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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
Marschalck Herr von Montigny führete/ gantz
vnd gar vmbgeben vnd belagert ware/ schickte sie
den Marggrafen von Gallerande/ als der es mit
jhr hielte/ in Champagnen zu dem Fürsten von
Nevers/ jhm anzuzeigen alles das jenige/ was bey
jhnen vorgienge.

Dieser Marggraff aber von Gallerande/ weil
er sich förchtete er möcht seinen Feinden vnd Wi-
derwärtigen vnter die Hände kommen/ bevorab
aber/ weil er durch das Land Auxerrois durchzie-
hen muste/ liesse sich durch den Capitain Carfour
mit zwantzig oder dreissig seiner Soldaten beglei-
ten/ vnd dachte/ weil er solches Geleit bey sich het-
te/ so würde jhm desto weniger eintzige vngelegen-
heit begegnen. Als aber Carfour nun vngefähr
zwo Meylen mit jhm ware gegangen/ nimbt er
jhm für ein kleines Bubenstücklein anzustellen/
oder viel mehr ein rechtes Meineydiges Stück-
lein zubegehen/ vnd greifft der erste dem Marg-
graffen nach dem Kopff/ sagt jhm/ daß weil er deß
Königs Diener sey/ so wölle er jhn hiemit für sei-
nen Gefangenen annemen/ vnd vnfehlbarlichen
dem König in Franckreich überlieffern.

Wie sagt hierauff/ der Marggraffe/ wilt du al-
so mit mir vmbgehen? Ich schwere euch/ antwor-
tet hierauff Carfour/ daß jhr entweder mit mir
müsset kommen/ oder ich schlage euch hie Todt/
vnnd also führete dieser schröckliche Tyrann den
Marggraffen von Gallerande in sein Hauß vnd
Wohnung de Mailly/ vnd verwahrete jhn auch
so wol/ daß es dem Marggrafen vnmöglich ware
auß seinen Händen zu entgehen.


Als

Beutelſchneider/ oder
Marſchalck Herꝛ von Montigny fuͤhrete/ gantz
vnd gar vmbgeben vnd belagert ware/ ſchickte ſie
den Marggrafen von Gallerande/ als der es mit
jhr hielte/ in Champagnen zu dem Fuͤrſten von
Nevers/ jhm anzuzeigen alles das jenige/ was bey
jhnen voꝛgienge.

Dieſer Marggraff aber von Gallerande/ weil
er ſich foͤrchtete er moͤcht ſeinen Feinden vnd Wi-
derwaͤrtigen vnter die Haͤnde kommen/ bevorab
aber/ weil er durch das Land Auxerrois durchzie-
hen muſte/ lieſſe ſich durch den Capitain Carfour
mit zwantzig oder dreiſſig ſeiner Soldaten beglei-
ten/ vnd dachte/ weil er ſolches Geleit bey ſich het-
te/ ſo wuͤrde jhm deſto weniger eintzige vngelegen-
heit begegnen. Als aber Carfour nun vngefaͤhr
zwo Meylen mit jhm ware gegangen/ nimbt er
jhm fuͤr ein kleines Bubenſtuͤcklein anzuſtellen/
oder viel mehr ein rechtes Meineydiges Stuͤck-
lein zubegehen/ vnd greifft der erſte dem Marg-
graffen nach dem Kopff/ ſagt jhm/ daß weil er deß
Koͤnigs Diener ſey/ ſo woͤlle er jhn hiemit fuͤr ſei-
nen Gefangenen annemen/ vnd vnfehlbarlichen
dem Koͤnig in Franckreich uͤberlieffern.

Wie ſagt hierauff/ der Marggraffe/ wilt du al-
ſo mit mir vmbgehen? Ich ſchwere euch/ antwoꝛ-
tet hierauff Carfour/ daß jhr entweder mit mir
muͤſſet kommen/ oder ich ſchlage euch hie Todt/
vnnd alſo fuͤhrete dieſer ſchroͤckliche Tyrann den
Marggraffen von Gallerande in ſein Hauß vnd
Wohnung de Mailly/ vnd verwahrete jhn auch
ſo wol/ daß es dem Marggrafen vnmoͤglich ware
auß ſeinen Haͤnden zu entgehen.


Als
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[112/0124] Beutelſchneider/ oder Marſchalck Herꝛ von Montigny fuͤhrete/ gantz vnd gar vmbgeben vnd belagert ware/ ſchickte ſie den Marggrafen von Gallerande/ als der es mit jhr hielte/ in Champagnen zu dem Fuͤrſten von Nevers/ jhm anzuzeigen alles das jenige/ was bey jhnen voꝛgienge. Dieſer Marggraff aber von Gallerande/ weil er ſich foͤrchtete er moͤcht ſeinen Feinden vnd Wi- derwaͤrtigen vnter die Haͤnde kommen/ bevorab aber/ weil er durch das Land Auxerrois durchzie- hen muſte/ lieſſe ſich durch den Capitain Carfour mit zwantzig oder dreiſſig ſeiner Soldaten beglei- ten/ vnd dachte/ weil er ſolches Geleit bey ſich het- te/ ſo wuͤrde jhm deſto weniger eintzige vngelegen- heit begegnen. Als aber Carfour nun vngefaͤhr zwo Meylen mit jhm ware gegangen/ nimbt er jhm fuͤr ein kleines Bubenſtuͤcklein anzuſtellen/ oder viel mehr ein rechtes Meineydiges Stuͤck- lein zubegehen/ vnd greifft der erſte dem Marg- graffen nach dem Kopff/ ſagt jhm/ daß weil er deß Koͤnigs Diener ſey/ ſo woͤlle er jhn hiemit fuͤr ſei- nen Gefangenen annemen/ vnd vnfehlbarlichen dem Koͤnig in Franckreich uͤberlieffern. Wie ſagt hierauff/ der Marggraffe/ wilt du al- ſo mit mir vmbgehen? Ich ſchwere euch/ antwoꝛ- tet hierauff Carfour/ daß jhr entweder mit mir muͤſſet kommen/ oder ich ſchlage euch hie Todt/ vnnd alſo fuͤhrete dieſer ſchroͤckliche Tyrann den Marggraffen von Gallerande in ſein Hauß vnd Wohnung de Mailly/ vnd verwahrete jhn auch ſo wol/ daß es dem Marggrafen vnmoͤglich ware auß ſeinen Haͤnden zu entgehen. Als

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/124>, abgerufen am 09.05.2024.