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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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neu eintretenden Wehen die Schultern in das Becken herab,
und nehmen nun wieder die Stellung im geraden Durch-
messer an (als dritte Drehung), wobei zugleich der Kopf
eine für seinen Eintritt in die obere Beckenöffnung völ-
lig passende Richtung, nämlich mit dem Kinne gegen eine
und zwar gewöhnlich gegen die linke Kreuz- und Darmbein-
vereinigung erhält, so daß das Hinterhaupt hinter der rech-
ten Scham- und Darmbeinverbindung in das Becken herab-
gedrängt wird. Endlich erfolgt, wenn der Kopf selbst ganz
in die Beckenhöhle herein kommt, die vierte Drehung, bei
welcher das Hinterhaupt hinter der Schambeinvereinigung
sich stellt, und in dieser Lage dann auch der Kopf mit dem
Kinn über das Mittelfleisch sich entwickelt.

§. 841.

Von dieser ersten ist die zweite Steislage in ihrem
Verlaufe wenig verschieden. Die linke Hüfte des Kindes
steht hier hinter der rechten Darm- und Schambeinverbin-
dung der Mutter, und die rechte Hüfte vor der linken Kreuz-
und Darmbeinverbindung. Wieder ist also ursprünglich der
Rücken nach vorwärts gekehrt, und bei der Drehung in den
geraden Durchmesser kommt die linke Hüfte hinter die Scham-
beinverbindung
. Der weitere Durchgang erfolgt hier wie in
der ersten Lage, nur daß der in die obere Beckenöffnung
eintretende Kopf gewöhnlich nach der rechten Kreuz- und
Darmbeinverbindung mit dem Gesichte gerichtet seyn wird.

§. 842.

In dritter und vierter Steislage ist nun umgekehrt
der Rücken des Kindes gegen den Rücken der Mutter, und
die Bauchfläche nach vorn gewandt, Füße und Geschlechts-
theile des Kindes finden sich daher gegen den Schambogen
gerichtet, und zwar ist bei der dritten Lage die rechte
Hüfte hinter die rechte Darm- und Schambeinverbindung
gestellt, bei der vierten Lage die linke Hüfte gegen die
linke Scham- und Darmbeinverbindung gekehrt. -- Auch hier
wendet sich zuerst die Hüftenbreite im Becken in den geraden

neu eintretenden Wehen die Schultern in das Becken herab,
und nehmen nun wieder die Stellung im geraden Durch-
meſſer an (als dritte Drehung), wobei zugleich der Kopf
eine fuͤr ſeinen Eintritt in die obere Beckenoͤffnung voͤl-
lig paſſende Richtung, naͤmlich mit dem Kinne gegen eine
und zwar gewoͤhnlich gegen die linke Kreuz- und Darmbein-
vereinigung erhaͤlt, ſo daß das Hinterhaupt hinter der rech-
ten Scham- und Darmbeinverbindung in das Becken herab-
gedraͤngt wird. Endlich erfolgt, wenn der Kopf ſelbſt ganz
in die Beckenhoͤhle herein kommt, die vierte Drehung, bei
welcher das Hinterhaupt hinter der Schambeinvereinigung
ſich ſtellt, und in dieſer Lage dann auch der Kopf mit dem
Kinn uͤber das Mittelfleiſch ſich entwickelt.

§. 841.

Von dieſer erſten iſt die zweite Steislage in ihrem
Verlaufe wenig verſchieden. Die linke Huͤfte des Kindes
ſteht hier hinter der rechten Darm- und Schambeinverbin-
dung der Mutter, und die rechte Huͤfte vor der linken Kreuz-
und Darmbeinverbindung. Wieder iſt alſo urſpruͤnglich der
Ruͤcken nach vorwaͤrts gekehrt, und bei der Drehung in den
geraden Durchmeſſer kommt die linke Huͤfte hinter die Scham-
beinverbindung
. Der weitere Durchgang erfolgt hier wie in
der erſten Lage, nur daß der in die obere Beckenoͤffnung
eintretende Kopf gewoͤhnlich nach der rechten Kreuz- und
Darmbeinverbindung mit dem Geſichte gerichtet ſeyn wird.

§. 842.

In dritter und vierter Steislage iſt nun umgekehrt
der Ruͤcken des Kindes gegen den Ruͤcken der Mutter, und
die Bauchflaͤche nach vorn gewandt, Fuͤße und Geſchlechts-
theile des Kindes finden ſich daher gegen den Schambogen
gerichtet, und zwar iſt bei der dritten Lage die rechte
Huͤfte hinter die rechte Darm- und Schambeinverbindung
geſtellt, bei der vierten Lage die linke Huͤfte gegen die
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[123/0147] neu eintretenden Wehen die Schultern in das Becken herab, und nehmen nun wieder die Stellung im geraden Durch- meſſer an (als dritte Drehung), wobei zugleich der Kopf eine fuͤr ſeinen Eintritt in die obere Beckenoͤffnung voͤl- lig paſſende Richtung, naͤmlich mit dem Kinne gegen eine und zwar gewoͤhnlich gegen die linke Kreuz- und Darmbein- vereinigung erhaͤlt, ſo daß das Hinterhaupt hinter der rech- ten Scham- und Darmbeinverbindung in das Becken herab- gedraͤngt wird. Endlich erfolgt, wenn der Kopf ſelbſt ganz in die Beckenhoͤhle herein kommt, die vierte Drehung, bei welcher das Hinterhaupt hinter der Schambeinvereinigung ſich ſtellt, und in dieſer Lage dann auch der Kopf mit dem Kinn uͤber das Mittelfleiſch ſich entwickelt. §. 841. Von dieſer erſten iſt die zweite Steislage in ihrem Verlaufe wenig verſchieden. Die linke Huͤfte des Kindes ſteht hier hinter der rechten Darm- und Schambeinverbin- dung der Mutter, und die rechte Huͤfte vor der linken Kreuz- und Darmbeinverbindung. Wieder iſt alſo urſpruͤnglich der Ruͤcken nach vorwaͤrts gekehrt, und bei der Drehung in den geraden Durchmeſſer kommt die linke Huͤfte hinter die Scham- beinverbindung. Der weitere Durchgang erfolgt hier wie in der erſten Lage, nur daß der in die obere Beckenoͤffnung eintretende Kopf gewoͤhnlich nach der rechten Kreuz- und Darmbeinverbindung mit dem Geſichte gerichtet ſeyn wird. §. 842. In dritter und vierter Steislage iſt nun umgekehrt der Ruͤcken des Kindes gegen den Ruͤcken der Mutter, und die Bauchflaͤche nach vorn gewandt, Fuͤße und Geſchlechts- theile des Kindes finden ſich daher gegen den Schambogen gerichtet, und zwar iſt bei der dritten Lage die rechte Huͤfte hinter die rechte Darm- und Schambeinverbindung geſtellt, bei der vierten Lage die linke Huͤfte gegen die linke Scham- und Darmbeinverbindung gekehrt. — Auch hier wendet ſich zuerſt die Huͤftenbreite im Becken in den geraden

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/147>, abgerufen am 26.04.2024.