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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Membrana ovi crassa, dicke Eihaut nennt. Andere un-
terscheiden diese Lage durch den Namen der flockigen Leder-
haut (Chorion frondosum) von der eigentlichen Lederhaut
(Membrana vasculosa).

§. 686.

Ich glaube diese Schicht, wie schon oben bemerkt wor-
den ist, nur als eine Flockenlage der Lederhaut selbst
betrachten zu dürfen, und möchte sie daher eben so wenig
für eine besondere Haut erklären, als ein dichtes Haar auf
der Oberhaut selbst für eine Haut erklärt werden könnte.

§. 687.

Die mit den Saugfasern dicht und rundum besetzte
Lederhaut bildet also die äußerste Hülle des einmonatlichen
Eies. Haut und Flocken sind von weißer Farbe da die
Frucht überhaupt noch kein rothes Blut enthält, und wird
nun die Lederhaut geöffnet, so zeigt sich eine kleine außeror-
dentlich zarte, der Spinnewebenhaut des Gehirns vergleich-
bare Hülle, das Ammion, welches den ungefähr 1/4 bis 1/3 Zoll
langen Embryo umschließt. Dieser selbst scheint aus zwei
durchscheinenden Bläschen zu bestehen, und liegt gleich einer
gekrümmten Made an der innern Fläche des Eies dergestalt
an, daß diejenige Anschwellung, welche Rumpf wird, durch
eine trichterförmige Zuspitzung, welche späterhin Nabelstrang
wird, in die Eihaut übergeht.

§. 688.

Da wo dieser sich bildende Nabelstrang in die Eihäute
sich einsenkt, wird um das Ende des ersten Monats ge-
wöhnlich noch sehr deutlich das Nabelbläschen bemerkt, obwohl
allerdings, da seine Funktion höchst wahrscheinlich im menschli-
chen Embryo sich nur auf die frühesten Tage der Schwanger-
schaft bezieht (s. §. 673.), es zuweilen auch zur genannten
Zeit schon obliterirt seyn kann, wodurch man aber keinesweges

Membrana ovi crassa, dicke Eihaut nennt. Andere un-
terſcheiden dieſe Lage durch den Namen der flockigen Leder-
haut (Chorion frondosum) von der eigentlichen Lederhaut
(Membrana vasculosa).

§. 686.

Ich glaube dieſe Schicht, wie ſchon oben bemerkt wor-
den iſt, nur als eine Flockenlage der Lederhaut ſelbſt
betrachten zu duͤrfen, und moͤchte ſie daher eben ſo wenig
fuͤr eine beſondere Haut erklaͤren, als ein dichtes Haar auf
der Oberhaut ſelbſt fuͤr eine Haut erklaͤrt werden koͤnnte.

§. 687.

Die mit den Saugfaſern dicht und rundum beſetzte
Lederhaut bildet alſo die aͤußerſte Huͤlle des einmonatlichen
Eies. Haut und Flocken ſind von weißer Farbe da die
Frucht uͤberhaupt noch kein rothes Blut enthaͤlt, und wird
nun die Lederhaut geoͤffnet, ſo zeigt ſich eine kleine außeror-
dentlich zarte, der Spinnewebenhaut des Gehirns vergleich-
bare Huͤlle, das Ammion, welches den ungefaͤhr ¼ bis ⅓ Zoll
langen Embryo umſchließt. Dieſer ſelbſt ſcheint aus zwei
durchſcheinenden Blaͤschen zu beſtehen, und liegt gleich einer
gekruͤmmten Made an der innern Flaͤche des Eies dergeſtalt
an, daß diejenige Anſchwellung, welche Rumpf wird, durch
eine trichterfoͤrmige Zuſpitzung, welche ſpaͤterhin Nabelſtrang
wird, in die Eihaut uͤbergeht.

§. 688.

Da wo dieſer ſich bildende Nabelſtrang in die Eihaͤute
ſich einſenkt, wird um das Ende des erſten Monats ge-
woͤhnlich noch ſehr deutlich das Nabelblaͤschen bemerkt, obwohl
allerdings, da ſeine Funktion hoͤchſt wahrſcheinlich im menſchli-
chen Embryo ſich nur auf die fruͤheſten Tage der Schwanger-
ſchaft bezieht (ſ. §. 673.), es zuweilen auch zur genannten
Zeit ſchon obliterirt ſeyn kann, wodurch man aber keinesweges

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[30/0052] Membrana ovi crassa, dicke Eihaut nennt. Andere un- terſcheiden dieſe Lage durch den Namen der flockigen Leder- haut (Chorion frondosum) von der eigentlichen Lederhaut (Membrana vasculosa). §. 686. Ich glaube dieſe Schicht, wie ſchon oben bemerkt wor- den iſt, nur als eine Flockenlage der Lederhaut ſelbſt betrachten zu duͤrfen, und moͤchte ſie daher eben ſo wenig fuͤr eine beſondere Haut erklaͤren, als ein dichtes Haar auf der Oberhaut ſelbſt fuͤr eine Haut erklaͤrt werden koͤnnte. §. 687. Die mit den Saugfaſern dicht und rundum beſetzte Lederhaut bildet alſo die aͤußerſte Huͤlle des einmonatlichen Eies. Haut und Flocken ſind von weißer Farbe da die Frucht uͤberhaupt noch kein rothes Blut enthaͤlt, und wird nun die Lederhaut geoͤffnet, ſo zeigt ſich eine kleine außeror- dentlich zarte, der Spinnewebenhaut des Gehirns vergleich- bare Huͤlle, das Ammion, welches den ungefaͤhr ¼ bis ⅓ Zoll langen Embryo umſchließt. Dieſer ſelbſt ſcheint aus zwei durchſcheinenden Blaͤschen zu beſtehen, und liegt gleich einer gekruͤmmten Made an der innern Flaͤche des Eies dergeſtalt an, daß diejenige Anſchwellung, welche Rumpf wird, durch eine trichterfoͤrmige Zuſpitzung, welche ſpaͤterhin Nabelſtrang wird, in die Eihaut uͤbergeht. §. 688. Da wo dieſer ſich bildende Nabelſtrang in die Eihaͤute ſich einſenkt, wird um das Ende des erſten Monats ge- woͤhnlich noch ſehr deutlich das Nabelblaͤschen bemerkt, obwohl allerdings, da ſeine Funktion hoͤchſt wahrſcheinlich im menſchli- chen Embryo ſich nur auf die fruͤheſten Tage der Schwanger- ſchaft bezieht (ſ. §. 673.), es zuweilen auch zur genannten Zeit ſchon obliterirt ſeyn kann, wodurch man aber keinesweges

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/52>, abgerufen am 26.04.2024.