und Schwärmer werden auffstehen/ und viel Zeichen und Wunder tuhn/ durch des
Satans Hülffe/ ihre falsche Lehre damit zubekräfftigen/ so daß nicht allein die einfältige si-
chere Herzen/ sondern wol gar die auserwehlten Kinder Gottes/ wanns möglich währe/
dadurch möchten verführet werden. Derwegen so haben wir kein sicherer Mittel/ die Gei-
ster zuprüfen/ ob sie aus Gott sind/ als wann wir ihre Lehre aus Gottes Wort richten/ und
zugleich nachfragen/ ob dann die algemeine Kirche Gottes von Anfang her also gelehret
habe; finden wir dann eines von diesen beyden nicht bey dieser Prüfung/ so sollen wir ge-
trost sagen: Teuffel du leugest/ du bringest nicht die wahre Lehre GOttes/ sondern deine
schändliche Lügen hervor/ die Menschen dadurch von Gott abzusühren/ und sie durch Ir-
tuhm ins Verderben zustürzen/ derwegen so traue ich dir nicht/ ob du dich gleich in einen
Engel des Lichts verstellen/ und von äusserlicher Scheinheiligkeit/ wie die Sonne gleissen

möchtest.
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Fuͤnftes Buch.
ſer bey vielen unbe dachtſamen Menſchen Beyfall gefunden. Endlich hat vor etwa dreyſſig
Jahren ſich ein neuer Schwaͤrmer auffgeworffen/ nahmens Praxeas/ welcher getichtet/
Gott der Vater ſelbſt waͤhre JEſus Chriſt/ welcher geſtorben/ gen Himmel gefahren/ und
zu ſeiner ſelbſt eigenen Rechten ſich geſetzet habe; Seine Glaubensgenoſſen werden Patro-
pasſiani
genennet/ weil ſie/ wie geſagt/ vorgeben duͤrffen/ GOtt der Vater ſelbſt habe am
Kreuz gelitten. Dieſe angefuͤhrete ſind die vornehmſten Ketzer/ welche inwendig dieſen
193 Jahren nach unſers Heylandes Him̃elfahrt entſtanden ſind; und ob deren zwar mehr
erzaͤhlet werden/ ſo ſind doch die uͤbrigen der jeztgemeldeten ihre Schuͤler/ und haben nach
belieben einen Irtuhm von dieſem/ einen andern von jenem entlehnet und angenommen/
und alſo vermiſchte Ketzereyen angerichtet. Daß ich aber nach dieſer Erzaͤhlung zur Sa-
che ſchreite/ und die mir auffgetragene Frage aus dem Grunde beantworte/ nehmlich/ wo-
her es zuerweiſen ſey/ daß alle dieſelben genanten Chriſten/ falſche und nicht-recht-glaͤubi-
ge Chriſten ſind/ welche mit uns/ die wir die algemeine oder Catholiſche Kirche ſind und
genennet werden/ nicht uͤbereinſtimmen; ſo iſt dieſes der klare und grundfeſte Beweiß-
tuhm; weil ſolche Menſchen/ teils neue Lehre vorbringen/ welche wir von den Juͤngern o-
der Bohten des HErrn nicht empfangen haben; teils auch ſich unterſtehen duͤrffen/ das
Heilige uhr alte Wort Gottes/ in des Moſe und der Propheten Schrifften verfaſſet/ zu
leugnen/ auffzuheben/ und eine ganz widerwertige Lehre vorzuiragen/ durch welche jenes
Wort Gottes Luͤgen geſtraffet und verworffen wird. Da wird nun kein verſtaͤndiger/ und
aus Gottes Wort unterrichteter Menſch ſo unbedachtſam verfahren/ daß er ſolchem bloſ-
ſen vorbringen der falſchen Lehrer alsbald wolte Glauben beymaͤſſen/ ſondern da wird er
nachfragen/ woher er ſein Vorbringen zubehaupten bedacht ſey. Berufſt er ſich auf goͤtt-
liche Offenbahrungen/ ſo hat man ihm entgegen zuſtellen/ daß der warhaffte Gott/ welcher
beſtaͤndig iſt in ſeinen Worten und Tahten/ ſich ja ſelbſt nicht werde zum Luͤgner machen/
noch ſeine eigene Warheit auffheben. Und wolte dann gleich ein ſolcher Schwaͤrmer ſich
erbieten/ ſein Vorgeben durch Zeichen und Wunder zubeſtetigen/ ſo muͤſſen wir ihm doch
nicht glaͤuben/ ſondern ſolche Wunder vor des Sataus Werke halten/ weil nicht allein
unſer Gott Zeit des Alten Bundes uns ſchon gewarſchauet hat/ daß wir auch den Wun-
dertaͤhtern nicht ſollen glaͤuben/ die wider Gottes Wort etwas vorbringen/ ſondern unſer
Heyland hat ſolche Warnung wiederhohlet/ und uns angezeiget/ daß viel falſche Prophe-
ten und Schwaͤrmer werden auffſtehen/ und viel Zeichen und Wunder tuhn/ durch des
Satans Huͤlffe/ ihre falſche Lehre damit zubekraͤfftigen/ ſo daß nicht allein die einfaͤltige ſi-
chere Herzen/ ſondern wol gar die auserwehlten Kinder Gottes/ wanns moͤglich waͤhre/
dadurch moͤchten verführet werden. Derwegen ſo haben wir kein ſicherer Mittel/ die Gei-
ſter zupruͤfen/ ob ſie aus Gott ſind/ als wann wir ihre Lehre aus Gottes Wort richten/ uñ
zugleich nachfragen/ ob dann die algemeine Kirche Gottes von Anfang her alſo gelehret
habe; finden wir dann eines von dieſen beyden nicht bey dieſer Pruͤfung/ ſo ſollen wir ge-
troſt ſagen: Teuffel du leugeſt/ du bringeſt nicht die wahre Lehre GOttes/ ſondern deine
ſchaͤndliche Luͤgen hervor/ die Menſchen dadurch von Gott abzuſuͤhren/ und ſie durch Ir-
tuhm ins Verderben zuſtuͤrzen/ derwegen ſo traue ich dir nicht/ ob du dich gleich in einen
Engel des Lichts verſtellen/ und von aͤuſſerlicher Scheinheiligkeit/ wie die Sonne gleiſſen

moͤchteſt.
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[229/0235] Fuͤnftes Buch. ſer bey vielen unbe dachtſamen Menſchen Beyfall gefunden. Endlich hat vor etwa dreyſſig Jahren ſich ein neuer Schwaͤrmer auffgeworffen/ nahmens Praxeas/ welcher getichtet/ Gott der Vater ſelbſt waͤhre JEſus Chriſt/ welcher geſtorben/ gen Himmel gefahren/ und zu ſeiner ſelbſt eigenen Rechten ſich geſetzet habe; Seine Glaubensgenoſſen werden Patro- pasſiani genennet/ weil ſie/ wie geſagt/ vorgeben duͤrffen/ GOtt der Vater ſelbſt habe am Kreuz gelitten. Dieſe angefuͤhrete ſind die vornehmſten Ketzer/ welche inwendig dieſen 193 Jahren nach unſers Heylandes Him̃elfahrt entſtanden ſind; und ob deren zwar mehr erzaͤhlet werden/ ſo ſind doch die uͤbrigen der jeztgemeldeten ihre Schuͤler/ und haben nach belieben einen Irtuhm von dieſem/ einen andern von jenem entlehnet und angenommen/ und alſo vermiſchte Ketzereyen angerichtet. Daß ich aber nach dieſer Erzaͤhlung zur Sa- che ſchreite/ und die mir auffgetragene Frage aus dem Grunde beantworte/ nehmlich/ wo- her es zuerweiſen ſey/ daß alle dieſelben genanten Chriſten/ falſche und nicht-recht-glaͤubi- ge Chriſten ſind/ welche mit uns/ die wir die algemeine oder Catholiſche Kirche ſind und genennet werden/ nicht uͤbereinſtimmen; ſo iſt dieſes der klare und grundfeſte Beweiß- tuhm; weil ſolche Menſchen/ teils neue Lehre vorbringen/ welche wir von den Juͤngern o- der Bohten des HErrn nicht empfangen haben; teils auch ſich unterſtehen duͤrffen/ das Heilige uhr alte Wort Gottes/ in des Moſe und der Propheten Schrifften verfaſſet/ zu leugnen/ auffzuheben/ und eine ganz widerwertige Lehre vorzuiragen/ durch welche jenes Wort Gottes Luͤgen geſtraffet und verworffen wird. Da wird nun kein verſtaͤndiger/ und aus Gottes Wort unterrichteter Menſch ſo unbedachtſam verfahren/ daß er ſolchem bloſ- ſen vorbringen der falſchen Lehrer alsbald wolte Glauben beymaͤſſen/ ſondern da wird er nachfragen/ woher er ſein Vorbringen zubehaupten bedacht ſey. Berufſt er ſich auf goͤtt- liche Offenbahrungen/ ſo hat man ihm entgegen zuſtellen/ daß der warhaffte Gott/ welcher beſtaͤndig iſt in ſeinen Worten und Tahten/ ſich ja ſelbſt nicht werde zum Luͤgner machen/ noch ſeine eigene Warheit auffheben. Und wolte dann gleich ein ſolcher Schwaͤrmer ſich erbieten/ ſein Vorgeben durch Zeichen und Wunder zubeſtetigen/ ſo muͤſſen wir ihm doch nicht glaͤuben/ ſondern ſolche Wunder vor des Sataus Werke halten/ weil nicht allein unſer Gott Zeit des Alten Bundes uns ſchon gewarſchauet hat/ daß wir auch den Wun- dertaͤhtern nicht ſollen glaͤuben/ die wider Gottes Wort etwas vorbringen/ ſondern unſer Heyland hat ſolche Warnung wiederhohlet/ und uns angezeiget/ daß viel falſche Prophe- ten und Schwaͤrmer werden auffſtehen/ und viel Zeichen und Wunder tuhn/ durch des Satans Huͤlffe/ ihre falſche Lehre damit zubekraͤfftigen/ ſo daß nicht allein die einfaͤltige ſi- chere Herzen/ ſondern wol gar die auserwehlten Kinder Gottes/ wanns moͤglich waͤhre/ dadurch moͤchten verführet werden. Derwegen ſo haben wir kein ſicherer Mittel/ die Gei- ſter zupruͤfen/ ob ſie aus Gott ſind/ als wann wir ihre Lehre aus Gottes Wort richten/ uñ zugleich nachfragen/ ob dann die algemeine Kirche Gottes von Anfang her alſo gelehret habe; finden wir dann eines von dieſen beyden nicht bey dieſer Pruͤfung/ ſo ſollen wir ge- troſt ſagen: Teuffel du leugeſt/ du bringeſt nicht die wahre Lehre GOttes/ ſondern deine ſchaͤndliche Luͤgen hervor/ die Menſchen dadurch von Gott abzuſuͤhren/ und ſie durch Ir- tuhm ins Verderben zuſtuͤrzen/ derwegen ſo traue ich dir nicht/ ob du dich gleich in einen Engel des Lichts verſtellen/ und von aͤuſſerlicher Scheinheiligkeit/ wie die Sonne gleiſſen moͤchteſt. f f iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/235>, abgerufen am 26.04.2024.