Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebs Historien/ das II. Buch.
gnug/ daß ich euch nunmehr hab erzehlet/ daß diebifche
meisterstück deß Lucidas/ welcher ohne allen zweif-
feln einer auß den verschmitzten Diebsköpffeuist/ so
man in der gantzen Welt mag finden. Aber all sein
betrug/ vnd arglistigkeit hat jhn doch vor dem Ratt
mit behüten können. Dann da höret nun ferners/ wie
er endlich ist gefangen/ vnd seine Buben-ja Diebs-
stuck offenbar worden. Auff ein zeit/ als er in der ge-
gend der Statt Pariß war/ ware er so vnverschämmt
vnd hertzhafft/ daß er einen Rentmeister in seinen Ho-
sensach hinein grieffe: Als nun solches der Rentmei-
ster merckete erwischt er jm die Hand im sacke/ ließ
jhm nach dem Kopff greiffen vnd auff daß Chaftelet
führen. Da darff nun keiner fragen/ ob er auch den
weg hinauß hab holtz müssen tragen dann der Ha-
gel ist niemals so starck von Himmel heraber gefallen/
als die grobe stöß/ so man jhme mit brügeln gabe/
jhm auff die schulternvnd gätzen Leib fielen: Dann
deß Rentmeisters Diener waren seine scherganten:
Jederman psteffe vnd schrye jhm nach auff der
Wechselbrücken/ welche damals noch nit verbren-
net ware/ vnd war da kein ehrliches Kind welches
nit ein sonderliches gefallen hatte jhme einen gu-
ten Nasenstüber zu geben.

Aber/ wie kein vnglück allein kommet/ also da er
jetzu solte in das Gefängnus hienein gehen/ sihe da
gieng ein Bürger vorvber/ welcher jhd an seinem
Kleyd erkennete/ dahero/ die weil er vor einer halben
stunde sein Beutel hatte vorloren: last darauff bey
jhm suchen vnd findet/ wz er verlohren hatte: Da-
ruff wird er nu hart verklaget/ vnd liesse sich mit im

an
B

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
gnug/ daß ich euch nunmehꝛ hab eꝛzehlet/ daß diebifche
meiſterſtuͤck deß Lucidas/ welcher ohne allen zweif-
feln eineꝛ auß den veꝛſchmitzten Diebskoͤpffeuiſt/ ſo
man in der gantzen Welt mag finden. Aber all ſein
betꝛug/ vnd aꝛgliſtigkeit hat jhn doch voꝛ dem Ratt
mit behuͤtẽ koͤnnen. Dañ da hoͤret nun ferners/ wie
eꝛ endlich iſt gefangen/ vnd ſeine Buben-ja Diebs-
ſtuck offenbar woꝛden. Auff ein zeit/ als eꝛ in der ge-
gend der Statt Paꝛiß war/ waꝛe er ſo vnverſchaͤm̃t
vnd hertzhafft/ daß er einẽ Rentmeiſter in ſeinen Ho-
ſenſach hinein grieffe: Als nũ ſolches der Rentmei-
ſter merckete erwiſcht er jm die Hand im ſacke/ ließ
jhm nach dem Kopff greiffen vnd auff daß Chaftelet
fuͤhren. Da darff nun keiner fragen/ ob er auch den
weg hinauß hab holtz muͤſſen tragen dann der Ha-
gel iſt niemals ſo ſtarck võ Him̃el heraber gefallen/
als die grobe ſtoͤß/ ſo man jhme mit bruͤgeln gabe/
jhm auff die ſchulternvnd gaͤtzen Leib fielen: Dann
deß Rentmeiſters Diener waren ſeine ſcherganten:
Jederman pſteffe vnd ſchrye jhm nach auff der
Wechſelbruͤcken/ welche damals noch nit verbren-
net ware/ vnd war da kein ehrliches Kind welches
nit ein ſonderliches gefallen hatte jhme einen gu-
ten Naſenſtuͤber zu geben.

Aber/ wie kein vngluͤck allein kommet/ alſo da er
jetzu ſolte in das Gefaͤngnus hienein gehen/ ſihe da
gieng ein Buͤrger vorvber/ welcher jhd an ſeinem
Kleyd erkennete/ dahero/ die weil er vor einer halben
ſtunde ſein Beutel hatte vorloren: laſt darauff bey
jhm ſuchen vnd findet/ wz er verlohren hatte: Da-
ruff wird er nu hart verklaget/ vnd lieſſe ſich mit im

an
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" n="17"/><fw place="top" type="header">Diebs Hi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
gnug/ <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice> ich euch nunmeh&#xA75B; hab e&#xA75B;zehlet/ <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice> diebifche<lb/>
mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck deß Lucidas/ welcher ohne allen zweif-<lb/>
feln eine&#xA75B; auß den ve&#xA75B;&#x017F;chmitzten Diebsko&#x0364;pffeui&#x017F;t/ &#x017F;o<lb/>
man in der gantzen Welt mag finden. Aber all &#x017F;ein<lb/>
bet&#xA75B;ug/ vnd a&#xA75B;gli&#x017F;tigkeit hat jhn doch vo&#xA75B; dem Ratt<lb/>
mit behu&#x0364;te&#x0303; ko&#x0364;nnen. Dan&#x0303; da ho&#x0364;ret nun ferners/ wie<lb/>
e&#xA75B; endlich i&#x017F;t gefangen/ vnd &#x017F;eine Buben-ja Diebs-<lb/>
&#x017F;tuck offenbar wo&#xA75B;den. Auff ein zeit/ als e&#xA75B; in der ge-<lb/>
gend der Statt Pa&#xA75B;iß war/ wa&#xA75B;e er &#x017F;o vnver&#x017F;cha&#x0364;m&#x0303;t<lb/>
vnd hertzhafft/ <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice> er eine&#x0303; Rentmei&#x017F;ter in &#x017F;einen Ho-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;ach hinein grieffe: Als nu&#x0303; &#x017F;olches der Rentmei-<lb/>
&#x017F;ter merckete erwi&#x017F;cht er jm die Hand im &#x017F;acke/ ließ<lb/>
jhm nach dem Kopff greiffen vnd auff <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice> Chaftelet<lb/>
fu&#x0364;hren. Da darff nun keiner fragen/ ob er auch den<lb/>
weg hinauß hab holtz mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en tragen dann der Ha-<lb/>
gel i&#x017F;t niemals &#x017F;o &#x017F;tarck vo&#x0303; Him&#x0303;el heraber gefallen/<lb/>
als die grobe &#x017F;to&#x0364;ß/ &#x017F;o man jhme mit bru&#x0364;geln gabe/<lb/>
jhm auff die &#x017F;chulternvnd ga&#x0364;tzen Leib fielen: Dann<lb/>
deß Rentmei&#x017F;ters Diener waren &#x017F;eine &#x017F;cherganten<hi rendition="#i">:</hi><lb/>
Jederman p&#x017F;teffe vnd &#x017F;chrye jhm nach auff der<lb/>
Wech&#x017F;elbru&#x0364;cken/ welche damals noch nit verbren-<lb/>
net ware/ vnd war da kein ehrliches Kind welches<lb/>
nit ein &#x017F;onderliches gefallen hatte jhme einen gu-<lb/>
ten Na&#x017F;en&#x017F;tu&#x0364;ber zu geben.</p><lb/>
          <p>Aber/ wie kein vnglu&#x0364;ck allein kommet/ al&#x017F;o da er<lb/>
jetzu &#x017F;olte in das Gefa&#x0364;ngnus hienein gehen/ &#x017F;ihe da<lb/>
gieng ein Bu&#x0364;rger vorvber/ welcher jhd an &#x017F;einem<lb/>
Kleyd erkennete/ dahero/ die weil er vor einer halben<lb/>
&#x017F;tunde &#x017F;ein Beutel hatte vorloren: la&#x017F;t darauff bey<lb/>
jhm &#x017F;uchen vnd findet/ wz er verlohren hatte: Da-<lb/>
ruff wird er nu hart verklaget/ vnd lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich mit im<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0027] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. gnug/ dz ich euch nunmehꝛ hab eꝛzehlet/ dz diebifche meiſterſtuͤck deß Lucidas/ welcher ohne allen zweif- feln eineꝛ auß den veꝛſchmitzten Diebskoͤpffeuiſt/ ſo man in der gantzen Welt mag finden. Aber all ſein betꝛug/ vnd aꝛgliſtigkeit hat jhn doch voꝛ dem Ratt mit behuͤtẽ koͤnnen. Dañ da hoͤret nun ferners/ wie eꝛ endlich iſt gefangen/ vnd ſeine Buben-ja Diebs- ſtuck offenbar woꝛden. Auff ein zeit/ als eꝛ in der ge- gend der Statt Paꝛiß war/ waꝛe er ſo vnverſchaͤm̃t vnd hertzhafft/ dz er einẽ Rentmeiſter in ſeinen Ho- ſenſach hinein grieffe: Als nũ ſolches der Rentmei- ſter merckete erwiſcht er jm die Hand im ſacke/ ließ jhm nach dem Kopff greiffen vnd auff dz Chaftelet fuͤhren. Da darff nun keiner fragen/ ob er auch den weg hinauß hab holtz muͤſſen tragen dann der Ha- gel iſt niemals ſo ſtarck võ Him̃el heraber gefallen/ als die grobe ſtoͤß/ ſo man jhme mit bruͤgeln gabe/ jhm auff die ſchulternvnd gaͤtzen Leib fielen: Dann deß Rentmeiſters Diener waren ſeine ſcherganten: Jederman pſteffe vnd ſchrye jhm nach auff der Wechſelbruͤcken/ welche damals noch nit verbren- net ware/ vnd war da kein ehrliches Kind welches nit ein ſonderliches gefallen hatte jhme einen gu- ten Naſenſtuͤber zu geben. Aber/ wie kein vngluͤck allein kommet/ alſo da er jetzu ſolte in das Gefaͤngnus hienein gehen/ ſihe da gieng ein Buͤrger vorvber/ welcher jhd an ſeinem Kleyd erkennete/ dahero/ die weil er vor einer halben ſtunde ſein Beutel hatte vorloren: laſt darauff bey jhm ſuchen vnd findet/ wz er verlohren hatte: Da- ruff wird er nu hart verklaget/ vnd lieſſe ſich mit im an B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/27
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/27>, abgerufen am 26.04.2024.