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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 1247.

Endlich ist noch der Werkzeuge, welche den per-
forirten Kopf ins Becken herabzuziehen und zu
entwickeln
taugen, zu gedenken. Es gehören hierher aber
zunächst die verschiedenen Arten der Haken, von welchen
man scharfe und stumpfe unterscheidet. Die erstern (zu de-
nen Levret's mit einer Scheide versehener Haken, Smel-
lie's
scharfer Haken, wovon zwei auch zu einer Hakenzange
vereinigt werden können, Deumann's scharfer Haken und
mehrere andere gehören) sind sämmtlich mehr von der Art
um äußerlich am Schädel eingesetzt zu werden, können aber
eben deßhalb, so wie ihrer Spitzen und Schneiden wegen,
leicht zu den gefährlichsten Verletzungen der Geburtstheile
führen. Stumpfe Haken haben mehrere Geburtshelfer gleich
an ihren Geburtszangen angebracht, da indeß dazu stählerne
Griffe erfordert werden, und diese manches Unbequeme ha-
ben, so muß dagegen der Smellie'sche stumpfe Haken (T.
III.
F. XI.) empfohlen werden, dessen kleinere Krümmung
sich sehr dazu eignet, sowohl äußerlich (in Mundhöhle, Au-
genhöhle, Ohröffnung) eingesetzt, als in die Oeffnung des
perforirten Kopfs eingebracht zu werden. -- Ausser den ver-
schiedenen Haken hat man aber ferner sich auch eigener Kopf-
zieher
, theils (wie schon oben erinnert) zum Einbringen in
das Foramen magnum bei abgerissenem und zurückgebliebe-
nem Kopfe, theils zum Einführen in die durch Perforation
entstandene Oeffnung bedient. Sie sind meistens von der
Art, daß sie nach Einführung in die Schädelhöhle sich entfal-
ten und Widerhaken oder Querbalken hervortreten lassen.
Es gehören hierher theils Gregoire's, Levret's, Burton's
und Anderer Kopfzieher, so wie die neuerlich von Assalini
vorgeschlagenen Instrumente. -- Ich gestehe daß mir alle diese
gewaltsamen Apparate überflüßig scheinen, und eine gute Füh-
rung des Smellie'schen Hakens mir nie andere Hülfsmittel
in diesen, an sich bei größerer Ausbildung geburtshülflicher
Kunst immer seltner werdenden Operationen, zu wünschen übrig
gelassen hat.


§. 1247.

Endlich iſt noch der Werkzeuge, welche den per-
forirten Kopf ins Becken herabzuziehen und zu
entwickeln
taugen, zu gedenken. Es gehoͤren hierher aber
zunaͤchſt die verſchiedenen Arten der Haken, von welchen
man ſcharfe und ſtumpfe unterſcheidet. Die erſtern (zu de-
nen Levret’s mit einer Scheide verſehener Haken, Smel-
lie’s
ſcharfer Haken, wovon zwei auch zu einer Hakenzange
vereinigt werden koͤnnen, Deumann’s ſcharfer Haken und
mehrere andere gehoͤren) ſind ſaͤmmtlich mehr von der Art
um aͤußerlich am Schaͤdel eingeſetzt zu werden, koͤnnen aber
eben deßhalb, ſo wie ihrer Spitzen und Schneiden wegen,
leicht zu den gefaͤhrlichſten Verletzungen der Geburtstheile
fuͤhren. Stumpfe Haken haben mehrere Geburtshelfer gleich
an ihren Geburtszangen angebracht, da indeß dazu ſtaͤhlerne
Griffe erfordert werden, und dieſe manches Unbequeme ha-
ben, ſo muß dagegen der Smellie’ſche ſtumpfe Haken (T.
III.
F. XI.) empfohlen werden, deſſen kleinere Kruͤmmung
ſich ſehr dazu eignet, ſowohl aͤußerlich (in Mundhoͤhle, Au-
genhoͤhle, Ohroͤffnung) eingeſetzt, als in die Oeffnung des
perforirten Kopfs eingebracht zu werden. — Auſſer den ver-
ſchiedenen Haken hat man aber ferner ſich auch eigener Kopf-
zieher
, theils (wie ſchon oben erinnert) zum Einbringen in
das Foramen magnum bei abgeriſſenem und zuruͤckgebliebe-
nem Kopfe, theils zum Einfuͤhren in die durch Perforation
entſtandene Oeffnung bedient. Sie ſind meiſtens von der
Art, daß ſie nach Einfuͤhrung in die Schaͤdelhoͤhle ſich entfal-
ten und Widerhaken oder Querbalken hervortreten laſſen.
Es gehoͤren hierher theils Gregoire’s, Levret’s, Burton’s
und Anderer Kopfzieher, ſo wie die neuerlich von Assalini
vorgeſchlagenen Inſtrumente. — Ich geſtehe daß mir alle dieſe
gewaltſamen Apparate uͤberfluͤßig ſcheinen, und eine gute Fuͤh-
rung des Smellie’ſchen Hakens mir nie andere Huͤlfsmittel
in dieſen, an ſich bei groͤßerer Ausbildung geburtshuͤlflicher
Kunſt immer ſeltner werdenden Operationen, zu wuͤnſchen uͤbrig
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[360/0384] §. 1247. Endlich iſt noch der Werkzeuge, welche den per- forirten Kopf ins Becken herabzuziehen und zu entwickeln taugen, zu gedenken. Es gehoͤren hierher aber zunaͤchſt die verſchiedenen Arten der Haken, von welchen man ſcharfe und ſtumpfe unterſcheidet. Die erſtern (zu de- nen Levret’s mit einer Scheide verſehener Haken, Smel- lie’s ſcharfer Haken, wovon zwei auch zu einer Hakenzange vereinigt werden koͤnnen, Deumann’s ſcharfer Haken und mehrere andere gehoͤren) ſind ſaͤmmtlich mehr von der Art um aͤußerlich am Schaͤdel eingeſetzt zu werden, koͤnnen aber eben deßhalb, ſo wie ihrer Spitzen und Schneiden wegen, leicht zu den gefaͤhrlichſten Verletzungen der Geburtstheile fuͤhren. Stumpfe Haken haben mehrere Geburtshelfer gleich an ihren Geburtszangen angebracht, da indeß dazu ſtaͤhlerne Griffe erfordert werden, und dieſe manches Unbequeme ha- ben, ſo muß dagegen der Smellie’ſche ſtumpfe Haken (T. III. F. XI.) empfohlen werden, deſſen kleinere Kruͤmmung ſich ſehr dazu eignet, ſowohl aͤußerlich (in Mundhoͤhle, Au- genhoͤhle, Ohroͤffnung) eingeſetzt, als in die Oeffnung des perforirten Kopfs eingebracht zu werden. — Auſſer den ver- ſchiedenen Haken hat man aber ferner ſich auch eigener Kopf- zieher, theils (wie ſchon oben erinnert) zum Einbringen in das Foramen magnum bei abgeriſſenem und zuruͤckgebliebe- nem Kopfe, theils zum Einfuͤhren in die durch Perforation entſtandene Oeffnung bedient. Sie ſind meiſtens von der Art, daß ſie nach Einfuͤhrung in die Schaͤdelhoͤhle ſich entfal- ten und Widerhaken oder Querbalken hervortreten laſſen. Es gehoͤren hierher theils Gregoire’s, Levret’s, Burton’s und Anderer Kopfzieher, ſo wie die neuerlich von Assalini vorgeſchlagenen Inſtrumente. — Ich geſtehe daß mir alle dieſe gewaltſamen Apparate uͤberfluͤßig ſcheinen, und eine gute Fuͤh- rung des Smellie’ſchen Hakens mir nie andere Huͤlfsmittel in dieſen, an ſich bei groͤßerer Ausbildung geburtshuͤlflicher Kunſt immer ſeltner werdenden Operationen, zu wuͤnſchen uͤbrig gelaſſen hat.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/384>, abgerufen am 27.04.2024.