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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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wie er überhaupt (was doch unläugbar ist) Oxygen ent-
halten könne.

§. 739.

Eben so wie aber die Athmung noch im geringeren Um-
fange und von geringerer Energie erscheint, sind auch die
Se- und Exkretionen von geringerer Thätigkeit, und sämmt-
lich von der Art, daß die ausgeschiedenen Stoffe doch stets
innerhalb der Gränzen des Fetuskörpers verweilen. (Dieses
schwächere Hervortreten der der individuellen Reproduktion
entgegengesetzten ausscheidenden Seite, steht aber im genauesten
Zusammenhange mit dem großen Uebergewicht der bildenden
Lebensthätigkeit). Von den in den Darmkanal sich ergießen-
den Aussonderungen scheinen die Speichelwerkzeuge, deren
Ergießungen hauptsächlich durch Bewegung der Kau- und
Schlingewerkzeuge rege werden, noch ganz zu ruhen. Mehr
ist hingegen die Leber, in wiefern sie zur Decarbonisirung
des Blutes beiträgt, in Thätigkeit gesetzt, ja man findet sie
mit der Entwickelung der Lungen gerade im umgekehrten
Verhältniß, d. i. äußerst groß und blutreich. Demungeach-
tet ist die abgesonderte Galle dünner und schleimiger als spä-
terhin. -- Was die Nieren betrifft, so sind sie im Fetus
noch in mehrere Abtheilungen getrennt, nicht völlig entwi-
ckelt, und ohne bedeutende Absonderung; wenigstens entleert
der Fetus noch keinen Harn, und der wenige in der Blase
befindliche Urin ist wäßerig, enthält keine Phosphorsäure, wohl
aber etwas Benzoesäure. -- Ferner die Haut betreffend, so
wirkt sie ebenfalls dekarbonisirend theils durch die kohlen-
stoffige Natur ihrer Produktionen, wie des stärkern Kopfhaars
welches fast wie das im Ei sich entwickelnde Haar und Ge-
fieder der Thiere, in der Regel dunkelfarbig ist, theils durch
die Ablagerung von Fett. -- Endlich ist aber physiolo-
gisch vorzüglich bemerkenswerth, daß die der individuellen
Körperbildung am stärksten entgegengesetzten Geschlechts-
organe
jetzt noch gar keine besondere Funktion ausüben.

§. 740.

4) Die animalen Verrichtungen. Diese Seite
ist es nun, welche im Fetus am allerwenigsten entwickelt ist

wie er uͤberhaupt (was doch unlaͤugbar iſt) Oxygen ent-
halten koͤnne.

§. 739.

Eben ſo wie aber die Athmung noch im geringeren Um-
fange und von geringerer Energie erſcheint, ſind auch die
Se- und Exkretionen von geringerer Thaͤtigkeit, und ſaͤmmt-
lich von der Art, daß die ausgeſchiedenen Stoffe doch ſtets
innerhalb der Graͤnzen des Fetuskoͤrpers verweilen. (Dieſes
ſchwaͤchere Hervortreten der der individuellen Reproduktion
entgegengeſetzten ausſcheidenden Seite, ſteht aber im genaueſten
Zuſammenhange mit dem großen Uebergewicht der bildenden
Lebensthaͤtigkeit). Von den in den Darmkanal ſich ergießen-
den Ausſonderungen ſcheinen die Speichelwerkzeuge, deren
Ergießungen hauptſaͤchlich durch Bewegung der Kau- und
Schlingewerkzeuge rege werden, noch ganz zu ruhen. Mehr
iſt hingegen die Leber, in wiefern ſie zur Decarboniſirung
des Blutes beitraͤgt, in Thaͤtigkeit geſetzt, ja man findet ſie
mit der Entwickelung der Lungen gerade im umgekehrten
Verhaͤltniß, d. i. aͤußerſt groß und blutreich. Demungeach-
tet iſt die abgeſonderte Galle duͤnner und ſchleimiger als ſpaͤ-
terhin. — Was die Nieren betrifft, ſo ſind ſie im Fetus
noch in mehrere Abtheilungen getrennt, nicht voͤllig entwi-
ckelt, und ohne bedeutende Abſonderung; wenigſtens entleert
der Fetus noch keinen Harn, und der wenige in der Blaſe
befindliche Urin iſt waͤßerig, enthaͤlt keine Phosphorſaͤure, wohl
aber etwas Benzoeſaͤure. — Ferner die Haut betreffend, ſo
wirkt ſie ebenfalls dekarboniſirend theils durch die kohlen-
ſtoffige Natur ihrer Produktionen, wie des ſtaͤrkern Kopfhaars
welches faſt wie das im Ei ſich entwickelnde Haar und Ge-
fieder der Thiere, in der Regel dunkelfarbig iſt, theils durch
die Ablagerung von Fett. — Endlich iſt aber phyſiolo-
giſch vorzuͤglich bemerkenswerth, daß die der individuellen
Koͤrperbildung am ſtaͤrkſten entgegengeſetzten Geſchlechts-
organe
jetzt noch gar keine beſondere Funktion ausuͤben.

§. 740.

4) Die animalen Verrichtungen. Dieſe Seite
iſt es nun, welche im Fetus am allerwenigſten entwickelt iſt

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[60/0082] wie er uͤberhaupt (was doch unlaͤugbar iſt) Oxygen ent- halten koͤnne. §. 739. Eben ſo wie aber die Athmung noch im geringeren Um- fange und von geringerer Energie erſcheint, ſind auch die Se- und Exkretionen von geringerer Thaͤtigkeit, und ſaͤmmt- lich von der Art, daß die ausgeſchiedenen Stoffe doch ſtets innerhalb der Graͤnzen des Fetuskoͤrpers verweilen. (Dieſes ſchwaͤchere Hervortreten der der individuellen Reproduktion entgegengeſetzten ausſcheidenden Seite, ſteht aber im genaueſten Zuſammenhange mit dem großen Uebergewicht der bildenden Lebensthaͤtigkeit). Von den in den Darmkanal ſich ergießen- den Ausſonderungen ſcheinen die Speichelwerkzeuge, deren Ergießungen hauptſaͤchlich durch Bewegung der Kau- und Schlingewerkzeuge rege werden, noch ganz zu ruhen. Mehr iſt hingegen die Leber, in wiefern ſie zur Decarboniſirung des Blutes beitraͤgt, in Thaͤtigkeit geſetzt, ja man findet ſie mit der Entwickelung der Lungen gerade im umgekehrten Verhaͤltniß, d. i. aͤußerſt groß und blutreich. Demungeach- tet iſt die abgeſonderte Galle duͤnner und ſchleimiger als ſpaͤ- terhin. — Was die Nieren betrifft, ſo ſind ſie im Fetus noch in mehrere Abtheilungen getrennt, nicht voͤllig entwi- ckelt, und ohne bedeutende Abſonderung; wenigſtens entleert der Fetus noch keinen Harn, und der wenige in der Blaſe befindliche Urin iſt waͤßerig, enthaͤlt keine Phosphorſaͤure, wohl aber etwas Benzoeſaͤure. — Ferner die Haut betreffend, ſo wirkt ſie ebenfalls dekarboniſirend theils durch die kohlen- ſtoffige Natur ihrer Produktionen, wie des ſtaͤrkern Kopfhaars welches faſt wie das im Ei ſich entwickelnde Haar und Ge- fieder der Thiere, in der Regel dunkelfarbig iſt, theils durch die Ablagerung von Fett. — Endlich iſt aber phyſiolo- giſch vorzuͤglich bemerkenswerth, daß die der individuellen Koͤrperbildung am ſtaͤrkſten entgegengeſetzten Geſchlechts- organe jetzt noch gar keine beſondere Funktion ausuͤben. §. 740. 4) Die animalen Verrichtungen. Dieſe Seite iſt es nun, welche im Fetus am allerwenigſten entwickelt iſt

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/82>, abgerufen am 27.04.2024.