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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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allerdings, sobald sie vielmehr stärker anschwellen, ihre Ex-
stirpation ungesäumt nachgeholt werden muß.

§. 599.

Die Ausrottung der gesammten Brust verrichtet man
am besten bey einer sitzenden Stellung der Kranken, wo sie
von zwey Gehülfen hinlänglich unterstützt wird, und nach
hinlänglicher Vorbereitung der Apparate zur Stillung eintre-
tender Blutung und zum Verband. Mehrere haben auch bey
der Kranken, selbst als Vorbereitung zur Operation, die Milch-
diät, mehrere Abführungen, das Legen eines Fontanells em-
pfohlen, welches allerdings auch unter manchen Umständen,
namentlich bey Neigung zu gastrischen Unordnungen, bey an-
derweitigen, das Uebel unterhaltenden, noch nicht ganz aus-
gerotteten Krankheitsstoffen gewiß mit Nutzen zu befolgen ist.
-- Die Hautöffnung zur Ausschälung der Brust wird sodann
in schiefer Richtung von der Schulter gegen den untern Theil
des Brustbeins gemacht, so daß zwey halbmondförmige in der
Mitte (sobald übrigens die Haut noch gesund ist) nur gegen
drey Finger breit auseinanderstehende Schnitte die Warze ein-
schließen (ist die Haut selbst schadhaft, so muß freylich die
Hautwunde größer werden, allein auch die Heilung erfolgt
dann weniger leicht). Die Länge des Schnittes muß die der
Brustdrüse aufwärts und abwärts ohngefähr einen Finger breit
übertreffen.

§. 600.

Um nun das Ausschälen selbst zu bewerkstelligen, trennt
man erst den einen Hautlappen von der Brust von außen
nach innen, dann die Brust vom Brustmuskel und endlich
die Brust vom andern Hautlappen von innen nach außen ab.
Indem man hier zuerst die Brust von dem einen und zuletzt
von dem andern Hautlappen absondert, welches durch das
Messer geschehen muß, nimmt man sich sehr in Acht, daß
nichts Krebshaftes an der Haut sitzen bleibe; und eben so

allerdings, ſobald ſie vielmehr ſtaͤrker anſchwellen, ihre Ex-
ſtirpation ungeſaͤumt nachgeholt werden muß.

§. 599.

Die Ausrottung der geſammten Bruſt verrichtet man
am beſten bey einer ſitzenden Stellung der Kranken, wo ſie
von zwey Gehuͤlfen hinlaͤnglich unterſtuͤtzt wird, und nach
hinlaͤnglicher Vorbereitung der Apparate zur Stillung eintre-
tender Blutung und zum Verband. Mehrere haben auch bey
der Kranken, ſelbſt als Vorbereitung zur Operation, die Milch-
diaͤt, mehrere Abfuͤhrungen, das Legen eines Fontanells em-
pfohlen, welches allerdings auch unter manchen Umſtaͤnden,
namentlich bey Neigung zu gaſtriſchen Unordnungen, bey an-
derweitigen, das Uebel unterhaltenden, noch nicht ganz aus-
gerotteten Krankheitsſtoffen gewiß mit Nutzen zu befolgen iſt.
— Die Hautoͤffnung zur Ausſchaͤlung der Bruſt wird ſodann
in ſchiefer Richtung von der Schulter gegen den untern Theil
des Bruſtbeins gemacht, ſo daß zwey halbmondfoͤrmige in der
Mitte (ſobald uͤbrigens die Haut noch geſund iſt) nur gegen
drey Finger breit auseinanderſtehende Schnitte die Warze ein-
ſchließen (iſt die Haut ſelbſt ſchadhaft, ſo muß freylich die
Hautwunde groͤßer werden, allein auch die Heilung erfolgt
dann weniger leicht). Die Laͤnge des Schnittes muß die der
Bruſtdruͤſe aufwaͤrts und abwaͤrts ohngefaͤhr einen Finger breit
uͤbertreffen.

§. 600.

Um nun das Ausſchaͤlen ſelbſt zu bewerkſtelligen, trennt
man erſt den einen Hautlappen von der Bruſt von außen
nach innen, dann die Bruſt vom Bruſtmuſkel und endlich
die Bruſt vom andern Hautlappen von innen nach außen ab.
Indem man hier zuerſt die Bruſt von dem einen und zuletzt
von dem andern Hautlappen abſondert, welches durch das
Meſſer geſchehen muß, nimmt man ſich ſehr in Acht, daß
nichts Krebshaftes an der Haut ſitzen bleibe; und eben ſo

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[439/0459] allerdings, ſobald ſie vielmehr ſtaͤrker anſchwellen, ihre Ex- ſtirpation ungeſaͤumt nachgeholt werden muß. §. 599. Die Ausrottung der geſammten Bruſt verrichtet man am beſten bey einer ſitzenden Stellung der Kranken, wo ſie von zwey Gehuͤlfen hinlaͤnglich unterſtuͤtzt wird, und nach hinlaͤnglicher Vorbereitung der Apparate zur Stillung eintre- tender Blutung und zum Verband. Mehrere haben auch bey der Kranken, ſelbſt als Vorbereitung zur Operation, die Milch- diaͤt, mehrere Abfuͤhrungen, das Legen eines Fontanells em- pfohlen, welches allerdings auch unter manchen Umſtaͤnden, namentlich bey Neigung zu gaſtriſchen Unordnungen, bey an- derweitigen, das Uebel unterhaltenden, noch nicht ganz aus- gerotteten Krankheitsſtoffen gewiß mit Nutzen zu befolgen iſt. — Die Hautoͤffnung zur Ausſchaͤlung der Bruſt wird ſodann in ſchiefer Richtung von der Schulter gegen den untern Theil des Bruſtbeins gemacht, ſo daß zwey halbmondfoͤrmige in der Mitte (ſobald uͤbrigens die Haut noch geſund iſt) nur gegen drey Finger breit auseinanderſtehende Schnitte die Warze ein- ſchließen (iſt die Haut ſelbſt ſchadhaft, ſo muß freylich die Hautwunde groͤßer werden, allein auch die Heilung erfolgt dann weniger leicht). Die Laͤnge des Schnittes muß die der Bruſtdruͤſe aufwaͤrts und abwaͤrts ohngefaͤhr einen Finger breit uͤbertreffen. §. 600. Um nun das Ausſchaͤlen ſelbſt zu bewerkſtelligen, trennt man erſt den einen Hautlappen von der Bruſt von außen nach innen, dann die Bruſt vom Bruſtmuſkel und endlich die Bruſt vom andern Hautlappen von innen nach außen ab. Indem man hier zuerſt die Bruſt von dem einen und zuletzt von dem andern Hautlappen abſondert, welches durch das Meſſer geſchehen muß, nimmt man ſich ſehr in Acht, daß nichts Krebshaftes an der Haut ſitzen bleibe; und eben ſo

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/459>, abgerufen am 26.04.2024.