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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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henden Frauenärzten, Geburtshelfern und Hebammen dieselbe
nicht dringend genug empfohlen werden kann. --

2. Instrumental-Untersuchung.
§. 106.

Sie beschränkt sich vorzüglich auf die genauere Aus-
messung des Beckens und theilt sich wieder, je nachdem diese
Messung von außen oder im innern Beckenraume selbst ver-
anstaltet wird, in die innere und äußere: -- Zwar hat
man auch zur nähern, durch den Sinn des Gesichts vorzu-
nehmenden Untersuchung der innern weichen Geburtstheile vor
einiger Zeit ein Instrument empfohlen, welches der von
Bozzini*) erfundene Lichtleiter ist; allein abgesehen, daß
offenbar hier das Getast seiner Natur nach wichtigere Ergeb-
nisse als das Gesicht verspricht, so würde auch dieser ganze
Apparat in seiner Anwendung so unschicklich, ja komisch er-
scheinen, daß wir ihn geradezu, wenigstens was Erforschung
dieser Theile betrifft, in das Reich der praktisch völlig un-
nützen Träumereyen verweisen müssen. -- Ueberhaupt ist im
Allgemeinen von der Instrumental-Untersuchung weit weniger
praktischer Vortheil, und ein weniger sicheres Resultat zu
ziehen, als von der Manual-Untersuchung, ja viele der er-
fundenen Instrumente sind als völlig unbrauchbar zu verwer-
fen, und wir gedenken daher nur der einigermassen nutzbaren,
indem wir zugleich bemerken, daß die Idee des Beckenmessers
als eine deutsche Erfindung zu betrachten, und von G. W.
Stein dem ältern ausgegangen ist, welcher seinen ersten
einfachen Beckenmesser 1772 bekannt machte.

§. 107.

Zu den äußerlich anwendbaren Beckenmessern
gehört zuerst: der Dickenmesser Baudeloque's (Compas

*) S. D. Ph. Bozzini: Der Lichtleiter, oder Beschreibung einer
einfachen Vorrichtung und ihrer Anwendung zu Erleuchtung innerer
Höhlen und Zwischenräume d. lebenden animalen Körpers. Weimar,
1806. Fol.

henden Frauenaͤrzten, Geburtshelfern und Hebammen dieſelbe
nicht dringend genug empfohlen werden kann. —

2. Inſtrumental-Unterſuchung.
§. 106.

Sie beſchraͤnkt ſich vorzuͤglich auf die genauere Aus-
meſſung des Beckens und theilt ſich wieder, je nachdem dieſe
Meſſung von außen oder im innern Beckenraume ſelbſt ver-
anſtaltet wird, in die innere und aͤußere: — Zwar hat
man auch zur naͤhern, durch den Sinn des Geſichts vorzu-
nehmenden Unterſuchung der innern weichen Geburtstheile vor
einiger Zeit ein Inſtrument empfohlen, welches der von
Bozzini*) erfundene Lichtleiter iſt; allein abgeſehen, daß
offenbar hier das Getaſt ſeiner Natur nach wichtigere Ergeb-
niſſe als das Geſicht verſpricht, ſo wuͤrde auch dieſer ganze
Apparat in ſeiner Anwendung ſo unſchicklich, ja komiſch er-
ſcheinen, daß wir ihn geradezu, wenigſtens was Erforſchung
dieſer Theile betrifft, in das Reich der praktiſch voͤllig un-
nuͤtzen Traͤumereyen verweiſen muͤſſen. — Ueberhaupt iſt im
Allgemeinen von der Inſtrumental-Unterſuchung weit weniger
praktiſcher Vortheil, und ein weniger ſicheres Reſultat zu
ziehen, als von der Manual-Unterſuchung, ja viele der er-
fundenen Inſtrumente ſind als voͤllig unbrauchbar zu verwer-
fen, und wir gedenken daher nur der einigermaſſen nutzbaren,
indem wir zugleich bemerken, daß die Idee des Beckenmeſſers
als eine deutſche Erfindung zu betrachten, und von G. W.
Stein dem aͤltern ausgegangen iſt, welcher ſeinen erſten
einfachen Beckenmeſſer 1772 bekannt machte.

§. 107.

Zu den aͤußerlich anwendbaren Beckenmeſſern
gehoͤrt zuerſt: der Dickenmeſſer Baudeloque’s (Compas

*) S. D. Ph. Bozzini: Der Lichtleiter, oder Beſchreibung einer
einfachen Vorrichtung und ihrer Anwendung zu Erleuchtung innerer
Hoͤhlen und Zwiſchenraͤume d. lebenden animalen Koͤrpers. Weimar,
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[76/0096] henden Frauenaͤrzten, Geburtshelfern und Hebammen dieſelbe nicht dringend genug empfohlen werden kann. — 2. Inſtrumental-Unterſuchung. §. 106. Sie beſchraͤnkt ſich vorzuͤglich auf die genauere Aus- meſſung des Beckens und theilt ſich wieder, je nachdem dieſe Meſſung von außen oder im innern Beckenraume ſelbſt ver- anſtaltet wird, in die innere und aͤußere: — Zwar hat man auch zur naͤhern, durch den Sinn des Geſichts vorzu- nehmenden Unterſuchung der innern weichen Geburtstheile vor einiger Zeit ein Inſtrument empfohlen, welches der von Bozzini *) erfundene Lichtleiter iſt; allein abgeſehen, daß offenbar hier das Getaſt ſeiner Natur nach wichtigere Ergeb- niſſe als das Geſicht verſpricht, ſo wuͤrde auch dieſer ganze Apparat in ſeiner Anwendung ſo unſchicklich, ja komiſch er- ſcheinen, daß wir ihn geradezu, wenigſtens was Erforſchung dieſer Theile betrifft, in das Reich der praktiſch voͤllig un- nuͤtzen Traͤumereyen verweiſen muͤſſen. — Ueberhaupt iſt im Allgemeinen von der Inſtrumental-Unterſuchung weit weniger praktiſcher Vortheil, und ein weniger ſicheres Reſultat zu ziehen, als von der Manual-Unterſuchung, ja viele der er- fundenen Inſtrumente ſind als voͤllig unbrauchbar zu verwer- fen, und wir gedenken daher nur der einigermaſſen nutzbaren, indem wir zugleich bemerken, daß die Idee des Beckenmeſſers als eine deutſche Erfindung zu betrachten, und von G. W. Stein dem aͤltern ausgegangen iſt, welcher ſeinen erſten einfachen Beckenmeſſer 1772 bekannt machte. §. 107. Zu den aͤußerlich anwendbaren Beckenmeſſern gehoͤrt zuerſt: der Dickenmeſſer Baudeloque’s (Compas *) S. D. Ph. Bozzini: Der Lichtleiter, oder Beſchreibung einer einfachen Vorrichtung und ihrer Anwendung zu Erleuchtung innerer Hoͤhlen und Zwiſchenraͤume d. lebenden animalen Koͤrpers. Weimar, 1806. Fol.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/96>, abgerufen am 26.04.2024.