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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Encyklopädie der Heilkunst.
§ 444.

Ihre Quelle findet sie in der Pathologie und speciellen
Therapie.

§ 445.

Sie verbreitet über das Publikum die eigentlich medici-
nische Aufklärung, indem sie den Nichtarzt belehrt, was er
von dem Arzte zu erwarten habe; was er von ihm fordern
könne, oder nicht; was er auf der andern Seite ihm für
Pflichten schuldig sey; wie er ferner in eigenen Krankheiten
sein Vethalten bestimmen, in fremden bescheidenen Rath er-
theilen, ohne Eingriffe in das Amt des Arztes zu thun, und
plötzlich verunglückten Menschen zu Hülfe eilen könne. --
Ueberschreitet sie diesen Zweck, stellt sie Regeln zu würklicher
Heilung der Krankheiten fest, liefert sie Kenntnisse von Arz-
neymitteln und Formeln, will sie würkliche Dilettanten in
der Heilkunst bilden: so wird sie verderblicher, als Gift in
den Händen eines Kindes. -- Dies erhellet aus den Schwie-
rigkeiten der Heilkunst und ihrem Umfange.



Zweyte Abtheilung.
Staatsarzneykunde
.


§ 446.

Die Staatsarzneykunde ist der Innbegriff der, aus den
einzelnen Zweigen der Heilkunst entlehnten und zum unmit-
telbaren Wohl des Staats angewendeten Kenntnisse. Sie
zerfällt in die medicinische Polizey und gerichtliche Arzney-
kunde.




Erstes
J 2
Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
§ 444.

Ihre Quelle findet ſie in der Pathologie und ſpeciellen
Therapie.

§ 445.

Sie verbreitet uͤber das Publikum die eigentlich medici-
niſche Aufklaͤrung, indem ſie den Nichtarzt belehrt, was er
von dem Arzte zu erwarten habe; was er von ihm fordern
koͤnne, oder nicht; was er auf der andern Seite ihm fuͤr
Pflichten ſchuldig ſey; wie er ferner in eigenen Krankheiten
ſein Vethalten beſtimmen, in fremden beſcheidenen Rath er-
theilen, ohne Eingriffe in das Amt des Arztes zu thun, und
ploͤtzlich verungluͤckten Menſchen zu Huͤlfe eilen koͤnne. —
Ueberſchreitet ſie dieſen Zweck, ſtellt ſie Regeln zu wuͤrklicher
Heilung der Krankheiten feſt, liefert ſie Kenntniſſe von Arz-
neymitteln und Formeln, will ſie wuͤrkliche Dilettanten in
der Heilkunſt bilden: ſo wird ſie verderblicher, als Gift in
den Haͤnden eines Kindes. — Dies erhellet aus den Schwie-
rigkeiten der Heilkunſt und ihrem Umfange.



Zweyte Abtheilung.
Staatsarzneykunde
.


§ 446.

Die Staatsarzneykunde iſt der Innbegriff der, aus den
einzelnen Zweigen der Heilkunſt entlehnten und zum unmit-
telbaren Wohl des Staats angewendeten Kenntniſſe. Sie
zerfaͤllt in die mediciniſche Polizey und gerichtliche Arzney-
kunde.




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J 2
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[131/0149] Encyklopaͤdie der Heilkunſt. § 444. Ihre Quelle findet ſie in der Pathologie und ſpeciellen Therapie. § 445. Sie verbreitet uͤber das Publikum die eigentlich medici- niſche Aufklaͤrung, indem ſie den Nichtarzt belehrt, was er von dem Arzte zu erwarten habe; was er von ihm fordern koͤnne, oder nicht; was er auf der andern Seite ihm fuͤr Pflichten ſchuldig ſey; wie er ferner in eigenen Krankheiten ſein Vethalten beſtimmen, in fremden beſcheidenen Rath er- theilen, ohne Eingriffe in das Amt des Arztes zu thun, und ploͤtzlich verungluͤckten Menſchen zu Huͤlfe eilen koͤnne. — Ueberſchreitet ſie dieſen Zweck, ſtellt ſie Regeln zu wuͤrklicher Heilung der Krankheiten feſt, liefert ſie Kenntniſſe von Arz- neymitteln und Formeln, will ſie wuͤrkliche Dilettanten in der Heilkunſt bilden: ſo wird ſie verderblicher, als Gift in den Haͤnden eines Kindes. — Dies erhellet aus den Schwie- rigkeiten der Heilkunſt und ihrem Umfange. Zweyte Abtheilung. Staatsarzneykunde. § 446. Die Staatsarzneykunde iſt der Innbegriff der, aus den einzelnen Zweigen der Heilkunſt entlehnten und zum unmit- telbaren Wohl des Staats angewendeten Kenntniſſe. Sie zerfaͤllt in die mediciniſche Polizey und gerichtliche Arzney- kunde. Erſtes J 2

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/149>, abgerufen am 26.04.2024.