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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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welche namentlich außer den Perioden, und bey stätiger Rück-
sicht auf die regelmäßige Funktion des Darmkanals angewen-
det werden müssen; ferner zur Zeit des Eintritts der Periode
das verdünnte Acidum vitrioli mit Himbeersaft zum Ge-
tränk, auch wohl unterstützt durch die Wirkung stärkerer an-
tispasmodischer Mittel, z. B. des Dowerschen Pulvers.
Aeußerlich wirken in den Zwischenräumen der Perioden kühle,
mit Hb. absinthii u. s. w. versetzte, oder eisenhaltige Bäder,
kaltes Waschen der Geburtstheile, Tragen von Gürteln mit
bittern Rinden- oder Kräuterpulvern gefüllt, der Genuß einer
reinen und mehr kühlen Luft, unter zweckmäßiger, die Erhi-
tzung der Phantasie ableitender Beschäftigung, vorzüglich wohl-
thätig. In der Periode ist vollkommne Ruhe Pflicht. Zu-
gleich ist übrigens Sorgfalt für Unterstützung der Reproduk-
tion nicht zu übergehen, theils weil außerdem leicht die
Schwäche und Reitzbarkeit bey dem übermäßigen Säfteverlust
auf einen gefährlichen Grad steigt, theils weil eine kräftiger
werdende Reproduktion schon an und für sich die zu große
Reitzbarkeit mindert. Man ordnet daher (außerdem, daß
schon die obgedachten Tonica die Reproduktion untersiützen)
eine leicht verdauliche Diät von Bouillon, Sago, Gries,
Eyern an, läßt in den Zwischenzeiten der Periode einen kräf-
tigen alten Rheinwein in angemessenen Dosen gebrauchen und
empfiehlt Aufheiterung, Landluft u. s. w.

§. 202.

Ist hingegen wahre Atonie der Uteringefäße Krankheits-
ursache, so müssen die im vorigen Paragraph angezeigten
Mittel mit Ausnahme der Antispasmodicorum, und nach
den Umständen in verstärkter Gabe und mit mehr flüchtig
reitzenden Stoffen vermischt gegeben werden, wobey übrigens
stets wieder der Zustand allgemeiner Ernährung die erste
Rücksicht verdient, indem wir leicht bemerken können, daß
diese Zustände am gewöhnlichsten bey ältlichen phlegmatischen
Körpern, deren Verdauung schlecht von Statten geht, welche
zu Obstruktionen und Wassersuchten geneigt sind, vorkommen,
und sich, wo sie ganz rein durch örtliche Ursachen in einem
übrigens kräftigen Körper veranlaßt wurden, gemeinhin auch

welche namentlich außer den Perioden, und bey ſtaͤtiger Ruͤck-
ſicht auf die regelmaͤßige Funktion des Darmkanals angewen-
det werden muͤſſen; ferner zur Zeit des Eintritts der Periode
das verduͤnnte Acidum vitrioli mit Himbeerſaft zum Ge-
traͤnk, auch wohl unterſtuͤtzt durch die Wirkung ſtaͤrkerer an-
tiſpasmodiſcher Mittel, z. B. des Dowerſchen Pulvers.
Aeußerlich wirken in den Zwiſchenraͤumen der Perioden kuͤhle,
mit Hb. absinthii u. ſ. w. verſetzte, oder eiſenhaltige Baͤder,
kaltes Waſchen der Geburtstheile, Tragen von Guͤrteln mit
bittern Rinden- oder Kraͤuterpulvern gefuͤllt, der Genuß einer
reinen und mehr kuͤhlen Luft, unter zweckmaͤßiger, die Erhi-
tzung der Phantaſie ableitender Beſchaͤftigung, vorzuͤglich wohl-
thaͤtig. In der Periode iſt vollkommne Ruhe Pflicht. Zu-
gleich iſt uͤbrigens Sorgfalt fuͤr Unterſtuͤtzung der Reproduk-
tion nicht zu uͤbergehen, theils weil außerdem leicht die
Schwaͤche und Reitzbarkeit bey dem uͤbermaͤßigen Saͤfteverluſt
auf einen gefaͤhrlichen Grad ſteigt, theils weil eine kraͤftiger
werdende Reproduktion ſchon an und fuͤr ſich die zu große
Reitzbarkeit mindert. Man ordnet daher (außerdem, daß
ſchon die obgedachten Tonica die Reproduktion unterſiuͤtzen)
eine leicht verdauliche Diaͤt von Bouillon, Sago, Gries,
Eyern an, laͤßt in den Zwiſchenzeiten der Periode einen kraͤf-
tigen alten Rheinwein in angemeſſenen Doſen gebrauchen und
empfiehlt Aufheiterung, Landluft u. ſ. w.

§. 202.

Iſt hingegen wahre Atonie der Uteringefaͤße Krankheits-
urſache, ſo muͤſſen die im vorigen Paragraph angezeigten
Mittel mit Ausnahme der Antispasmodicorum, und nach
den Umſtaͤnden in verſtaͤrkter Gabe und mit mehr fluͤchtig
reitzenden Stoffen vermiſcht gegeben werden, wobey uͤbrigens
ſtets wieder der Zuſtand allgemeiner Ernaͤhrung die erſte
Ruͤckſicht verdient, indem wir leicht bemerken koͤnnen, daß
dieſe Zuſtaͤnde am gewoͤhnlichſten bey aͤltlichen phlegmatiſchen
Koͤrpern, deren Verdauung ſchlecht von Statten geht, welche
zu Obſtruktionen und Waſſerſuchten geneigt ſind, vorkommen,
und ſich, wo ſie ganz rein durch oͤrtliche Urſachen in einem
uͤbrigens kraͤftigen Koͤrper veranlaßt wurden, gemeinhin auch

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[149/0169] welche namentlich außer den Perioden, und bey ſtaͤtiger Ruͤck- ſicht auf die regelmaͤßige Funktion des Darmkanals angewen- det werden muͤſſen; ferner zur Zeit des Eintritts der Periode das verduͤnnte Acidum vitrioli mit Himbeerſaft zum Ge- traͤnk, auch wohl unterſtuͤtzt durch die Wirkung ſtaͤrkerer an- tiſpasmodiſcher Mittel, z. B. des Dowerſchen Pulvers. Aeußerlich wirken in den Zwiſchenraͤumen der Perioden kuͤhle, mit Hb. absinthii u. ſ. w. verſetzte, oder eiſenhaltige Baͤder, kaltes Waſchen der Geburtstheile, Tragen von Guͤrteln mit bittern Rinden- oder Kraͤuterpulvern gefuͤllt, der Genuß einer reinen und mehr kuͤhlen Luft, unter zweckmaͤßiger, die Erhi- tzung der Phantaſie ableitender Beſchaͤftigung, vorzuͤglich wohl- thaͤtig. In der Periode iſt vollkommne Ruhe Pflicht. Zu- gleich iſt uͤbrigens Sorgfalt fuͤr Unterſtuͤtzung der Reproduk- tion nicht zu uͤbergehen, theils weil außerdem leicht die Schwaͤche und Reitzbarkeit bey dem uͤbermaͤßigen Saͤfteverluſt auf einen gefaͤhrlichen Grad ſteigt, theils weil eine kraͤftiger werdende Reproduktion ſchon an und fuͤr ſich die zu große Reitzbarkeit mindert. Man ordnet daher (außerdem, daß ſchon die obgedachten Tonica die Reproduktion unterſiuͤtzen) eine leicht verdauliche Diaͤt von Bouillon, Sago, Gries, Eyern an, laͤßt in den Zwiſchenzeiten der Periode einen kraͤf- tigen alten Rheinwein in angemeſſenen Doſen gebrauchen und empfiehlt Aufheiterung, Landluft u. ſ. w. §. 202. Iſt hingegen wahre Atonie der Uteringefaͤße Krankheits- urſache, ſo muͤſſen die im vorigen Paragraph angezeigten Mittel mit Ausnahme der Antispasmodicorum, und nach den Umſtaͤnden in verſtaͤrkter Gabe und mit mehr fluͤchtig reitzenden Stoffen vermiſcht gegeben werden, wobey uͤbrigens ſtets wieder der Zuſtand allgemeiner Ernaͤhrung die erſte Ruͤckſicht verdient, indem wir leicht bemerken koͤnnen, daß dieſe Zuſtaͤnde am gewoͤhnlichſten bey aͤltlichen phlegmatiſchen Koͤrpern, deren Verdauung ſchlecht von Statten geht, welche zu Obſtruktionen und Waſſerſuchten geneigt ſind, vorkommen, und ſich, wo ſie ganz rein durch oͤrtliche Urſachen in einem uͤbrigens kraͤftigen Koͤrper veranlaßt wurden, gemeinhin auch

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/169>, abgerufen am 26.04.2024.