Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 1406.

Die Behandlung ist hierbei im Allgemeinen ziemlich die-
selbe wie wir sie bei dem unvollkommenen Gebärmuttervorfalle
beschrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der
Vermeidung heftigen Pressens u. s. w., ist jedoch hierbei auch
das Unterstützen des Vorfalles mittelst zweier in Oehl getauch-
ter Fingerspitzen, während dem Durchgange des Kindes un-
entbehrlich. Nach der Entbindung untersucht man nochmals,
bringt den Scheidenvorfall möglichst zurück, und ordnet dann
längere ruhige Lage im Wochenbett, nebst Anwendung örtlicher
tonischer Mittel (sobald die Lochien sich vermindert haben), so
wie der, bei beträchtlichen Vorfällen der Mutterscheide gleich-
falls sehr nützlichen Einbringung des Schwammes an. Das
weitere Verfahren s. im 1. Thl. §. 517. u. f.

3. Von den krankhaften Zuständen der äußern
Geschlechtstheile während der Geburt
.
Von der Verwachsung oder Verengerung und
von dem Aufreißen der Schamspalte
.
§. 1407.

Eben so wie den Kanal der Mutterscheide findet man
zuweilen auch deren äußere Oeffnung entweder verwachsen oder
doch beträchtlich verengert. Das erstere ist ein sehr seltner
Fall und kann wieder ursprüngliche Mißbildung seyn, (zu
großes Hymen), oder von den vergrößerten, durch Entzün-
dung und Eiterung verwachsenen kleinen Schamlippen abhän-
gen. Auf jeden Fall fordert diese Mißbildung die Trennung
der verwachsenen Theile durch das Messer.

§. 1408.

Die Verengerungen der Schamspalte hängen ebenfalls
theils von unsprünglichen, theils von später entstandenen krank-

§. 1406.

Die Behandlung iſt hierbei im Allgemeinen ziemlich die-
ſelbe wie wir ſie bei dem unvollkommenen Gebaͤrmuttervorfalle
beſchrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der
Vermeidung heftigen Preſſens u. ſ. w., iſt jedoch hierbei auch
das Unterſtuͤtzen des Vorfalles mittelſt zweier in Oehl getauch-
ter Fingerſpitzen, waͤhrend dem Durchgange des Kindes un-
entbehrlich. Nach der Entbindung unterſucht man nochmals,
bringt den Scheidenvorfall moͤglichſt zuruͤck, und ordnet dann
laͤngere ruhige Lage im Wochenbett, nebſt Anwendung oͤrtlicher
toniſcher Mittel (ſobald die Lochien ſich vermindert haben), ſo
wie der, bei betraͤchtlichen Vorfaͤllen der Mutterſcheide gleich-
falls ſehr nuͤtzlichen Einbringung des Schwammes an. Das
weitere Verfahren ſ. im 1. Thl. §. 517. u. f.

3. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der aͤußern
Geſchlechtstheile waͤhrend der Geburt
.
Von der Verwachſung oder Verengerung und
von dem Aufreißen der Schamſpalte
.
§. 1407.

Eben ſo wie den Kanal der Mutterſcheide findet man
zuweilen auch deren aͤußere Oeffnung entweder verwachſen oder
doch betraͤchtlich verengert. Das erſtere iſt ein ſehr ſeltner
Fall und kann wieder urſpruͤngliche Mißbildung ſeyn, (zu
großes Hymen), oder von den vergroͤßerten, durch Entzuͤn-
dung und Eiterung verwachſenen kleinen Schamlippen abhaͤn-
gen. Auf jeden Fall fordert dieſe Mißbildung die Trennung
der verwachſenen Theile durch das Meſſer.

§. 1408.

Die Verengerungen der Schamſpalte haͤngen ebenfalls
theils von unſpruͤnglichen, theils von ſpaͤter entſtandenen krank-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0476" n="450"/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1406.</head><lb/>
                        <p>Die Behandlung i&#x017F;t hierbei im Allgemeinen ziemlich die-<lb/>
&#x017F;elbe wie wir &#x017F;ie bei dem unvollkommenen Geba&#x0364;rmuttervorfalle<lb/>
be&#x017F;chrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der<lb/>
Vermeidung heftigen Pre&#x017F;&#x017F;ens u. &#x017F;. w., i&#x017F;t jedoch hierbei auch<lb/>
das Unter&#x017F;tu&#x0364;tzen des Vorfalles mittel&#x017F;t zweier in Oehl getauch-<lb/>
ter Finger&#x017F;pitzen, wa&#x0364;hrend dem Durchgange des Kindes un-<lb/>
entbehrlich. Nach der Entbindung unter&#x017F;ucht man nochmals,<lb/>
bringt den Scheidenvorfall mo&#x0364;glich&#x017F;t zuru&#x0364;ck, und ordnet dann<lb/>
la&#x0364;ngere ruhige Lage im Wochenbett, neb&#x017F;t Anwendung o&#x0364;rtlicher<lb/>
toni&#x017F;cher Mittel (&#x017F;obald die Lochien &#x017F;ich vermindert haben), &#x017F;o<lb/>
wie der, bei betra&#x0364;chtlichen Vorfa&#x0364;llen der Mutter&#x017F;cheide gleich-<lb/>
falls &#x017F;ehr nu&#x0364;tzlichen Einbringung des Schwammes an. Das<lb/>
weitere Verfahren &#x017F;. im 1. Thl. §. 517. u. f.</p>
                      </div>
                    </div>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>3. <hi rendition="#g">Von den krankhaften Zu&#x017F;ta&#x0364;nden der a&#x0364;ußern<lb/>
Ge&#x017F;chlechtstheile wa&#x0364;hrend der Geburt</hi>.</head><lb/>
                    <div n="8">
                      <head><hi rendition="#g">Von der Verwach&#x017F;ung oder Verengerung und<lb/>
von dem Aufreißen der Scham&#x017F;palte</hi>.</head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1407.</head><lb/>
                        <p>Eben &#x017F;o wie den Kanal der Mutter&#x017F;cheide findet man<lb/>
zuweilen auch deren a&#x0364;ußere Oeffnung entweder verwach&#x017F;en oder<lb/>
doch betra&#x0364;chtlich verengert. Das er&#x017F;tere i&#x017F;t ein &#x017F;ehr &#x017F;eltner<lb/>
Fall und kann wieder ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Mißbildung &#x017F;eyn, (zu<lb/>
großes Hymen), oder von den vergro&#x0364;ßerten, durch Entzu&#x0364;n-<lb/>
dung und Eiterung verwach&#x017F;enen kleinen Schamlippen abha&#x0364;n-<lb/>
gen. Auf jeden Fall fordert die&#x017F;e Mißbildung die Trennung<lb/>
der verwach&#x017F;enen Theile durch das Me&#x017F;&#x017F;er.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1408.</head><lb/>
                        <p>Die Verengerungen der Scham&#x017F;palte ha&#x0364;ngen ebenfalls<lb/>
theils von un&#x017F;pru&#x0364;nglichen, theils von &#x017F;pa&#x0364;ter ent&#x017F;tandenen krank-<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0476] §. 1406. Die Behandlung iſt hierbei im Allgemeinen ziemlich die- ſelbe wie wir ſie bei dem unvollkommenen Gebaͤrmuttervorfalle beſchrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der Vermeidung heftigen Preſſens u. ſ. w., iſt jedoch hierbei auch das Unterſtuͤtzen des Vorfalles mittelſt zweier in Oehl getauch- ter Fingerſpitzen, waͤhrend dem Durchgange des Kindes un- entbehrlich. Nach der Entbindung unterſucht man nochmals, bringt den Scheidenvorfall moͤglichſt zuruͤck, und ordnet dann laͤngere ruhige Lage im Wochenbett, nebſt Anwendung oͤrtlicher toniſcher Mittel (ſobald die Lochien ſich vermindert haben), ſo wie der, bei betraͤchtlichen Vorfaͤllen der Mutterſcheide gleich- falls ſehr nuͤtzlichen Einbringung des Schwammes an. Das weitere Verfahren ſ. im 1. Thl. §. 517. u. f. 3. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der aͤußern Geſchlechtstheile waͤhrend der Geburt. Von der Verwachſung oder Verengerung und von dem Aufreißen der Schamſpalte. §. 1407. Eben ſo wie den Kanal der Mutterſcheide findet man zuweilen auch deren aͤußere Oeffnung entweder verwachſen oder doch betraͤchtlich verengert. Das erſtere iſt ein ſehr ſeltner Fall und kann wieder urſpruͤngliche Mißbildung ſeyn, (zu großes Hymen), oder von den vergroͤßerten, durch Entzuͤn- dung und Eiterung verwachſenen kleinen Schamlippen abhaͤn- gen. Auf jeden Fall fordert dieſe Mißbildung die Trennung der verwachſenen Theile durch das Meſſer. §. 1408. Die Verengerungen der Schamſpalte haͤngen ebenfalls theils von unſpruͤnglichen, theils von ſpaͤter entſtandenen krank-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/476
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/476>, abgerufen am 26.04.2024.