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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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und Respiration immer gleichen Schritt halten, die Blut-
masse selbst umgeändert, der Unterschied zwischen Arterien
und Venenblut wird auch durch die Farbe bestimmter bezeich-
net und Cruor wie Faserstoff bilden sich (obwohl auch im
ganzen Säuglingsalter das Blut noch dünner und weniger
gerinnbar, als in Erwachsenen bleibt,) nach und nach mehr
aus.

§. 878.

Hiermit verwandelt sich auch die Bildung der Organe
des Kreislaufs, die Nabelarterien und die Nabelvenen ver-
wachsen, und werden zu ligamentösen Strängen, indem an
der Insertionsstelle des Nabelstrangs (welcher alsbald nach
aufgehobener Placentencirculation eintrocknet) durch eine Art
von Entzündungszustand, der abgestorbene Rest des Nabel-
stranges, als Todtes vom Lebendigen, gewöhnlich in Zeit
von 4 bis 6 Tagen, abgesondert wird. -- Im Mittel-
punkte des Kreislaufs aber schließt sich nach und nach die
Communication der beiden Vorkammern, gewöhnlich innerhalb
des ersten Lebensjahres, und noch zeitiger der Ductus arterio-
sus Botalli;
wodurch nun das ganze Aortensystem gleich-
mäßig
mit arteriellem Blute versehen wird, und daher von
nun an auch der Kopf nicht mehr so übermäßig fortwächst;
sondern auch die untere Körperhälfte nun stärker entwickelt
wird. -- Das Herz selbst, welches früher mehr in der Mitte
der Brust liegt, wird mehr gegen die linke Seite gedrängt,
durch die größere rechte Lunge.

§. 879.

Immer ist übrigens der Körper des Säuglings, da
auch in ihm die produktive Seite vorherrscht, außeror-
dentlich gefäßreich, so daß eine feine Injektion fast den gan-
zen Körper röthet; allein je älter das Kind wird, um so
mehr nimmt dieß doch ab. -- Was das Saugadersystem
betrifft, so ist auch dieses noch im Säugling äußerst ent-
wickelt, wie die starke Fähigkeit zur Hauteinsaugung beweist,
allein auch dieses vermindert sich stufenweise. Die Drüsen
werden verhältnißmäßig kleiner, und nur die Chylusgefäße

II. Theil. 10

und Reſpiration immer gleichen Schritt halten, die Blut-
maſſe ſelbſt umgeaͤndert, der Unterſchied zwiſchen Arterien
und Venenblut wird auch durch die Farbe beſtimmter bezeich-
net und Cruor wie Faſerſtoff bilden ſich (obwohl auch im
ganzen Saͤuglingsalter das Blut noch duͤnner und weniger
gerinnbar, als in Erwachſenen bleibt,) nach und nach mehr
aus.

§. 878.

Hiermit verwandelt ſich auch die Bildung der Organe
des Kreislaufs, die Nabelarterien und die Nabelvenen ver-
wachſen, und werden zu ligamentoͤſen Straͤngen, indem an
der Inſertionsſtelle des Nabelſtrangs (welcher alsbald nach
aufgehobener Placentencirculation eintrocknet) durch eine Art
von Entzuͤndungszuſtand, der abgeſtorbene Reſt des Nabel-
ſtranges, als Todtes vom Lebendigen, gewoͤhnlich in Zeit
von 4 bis 6 Tagen, abgeſondert wird. — Im Mittel-
punkte des Kreislaufs aber ſchließt ſich nach und nach die
Communication der beiden Vorkammern, gewoͤhnlich innerhalb
des erſten Lebensjahres, und noch zeitiger der Ductus arterio-
sus Botalli;
wodurch nun das ganze Aortenſyſtem gleich-
maͤßig
mit arteriellem Blute verſehen wird, und daher von
nun an auch der Kopf nicht mehr ſo uͤbermaͤßig fortwaͤchſt;
ſondern auch die untere Koͤrperhaͤlfte nun ſtaͤrker entwickelt
wird. — Das Herz ſelbſt, welches fruͤher mehr in der Mitte
der Bruſt liegt, wird mehr gegen die linke Seite gedraͤngt,
durch die groͤßere rechte Lunge.

§. 879.

Immer iſt uͤbrigens der Koͤrper des Saͤuglings, da
auch in ihm die produktive Seite vorherrſcht, außeror-
dentlich gefaͤßreich, ſo daß eine feine Injektion faſt den gan-
zen Koͤrper roͤthet; allein je aͤlter das Kind wird, um ſo
mehr nimmt dieß doch ab. — Was das Saugaderſyſtem
betrifft, ſo iſt auch dieſes noch im Saͤugling aͤußerſt ent-
wickelt, wie die ſtarke Faͤhigkeit zur Hauteinſaugung beweiſt,
allein auch dieſes vermindert ſich ſtufenweiſe. Die Druͤſen
werden verhaͤltnißmaͤßig kleiner, und nur die Chylusgefaͤße

II. Theil. 10
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[145/0169] und Reſpiration immer gleichen Schritt halten, die Blut- maſſe ſelbſt umgeaͤndert, der Unterſchied zwiſchen Arterien und Venenblut wird auch durch die Farbe beſtimmter bezeich- net und Cruor wie Faſerſtoff bilden ſich (obwohl auch im ganzen Saͤuglingsalter das Blut noch duͤnner und weniger gerinnbar, als in Erwachſenen bleibt,) nach und nach mehr aus. §. 878. Hiermit verwandelt ſich auch die Bildung der Organe des Kreislaufs, die Nabelarterien und die Nabelvenen ver- wachſen, und werden zu ligamentoͤſen Straͤngen, indem an der Inſertionsſtelle des Nabelſtrangs (welcher alsbald nach aufgehobener Placentencirculation eintrocknet) durch eine Art von Entzuͤndungszuſtand, der abgeſtorbene Reſt des Nabel- ſtranges, als Todtes vom Lebendigen, gewoͤhnlich in Zeit von 4 bis 6 Tagen, abgeſondert wird. — Im Mittel- punkte des Kreislaufs aber ſchließt ſich nach und nach die Communication der beiden Vorkammern, gewoͤhnlich innerhalb des erſten Lebensjahres, und noch zeitiger der Ductus arterio- sus Botalli; wodurch nun das ganze Aortenſyſtem gleich- maͤßig mit arteriellem Blute verſehen wird, und daher von nun an auch der Kopf nicht mehr ſo uͤbermaͤßig fortwaͤchſt; ſondern auch die untere Koͤrperhaͤlfte nun ſtaͤrker entwickelt wird. — Das Herz ſelbſt, welches fruͤher mehr in der Mitte der Bruſt liegt, wird mehr gegen die linke Seite gedraͤngt, durch die groͤßere rechte Lunge. §. 879. Immer iſt uͤbrigens der Koͤrper des Saͤuglings, da auch in ihm die produktive Seite vorherrſcht, außeror- dentlich gefaͤßreich, ſo daß eine feine Injektion faſt den gan- zen Koͤrper roͤthet; allein je aͤlter das Kind wird, um ſo mehr nimmt dieß doch ab. — Was das Saugaderſyſtem betrifft, ſo iſt auch dieſes noch im Saͤugling aͤußerſt ent- wickelt, wie die ſtarke Faͤhigkeit zur Hauteinſaugung beweiſt, allein auch dieſes vermindert ſich ſtufenweiſe. Die Druͤſen werden verhaͤltnißmaͤßig kleiner, und nur die Chylusgefaͤße II. Theil. 10

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/169>, abgerufen am 26.04.2024.