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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Schnitt empfohlen worden; da indeß hierbei nothwendig mehr
Blutgefäße durchschnitten werden, auch leichter Bauchbrüche
entstehen können, so würde dieser Schnitt nur, wenn der Ute-
rus selbst sehr stark seitwärts geneigt wäre, oder der Raum
zwischen Nabel und Schambogenmitte zu klein befunden würde,
oder endlich, beim Einschnitt auf der Mitte des Leibes, man
den Mutterkuchen zu verletzen fürchten müßte, empfohlen wer-
den dürfen.

§. 1278.

Endlich hat denn auch Lauverjat zu einem Querschnitt
in die Bauchdecken und den Uterus gerathen, allein schwerlich
dürfte dieser Vorschlag (obwohl auch auf diese Weise die Ope-
ration mit Glück vollführt worden seyn soll) den Vorzug vor
den übrigen verdienen, da das Durchschneiden der Bauchmus-
keln und mehrerer Blutgefäße ohnfehlbar die Heilung sehr er-
schweren müßte. -- Wichtiger ist daher noch der Vorschlag
des Hrn. Jörg, nach geöffneter Bauchhöhle den Uterus mög-
lichst tief in der Gegend des Muttermundes einzuschneiden,
da hier theils wegen der dünnern Substanz die Blutung ge-
ringer seyn, und auch die Adhäsion der Placenta leichter ver-
mieden werden muß; obwohl zu fürchten steht, daß die Ent-
wickelung des Kindes
hier leicht einige Schwierigkeiten
finden könne.

§. 1279.

Was die Größe des Einschnittes betrifft, so muß der
Einschnitt in die Bauchbedeckungen immer 61/2 bis 7 Zoll Länge
haben, der Einschnitt in den Uterus hingegen braucht nur
ohngefähr 41/2 Zoll zu betragen; jedoch ist immer zu rathen,
daß man bei einem starken Kinde, den letztern lieber etwas
zu groß als zu klein mache, um sich nicht in die höchst un-
angenehme Nothwendigkeit versetzt zu sehen, den Schnitt,
während dem Hervorheben des Kindes, weil er für einzelne
Theile desselben zu klein befunden wird, erweitern zu müssen.


Schnitt empfohlen worden; da indeß hierbei nothwendig mehr
Blutgefaͤße durchſchnitten werden, auch leichter Bauchbruͤche
entſtehen koͤnnen, ſo wuͤrde dieſer Schnitt nur, wenn der Ute-
rus ſelbſt ſehr ſtark ſeitwaͤrts geneigt waͤre, oder der Raum
zwiſchen Nabel und Schambogenmitte zu klein befunden wuͤrde,
oder endlich, beim Einſchnitt auf der Mitte des Leibes, man
den Mutterkuchen zu verletzen fuͤrchten muͤßte, empfohlen wer-
den duͤrfen.

§. 1278.

Endlich hat denn auch Lauverjat zu einem Querſchnitt
in die Bauchdecken und den Uterus gerathen, allein ſchwerlich
duͤrfte dieſer Vorſchlag (obwohl auch auf dieſe Weiſe die Ope-
ration mit Gluͤck vollfuͤhrt worden ſeyn ſoll) den Vorzug vor
den uͤbrigen verdienen, da das Durchſchneiden der Bauchmuſ-
keln und mehrerer Blutgefaͤße ohnfehlbar die Heilung ſehr er-
ſchweren muͤßte. — Wichtiger iſt daher noch der Vorſchlag
des Hrn. Joͤrg, nach geoͤffneter Bauchhoͤhle den Uterus moͤg-
lichſt tief in der Gegend des Muttermundes einzuſchneiden,
da hier theils wegen der duͤnnern Subſtanz die Blutung ge-
ringer ſeyn, und auch die Adhaͤſion der Placenta leichter ver-
mieden werden muß; obwohl zu fuͤrchten ſteht, daß die Ent-
wickelung des Kindes
hier leicht einige Schwierigkeiten
finden koͤnne.

§. 1279.

Was die Groͤße des Einſchnittes betrifft, ſo muß der
Einſchnitt in die Bauchbedeckungen immer 6½ bis 7 Zoll Laͤnge
haben, der Einſchnitt in den Uterus hingegen braucht nur
ohngefaͤhr 4½ Zoll zu betragen; jedoch iſt immer zu rathen,
daß man bei einem ſtarken Kinde, den letztern lieber etwas
zu groß als zu klein mache, um ſich nicht in die hoͤchſt un-
angenehme Nothwendigkeit verſetzt zu ſehen, den Schnitt,
waͤhrend dem Hervorheben des Kindes, weil er fuͤr einzelne
Theile deſſelben zu klein befunden wird, erweitern zu muͤſſen.


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[378/0402] Schnitt empfohlen worden; da indeß hierbei nothwendig mehr Blutgefaͤße durchſchnitten werden, auch leichter Bauchbruͤche entſtehen koͤnnen, ſo wuͤrde dieſer Schnitt nur, wenn der Ute- rus ſelbſt ſehr ſtark ſeitwaͤrts geneigt waͤre, oder der Raum zwiſchen Nabel und Schambogenmitte zu klein befunden wuͤrde, oder endlich, beim Einſchnitt auf der Mitte des Leibes, man den Mutterkuchen zu verletzen fuͤrchten muͤßte, empfohlen wer- den duͤrfen. §. 1278. Endlich hat denn auch Lauverjat zu einem Querſchnitt in die Bauchdecken und den Uterus gerathen, allein ſchwerlich duͤrfte dieſer Vorſchlag (obwohl auch auf dieſe Weiſe die Ope- ration mit Gluͤck vollfuͤhrt worden ſeyn ſoll) den Vorzug vor den uͤbrigen verdienen, da das Durchſchneiden der Bauchmuſ- keln und mehrerer Blutgefaͤße ohnfehlbar die Heilung ſehr er- ſchweren muͤßte. — Wichtiger iſt daher noch der Vorſchlag des Hrn. Joͤrg, nach geoͤffneter Bauchhoͤhle den Uterus moͤg- lichſt tief in der Gegend des Muttermundes einzuſchneiden, da hier theils wegen der duͤnnern Subſtanz die Blutung ge- ringer ſeyn, und auch die Adhaͤſion der Placenta leichter ver- mieden werden muß; obwohl zu fuͤrchten ſteht, daß die Ent- wickelung des Kindes hier leicht einige Schwierigkeiten finden koͤnne. §. 1279. Was die Groͤße des Einſchnittes betrifft, ſo muß der Einſchnitt in die Bauchbedeckungen immer 6½ bis 7 Zoll Laͤnge haben, der Einſchnitt in den Uterus hingegen braucht nur ohngefaͤhr 4½ Zoll zu betragen; jedoch iſt immer zu rathen, daß man bei einem ſtarken Kinde, den letztern lieber etwas zu groß als zu klein mache, um ſich nicht in die hoͤchſt un- angenehme Nothwendigkeit verſetzt zu ſehen, den Schnitt, waͤhrend dem Hervorheben des Kindes, weil er fuͤr einzelne Theile deſſelben zu klein befunden wird, erweitern zu muͤſſen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/402>, abgerufen am 26.04.2024.